Zum Inhalt springen

Synchronisation (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Oktober 2007 um 23:56 Uhr durch Defchris (Diskussion | Beiträge) (Synchronisation weltweit: Redundanz ("Slavische Synchro" zum vorhergehen Abschnitt über die Anfänge der Synchronisation) entfernt / typos). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Synchronisation bezeichnet man in der Filmproduktion das Herstellen eines Gleichlaufs zwischen Bild und Ton. Ebenfalls als Synchronisation wird die nachträgliche Vertonung einer Fremdsprache in die Sprache des Aufführungslandes bezeichnet. In Deutschland werden nahezu alle fremdsprachigen Filme synchronisiert. In vielen anderen Regionen werden dagegen Untertitel bevorzugt.

Geschichte

Die nachträgliche Synchronisation von fremdsprachigen Filmen war in den ersten Jahren des Tonfilms aus technischen Gründen noch nicht möglich. Sollten Tonfilme im fremdsprachigen Ausland verbreitet werden, mussten Filmabschnitte oder der ganze Film zusätzlich in der jeweiligen Sprache gedreht werden. Manche Filme wurden doppelt gedreht, wie beispielsweise der österreichische Film aus dem Jahr 1933, Leise flehen meine Lieder, der ein Jahr später in englischer Fassung und unter dem Titel Unfinished Symphony mit leicht veränderter Besetzung neu produziert wurde. Andere Filme wurden gleich bei ihrer Produktion mit verschiedenen Darstellern gedreht, die die Szenen in einem Setting nach einander spielten, wie beispielsweise der deutsche Hans Albers-Film „F.P.1 antwortet nicht“ (1932), der von Regisseur Karl Hartl mit unterschiedlichen Hauptdarstellern in deutsch und französisch gedreht wurde.

Filmbild mit Lichttonspur

Die nachträgliche Tonnachbearbeitung war erst nach einigen neuen Erfindungen möglich, darunter der Lichtton, der den Nadelton (Ton von Schallplatten) ablöste und direkt auf dem Filmstreifen aufgebracht war und überhaupt erst eine synchrone Bild-/Tonpräsentation ermöglichte. Allerdings war auch hier in der Anfangszeit keine separate Nachvertonung eines einzelnen Schauspielers möglich, weil der Ton nur als sogenannter „Mix“ aufgenommen werden konnte und keine separaten Tonspuren für einzelne Schauspieler oder Geräusche (Atmo) vorhanden waren. Daher mussten ganze Einstellungen im Studio neu nachvertont werden. Die Nicht-Trennbarkeit von Bestandteilen gemixter Tonspuren wurde mit der Erfindung des Lichttons zum größten Problem und auch heute sind die Komponenten auf einer solchen Spur nicht mehr zu trennen, weshalb bei der Produktion viele Spuren aufgenommen und für die Nachproduktion bereit gehalten werden müssen. Dies war jedoch erst nach einer weiteren Erfindung möglich.

Arten der Synchronisation

Nachvertonung: Synchronisation als Arbeitsvorgang bei der Filmproduktion

Drahtaufzeichnungsgerät

Die wichtigste Erfindung für die Nachvertonung war das Magnetband, das Mitte der 1930er-Jahre von der deutschen Firma BASF weiterentwickelt wurde. Dieses bestand zu Anfang aus magnetisierbaren Drähten (von den damit arbeitenden Technikern scherzhaft „Schnürsenkel“ genannt) und nach der Entwicklung von flexibleren Trägermaterial entwickelten sich die Drähte dann zu den so genannten Tonbändern.

