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Dactylogyrus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kiemenwurm

Dactylogyrus unter dem Mikroskop. (a) Vieraugenpunkte, (b) Halteapparate

Systematik
Unterstamm: Neodermata
Klasse: Hakensaugwürmer (Monogenea)
Unterklasse: Monopisthocotylea (Kiemenwürmer)
Ordnung: Dactylogyridae
Familie: Dactylogyridea
Gattung: Kiemenwurm
Wissenschaftlicher Name
Dactylogyrus
Diesing 1850

Dactylogyrus ist eine homoxene Plattwurm-Gattung aus der Klasse der Hakensaugwürmer (Monogenea).


Er ist ein Ektoparasit (äußerer Parasit) und befällt überwiegend die Kiemen von Fischen. Hier lebt er schmarotzend von Schleim und Blutpartikeln der Kiemen. Charakteristisches Merkmal sind seine am hinteren Ende gelegenen Halteapparate aus einer komplexen Konstruktion (Opisthaptor) verschiedener Haken, Zähne und Klammern. Mittels dieser Halteapparate ist es ihm möglich sich in der Haut oder den Kiemen seines Wirtes zu verankern. Am vorderen Ende des Kopfes von Dactylogyrus befindet sich das vierzipfelige Ende mit einer Mundöffnung, durch die er seine Nahrung bestehend aus Haut oder Blutpartikeln aufnimmt. Bei Gyrodactylus , einer verwandten Art von Dactylogyrus, ist dieses Ende zweizipfelig. Unter dem Mikroskop kann man Dactylogyrus gut an seinen Vieraugenpaaren erkennen. Gyrodactylus fehlen diese Augenpaare.

Dactylogyrus ist ein eierlegender Parasit und kann je nach Art bis zu 2,3 mm groß werden. In der Regel erreichen die meisten Arten eine Größe von etwa 0,5mm bis 1,0 Millimetern. Er gilt somit als eine der größten Gattungen unter den Vielzellern. Die am häufigsten bei einheimischen Fischen auftretende Art ist Gyrodactylus vastator der vornehmlich Cypriniden befällt wie dem Koi. Nach Beendigung der Eiablage sterben adulte Kiemenwürmer ab, deren abgelegte Eier sinken zu Boden und nach maximal 10 Tagen schlüpfen aus diesen Eiern schwimmfähige Wimperlarven die innerhalb von 24 Stunden einen neuen Wirt finden müssen. Larven die nach 24 Stunden keinen Wirt gefunden haben sterben ab. Adulte Kiemenwürmer verenden nach ca. 2 bis 14 Tagen ohne Wirt je nach Art.

Infektion

Kiemenwürmer werden durch Wasserpflanzen auf denen Eier liegen oder neuen Fischbesatz in den Altbestand übertragen. Wildfänge sind so gut wie immer mit Kiemenwürmern behaftet. Bei Aquarienfischen finden sich vorwiegend Kiemenwürmer der Art Monocoelium und Gyrodactylus. Dactylogyrus darf man fast als Dauergast bei Fischen betrachten, wobei einige Fische sogar eine regelrechte Resistenz gegen die verschiedensten Parasiten bilden und der Kiemenwurm hier so gut wie keine Schädigungen hervorruft, da der gesunde Fisch eine Immunabwehr besitzt. Erst durch schwächende Faktoren die stressauslösend wirken kommt es zu einem Massenauftreten. Stressfaktoren sind verschlechterte Wasserparameter, ein Mangel oder Überangebot an Sauerstoff, zu hoher Gehalt an Ammonium, Nitrit oder CO2, sowie ungünstige pH-Werte, falsche Wassertemperatur, fehlende Versteckmöglichkeiten, falsche Artenwahl, oder zu starke Strömung. Unbehandelt endet ein Massenauftreten von Dactylogyrus immer tödlich. Schlechte Haltungsbedingungen und verminderte Hygiene gelten als Hauptursache die einen Ausbruch von Dactylogyrus begünstigen.

Symptome

Bei Dactylogyrus Befall sind die Kiemen verändert. Neben Zerstörungen besonders an der Spitze der Kiemenblättchen fallen starke Wucherungen auf, die oft fadenförmig vorstehen. Dieser Kiemenwurm läßt sich bereits bei geringer Vergrößerung unter einem Mikroskop gut erkennen.

Typische Krankheitszeichen bei befallenen Fischen sind:

Äußere Erkennungsmerkmale

  • augedehnte Hauttrübungen
  • fetzenartige Schleimhautablösungen
  • Dunkelfärbung
  • Kiemen stark rosa gefärbt
  • Kiemen verfärben sich von gelblich-rot bis hin zu weiß-gelb
  • Kiemen werden blaß
  • Abstehende Kiemendeckel
  • ein Kiemendeckel bleibt geschlossen
  • Hornhauttrübungen des Auges
  • begrenzt, gerötete Stellen

Verhalten

  • Würgebewegungen
  • Fische scheuern sich an Gegenständen
  • Schreckhafter als üblich
  • Absondern und versteckt bleiben
  • Apathie
  • Fressunlust oder Verweigerung
  • Fisch liegt auf dem Boden
  • Fisch schnappt nach Sauerstoff an der Oberfläche
  • Kachexie
  • Flossenklemmen, dadurch Taumeln
  • heftiges, schwerfälliges Atmen
  • "Schiessen" durchs Wasser

