Neuzeit
Im allgemeinen Verständnis wird die Neuzeit oft als mit der Entdeckung Amerikas 1492 beginnend aufgefasst. Andere Trennmarken in der Abgrenzung zum Mittelalter sind der Beginn der Reformation (1520) oder aber - sehr spätes Datum - die Französische Revolution (1789).
Geschichte
Europäische und amerikanische Historiker benutzen gerne die grobe Einteilung der Geschichte in drei Epochen, wobei die "Neuzeit" (nach "Altertum" und "Mittelalter") die dritte darstellt.
kategorisiert durch die Wende des Zeitgeists, namentlich durch die Wiederentdeckung (Renaissance) des Wissens und der Kultur der Antike, durch die Veränderungen der Institutionen (Reformation) und durch die damit beginnenden und sich später verfestigenden neuen Lebenssituationen. Also kann man uneins sein, wann genau der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zu datieren sei. Mehr oder weniger wird das Ende des Mittelalters und der Beginn der Neuzeit jedoch auf das Ende des 15. Jahrhunderts gelegt.
Eine wesentliche Rolle dabei spielten die Entdeckung Amerikas (die das Geographieverständnis änderte), die Konstruktion der Zentralperspektive und die Entwicklung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg und der Fall Konstantinopels und die damit verbundene Flucht vieler griechischer Gelehrter und anderer Leistungsträger in den Westen.
Somit werden der Beginn des überseeischen Kolonialismus (etwa des venezianischen oder portugiesischen), das Entstehen einer öffentlichen Meinung und die beginnende Vorherrschaft Westeuropas in der Welt als Übergang zur neuen Zeit angesehen. Gerade die Revolutionierung des Buchdrucks mit der Erfindung des Flugblattes brach das Informationsmonopol der katholischen Kirche und leitete damit das Ende jenes ideologischen Monopols ein, das sie im Mittelalter innegehabt hatte. Dies wiederum erlaubte den Beginn der Reformation, die ebenfalls die beiden Epochen voneinander abgrenzt.
Soziologie
In der Soziologie wird die Debatte um eine Analyse dieser Prozesse meist nicht mit Hilfe des Begriffes "Neuzeit", sondern mit dem Begriff der "Moderne" (auch der "reflexiven Moderne" usw.) geführt (mit oft changierender Bedeutung, selbst z.B. im Werk Max Webers). Ferdinand Tönnies hingegen benutzte Neuzeit als exakten Gegenbegriff zum Mittelalter: In diesem sind die Menschen geneigt, alle sozialen Kollektive als "Gemeinschaften" aufzufassen, ganz anders als in der "Neuzeit", wo sie diese sämtlich eher als "Gesellschaften" wahrnehmen, genau im Sinne seines theoretischen Werks Gemeinschaft und Gesellschaft (1887). Beispiele dafür: Im Mittelalter wird also ein großer Fernhandels- und Bankkonzern wie der Templerorden eher als religiöse Gemeinschaft wahrgenommen, in der Neuzeit sogar die Ehe als reines Geschöpf eines Vertrages.
Literatur
Ferdinand Tönnies, Geist der Neuzeit, in: Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe, Band 22, Berlin/New York (de Gruyter) 1998 [Erstauflage 1935].
Siehe auch: Frühe Neuzeit, Moderne