Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach (* 21. März 1685 in Eisenach; † 28. Juli 1750 in Leipzig) war ein deutscher Komponist des Barock und zu seiner Zeit weithin berühmter Organist und Cembalist. Er gilt heute als einer der größten Tonschöpfer überhaupt, der alle spätere Musik wesentlich mitbeeinflusst hat und dessen Werke im Original und in zahllosen Bearbeitungen weltweit präsent sind.
Leben
Eisenach
Johann Sebastian war das jüngste von acht Kindern von Johann Ambrosius Bach und seiner Frau Elisabeth Bach, geborene Lämmerhirt. Er wurde am Montag, den 23.3. in der Georgenkirche getauft. Seine frühe Kindheit verbrachte Bach in Eisenach, wo er durch den Cousin seines Vaters, den Organisten der Eisenacher Georgenkirche Johann Christoph Bach, auch erstmalig mit Kirchen- und Orgelmusik in Kontakt kam. Im Alter von 8 Jahren kam Bach auf die Lateinschule des Eisenacher Dominikanerklosters.
Seine Mutter starb am 3.5.1694. Am 27.11.1694 heiratete sein Vater die Witwe Barbara Margaretha Bartholomäi, geboren Keul. Nur wenige Monate danach starb sein Vater (am 20.2.1695. Johann Sebastian zog mit seinem Bruder Johann Jacob zu seinem älteren Bruder Johann Christoph (1671 - 1721) nach Ohrdruf.
Ohrdruf
In Ohrdruf besuchte Johann Sebastian das Lyzeum bis zur Prima und bekam damit eine bessere Schulausbildung, als seine Vorväter vorweisen konnten. In der Secunda waren sein Vetter Johann Ernst Bach und sein lebenslanger Freund Georg Erdmann seine Mitschüler.
Der 16 Jahre älterer Bruder Johann Christoph, der in Ohrdruf Organist war,übernahm seine weitere Erziehung und musikalische Ausbildung. Von ihm lernte Bach das Orgelspiel und das Komponieren. Zu seinem Lebensunterhalt trug seine Tätigkeit als Chorsänger bei.
Am 19.1.1700 verlässt Georg Erdmann Ohrdruf und reist nach Lünebrug. Kurz danach, am 15.3. folgt ihm Johann Sebastian nach.
Lüneburg
Bach und Erdmann werden in Lüneburg Freischüler des Michaelis-Klosters. Sie singen als Diskantisten im Mottettenchor.
Georg Böhm war zu dieser Zeit Organist an der Johanniskirche. Sein Einfluss auf Johann Sebastian lässt sch in dessen frühen Orgelwerken feststellen. Auf Wanderungen nach Celle und Hamburg (zu dem berühmten Organisten Adam Reinken bildet sich Bach im Orgelspiel weiter.
Zu Ostern 1702 verlässt Bach Lüneburg, möglicherweise um sich um die vakante Organistenstelle in Sangershausen zu bewerben.
Für zirka ein Jahr besteht eine Lücke in der biografischen Überlieferung.
Weimar
Spätestens ab März 1703 ist Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17.3.1703 knüpft Bach Kontakte zum Rat in Arnstadt, der ihn im August des selben Jahres als Organist einführt.
Arnstadt
Bach erhält am 9.8.1703 seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt ohne weiteres Probespiel. Immer wieder kommt Bach mit dem Rat in Konflikt: So kommt es 1705 mit Geyersbach, einem Schüler, der älter als Johann Sebastian ist, zu Streit und Handgreiflichkeiten. Im Oktober des selben jahres erhält er einen Urlaub über vier Wochen für eine Reise zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck, den er allerdings auf drei Monate ausdehnt. Am 21.2.1706 wird er deswegen und wegen "Nachlässigkeit im Dienst" gerügt, ebenso am 11.11.. Er wird ermahnt, bei der Begleitung der Choräle im Gottesdienst die Gemeinde nicht durch befremdliche Zwischenspiele, [[Verzierung]en und Modulationen zu verwirren. (Hierfür liefern die Choralvorspiele In dulci jubilo, BWV 729, und Herr jesu christ dich zu uns wend, BWV 726 zwei anschaulche Beispiele).
Am 24.4.1707 spielt Bach in Mühlhausen vor, um sich dort als Organist zu bewerben.
Mühlhausen
Die außergewöhnlich gut dotierte Stelle in Mühlhausen (Thüringen) erlaubt es Bach, eine Familie zu gründen. Er heiratet seine Cousine zweiten Grades Maria Barbara Bach am 17. Oktober 1707. Die Trauung findet in Dornheim bei Arnstadt statt. Auftragsgemäß komponiert Bach zum Ratswechsel am 4.2.1708 eine festliche Kantate, die als einzige als Druck aus dieser Zeit erhalten ist. Ein großer Stadtbrand in Mühlhausen führt zu einer Verteuerung der Lebenshaltungskosten. Möglicherweise deshalb bittet Bach am 25.6.1708 um seine Entlassung, die ihm auch sofort gewährt wird. Sein Nachfolger in Mühlhausen wird Johann Friedrich Bach.
