Erdbeben im Indischen Ozean 2004
Das Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 erreichte um 1.58 Uhr MEZ (7.58 Uhr Lokalzeit in West-Indonesien und Thailand) eine Stärke von 9,0 auf der Richterskala mit Epizentrum vor der Küste Sumatras und verursachte durch seine Flutwellen verheerende Schäden in den Küstenregionen im Golf von Bengalen, Südasien, Südostasien .

Stärke


Das Beben vor Sumatra gehört mit einer Stärke von 9,0 auf der Richter-Skala zu den fünf stärksten aufgezeichneten Beben in der Geschichte (stärkstes: 1960 in Chile (9,5) [1]). Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines bei den Nikobaren mit einer Stärke von 7,3.
Die Seebeben, bei denen sich laut Angaben der BBC der Meeresboden auf einer Länge von 1000 Kilometern um 10 bis 30 Meter nach oben bewegt hatte, lösten Flutwellen (Tsunamis) aus, welche die Küsten überschwemmten. Die Höhe der Flutwellen hängt stark von der jeweiligen Küstenbeschaffenheit ab. Die Quellenangaben über ihre maximale Höhe pendeln zwischen 6 und 10 Metern. Tsunamis können Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometern pro Stunde erreichen.
Experten kritisierten, dass es im Indischen Ozean kein Warnsystem wie im Pazifischen Ozean gibt. Ihren Angaben zu Folge hätten mit einem solchen Warnsystem einige Tausend Menschen gerettet werden können.
Verlauf des Bebens
Stärke | Datum | Zeit (MEZ) | Länge | Breite | Tiefe | Region |
---|---|---|---|---|---|---|
6.3 | 26.12.2004 | 12:05:01 | 13.542°N | 92.877°E | 10.0 | Andamanen |
6.2 | 26.12.2004 | 11:19:30 | 13.455°N | 92.791°E | 10.0 | Andamanen |
6.5 | 26.12.2004 | 10:20:01 | 8.867°N | 92.382°E | 10.0 | Nikobaren |
5.8 | 26.12.2004 | 08:38:25 | 13.119°N | 93.051°E | 10.0 | Andamanen |
5.7 | 26.12.2004 | 08:07:10 | 10.336°N | 93.756°E | 10.0 | Andamanen |
5.7 | 26.12.2004 | 07:21:58 | 10.623°N | 92.323°E | 10.0 | Andamanen |
7.3 | 26.12.2004 | 05:21:26 | 6.901°N | 92.952°E | 10.0 | Nikobaren |
6.1 | 26.12.2004 | 04:08:42 | 13.808°N | 92.974°E | 10.0 | Andamanen |
6.0 | 26.12.2004 | 03:51:59 | 12.511°N | 92.592°E | 10.0 | Andamanen |
5.8 | 26.12.2004 | 03:36:06 | 12.139°N | 93.011°E | 10.0 | Andamanen |
6.0 | 26.12.2004 | 03:22:02 | 8.838°N | 92.532°E | 10.0 | Andamanen |
5.8 | 26.12.2004 | 03:15:58 | 12.375°N | 92.509°E | 10.0 | Andamanen |
5.9 | 26.12.2004 | 02:48:47 | 5.393°N | 94.423°E | 10.0 | Nordsumatra, Indonesien |
8.9 | 26.12.2004 | 01:58:51 | 3.298°N | 95.779°E | 10.0 | vor der Westküste von Nordsumatra |
Quelle: USGS
Anmerkung: Am 23.12.2004 fand ein von der Öffentlichkeit kaum beachtetes Erdbeben der Stärke 8.1 bei den Macquarieinsel (südlich Neuseelands) statt.
Todesopfer und Zerstörungen
In den Anrainerstaaten wurden Todesopfer und Zerstörungen wie folgt vermeldet: Insgesamt sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP knapp 12.500 Menschen ums Leben gekommen sein; tausende werden noch vermisst. Über 50.000 Menschen sind verletzt und mindestens eine Million obdachlos.
Bangladesch
In Bangladesch ertranken mindestens zwei Kinder, nachdem ein Boot in stürmischer See gekentert war. Nach Berichten des Roten Halbmondes werden nur relativ geringe Schäden gemeldet, allerdings seien die Telekommunikationsverbindungen abgeschnitten.
Indien
Südostindien ist offenbar neben Sri Lanka und Indonesien das Hauptgebiet des Unglücks. In den südlichen Bundesstaaten und auf den Andamanen und Nikobaren werden mindestens rund 2.300 (Quelle: AP) bis 3.000 (Quelle: Reuters) Tote befürchtet. Allein 1.705 Tote soll es im Bundesstaat Tamil Nadu gegeben haben (Quelle: AP). In Teilen von Madras sollen die Hütten von etwa 2.500 Fischern zerstört worden sein.
Indonesien
In Indonesien, vor dessen Küste das Epizentrum des Bebens lag, werden bisher zwischen mindestens 4.448 (Quelle: AP, laut Behördenangaben) und 4.750 (dpa) Todesopfer angegeben. Besonders die Provinz Aceh ist unzugänglich. Allein auf Sumatra soll es fast 4.200 Tote geben (Quelle: AFP).
