John Christie (Serienmörder)
John Halliday Reginald Christie (* 8. April 1898 in Yorkshire; † 15. Juli 1953) war ein britischer Serienmörder mit nekrophilen Neigungen, der in den 1940er und 1950er Jahren für mehrere Morde an Frauen verantwortlich zeichnete. Die Anzahl seiner Taten ist umstritten. Zu seinen Opfern zählten Geliebte, Prostituierte, Mieterinnen von Wohnungen in seinem Haus und schließlich seine eigene Ehefrau. Christie wurde 1953 verurteilt und hingerichtet.
Leben
John Christie erlebte eine strenge und lieblose Kindheit. Als fünftes Kind mit vier Schwestern fand er wenig Zuneigung bei seinem Vater, wurde aber indes von seiner Mutter geradezu „verzärtelt”, was mutmaßlich ein verzerrtes Frauenbild bei Christie initiierte. Er entwickelte früh eine chronische Hypochondrie, um Beachtung zu finden, galt bei anderen Jugendlichen aber als Weichling. Der weitere Werdegang von John Christie als Erwachsener war zunächst bieder und konservativ. 1920 heiratete er Ethel Simpson Waddington. Christie führte das Leben eines durchschnittlichen, unauffälligen und konservativen Mannes; stets bemüht, als der freundliche Reihenhausbewohner von nebenan zu erscheinen. Im Jahr 1934 hatte Christie einen schweren Unfall, bei dem er erhebliche Verletzungen davon trug. Erstmals kriminell auffällig wurde er, als er als Postangestellter einen Geldbrief unterschlug und zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt wurde.
1938 zog Christie mit seiner Ehefrau Ethel in das Erdgeschoss einer Reihenhauswohnung in der Rillington Place Nr.10 im Londoner Stadtteil Notting Hill. In der Folgezeit und in den Kriegswirren der 1940er wurde es scheinbar ruhig um John Christie. 1952 kündigte er den Mietvertrag seiner Wohnung und zog im Frühjahr 1953 aus. Der Nachfolgemieter Beresford Brown begann die Wohnung zu renovieren und entdeckte hinter der Küchenzeile eine eingemauerte nackte Frauenleiche. Brown verständigte die Polizei, welche am 24 März 1953 drei weitere eingemauerte Frauenleichen in den Wänden der Küche fand, sowie unter dem Fußboden des Wohnzimmers noch eine zusätzliche Leiche: John Christies eigene Ehefrau Ethel. Bei den drei Frauen in der Küche handelte es sich um die zerstückelten Überreste der Prostituierten Hectorina MacLennan, Kathleen Maloney und Rita Nelson, die im Verlauf der 1950er innerhalb kurzer Zeit verschwanden. Im Garten der Wohnung Rillington Place Nr.10 und auf dem umliegenden Gelände fanden sich in den folgenden Tagen weitere menschliche Skelettteile. Die Autopsie ergab, dass es sich wohl um die Überreste der Österreicherin Ruth Fürst, die seit 1943 als vermisst galt und ihrer befreundeten Arbeitskollegin Muriel Eady handeln musste, welche seit Herbst 1944 vermisst wurde.
Überdies wurden weitere Körperteile und Schamhaare entdeckt, die keiner der identifizierten Frauenleichen zuzuorden waren. Mutmaßlich stammten die Rudimente von weiteren Opfern Christies, die nie identifiziert werden konnten. Alle Frauen sind mit Leuchtgas betäubt und anschließend stranguliert worden. Im Anschluss sind die Leichen sexuell missbraucht worden.
John Christie wurde am 31. März 1953 festgenommen. Gleich bei seiner Festnahme legte er ein Geständnis ab. Die Verteidigung plädierte zunächst auf Unzurechnungsfähigkeit, jedoch befand der Gerichtshof im Londoner Old Bailey am 25. Juni 1953 den „Frauenwürger von London” und „Massenmörder von Notting Hill” für schuldig und verurteilte Christie zum Tode.
John Reginald Christie wurde am 15. Juli 1953 im Londoner Zuchthaus Pentonville durch Englands „Chief Executioner“ Albert Pierrepoint am Galgen erhängt.
Anmerkungen
Für zwei von Christie begangene Morde wurde 1950 ein Unschuldiger gehängt: Der Lastwagenfahrer Timothy Evans, der in demselben Haus wie Christie wohnte, soll im November 1949 seine Frau Beryl und seine Tochter Geraldine ermordet haben. Als Hauptbelastungszeuge in der Gerichtsverhandlung gegen Evans sagte Christie selbst aus. Timothy Evans wurde erst 1966 posthum von der englischen Regierung rehabilitiert.
Der Umstand, dass der Mord an seiner schwangeren Nachbarin - angeblich eine misslungene Abtreibung - zunächst deren Ehemann angelastet wurde, wofür dieser später auch gehängt wurde, später aber Christie zugeschrieben wurde, trug in den 1960er-Jahren dazu bei, in Großbritannien die Todesstrafe abzuschaffen und Schwangerschaftsabbruch zu legalisieren.
Der 1971 erschienene Film 10 Rillington Place basiert auf der Geschichte der Morde. Regie führte Richard Fleischer, der zuvor bereits die Geschichte des Boston Stranglers filmisch adaptiert hatte; Richard Attenborough spielte die Hauptrolle des John Christie.
Im weltberühmten Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud in London erfreut sich die nachgebildete Horrorküche von John Christie bis heute großer Beliebtheit bei den Besuchern.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Christie, John Reginald Halliday |
ALTERNATIVNAMEN | John Christie |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Serienmörder mit nekrophilen Neigungen in der 1940er- und 1950er-Jahren |
GEBURTSDATUM | April 1898 |
GEBURTSORT | Yorkshire |
STERBEDATUM | 1953 |
STERBEORT | London Borough of Islington |