Weimar
Nur ein Jahr später bekam er eine Stelle als Hoforganist und Kammermusiker, ab 1714 als Konzertmeister, am Hofe des Herzogs Wilhelm Ernst in Weimar. Seine Kündigung brachte ihm 1717 vier Wochen Haft ein.
Köthen
Von Dezember 1717 bis 1723 war er Kapellmeister am Hof von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen in Köthen. 1720 starb seine Frau. Ein Jahr später, am 3. Dezember 1721, heiratete er erneut, und zwar die Sängerin Anna Magdalena Wülcken (Wilcke).
Leipzig
1723 bewarb sich Bach auf die nach dem Tode Johann Kuhnaus freigewordene Stelle als Thomaskantor in Leipzig. Bach war für die Ratsherren der Stadt nur Dritte Wahl und bekam die Stelle weil die Mitbewerber Georg Philipp Telemann und Johann Christoph Graupner die Stelle auf finanziellen Gründen nicht annahmen bzw. nicht von ihrem Arbeitgeber freigegeben wurden.
Bach bleib bis zu seinem Tode Thomaskantor in Leipzig. Er hatte dort nicht nur zu musikalischen Aufgaben an der Thomaskirche , sondern mußte auch an dem angegliederten Internat als Lateinlehrer arbeiten. 1729 übernahm Bach auch das Collegium musicum. In der Zeit in Leipzig entstanden die meisten seiner Kirchenkantaten sowie die Johannes- und die Matthäuspassion In seinen letzten Lebensjahren erblindete Bach vollständig; 1749 unterzog er sich einer Operation an beiden Augen. Er starb am 28. Juli 1750 in Leipzig. Nach zweimaliger Umbettung befindet sich sein Grab heute in der Leipziger Thomaskirche.
Bedeutung
Bach gilt als einer der bedeutenstend und einflussreichsten Komponisten aller Zeiten. Sein Schaffen kann als der unüberbotene Abschluss der Barockmusik angesehen werden wirkt aber gleichzeitig bis in unsere Gegenwart fort. Zu seiner Lebzeit fand sein kompositorisches Schaffen keine große Beachtung verglichen etwa zu seinen Zeitgenossen Georg Friedrich Händel oder Georg Philipp Telemann. Europaweit bekannt war Bach zu Lebzeiten vor allem als ein Orgel- und Cembalovirtuose sowie als Meister der Improvisation (siehe auch Musikalisches Opfer). Ferner hatte er einen ausgezeichneten Ruf als Orgelschätzer.
In praktisch allen Gattungen setzte er neue Maßstäbe sowohl durch die souveräne Beherrschung der musikalischen Technik (Kontrapunkt; Polyphonie; Harmonik) wie durch die Tiefe der geistigen Durchdringung. Als einzige Ausnahme bezüglich der musikalischen Gattungen ist von Bach keine Oper überliefert. Als kleine Singspiele könnten einige seiner weltlichen Kantaten (von ihm als Dramma per musica bezeichnet) gelten.
Bachs kirchliche Werke sind geprägt von einer tiefen Religiosität protestantisch-lutherischer Prägung. Von ihm sind rund 250 Kanten überliefert, davon ca 200 Kirchenkantaten. In seinen Kantaten und Passionen griff Bach häufig auf populäre Choräle des evangelischen Kirchengesangbuches zurück. Eine größere Anzahl seiner Werke gilt als verschollen. Bach schrieb wahrscheinlich fünf Passionen. Die Johannes- und Matthäuspassion sind die einzigen erhaltenen authentischen Passionen. Es ist anzunehmen, dass unter den drei anderen verschollenen Werken die Lukaspassion und die Markuspassion waren. Bei der fünften verschollenen Passion vermuten Forscher eine umgearbeitete einchörige Variante der Matthäus-Passion.
Nachwirkung
Bach hatte insgesamt 20 Kinder, von denen aber nur wenige die ersten drei Lebensjahre überlebten: zwei Söhne und fünf Töchter aus der ersten Ehe mit seiner Cousine Maria Barbara und mit der Sängerin Anna Magdalena Wilcken, die er am 3. Dezember 1721 nach dem Tod Maria Barbaras heiratete, weitere sieben Töchter und sechs Söhne.