Die Tonbänder konnten Anfangs den Ton nur in Mono aufzeichnen und wiedergeben. Das Band mit dem Filmton enthielt also sowohl die Dialoge, die Geräusche als auch die Musik und musste aus den einzelnen Tonquellen zusammengesetzt werden. In diesem Fall musste der gesamte Ton für einen fremdsprachigen Film neu aufgenommen werden. „Stereo“ war dann eine Klangoptimierung, die zu einer besseren Raumauflösung („Ortbarkeit“) führte, aber der Ton befand sich dabei nur auf einem zweikanaligen Band und konnte ebenfalls nur insgesamt nachbearbeitet werden, was dazu führte, dass einige in Deutschland aufgeführte Filme im Kino und in der Wiederveröffentlichung auf DVD in der Originalfassung den Stereo-Ton aufweisen und in der deutschen Fassung aber nur einen aus Kostengründen aufgezeichneten Mono-Ton (es hätte sowohl der Dialog, die Geräusche, wie auch die Musik neu eingespielt und in Stereo abgemischt werden müssen). Die Filme Westwärts zieht der Wind (Paint Your Wagon, 1969) und Toll trieben es die alten Römer (A Funny Thing Happened on the Way to the Forum, 1966) sind bekannte Beispiele dafür.

Bei Prestigefilmen lag der Kinoton in einer Abmischung von Musik/Geräuschen in Stereo und einer separaten Dialogspur vor, sodass diese im Ausland auch separat ersetzt werden konnte, wie beispielsweise bei Ben Hur, 1959.

Nach der Entwicklung von Mehrspurrekordern wurden Dialoge, Geräusche und Musik getrennt auf einzelnen Spuren aufgezeichnet und zum fertigen Filmton abgemischt. In der internationalen Distribution von Filmen wird dann auf den zur Verfügung gestellten Bändern nur die originale Dialogspur ersetzt durch den im Studio aufgezeichneten landessprachlichen Dialog. Andere Spuren werden mitgeliefert und zur Herstellung des Mix übernommen. Sie können allerdings insgesamt noch abgemischt werden, um den jeweiligen Geschmack des Publikums hinsichtlich der Lautstärke oder etwa Diskanz der Geräusche zu treffen. Allgemein gilt, dass die Geräusche eine deutliche Wirkung auf die Wahrnehmung durch den Zuschauer haben.

Beim Dreh eines Filmes wird auch heutzutage der Live-Ton direkt mit aufgezeichnet, ist dabei jedoch in der Regel nicht zur Präsentation geeignet, da er meist durch unerwünschte Nebengeräusche „verunreinigt“ ist. Der Live-Ton ist jedoch ein wichtiges Hilfsmittel für die Nachproduktion, Regisseur, Cutter, Geräuschemacher und Schauspieler. Filme werden in einzelnen Abschnitten aufgezeichnet, so genannte „Takes“, deren Beginn und Ende mit einer geschlagenen Klappe markiert werden. Der Ton dieses Klappenschlages ist bei der späteren Nachvertonung die Markierung für die passgenaue Ton-Nachbearbeitung der aufgezeichneten Sequenz. Der Film wird dann im Tonstudio weiter in einzelne Sequenzen aufgeteilt und der Dialog Stück für Stück mit Synchronsprechern oder den originalen Darstellern neu eingesprochen.

In der Tonnachbearbeitung sprechen die eingesetzten Schauspieler ihre Rollen in der Regel jeweils selbst. Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein anderer Schauspieler für die Nachvertonung eingesetzt wird, so wie es dem deutschen Schauspieler Raimund Harmstorf bei der Bearbeitung zum ZDF-VierteilerDer Seewolf“ (1971) ergangen ist, als er von Kurt E. Ludwig als Sprecher ersetzt wurde oder Uschi Glas, die als „Indianerin“ mit bayerischem Tonschlag in dem Karl-May-FilmWinnetou und das Halbblut Apanatschi“ (1966) nicht durchgegangen wäre und deren Stimme durch die von Marion Hartmann ersetzt wurde.

Verschiedene ausländische Schauspieler werden/wurden von immer denselben deutschen Sprechern nachsynchronisiert, so zum Beispiel Lorne Greene (Bonanza) von Friedrich Schütter oder Lex Barker von Gert Günther Hoffmann (und anderen) und sorgten so für einen hohen Wiedererkennungswert auch im deutschsprachigen Ton.

