Eckartsburg
Die Eckartsburg befindet sich auf dem linken Ufer der Unstrut bei Großjena im Mündungsgebiet dieses Flusses in die Saale.
Ein Überblick
Die Entstehung der Eckartsburg reicht bis zum Ausgang des ersten Jahrtausends zurück. Als Gründungsjahr kann 998 angenommen werden.
Der Gründer und Namensgeber der Burg gehört zu dem bedeutenden Adelsgeschlecht der Ekkehardinger.
Ekkehardiner
Der Stammsitz der Ekkehardiner befand sich auf dem linken Ufer der Unstrut bei Großjena im Mündungsgebiet dieses Flusses in die Saale. Die Lage ihres Erbgutes verband sie einerseits fest mit Thüringen, lenkte aber andererseits den Blick auch nach Osten in das slawische Siedlungsgebiet.
Günther von Merseburg, der Sohn eines 949 erwähnten Grafen Ekkehard, war unter Otto I. im Jahre 965 zum Markgrafen von Meißen geworden. Als Teilnehmer eines Italienzuges Ottos II. gegen die Sarazenen unter Emir Abdul Kassim kam er 982 in der Schlacht am Cap Colonna in Kalabrien ums Leben.
985 erhielt Ekkehard I., der Sohn Günthers, die Markgrafschaft Meißen. Er gilt als der Erbauer der Eckartsburg auf der Finne. Ekkehard gehörte zu den einflussreichen Männern in der Umgebung Ottos III. Für die Italienfeldzüge des Kaisers wurde er zu einem unentbehrlichen Heerführer. Der Ekkehardiner, den Thietmar von Merseburg in seiner Chronik “die Zierde des Reiches” nannte, war sich seiner Macht durchaus bewusst. So verwundert es nicht, dass er nach dem Tode Ottos III., er war im Januar 1002 auf der Burg Palermo nördlich von Rom gestorben, in den Kampf um die Krone eintrat. Dies war möglich, da der Kaiser kinderlos geblieben und die Nachfolge keineswegs gesichert war. Neben Ekkehard gab es mit Heinrich von Bayern und Hermann von Schwaben weitere ernsthafte Bewerber um die Königskrone. Besonders Heinrich versuchte eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Als der Trauerzug mit dem Leichnam Ottos III., die Beisetzung sollte in Aachen erfolgen, die Alpen überquerte, hielt Heinrich ihn in Bayern auf und brachte die mitgeführten kaiserlichen Insignien in seinen Besitz. Der gewünschte Erfolg blieb jedoch zunächst aus. Mit Ausnahme des Bischofs Siegfried von Augsburg wichen alle anderen Fürsten einer direkten Parteinahme aus.
Auch die erste Zusammenkunft der Fürsten in Frohse brachte kein Ergebnis, obwohl Markgraf Ekkehard inzwischen versucht hatte, die sächsischen Fürsten für seine Thronkandidatur zu gewinnen. Erst die Wahl in der Pfalz Werla brachte die Entscheidung. Und zwar zugunsten Heinrichs. Ekkehard gab aber seine Ansprüche offensichtlich nicht auf. Er wurde jedoch auf seinem Zug nach Westen, wo er neue Verbündete zu finden hoffte, am 30. April 1002 bei Pölde im Harz von feindlichen Rittern überfallen und getötet.
Ekkehard I. ließ auf dem Höhepunkt seiner Macht als Markgraf von Meißen die Eckartsburg auf einem langgestreckten Bergrücken errichten.
König Heinrich II. setzte zunächst Ekkehards Bruder Gunzelin als Markgrafen von Meißen ein, der jedoch einen Vorstoß von Boleslaw I. von Polen auf Meißen und bis an die Elster nicht verhindern konnte. Nach harten Kämpfen wurden die eroberten Gebiete zurückgewonnen und Ekkehards Söhne erhielten die Erbgüter, einschließlich der Eckartsburg und der Markgrafschaft Meißen: zuerst 1009 Hermann und nach seinem Tode 1038 sein Bruder Ekkehard II..
