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Zita von Bourbon-Parma

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Zita von Bourbon-Parma (* 9. April 1892 in Villa delle Pianore, Italien; † 14. März 1989 in Zizers, Schweiz) war 1916 bis 1918 die letzte Kaiserin Österreichs und Königin von Ungarn.

Abstammung; Familiäres

Sie entstammte einer in vieler Hinsicht eindrucksvollen Familie. Zitas Vater, Robert von Parma war von der piemontesischen Armee vertrieben worden und fand zusammen mit seiner zweiten Frau Maria Antonia von Braganza in Schwarzau Zuflucht. Hier, im niederösterreichischen Schwarzau lernte Zita Karl (den späteren Kaiser Karl I. (Österreich-Ungarn)), lernen und wurde seine Jugendgespielin.

Im Juni 1911 folgt in Pianore bei Lucca die Verlobung und kurz darauf im Oktober des gleichen Jahres die Hochzeit (Schloss Schwarzau). Unter den zahlreichen Gästen waren auch der österreichische Kaiser Franz Joseph I., der die Festrede hielt, und der Thronfolger Franz Ferdinand. Die junge Erzherzogin besaß nicht nur Energie und Zähigkeit, sondern auch eine außerordentlich schöne Erscheinung. Zitas erstes Auftreten in der habsburgischen Hauptstadt Wien wurde ein großer Erfolg. In den Herzen des österreichischen Volkes hätte sie sich sicher einen hervorragenden Platz sichern können. Das Schicksal wollte es aber anders. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der Thronbesteigung Karls wird sie, nachdem der sogenannte Sixtus-Brief Karls an den französischen Ministerpräsident veröffentlicht wird, durch die deutschnationale österreichische Propaganda als »italienische Verräterin« und Karl als ein »den hohen Frauen welscher Abkunft ausgelieferter Pantoffelheld« hingestellt. Als nach dem Verzicht Karls auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte auch ihr Abdankungsdokumente vorgelegt werden, sagt sie nur:

Niemals! Ein Herrscher kann seine Herrscherrechte verlieren. Das ist dann Gewalt, die eine Anerkennung ausschließt. Abdanken nie - lieber falle ich hier an Ort und Stelle mit dir - dann wird eben Otto kommen und selbst, wenn wir alle fallen sollten - noch gibt es andere Habsburger.

Sie ermuntert Karl, nicht aufzugeben und unterstützt ihn bei seinen Restaurationsversuchen, denn sie betrachtet die Wiedererlangung des Thrones als eine von Gott auferlegte Pflicht. Nach dem Tod Karls im Exil muss sich die nunmehr 30jährige Witwe alleine um ihre sieben Kinder (das achte Kind wird zwei Monate nach dem Tod Karls geboren) sorgen.

In den turbulenten Zeiten des 2. Weltkriegs lebt sie in Kanada und anschliessend in den Vereinigten Staaten, wo sie um ein besseres Verständnis für ihre Heimat warb. Nach Kriegsende organisiert sie gemeinsam mit Ihrer Familie Care-Paket-Aktionen. Ihre letzten Jahre verbringt sie in der Schweiz. 1982 erlaubt ihr die Republik Österreich, auch ohne Verzichtserklärung in ihre Heimat einzureisen. Nach ihrem Tod in Zizers wird sie in der Kapuzinergruft in Wien feierlich beigesetzt.

Nachkommen

Am 21. Oktober 1911 heiratete Zita in Schwarzau am Steinfeld (Niederösterreich) Karl I. (Österreich-Ungarn), mit dem sie acht Kinder hatte.

  • Otto von Habsburg (* 1912)
  • Adelheid (1914-1971)
  • Robert (1915-1996)
  • Felix (* 1916)
  • Karl Ludwig (* 1918)
  • Rudolf (* 1919)
  • Charlotte (1921-1989)
  • Elisabeth (1922-1993)

Biographischer Abriss (NOCH in WIKIFIZIERUNG)