Übersetzung fremdsprachiger Filme

In erster Linie versteht man unter Synchronisation aber die lippensynchrone Nachvertonung eines ausländischen Films in einer anderen Sprache durch Synchronsprecher. In Deutschland und Österreich werden nahezu alle fremdsprachigen Filme und Serien synchronisiert.

Kontroverse über Synchronisation

Für die Synchronisation spricht, dass es als normal empfunden wird, einem Menschen, den man sprechen sieht, zuzuhören und nicht einen Text abzulesen. Nicht jeder kann einem fremdsprachigen Dialog, insbesondere bei exotischeren Sprachen, in all seinen Nuancen folgen. Es ist auch für viele Menschen bequemer zu hören, statt zu lesen, denn gesprochene Sprache vermittelt auch nichttextuelle Kommunikation (Betonung, Lautstärke, Heftigkeit, Satzmelodie, Timbre). Ist man im Falle einer Untertitelung nun der erforderlichen Fremdsprache nicht ausreichend mächtig, müssen die textuelle und nichttextuelle Kommunikation aus einer Kombination von Hören und Lesen erfolgen, was gewöhnungsbedürftig ist. Zudem muss der Zuschauer bei einer synchronisierten Ton nicht ständig auf den Bildschirm sehen, um das Geschehen verfolgen zu können. Das Bild wird nicht durch die eingeblendete Schrift gestört.

Außerdem kann in Untertiteln bei schnellen Dialogen nur ein Teil des gesprochenen Textes dargestellt werden. Durch die Lesetätigkeit können sich insbesondere langsame Leser nicht sehr gut auf Mienenspiel und schauspielerische Darstellung konzentrieren. Dieser Mangel wird manchmal durch das Anfertigen verschiedener Sätze von Untertiteln behoben, wobei z.B. vollständige Texte, stilisierte Texte sowie Texte mit kommentierten Geräuschen für Gehörgeschädigte möglich sind. Manche Firmen bieten an, die Untertitel verschiedenfarbig zu gestalten, was den Wiedererkennungswert der Schauspieler in Dialogen heben soll, aber ebenfalls umstritten ist.

Auch kann die Synchronisation künstlerische Qualität und Unterhaltungswert einer Produktion erhöhen, wenn das Material Freiraum für kreative Betätigung lässt, wie oft bei Zeichentrickfilmen der Fall. So haben die Serien Paulchen Panther oder Tom und Jerry durch eine originelle deutsche Fassung gewonnen. Auch deutschen Synchronfassungen von Dokumentarfilmen werden aufgrund der oft hervorragenden Sprechweise international geschätzt und oft im DAF-Unterricht eingesetzt.

Für die Originalfassung spricht, dass dadurch die originale Tonspur des Filmes erhalten bleibt. Gerade Cineasten finden es einen unzumutbaren Eingriff, einem bekannten fremdsprachigen Schauspieler die Stimme zu rauben. Die Untertitelung ist, wenn sie angewandt wird, ferner billiger als die Synchronisation und eignet sich daher auch für weniger stark nachgefragte Filme. Weiterhin kann auch in der Synchronisation einiges der oben genannten nichttextuellen Kommunikation verloren gehen, wenn die Sprecher nicht alle Nuancen des Originals wiedergeben, und die Synchron-Tonspur wesentlich lauter als das Original ist.

In den skandinavischen Ländern und im niederländischsprachigen Raum sind grundsätzlich alle Filme bis hin zu Kindersendungen mit O-Ton wählbar. In den genannten Ländern ist es ferner üblich, auch kleinere fremdsprachige Beiträge - z.B. in Nachrichtensendungen und ausländischen Dokumentationen - zu untertiteln.