Um 1010 hatten die Brüder ihren Stammsitz bei Großjena verlassen und östlich der Saale eine “ Neue Burg”- heute Naumburg - errichtet. Die neue Burg lag ebenso wie die Eckartsburg an der Hohen- oder Königsstraße (via regia). Diese wichtige Handelsstraße stellte die Verbindung zwischen Westeuropa über das Rhein- Main- Gebiet und Erfurt mit Polen und anderen osteuropäischen Ländern her.
Im Jahre 1046 starb mit Ekkehard II. das Geschlecht der Ekkehardiner aus. Diese Familie hatte einen großen Einfluss auf die Reichspolitik gehabt. Ihre Macht gründete sich auf kirchliche und Reichslehen, die sie zunehmend zu Erbgut umzuwandeln verstand. Auch zahlreiche Burgen wie die Eckartsburg auf der Finne bildeten ein unentbehrliches Gerüst ihrer Herrschaft. Im Naumburger Dom erinnern die künstlerisch hervorragenden Stifterfiguren- Ekkehard II. mit seiner Gemahlin Uta von Ballenstedt und Hermann mit seiner polnischen Regelindis- an die adlige Stifterfamilie.
Kaiserliche Burg
Nach dem Aussterben der Ekkehardiner kam die Burg zusammen mit anderen Gütern in den Besitz des deutschen Kaiserhauses. Ekkehard II. hatte seinen Grundbesitz Kaiser Heinrich III. vermacht. Bei der Beisetzung Ekkehards in Naumburg gab Heinrich dem letzten Spross des mächtigen thüringisch-sächsischen Adelsgeschlechts das Ehrengeleit. Nach dem Tode Heinrich III. im Jahre 1056 fiel die Eckartsburg formal an seinen Sohn Heinrich IV. Da dieser zu diesem Zeitpunkt erst sechs Jahre alt war, übte faktisch Heinrichs Mutter, die Kaiserin Agnes mit einem Kreis von Beratern die königliche Herrschaft aus.
In den folgenden Jahren gelang es Heinrich IV. gerade im thüringisch-sächsischen Raum einen relativ geschlossenen königlichen Herrschaftsbereich zu schaffen. Neben der Eckartsburg waren solche Burgen und Pfalzen wie Quedlinburg, Nordhausen, Sangerhausen, Harzburg, Spatenburg, Hasenburg und vor allem Goslar wichtige Stützpunkte königlicher Macht.
1074 übertrug Heinrich IV. die Eckartsburg einschließlich der Ansiedlung unterhalb der Burg an seine Gemahlin Bertha von Turin. Der Kaiser verfügte jedoch, dass die Burg nach seinem Tode an seinen Erben zurückgegeben werden sollte. Demgemäß wurde 1106 Heinrich V., Sohn Heinrichs IV., Besitzer der Burg. Gegenüber den Interessen der Fürstenopposition zeigte sich der junge König zunächst aufgeschlosssen. So finden wir auch den thüringischen Grafen Ludwig den Springer an der Seite von Heinrich V.
Ludowinger
Zur Bekräftigung des mit Ludwig dem Springer geschlossenen Bündnisses schenkte Kaiser Heinrich V. 1121 die Eckartsburg dem Ludowinger.
Die Stammtafel der Ludowinger, des bedeutendsten Herrschergeschlechts im hochmittelalterlichen Thüringen, begann mit Ludwig dem Bärtigen, der fränkischer Abstammung war. Um 1040 errichtete er die Schauenburg bei Friedrichroda, die zur Stammburg der Ludowinger wurde. Etwa zu dieser Zeit heiratete Ludwig der Bärtige Cäcilie von Sangerhausen, was zu einem Gebiets- und Güterzuwachs im Nordosten Thüringens führte. Als erstes Kind gebar sie Ludwig, welcher später Springer genannt wurde. Dieser erbaute später die Wartburg bei Eisenach und die Neuenburg bei Freyburg. Ludwig der Bärtige verstarb im Jahre 1123 in Reinhardsbrunn und sieben Jahre später wurde sein ältester Sohn Ludwig von König Lothar III. mit der Wahrnehmung des neu gebildeten Landgrafenamtes beauftragt. Eine für die thüringische Geschichte wichtige Periode begann.