  • 1892 9. Mai: Zita von Bourbon-Parma wird als Tochter des letzten regierenden Herzogs von Parma, Robert und seiner zweiten Frau, Antonia von Braganza in der Villa delle Pianore in Italien geboren.
  • 1903-1908 Schulzeit im Salesianerinen-Konvikt in Zangberg, Oberbayern.
  • 1911
    • 13. Juni: Verlobung mit Karl von Habsburg (Karl I. von Österreich).
    • 21. Oktober: Hochzeit mit Karl auf Schloss Schwarzau, Österreich.
  • 1911-1912 Karl als Offizier in Brandeis, Böhmen und in Galizien.
  • 1912 20. November: Geburt ihres ersten Sohnes, des Erzherzogs Otto in der Villa Wartholz.
  • 1913 Umzug ins Schloss Hetzendorf in Wien-Hietzing.
  • 1914 3. Januar: Geburt der Erzherzogin Adelhaid.
  • 28. Juni: der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wird in Sarajevo ermordet. Karl wird Thronfolger von Kaiser Franz Joseph I.
    • August: Ausbruch des 1. Weltkriegs; Karl wird dem Armeekommando in Teschen zugeteilt und bricht an die Front auf. Zita übersiedelt nach Schloss Schönbrunn. Hier wird sie vom vereinsamten Kaiser Franz Joseph aufgenommen.
  • 1915 8. Februar: Geburt von Erzherzog Robert.
  • 1916
    • 31. Mai: Geburt von Erzherzog Felix.
    • 21. November: Kaiser Franz Joseph stirbt. Karl wird Kaiser von Österreich (Karl I.) und König von Ungarn (Karl IV.). Zita wird Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
    • 23. Dezember: Krönung in Budapest zur Königin von Ungarn. Zita spielt fortan eine bedeutende politische Rolle. Sie beeinflusst Karl entscheidend, indem sie seine oft schwankende Willenskraft festigt.
  • 1917 Frühjahr: Um einen Zusammenbruch des Vielvölkerstaates zu verhindern, wird der Versuch unternommen einen Friedenschluss mit den Ententemächten auszuhandeln.
  • 1918
    • 10. März: Geburt von Erzherzog Karl Ludwig.
    • 11. November: Trotz Zitas Bedenken verzichtet Karl auf »jeden Anteil an den Staatsgeschäften«, dankt aber nicht ab.
    • Die kaiserliche Familie verlässt Schloss Schönbrunn und zieht sich auf Schloss Eckartsau in Marchfeld bei Wien zurück.
    • 12. November: Ausrufung der Republik Deutschösterreich durch die provisorische Nationalversammlung.
  • 1919
    • 24. März: Exil in der Schweiz. Zuerst Aufenthalt auf Schloss Wartegg bei der Herzogin von Parma, danach Übersiedlung nach Prangins am Genfersee. Zita betrachtet die Wiedererlangung des Throns als eine von Gott auferlegte Pflicht und ermuntert Karl, nicht aufzugeben.
    • 3. April: "Habsburgergesetz". Landesverweisung aller Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen, die auf Ihre Thronansprüche nicht ausdrücklich verzichteten, und Beschlagnahme Ihres Vermögens.
    • 5. September: Geburt von Erzherzog Rudolf.
  • 1921
    • 1. März: Geburt der Erzherzogin Charlotte.
    • März/April: Erster Restaurationsversuch Karls scheitert. Rückkehr in die Schweiz.
    • Oktober: Auch der zweite Restaurationsversuch Karls (diesmal in Begleitung von Zita) misslingt.
    • November: Verbannung des Kaiserpaares durch die Ententemächte auf die Insel Madeira.
  • 1922
    • Februar: Zitas und Karls Kinder auch in Madeira.
    • 1. April: Kaiser Karl stirbt an den Folgen einer Lungenentzündung. Zita wird Witwe und gleichzeitig Vormund für den neuen Thronprätendenten Otto.
    • Mai: Übersiedlung nach Spanien.
    • 31. Mai: Geburt der Erzherzogin Elisabeth. Übersiedlung in die Villa Uribarren in Lequeitio im Baskenland.
  • 1922-1929

Zita widmet sich der Erziehung Ihrer Kinder.