Synchronisation von Dialekten und Sprachbesonderheiten

Beide Formen der Übersetzung leiden unter den typischen Problemen aller Übersetzungen: Fremdsprachige Wortspiele und Witze können in der Synchronisation oder den Untertiteln verloren gehen, kulturelle Anspielungen das Ziel verfehlen. Insbesondere können Dialekte nicht direkt wiedergegeben werden, die in den Ländern oft sinnhaltige Konnotationen haben. So war es für die britische Serie „Das Haus am Eaton Place“ (Upstairs, Downstairs, 1971) charakteristisch, dass die Bewohner des Hauses oberhalb der Treppe (die Oberschicht, die Hausherren) ein anderes Englisch sprachen als die unterhalb der Treppe (die Unterschicht, die Dienstleute). In der deutschen Synchronfassung konnte dieser Unterschied so nicht verdeutlicht werden, denn Hausherren- und Dienstbotensprache unterscheiden sich im Deutschen auf andere Weise. Produktionen, die Dialekte in stilistischer Weise als Merkmale von Charakteren einsetzen, sind allgemein schwer zu synchronisieren und verlieren Qualität, wie z.B. bei der Synchronisation der australischen Sci-Fi Serie Farscape, die im Originalton einen Rundblick über australische Dialekte gibt. Allerdings können Untertitel in solchen Fällen auch nur demjenigen helfen, der die Originalsprache in ihren Nuancen sowieso bereits versteht. Dialekte sind in anderen Sprachen anders kodiert (z.B. gilt mancherorts derjenige, der einen regionalen Dialekt spricht als ungebildet, in anderen Ländern ist das nicht so); der Unterschied zwischen einem Amerikaner und einem Engländer lässt sich schwer im Deutschen darstellen und verfällt bei der Nachsynchronisation oft in die Karikatur (im ursprünglichen Sinn dieses Wortes).

Ein weiteres Problem bei der Synchronisation englischsprachiger Filme ins deutsche ist die Wahl der Anrede „Sie“ oder „Du“ (im Original jeweils „you“) bzw. im Verlauf eines Films der Wechsel vom „Sie“ zum „Du“. Beides greift unmittelbar in die Dramaturgie des Films ein, da es den Grad der Vertrautheit zwischen den beteiligten Personen offensichtlicher festlegt, als es im englischen Original nötig ist. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass ein Film durch die Synchronisation zusätzlichen Witz und Unterhaltungswert gewinnt; ein Beispiel hierfür ist die britische Fernsehserie Die Zwei (Originaltitel: The Persuaders) mit Roger Moore und Tony Curtis.

Synchronisation als Fehlerquelle

Außerdem bedeutet eine Überarbeitung (gleich ob Synchronisation oder Untertitelung) immer auch eine neue mögliche Fehlerquelle; es können sich so Flüchtigkeitsfehler oder Übersetzungsfehler einschleichen (z.B. die typischen „falschen Freunde“, wie „Silikon“ für engl. silicon, statt korrekt: „Silizium“. Diese falsche Übersetzung ist bereits als mehr oder weniger sinnlose Floskel in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen, was dazu führt, dass diese Übersetzung auch weiterhin bewusst bei der Synchronisation von Filmen benutzt wird. Wenn die Synchros, wie oft der Fall, ohne ein Original-Drehbuchskript vollzogen werden und die Akustik als Referenz herangezogen wird, kann das Missverständnisse und Doppeldeutigkeiten fördern (statt „Sonnen“ wird etwa „Söhne“ gewählt, statt „Priester“ wird „Biest“ genannt, der Begriff „geniality“ wird mit „Genialität“ statt korrekt mit „Freundlichkeit“ übersetzt etc.). Weiterhin sind in vielen Synchronfassungen erhebliche qualitative Mängel festzustellen, die nicht nur sinnverfälschend sind, sondern geradezu lächerlich wirken. So gibt es zum Beispiel in der Fernsehserie The X-Files (in Deutschland bekannt als Akte X) folgenden Dialog:
Mulder: „If there's an ice tea in that bag, could be love.“
Scully: „Must be fate, Mulder. Root beer.“
Die deutsche Synchronisation machte daraus Folgendes:
Mulder: „Wenn das Eistee in diesem Beutel ist, könnte es Liebe werden.“
Scully: „Sie haben Pech, Mulder, es ist Bier.“
Hier wurde offensichtlich der Lippensynchronisation so viel Bedeutung beigemessen, dass man „fate“ (Schicksal) zu „Pech“ und root beer (eine Art Limonade) zu „Bier“ umbog.

