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Das Sein und das Nichts

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Datei:Jean Paul Sartre.jpg

Das Sein und das Nichts (L'être et le néant - 1943 (EN)) ist das philosophische Hauptwerk von Jean-Paul Sartre, in dessem Zentrum die Frage nach der ontologischen Begründung der Freiheit steht. [1] Das Sein und das Nichts zählt sicherlich mit dem Werk von Martin Heidegger, Sein und Zeit, sowie Merleau-Pontys Phänomenologie der Wahrnehmung, zu den großen philosophischen Werken des 20.Jahrhunderts. Mit seiner berühmten phänomenologischen Analyse des Blicks zeigt er die Bedeutung der Anderen für das eigene Selbst auf, die eigentümlich im Kontrast zu den berühmten Aussagen, wie Verurteilung zur Freiheit und die Bestimmung zur eigenen Verantwortung als existentielles Schicksals, stehen. Diese Äußerungen sind der Ausgangspunkt für eine kurzsichtige Rezeption gewesen, die in weiten Kreisen der Annahme Vorschub leistete, der Existenzialismus habe ein grundsätzlich hedonistisches Leben zum Ziel.

Trotz seiner enormen Verbreitung und hohem Bekanntheitsgrad, der sicherlich auf die Modeströmung des Existentialismus nach dem zweiten Weltkrieg zurückzuführen war, handelt es sich bei dem Das Sein und das Nicht um ein streng fachphilosophisches Werk, dessen wissenschaftlicher Anspruch sich bereits in der komplexen Einleitung zeigt. Deren Lektüre ist für das Verständnis des gesamten Werkes notwendig, da Sartre hier die Grundelemente seiner phänomenologischen Ontologie ausarbeitet.


Thematik des Werkes

Grundprobleme einer Ontologie der Freiheit

Methodisches Vorgehen in der EN

Siehe hierzu insbesondere: Phänomenologie

Sartres methodisches Vorgehen steht zwar auf dem Boden der Phänomenologie Husserls, geht aber stärker auf den intentionalen Bezug des Bewustseins ein und wird als regressive Analyse bezeichnet. Diese unterscheidet sich vom herkömmlichen Weg der phänomenologischen Reduktion Husserls dadurch, dass Husserl in dieser Reduktion die Erkenntnisse der sogenannte natürliche Einstellung auf ein transzendentales Bewußtsein zurückführt und die Inhalte dieser Erkenntnis als Korrelate eben dieses Bewußtseins versteht. In der regressiven Analyse wird darüber hinaus nach den Seinsbedingungen eben jener Phänomene des Bewußtseins gefragt. An einem Beispiel das Sartre selber in der EN(91) gibt, soll dieses komplexe System erläutert werden.[2]

In Kapitel 2(EN91) beschreibt Sartre das Phänomen der Unaufrichtigkeit, in einigen Übersetzungen auch als Selbstlüge bezeichnet. Dieses Phänomen wird zunächst in phänomenologischer Hinsicht beschrieben (Deskription). Zunächts wird das einfachere, zugrundeliegende Phänomen beschrieben - die Lüge. Bei dieser Beschreibung fallen folgende Aspekte auf:

In der Lüge gibt es

  • einen Lügner
  • einen Belogenen
  • den Gegenstand der Lüge - die Wahrheit bzw. vermeintliche Wahrheit.

Diese drei Strukturmomente sind für die Lüge notwendig. Der Lügner belügt den Belogenen über eine Wahrheit, die der Lügner kennt und der Belogene nicht kennen darf. Dieser hält die Lüge für die Wahrheit. Nun verlangt das Phänomen der Selbstlüge aber ein Struktur, die diese Aspekte in einer einzigen Person vereinigt. Dies führt zu der Frage, wie kann denn der Lügner selbst der Belogene sein, da jener doch die Wahrheit kennt, die er dem anderen vorenthält. Sartres Frage berührt diese Struktur. Wenn es die Selbstlüge gibt, und dass es sie gibt, davon geht Sartre hier aus, wenn es also möglich ist, uns selbst zu belügen, was muss dann der Mensch in seinem Sein sein, dass es diese Möglichkeit gibt.

Das Phänomen der Selbstlüge wird natürlich auch in anderen philosophischen und psychologischen Konzepten erläutert; man vergleiche hier nur die Abwehrmechanismen der Spaltung und Verdrängung in der Theorie der Psychoanalyse. Der Unterschied zu diesen Konzepten besteht in der grundsätzlichen Fragestellung einer phänomenologischen Ontologie im Sinne Sartres, die den Anspruch erhebt, auch für diese Theorien eine Erklärung für die grundsätzlichen Möglichkeitsbedingungen solcher Phänomene wie Spaltung oder Verdrängung zu bieten.

Ideengeschichtliche Verortung des Werkes

Aufbau des Werkes

Einleitung: Auf der Suche nach dem Sein

Das Problem des Nichts

In Sartres phänomenologischen Ontologie, wird das Nichts als konstitutives Moment menschlichen Seins begriffen.

Das Für-sich

Das Für-andere

Haben, Machen und Sein

Grundbegriffe der EN

Phänomen

präreflexives cogito

Unwahrhaftigkeit

Das Für-sich-sein

Das An-sich-sein

Das Für-andere-sein

Freiheit

Wirkungsgeschichte der EN

Kritik

Literatur

Deutsche Ausgabe

Jean Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Hamburg 1993, 10. Aufl. ISBN 3499133164

Einführungen

  • Thomas Blech: Bildung als Ereignis des Fremden. Freiheit und Geschichtlichkeit bei Jean-Paul Sartre, Tectum Verlag, Marburg 2001 (Zugl: Köln, Univ. Diss. 2001)
  • Bernard-Henri Lévy: Sartre. Der Philosoph des 20. Jahrhunderts. Hanser, München 2002
  • Traugott König (Hg.): Sartre-Lesebuch. Den Menschen erfinden. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986.
  • Arthur C. Danto: Jean Paul Sartre. Steidl-Verlag, Göttingen 1992.
  • Martin Suhr: Sartre zur Einführung. 2.Auflage, Junius, Hamburg 2004 ISBN 3885063948
  • Ferdinand Fellmann: Phänomenologie. Hamburg 2006 ISBN 3-88506-616-5

Spezielle Literatur

Einzelnachweise

  • „EN“ steht im Text für den französischen Orginaltitel "L`être et l`néant". Die Ziffer im Anschluss bezieht sich auf die Seitenangabe der deutschen Ausgabe.
  1. Vgl. Bernhard Waldenfels: Phänomenologie in Frankreich. S.79. Frankfurt 1987
  2. Vgl. Wolfgang Jahnke: Existenzphilosophie. Berlin 1982