Malaysia
Offenbar ist auch die malaysische Urlaubsinsel Penang betroffen, unter den Toten hier sollen auch Ausländer sein. Insgesamt war zunächst von 600 Toten die Rede. Bestätigt sind allerdings erst 42 Tote (Quelle: AP, AFP) und 34 Vermisste.
Malediven
Zwei Drittel der Hauptinsel Malé sollen überflutet sein, der internationale Flughafen der Malediven wurde geschlossen. Einige Atolle sollen vollständig überflutet, die Gebäude ins Meer gespült worden sein. Der Notstand ist ausgerufen. Auf den Malediven gibt es zwischen 15 (AFP) und 32 (AP) Todesopfern.
Myanmar
Über Myanmar liegen kaum Informationen vor. Erste Nachrichten berichten von einer großen Flutwelle, die auf die südliche Küste traf. Laut Reuters starben 10 Personen.
Seychellen
Auch auf den Seychellen soll es zu mindestens 2 Todesopfern gekommen sein.
Somalia und Réunion
Selbst an der afrikanischen Ostküste sind offenbar mindestens 9 Menschen ertrunken (Quelle: AP). Ferner sollen Boote gekentert sein.
Sri Lanka
Sri Lanka scheint von der Naturkastastrophe mit am stärksten betroffen zu sein. Krankenhäuser sind zum Teil nicht mehr in der Lage, Verletzte aufzunehmen. Es wurden vermutlich mehr als 4.500 Menschen getötet (Quelle: AP), viele Menschen gelten allerdings noch als vermisst. Rund eine Million Menschen sind insgesamt betroffen. Der Notstand wurde ausgerufen. Anscheinend ist mehr als die Hälfte der Küste der Insel von den Flutwellen erfasst worden (Quelle: englische Wikipedia).
Ein besonderes Problem scheint sich aus den Minen zu ergeben, die im Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der nach Autonomie strebenden Tamilen-Bewegung am Strand vergraben und nun aus dem Boden herausgespült worden sein sollen.
Thailand
In Thailand ist nach Medienangaben besonders die touristisch erschlossene Küste um Phuket und Phi Phi von den Flutwellen betroffen. Mehrere hundert Tote werden befürchtet (Laut AP mindestens 431 Tote), darunter mindestens 223 im Süden. Unter den Verletzten sollen viele Ausländer sein. Es ist anzunehmen, dass auch unter den Toten Ausländer sind. Von den zunächst vermissten mindestens 100 Tauchern konnten jedoch laut AFP 80 gerettet werden. Es soll etwa 2.500 Verletzte geben.
Es ist ein Krisentelefon in englischer Sprache geschaltet: +66 1155
Reaktion in Europa
Krisenstäbe in Deutschland, Österreich und Schweiz
Das deutsche Auswärtige Amt hat einen Krisenstab eingerichtet, da auch Deutsche von dem Naturereignis betroffen sein können. Die Hotline ist über die Nummer 030-5000 1000 zu erreichen. Es sollen sich etwa 8.000 Deutsche in den betroffenen Gebieten befinden. Es liegen jedoch keine Informationen über verletzte oder getötete deutsche Staatsangehörige vor.
Das österreichische Außenministerium hat ebenfalls einen Krisenstab eingerichtet. Unter der Hotline 0501-150-4411 und 0800-222-666 können und sollen sich Angehörige von Asien-Urlaubern melden.
Das schweizerische Außenministerium hat ebenfalls einen Krisenstab eingerichtet. Unter der Hotline 031 325 33 33 können und sollen sich Angehörige von Asien-Urlaubern melden.
EU hilft
Für die Opfer der Flutwellenkatastrophe stellt die Europäische Kommission drei Millionen Euro bereit. Damit sollen erste lebenswichtige Hilfsgüter finanziert werden. Die EU werde weitere Hilfe leisten, sowie das ganze Ausmaß der Hilfsbedürftigkeit einzuschätzen sei.
Reiseveranstalter sagen Flüge ab
Die deutschen Reiseveranstalter sagten aufgrund der Katastrophe zunächst alle Reisen in die betroffenen Regionen ab. Thomas Cook und TUI prüfen derzeit Evakuierungsmöglichkeiten für rund 4.000 deutsche Touristen in der Region. Viele Flughäfen, wie Phuket (Thailand) und Male (Malediven) sind derzeit geschlossen.
Politische Reaktionen
Europäische Politiker wie die deutschen und französischen Präsidenten, Horst Köhler und Jacques Chirac kondolierten ebenso wie der deutsche Außenminister Joschka Fischer und der russische Präsident Wladimir Putin.
Spendenaufrufe
Hilfsorganisationen in der ganzen Welt riefen zu Spenden auf.
Hilfsaktionen
Das Technische Hilfswerk (THW) ist mit einem Erkundungsteam auf den Weg in die Katastrophengebiet unterwegs.