Solche im Gegensatz zu vielen nicht übersetzbaren Wortspielen und Dialekten vermeidbare Fauxpas gaben häufig Anlass zu Kritik an der Arbeitsqualität vieler Synchronisationsstudios. Ferner kann die Synchronisation unschöne Anglizismen fördern, wie zum Beispiel „macht Sinn“ statt „ist sinnvoll“/„ergibt Sinn“ beim Übersetzen von „makes sense“. Solche Fehler sind mehr oder weniger in jedem synchronisierten Film zu finden, konkrete Beispiele hierfür sind:

  • Die totale Erinnerung – Total Recall: Situation: Mann mit einer Art elektronischem Peil-Suchgerät in der Hand. Gesuchtes Objekt erscheint auf dem Display. Mann im Original: „I have a lock!“. Deutsche Übersetzung: „Ich habe ein Schloss!“ anstelle von „Ich habe eine Peilung!“
  • Blade Runner: „Mach mir davon eine feste Kopie.“ (Hardcopy bedeutet aber Papier-Ausdruck).
  • Jagd auf Roter Oktober: Situation: Kapitän führt ein waghalsiges Manöver durch, bei dem sich das U-Boot neigt oder es zu einem Zusammenstoß kommen könnte. Damit sich die Mannschaft hierauf vorbereitet gibt er daraufhin den Befehl: „Sound collision!“. Die deutsche Übersetzung hier wäre sinngemäß „Warnsignal für Kollision!“. Tatsächlich wurde übersetzt: „Geräusch vorausnehmen!“, was unlogisch erscheint.
  • Austin Powers: Auf die Frage „Sex?“ (die korrekte Übersetzung in diesem Zusammenhang wäre: „Männlich oder weiblich?“) antwortet die Hauptfigur mit „Yes, please!“. In der deutschen Fassung lautet die Übersetzung: „Geschlecht?“ „Ja, bitte!“. Dieser Gag ist wegen der zeitlichen Einschränkungen, die bei einer Synchronisation eingehalten werden müssen, unübersetzbar.

Synchronisation im Dienst der Ideologie

Die Synchronisation wurde allerdings auch bewusst eingesetzt, um Inhalte zu verfälschen. So verwandelten sich z. B. die Nazis in dem Film Casablanca (1942) in Deutschland in der bis 1975 gezeigten stark gekürzten Fassung in schnöde Ganoven. Die Umsatzchancen auf dem deutschen Markt wurden so erhöht. Bei dem Hitchcock-Film Notorious (1946) wurde der ganze Film sinnentfremdet übersetzt und unter dem Titel Weißes Gift und einer Rauschgiftgeschichte in die deutschen Kinos gebracht. Erst später kam er mit dem Titel Berüchtigt in einer korrekten Übersetzung in Deutschland ins Kino. In dem Film Stirb Langsam mit Bruce Willis sind im englischen Original die Terroristen ein Trupp von Europäern, vor allem Deutsche; in der deutschen Synchronisation erkennt man nur noch den italienischen Ganoven an seinem Akzent, da ja alle deutsch reden. Das führt vor allem deshalb zu Verwirrungen, weil die Terroristen teils ihre Pläne vor den versammelten Geiseln diskutieren. Im Original tun sie das auf Deutsch, deshalb verstehen es die Geiseln nicht. In der deutschen Synchronfassung funktioniert das natürlich nicht. Ähnliche Probleme tauchen in vielen Filmen auf, die im Zweiten Weltkrieg spielen, beispielsweise in der Schlussepisode der Serie Band of Brothers. Hier hält ein deutscher General nach der Kapitulation auf Deutsch eine letzte Ansprache an seine Soldaten, die zeitgleich von einem Amerikaner ins Englische übersetzt wird. In der deutschen Synchronfassung versteht man den Originaltext natürlich, weshalb besagter Amerikaner nur stark sinnentstellende Kommentare zur Rede abgibt.