Die Ludowinger verfolgten jetzt den systematischen Ausbau und die Festigung ihrer Herrschaft in Thüringen. Bei diesem Machtzuwachs spielten die Burgen eine nicht unwesentliche Rolle. Die Burgen der Landgrafen hatten aber nicht nur eine militärische Bedeutung, sondern sie waren auch Stätten der Kunst- und Kulturrezeption. Hier pflegte der Adel Literatur, Religion, Geschichtsschreibung, Musik, Malerei und Kunsthandwerk. Ein besonders berühmter Mäzen der ritterlich- höfischen Kultur war Landgraf Hermann I. Er verweilte in den Jahrzehnten um 1200 nicht nur auf der Wartburg und der Neuenburg, sondern auch häufiger auf der Eckartsburg. Einen Höhepunkt errreichte das ludowingische Landgrafenhaus mit der auf päpstliches Betreiben im Mai 1246 durchgeführten Wahl von Landgraf Heinrich Raspe IV. zum deutschen König. Nach einem erfolglosen Heereszug in das Land der Staufer im Winter 1246/47 musste Heinrich Raspe nach Thüringen zurückkehren, wo er nach schwerer Krankheit am 16. Februar auf der Wartburg verstarb. Damit war das Thüringer Landgrafenhaus der Ludowinger für immer erloschen, da die drei Ehen Raspes kinderlos geblieben waren.
Wettiner
Nach dem Tode Heinrich Raspes folgte in Thüringen ein langwieriger Erbfolgekrieg, in den von Anfang an die Eckartsburg hineingezogen wurde. Der Wettiner Heinrich der Erlauchte eroberte noch 1247 die Burg und baute sie zu einem Stützpunkt für die folgenden Kämpfe aus. Im Ergebnis dieser Ausseinandersetzungen, die erst 1264 endeten, verlor Thüringen seine regionale Selbständigkeit, indem die Landgrafschaft Thüringen der Markgrafschaft Meißen angegliedert wurde. So waren die Grafen von Wettin als Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen zu einer der bedeutendsten Territorialmächte des Deutschen Reiches geworden.
Ein Sohn Heinrich des Erlauchten, Albrecht der Entartete, weilte oft auf der Eckartsburg, die einer seiner Lieblingssitze wurde. Ihm verdankt der Ort Eckartsberga wahrscheinlich auch die Erhebung zur Stadt im Jahre 1288. In den folgenden Jahrzehnten hatte die wettinische Landesherrschaft verschiedene Probleme und Krisen zu bewältigen. Burg und Stadt Eckartsberga wechselten häufig ihren Besitzer. 1388 beispielsweise wurden sie an die Herren von Querfurt verpfändet.
Auch als Verbannungsort für eine hochgestellte adlige Dame spielte die Eckartsburg im 15. Jahrhundert einmal eine Rolle. Dies hing mit dem wettinischen Herzog Wilhelm III. dem Tapferen zusammen. Er galt einerseits als frommer, der Kirche ergebener Mann, andererseits machte sein politisches Verhalten den “Eindruck einer starren und unerbittlichen Persönlichkeit”. Auch seine persönlichen Verhältnisse waren größeren Schwankungen unterworfen. So verstieß er seine Gemahlin Anna von Österreich, Tochter Kaiser Albrechts II., wegen eines Streites um die Mitgift und wandte sich stattdessen seiner Geliebten Katharina von Brandenstein zu. Herzogin Anna wurde 1457 auf die Eckartsburg gebracht und der Sage nach im Jungfernturm gefangen gehalten. 1462 starb sie in ihrer Verbannung.
Sehr bedeutend für die weitere Geschichte Sachsens und Thüringens - mit Nachwirkungen bis in das 20. Jahrhundert - war die Teilung der wettinischen Landesherrschaft im Jahre 1485 in die Linien der “Ernestiner” und der “Albertiner”. Diese Landesteilung von Leipzig zwischen Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht stand am Beginn der neuzeitlichen Staatengeschichte Mitteldeutschlands.
Eckartsberga und die Eckartsburg fielen der albertinischen Linie zu, zu der die Mark Meißen gehörte. Fortan gingen die ernestinische und abertinischen Fürsten getrennte Wege, was zu immer weiteren Zersplitterungen führte, wobei die Linie der Albertiner der sächsischen Geschichte verbunden geblieben ist.