Vier von seinen Söhnen wurden ebenfalls Komponisten, die als solche zu Lebzeiten teilweise den Ruhm ihres Vaters überstrahlten:
- Wilhelm Friedemann Bach, der Dresdener oder Hallesche Bach (1710-1784)
- Carl Philipp Emanuel Bach, der Berliner oder Hamburger Bach (1714-1788)
- Johann Christoph Friedrich Bach, der Bückeburger Bach (1732-1795)
- Johann Christian Bach, der Mailänder oder Londoner Bach (1735-1782)
Zeit seines Lebens war Bach mit Leidenschaft als Instrumental- und Kompositionslehrer tätig. Die Schüler lebten, oft über lange Zeit, im Haushalt der Familie und nahmen später wichtige Kapellmeister- und Kantorenposten ein. Sie waren es, die Bachs Namen und musikalischen Nachlass auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebendig hielten. Neben Bachs Söhnen sind unter den Schülern insbesondere Johann Ludwig Krebs und Johann Philipp Kirnberger hervorzuheben. Dennoch war Bachs Werk in den ersten achtzig Jahren nach seinem Tod nur wenig präsent und wurde öffentlich kaum aufgeführt. Das ist auch der Grund dafür, warum so viele seiner Werke nicht erhalten geblieben sind.
Im Jahr 1789 kam Wolfgang Amadeus Mozart nach Leipzig und hörte in der Thomaskirche Bachs Motette "Singet dem Herrn ein neues Lied". Außergewöhnlich beeindruckt, vertiefte er sich in andere Partituren Bachs, die er bekommen konnte. Die Spuren dieser Begegnung sind in Mozarts späterem Schaffen überall erkennbar.
Felix Mendelssohn Bartholdy gebührt dann das Verdienst, mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion am 11. März 1829, fast achtzig Jahre nach seinem Tod J. S. Bach wieder einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerückt zu haben. Er gab damit einen enormen Anstoß für die Publizität der Bachschen Musik.
Ihm zu Ehren wurde seine Büste in der Walhalla aufgestellt.
Bekannte Werke

Hörbeispiel
Fuga a 3 voci (7KB) aus Bachs Wohltemperiertem Klavier
Zitate über Bach
- "Wir sind alle Stümper gegen ihn." Robert Schumann
- "Bach sollte nicht Bach, sondern Meer heissen." Ludwig van Beethoven
- "Urvater der Harmonie" Ludwig van Beethoven
- "Seine Musik ist einfach zeitlos" Sting
- "Das ist doch einmal etwas, aus dem sich etwas lernen lässt Wolfgang Amadeus Mozart
- "In dieser Woche habe ich drei Mal die Matthäuspassion gehört, jedes mal mit dem selben Gefühl der unermesslichen Bewunderung. Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium Friedrich Nietzsche
- "Von Klangfülle war er so besessen, daß er - abgesehen von seinem fortwährenden exzessiven Pedalspiel - diejenigen Tasten mit einem Stöckchen im Mund herunterdrückte, die er im jeweiligen Augenblick weder mit Händen noch mit Füßen erreichen konnte." Charles Burney
- "Bach ist Anfang und Ende aller Musik" Max Reger
Literatur
- Die "Bach Bibliography" ist die umfangreichste Bibliographie zum Thema Bach im Internet.
- Klaus Eidam: Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach (1999) - ISBN 3492040799
- Johann Nikolaus Forkel: Über Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke (1802) - ISBN 3761814720 u.a.
- Martin Geck: Johann Sebastian Bach (2002) - ISBN 3499506378
- Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band (1991) - ISBN 3423300175
- Ludwig Prautzsch (*1923): Die verborgene Symbolsprache Johann Sebastian Bachs (2004) - ISBN 3875372980
- Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) von Wolfgang Schmieder
Siehe auch
- Liste deutscher Komponisten
- Liste der Kirchenliederkomponisten
- Familie Bach
- Werner Neumann, Bachforscher
- Richard Buchmayer, Musikhistoriker und Bachforscher
- Bachhaus
Weblinks
- Internationale Seite mit vielen Funktionen
- Bach-Archiv Leipzig
- Bachhaus Eisenach
- Bach Digital - Eingescannte Autographen und mehr
- Greatjsbach.net - Live-Stream und Klavierauszüge zahlreicher Bach-Werke zum Hören und Ansehen
- Mutopiaproject.org - frei erhältliche Bach Partituren
- Die Texte aller Vokalwerke Bachs
- jsba.ch: Bach-Portal, BachForum, Bach-Community
- Piano Society - Bach - Freie Aufnahmen
Personendaten | |
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NAME | Bach, Johann Sebastian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist des Barock, Organist und Cembalist |
GEBURTSDATUM | 21. März 1685 |
GEBURTSORT | Eisenach |
STERBEDATUM | 28. Juli 1750 |
STERBEORT | Leipzig |