Dank des Siegeszuges der DVD und des Internets können heute Liebhaber der Originalfassung und Synchronisationsbefürworter gleichermaßen bedient werden, da die meisten ausländischen Filme sowohl den Originalton, wie auch die deutsche und weitere fremdsprachige Synchronisationen enthalten und oft zusätzlich beim fremdsprachigen Ton auch eine Untertitelung anbieten.

Synchronisation weltweit

Bei Film und Fernsehen haben sich in den verschiedenen Sprachregionen unterschiedliche Gewohnheiten herausgebildet.

Auf dem deutschsprachigen und italienischsprachigen Fernsehmarkt hat sich die flächendeckende Synchronisation nahezu aller internationalen Produktionen durchgesetzt. Filme und Serien mit Untertitelung werden in diesen Ländern allenfalls noch bei sogenannten „Art House“ Filmen, d.h. Filme mit gehobenem künstlerischem Anspruch, akzeptiert. In französischsprachigen Ländern werden nicht alle Filme synchronisiert, gelegentlich sind Untertitel anzutreffen. Die großen Fernsehkanäle Frankreichs strahlen internationale Produktionen jedoch ausnahmslos in französischer Synchronfassung aus, das gleiche gilt für populäre Kinofilme. Die Bereitschaft zum Erlernen der (Film-)Sprache Englisch ist in Frankreich gering.

Die Handhabung in der DDR war im wesentlichen mit der in Westdeutschland identisch. Die Synchronisation wurde von staatlichen Filmstudios und auch von Filmhochschulen realisiert. Für einige internationale Filme liegen heute zwei verschiedene deutschsprachige Synchronisationen vor, beispielsweise für die Filmreihe der Olsenbande oder der ungarischen Zeichentrickserie Adolar, was Gelegenheit zu Qualitätsvergleichen gab.

In der Schweiz werden Filme im Kino in der Regel in der Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Filme die gleich in mehreren Kinosälen einer Stadt programmiert sind, werden oft auch in einer Synchronversion vorgeführt. In Fernsehkanälen des Schweizer Fernsehens sind Synchronfassungen in der Sprache des jeweiligen Landesteiles üblich.

In den meisten Ländern Nord-, Ost- und Südosteuropas sowie im niederländischen Sprachgebiet wird mit Ausnahme weniger Kindersendungen grundsätzlich das Original mit Untertiteln ausgestrahlt. Weil der nationale Fernsehmarkt bzw. die Abonnentenzahl in diesen Ländern relativ klein sind, ist eine flächendeckende Synchronisation kaum rentabel. Besonders in Ungarn, jedoch auch in der Slowakei und in Lettland hat sich die Synchronisation im Fernsehen allerdings weitgehend durchgesetzt, wenn auch mit bescheideneren Mitteln. Das gilt auch für viele Kinofilme. In Ungarn hat die Synchronisation eine lange Tradition.

In Nordeuropa werden internationale Produktionen grundsätzlich mit Untertiteln ausgestrahlt. Die Zuschauer bevorzugen erfahrungsgemäß Filme und Serien in der Originalfassung auch dann, wenn sie ihre Landessprache wählen können. Dies nicht zuletzt aufgrund der guten Englischkenntnisse der Skandinavier, die durch die Filme zusätzlich erheblich gefördert werden. Programme für Kinder, die noch nicht Englisch gelernt haben und noch nicht lesen können, werden in der Regel in einer synchronisierten Fassung neben der Originalfassung angeboten.