  • 1929 Übersiedlung nach Belgien (Schloss Ham bei Brüssel).
  • 1930 20. November: Volljährigkeit Ottos von Habsburg. Beginn seines Universitätsstudiums in Löwen.
  • 1935 Verhandlungen zwischen Otto und der Schuschnigg-Regierung über die Aufhebung der Habsburgergesetze und die Wiedereinrichtung der Monarchie. Die Habsburgergesetze von 1919 werden von Kanzler Kurt von Schuschnigg teilweise aufgehoben.
  • 1938 13. März: Hitler-Deutschland annektiert Österreich. Alle Restaurationsaussichten werden zunichte gemacht.
  • 1940
    • Mai: Deutscher Überfall auf Belgien und Frankreich. Zita flieht mit Ihrer Familie über Dünkirchen, Paris und Bordeaux nach Spanien und später nach Portugal.
    • Juli: Die Habsburger fliegen nach USA. Während Zita und Ihre jüngeren Kinder sich in Québec (Kanada) niederlassen, zieht der Rest der Familie in die USA. Otto etabliert sich in New York. Zita trifft sich drei mal mit Präsident Roosevelt.
  • 1945 Österreich von den Alliierten befreit.
  • 1949 Eröffnung des - seit 1928 laufenden - Seligsprechungsprozesses für Kaiser Karl. Zita reist mehrmals nach Europa, um Dokumentationen zu sammeln.
  • 1951 Otto von Habsburg heiratet in Nancy Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen (5 Töchter, 2 Söhne).
  • 1953 Rückkehr Zitas in Europa. Sie lässt sich in Luxemburg bei ihrem Bruder Felix nieder.
  • 1955 Erneutes Inkrafttreten der Habsburger Gesetze von 1919.
  • 1961 31. Mai: Verzichtserklärung Otto von Habsburgs auf seine persönliche Thronrechte.
  • 1962 Zita lässt sich im St.-Johannes-Stift in Zizers, in der Schweiz, nieder, um in der Nähe Ihrer Kinder und zahlreichen Enkel zu sein.
  • 1966 Nach einem zu seinen Gunsten ausgefallenen Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts kehrt Otto von Habsburg zum ersten Mal nach Österreich zurück.
  • 1982 Unter Vermittlung des spanischen Königs Juan Carlos gestattet die österreichische Bundesregierung Zita auch ohne Verzichtserklärung die Rückkehr nach Österreich. Die neunzigjährige Zita kehrt nach dreiundsechzigjährigen Exil in das Land zurück.
  • 1989
    • 14. März: Die letzte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn stirbt in Alter von knapp siebenundneunzig Jahren in der Schweiz.
    • 1. April: Feierliche Beisetzung in der Kapuzinergruft in Wien

Ihr Herz wird im Kloster Muri in der Schweiz beigesetzt.

Bibliographie

  • Andics, H.: Die Frauen der Habsburger. Wien 1985.
  • Balsano, J.: Les Bourbons de Parme. Biarritz 1966.
  • Brook-Shepherd, G.: Anschluss. The Rape of Austria. London 1962.
  • Brook-Shepherd, G.: Um Krone und reich. Die Tragödie des letzten Habsburgerkaisers. Wien, München, Zürich 1968.
  • Brook-Shepherd, G.: Zita. Die letzte Kaiserin. Wien 1993.
  • Cordfunke, E. H. P: Zita. Kaiserin von Österreich. Königin von Ungarn. Wien, Köln, Graz 1986.
  • Feigl, E.: Kaiserin Zita. Kronzeugin eines Jahrhunderts. Wien, München 1989.
  • Feigl, E.: Zita. Kaiserin und Königin. Wien, München 1991.
  • Gehrig, E.: Umjubelt. Verkannt. Verbannt: Kaiserin und Königin Zita. Wels 1962.
  • Griesser-Pecar, T.: Zita. Die Wahrheit über Europas letzte Kaiserin. Bergisch-Gladbach 199?.
  • Harding, B.: Crépuscule impérial. Histoire de Charles et Zita d'Autriche-Hongrie. Brüssel 1947.
  • Hoor, E.: Österreich 1918-1938. Staat ohne Nation, Republik ohne Republikaner. Wien 1966.
  • Werkmann, H., Frh. von: Der Tote auf Madeira. München 1923.

Literatur

  • Crankshaw, E.: Der Niedergang des Hauses Habsburg. Wien 1971.
  • Praschl-Bichler G.: Das Familienalbum von Kaiser Karl und Kaiserin Zita. Wien 1996.

Kurzbeschreibung: »Der Anlaß das Familienalbum von Kaiser Karl und Kaiserin Zita im Jahr 1996 zu veröffentlichen, ist ein Jubiläum: Zum 80. Mal jährt sich der Tag, an dem Erzherzog Karl neuer Herrscher der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde. das Buch versteht sich als Ergänzung zur persönlichen und beruflichen Geschichte und will an Hand der Bilder und Stammtafeln das kurze und intensive Leben des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn dokumentieren.« 

  • Reifenscheid, R.: Die Habsburger in Lebensbilder. Von Rudolf I. bis Karl I. Graz, Wien, Köln 1982.

Kurzbeschreibung: »Über einen Zeitraum von 650 Jahren zeichnet diese Sammlung von Kurzbiographien regierender Habsburger die Geschichte eines Hauses nach, das wie keine andere europäische Dynastie die Entwicklung des Abendlandes gestaltet hat... Ein Lesebuch österreichischer und europäischer Geschichte.« 

  • Sévillia, J.: Zita. Kaiserin ohne Thron. Düsseldorf, Zürich 1998.

Kurzbeschreibung: »Jean Sévillia schildert nicht nur das Leben Zitas, der letzten Kaiserin von Österreich-Ungarn, sondern zugleich auch ein Jahrhundert Zeitgeschichte: vom Ende des österreichisch-ungarischen Habsburgerreichs bis zu den politischen und sozialen Umbrüchen des ausgehenden 20. Jahrhunderts.«