António de Oliveira Salazar
António de Oliveira Salazar (* 28. April 1889 in Santa Comba Dao; † 27. Juli 1970) war Ministerpräsident von Portugal von 1932 bis 1968.
Ursprünglich war Salazar Professor für Nationalökonomie an der Universität Coimbra. 1928 wurde er von Präsident António Oscar de Fragoso Carmona, der die erste portugiesische Republik durch eine Militärdiktatur ersetzt hatte, als Finanzminister in die Regierung geholt. Salazar gelang es durch ein rigides Sparprogramm, den Staatshaushalt auszugleichen und sämtliche Auslandsschulden zu begleichen. 1932 ernannte ihn Carmona zum Premierminister - damit begann sein Aufstieg zum eigentlichen Diktator des Landes. Seine Hauptunterstützung erhielt Salazar von den Gruppen der Gesellschaft, die des Chaos' der republikanischen Ära überdrüssig waren. Für Armee, Kirche, Monarchisten, obere Mittelschicht und Aristokratie war Salazar die bessere Wahl im Vergleich zu den vorhergegangenen Juntas.
1933 gab er Portugal eine neue Verfassung, auf deren Grundlage er eine Einparteienregierung errichtete.
Salazar verkündete den "Estado Novo", den Neuen Staat, ein autoritäres, klerikal-faschistisches Regime. Seine Machtposition basierte auf wirtschaftlicher Stabilität und politischer Repression. Salazars Reformen bevorzugten die privilegierten Schichten auf Kosten der ärmeren Bevölkerung. Bildung hatte keine Priorität, Religionsunterricht war Pflichtfach in den Schulen, der Katholizismus Staatsreligion des Landes. Dissidenten wurden von Salazars Geheimpolizei PIDE unterdrückt. Da Portugal die Todesstrafe nicht kannte, war das Regime Salazars weniger blutig als etw in Deutschland, Spanien oder in der UdSSR.
Während des Zweiten Weltkrieges steuerte Salazar Portugal auf einem Mittelweg. Obgleich selbst Unterstützer der Nationalisten in Spanien - er schickte ihnen materielle Hilfe während ihres Kampfes gegen die Republikaner - stellte er sich ähnlich wie Franco nie offen auf die Seite der Nazis. 1939 initiierte er einen iberischen Neutralitätspakt. Er unterstützte die Alliierten, indem er ihnen - nach Geheimverhandlungen u.a. mit George F. Kennan - die Azoren als Militärbasis überließ. Hätte er sich auf die Seite der Achsenmächte gestellt, hätte dies Krieg mit Großbritannien bedeutet und damit die portugiesischen Kolonien bedroht.
1945 kontrollierte Portugal die Azoren, Madeira, Kap Verde, das heutige São Tomé und Príncipe, Angola, Guinea-Bissau, Cabinda und Mosambik in Afrika, Diu, Damao und Goa in Indien, Macao in China und Ost-Timor in Südostasien. Salazar hielt an diesem Anspruch auf die Kolonien fest. Die Kolonien und der damit verbundene Stolz, dritte Kolonialmacht zu sein, bildeten eine der Grundlagen seiner Herrschaft.
Nur der große Kolonialbesitz des Landes ermöglichte es, dass Portugal - wie von Salazar gewünscht - eine wichtige internationale Rolle spielte. Das Land selbst blieb ein abgeschotteter Staat, auf den die Westmächte nur wenig Einfluss hatten. 1949 wurde Portugal in die NATO aufgenommen, um seine neue Rolle als Verbündeter gegen den Kommunismus zu unterstreichen.
Von der Einnahme des portugiesischen Kolonialbesitzes in Indien durch die Truppen der Indischen Union im Jahr 1961 bis über den Tod Salazars hinaus wurden vor allem die afrikanischen Kolonien zu einem wachsenden Unruheherd für Portugal.
1968 setzte ein Schlaganfall Salazars Herrschaft ein Ende. Präsident Américo Tomás sah sich gezwungen, Marcello Caetano zu dessen Nachfolger zu ernennen. Bis zu seinem Tod im Juli 1970 lebte Salazar in seinem Haus in seiner Geburtsstadt Santa Comba Dão. 1974 wurde sein Estado Novo von der Nelkenrevolution hinweggefegt, die auch den afrikanischen Kolonien die Unabhängigkeit brachte.
Literatur
- Antonio Louca, Nazigold für Portugal - Hitler und Salazar, Wien 2002, ISBN 3854930607