Innere Merkmale

  • Kiemenblättchen verschleimen

Behandlung

Einer Erhöhung der Temperatur ist bei Kiemenwürmern abzuraten, da die Fische bereits Schwierigkeiten haben Sauerstoff aufzunehmen und diese Prozedur bei höheren Temperaturen noch erschwert wird. Befallene Fische kann man mit Trypaflavin Dauerbädern behandeln. In hartnäckigen Fällen können robuste Aquarienfische auch einem Formalin Kurzbad ausgesetzt werden. Hierzu wird auf 100 Liter Wasser 2,0 bis 2,5 ml 33%iges Formalin zugegeben. Die Behandlungsdauer darf zwanzig Minuten nicht überschreiten. Ein weiteres Medikament ist Moneol das als arzneilich wirksame Bestandteile 74,7 mg Praziquantel, Polyethylenglycol und Propylencarbonat enthält. Moneol kann eine Bakterienblüte auslösen die das Wasser eintrübt und eine Zugabe von Sauerstoff erfordert. Vor diesem Hintergrund sind eine als gesichert geltende Diagnose nur über entsprechende veterinärmedizinische Einrichtungen zu bekommen, die auf Untersuchungen von Fischerkrankungen spezialisiert sind. Tierärzte geben hierzu ebenfalls Auskunft.

Das nachfolgend beschriebene Medikament ist ein rezeptpflichtiges Präparat. Diese sind nur über einen Tierarzt zu erhalten.

Concurat®-L 10% (Wirstoff Levamisol), Wurmmittel – Anthelminthika

Concurat®-L 10% hat eine blockierende Wirkung auf ein Enzym der Muskulatur des Parasiten, wodurch eine Lähmung eintritt und der Parasit abstirbt. Gleichzeitig fördert es aktiv die Immunabwehr des Wirtes. Concurat®-L 10% ist ein glukosehaltiges Präparat und verursacht beim Einsatz in einem Aquarium, eine Verschlechterung der Wasserqualität durch bakterielle Trübung. Vor und nach der Behandlung ist ein 80% Teilwasserwechsel durchzuführen. Reste des Medikaments sind durch eine Filterung über Aktivkohle aus dem Wasser zu entfernen. Da medikamentöser Einsatz eine sauerstoffzehrende Wirkung ausübt, ist während der Behandlung eine zusätzliche Gabe von Sauerstoff sicherzustellen. Bei offenen Verletzungen sollte Concurat®-L 10% nicht zum Einsatz kommen. Wechselwirkungen mit anderen Präparaten ist nicht auszuschließen und daher ist diese Vorgehensweise zu vermeiden. Laut Herkner (1998) werden auf 100 ml Wasser jeweils 3 Gramm Levamisol als Badelösung aufgelöst und die Tiere für mindestens drei Tage darin gehalten.

Arten

  • Dactylogyrus alatus, Linstow
  • Dactylogyrus amphibothrium, Wagener
  • Dactylogyrus anchoratus, Dujardin
  • Dactylogyrus auriculatus, Nordmann
  • Dactylogyrus baueri,
  • Dactylogyrus cordus, Nybelin
  • Dactylogyrus cornu, Linstow
  • Dactylogyrus crassus, Kulwiec
  • Dactylogyrus crucifer, Wagener
  • Dactylogyrus difformis, Wagener
  • Dactylogyros dulkeiti,
  • Dactylogyrus falcatus, Wedl
  • Dactylogyrus fallax, Wagener
  • Dactylogyrus formosus, Kulwiec
  • Dactylogyrus fraternus, Wegener
  • Dactylogyrus hamatus,
  • Dactylogyrus intermedius, Wegener
  • Dactylogyrus macracanthus, Wegener
  • Dactylogyrus minor, Wagener
  • Dactylogyrus minutus, Kulwiec
  • Dactylogyrus nanus, Dogiel et Bychowsky
  • Dactylogyrus parvus, Wegener
  • Dactylogyrus ramulosus, Malewitzkaja
  • Dactylogyrus similis, Wegener
  • Dactylogyrus solidus, Achmerow
  • Dactylogyrus sphyrna, Linstow
  • Dactylogyrus tuba, Linstow
  • Dactylogyrus vastator, Nybelin, (häufigster Vertreter seiner Art)
  • Dactylogyrus wegeneri, Kulwiec

Quellen

  • Amlacher, E. 1992. Taschenbuch der Fischkrankheiten, 6th ed., Gustav Fischer Verlag, Jena Stuttgart
  • Zeitschrift Parasitology Research, Verlag Springer Berlin / Heidelberg, Zur Kenntnis der Gattung Dactylogyrus Diesing 1850 (Monogenoidea), Volume 25, Number 5 / September 1965
  • Zeitschrift Systematic Parasitology, New and known species of Dactylogyrus Diesing, 1850 (Monogenea, Dactylogyridae) from Iranian freshwater cyprinid fishes, Volume 25, Number 3 / Juli 1993
  • Heinz Mehlhorn, Encyclopedic Reference of Parasitology, Biology, Structure, Function, Verlag Springer Berlin Heidelberg, Seite 155, ISBN 978-3-540-66819-0
  • Rudolf Hoffmann: Fischkrankheiten. 2005, ISBN 978-3-8252-8241-7