In Russland und Polen wird meist eine Synchronverdolmetschung über den Originalsoundtrack gelegt, der im Hintergrund noch hörbar ist. Es handelt sich um die sogenannte slavische Synchro. Oft werden nur ein (in Polen) oder wenige Synchronsprecher (in Russland) eingesetzt, was ein sehr charakteristisches Filmempfinden erzeugt, das jedoch in vielen anderen Regionen abgelehnt wird, weil es durch die oft unbeteiligt wirkenden Sprechstimmen und die Mischung mit der originalen Tonspur gewöhnungsbedürftig ist. Von Zuschauern, die mit dieser Synchronisationsform aufgewachsen sind, wird sie aber nicht störend empfunden. Sie bietet zudem den Vorteil, dass sie leicht herzustellen ist und auch für verschiedene Sprachen innerhalb des selben Landes schnell zur Verfügung steht, wie das z.B. in den vielsprachigen Regionen der UdSSR notwendig war. Diese Synchronisationsform war auch üblich, als historisch bedingt das Copyright im Ostblock anders gehandhabt wurde. Oft wurden damals vom Filmverwerter keine Masterbänder mit getrennten Tonspuren vom Rechteinhaber erworben, sondern einfache Kino-Gebrauchskopien importiert und an einen nationalen Markt adaptiert. Die Rechte wurden sehr unterschiedlich gehandhabt und oft gab es wechselseitige Toleranzen, pauschale Abkommen oder auch nicht einklagbare Forderungen zwischen den Rechtsräumen. Diese Synchronisationsform gibt den Inhalt manchmal in einer anderen Form wieder, die Dialoge konnten abstrahieren, zusammenfassen („Er sagt gerade, dass er sie liebt und heiraten möchte.“), oder den Originalton kommentierend nacherzählen („Sie reden jetzt über ihre Hochzeit aber sie kann sich nicht entscheiden.“). Dadurch setzen die Sprecher bei der slavische Synchro manchmal nur in größeren Abständen ein, insbesondere bei trivialen oder selbst erklärenden Handlungsinhalten.

In Brasilien werden wegen der hohen Analphabetenrate Fernsehproduktionen grundsätzlich synchronisiert, in den USA und Kanada sind Synchronfassungen selten, weil englischsprachige Produktionen nahezu den ganzen Markt abdecken. Im französischsprachigen Québec hingegen strahlen die Fernsehstationen nahezu alle Sendungen in der französischen Synchronfassung aus, teilweise wird vor Ort synchronisiert, teilweise die in Frankreich erstellte Tonspur übernommen. Hiermit wird die französische Sprache in einem rings um englischsprachigen Kulturraum gezielt unterstützt.

In der Türkei wird häufig und sorgfältig in dem an den staatlichen Filmhochschulen gelehrten und im Fernsehen gesprochenen Dialekt synchronisiert, der mit einer Hochsprache vergleichbar ist, von den meisten Türken jedoch in dieser reinen Form nicht gesprochen wird, weshalb solche Filme auf den Zuschauer einen ordentlichen, etwas höher gestellten aber auch gekünstelten Eindruck machen. Auch im Großbritannien und Indien sind Synchronfassungen häufig anzutreffen. So werden u.a. in Indien auch nationale Produktionen nachsynchronisiert, weil es im Land sehr viele verschiedene Sprachfamilien gibt, die in anderen Landesteilen nicht verstanden werden (u.a. Hindi, Malayalam, Tamil und Telugu). Auch in der Volksrepublik China und Japan werden internationale Film- und Fernsehproduktionen in großem Umfange synchronisiert, außerdem werden dort auch asiatische Produktionen für den internationalen Markt englisch synchronisiert. Von den spanischsprachigen Ländern ist die Synchronisation nur in Spanien Standard; in den meisten spanischsprachigen Ländern Lateinamerikas bevorzugt man bei Kinofilmen die Originalfassungen mit Untertiteln (ausgenommen Kinderfilme). Im Fernsehen werden jedoch alle Filme, Serien und Dokumentationen mit spanischer Synchronisation ausgestrahlt, meist in der auch für Spanien vorgesehenen Fassung („Neutrales Spanisch“).

Literatur

  • Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X

Siehe auch