Bratislava
Vorlage:Infobox Slowakische Gemeinde Bratislava Vorlage:Lautschrift (deutsch Pressburg, beziehungsweise nach der alten Rechtschreibung Preßburg, ungarisch Pozsony, griechisch im Mittelalter Istropolis, Ister = Donau) ist die Hauptstadt der Slowakei und des Bratislavsky kraj mit ca. 430.000 Einwohnern. Bratislava liegt in einem Länderdreieck an der Donau, direkt an der Staatsgrenze zu Österreich sowie zu Ungarn, unweit der Staatsgrenze zu Tschechien (ca. 60 km), und ist nur ca. 60 km von Wien entfernt. Sie ist die einzige Hauptstadt der Welt, deren Gebiet an zwei Nachbarstaaten grenzt. In Bratislava befinden sich mehrere Universitäten und verschiedene andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen wie zum Beispiel die weltbekannte Philharmonie.
Der heutige slowakische Name der Stadt wurde erst 1919 offiziell statt des bis dahin üblichen, aus dem Deutschen Preßburg stammenden Prešporok eingeführt. Heute ist unter Deutschsprachigen Bratislava die übliche Bezeichnung für die Stadt.
Im Stadtzentrum steht eine viertürmige Burg. 907 erstmals erwähnt, diente die Burg lange Zeit als Grenzfestung und sie wurde mehrmals umgebaut (z.B. 1430 und im 17./18. Jahrhundert).
Geschichte


- 25 – 15 Mio. v. Chr.: 7 Skelette des Pliopithecus
- 14 – 10 Mio. v. Chr.: Zähne des Sivapithecus Darwiny (oder des Dryopithecus)
- Altsteinzeit: Faustkeile und andere Steinwerkzeuge des Homo erectus (um 450.000 sowie um 300.000 v. Chr.) und der Neandertaler
- Jungsteinzeit: dauerhafte Besiedlung des Stadtgebietes beginnt (mit der Kultur der Linearbandkeramiker)
- 400 – 50 v. Chr.: Kelten ; seit 125 v. Chr. ein bedeutendes keltisches Oppidum (befestigte Stadt) mit Münzprägstätte
- 1. Jahrhundert – 5. Jahrhundert: die Grenze des Römischen Reiches (Limes Romanus) läuft mitten durch die heutige Stadt; zahlreiche römische (zum Beispiel "Gerulata") sowie germanische Siedlungen
- 6. Jahrhundert – 8. Jahrhundert: die ersten Slawen (von 500 bis heute) und Awaren (Ende der 560er – 8. Jh.):
- 623 – 658: Bestandteil des Reiches von Samo
- Ende des 8. Jahrhunderts – 833: Bestandteil des Fürstentums von Nitra (dt.Neutra)
- 833 – 907: Bestandteil des Großmährischen Reiches
- 907 – 1918: Bestandteil von Ungarn:
- 1536 – 1784: Hauptstadt Ungarns (das damals vom Staatsgebiet her weitgehend aus der heutigen Slowakei und Teilen des heutigen Westungarns bestand); Ungarn war Teil der habsburgischen (das heißt österreichischen) Monarchie von 1526 bis 1918
- 1542 – 1848: Tagungsort des ungarischen Reichstages
- 1563 – 1830: Krönungsstadt der ungarischen Könige (im St. Martinsdom)
- seit dem 18. Jahrhundert: ein Zentrum der slowakischen nationalen Bewegung
- 1805: Frieden von Preßburg (zwischen Österreich und Frankreich nach der Schlacht von Austerlitz)
- 1919 – 1939: Bestandteil der Tschechoslowakei; 1919 offizielle Umbenennung von Prešporok/Pozsony/Preßburg in Bratislava
- 1939 – 1945: Hauptstadt der Slowakei
- 1945 – 1992: wieder Bestandteil der Tschechoslowakei:
- 1969 – 1992: Hauptstadt der slowakischen Teilrepublik der Tschechoslowakei
- seit 1993: Hauptstadt der Slowakei
Dank ihrer Lage an der Grenze zum deutschen Sprachraum war die Stadt war vom 13. Jahrhundert bis etwa 1870 (Anfänge intensiver Magyarisierung) eine weitgehend deutsche Stadt. So lebten hier nach der (nur bedingt verlässlichen) offiziellen Volkszählung von 1850-1851 42238 Einwohner, davon 31509 (74,59%) Deutsche, 7586 (17,9%) Slowaken und 3154 (7,4%) Ungarn.
Anmerkung: Eine detailliertere Geschichte, einschließlich der Entwicklung der ethnischen Zusammensetzung, ist in der englischen Wikipedia unter den Stichworten Bratislava sowie History of Bratislava oder in der französischen unter Histoire de Bratislava vorzufinden
Namen
- 805/7(vielleicht): Uratislaburgium / Wratisslaburgium, Pisonium (Latein) (laut Aventinus baute 805/807 ein Fürst der Mährer namens Uratislaus (d.h. Vratislav) an der Stelle der zerstörten römischen Grenzfestung Pisonium die nach ihm benannte Stadt Uratislaburgium)
- um 850 : Istropolis (Griechisch, stammt aus der Christianisierungszeit, wurde später vom König Matthias Corvinus verwendet)
- 9. Jahrhundert: *Braslavь (rekonstruierte mittelalterliche slawische Form nach dem slawischen Fürsten Braslav; siehe 907)
- 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts (?): *Božänjь (rekonstruierte mittelalterliche slawische Form nach dem slawischen Fürsten Božan; siehe 1002,1107 usw.)
- 907: Brezalauspurc(h) (der erste sicher nachgewiesene Name; in den Salzburger Annalen (Annales Juvavenses maximi); nach älteren Quellen ist er von Braslav abgeleitet (siehe oben), nach neueren Quellen jedoch von Predslav, dem dritten Sohn von Sventopluk (siehe nach 1001); es ist zu beachten, dass "P" und "B" in österreichischen und bayerischen Orts- und Familiennamen sehr oft verwechselt wurden, da die beiden Buchstaben im Bayerischen denselben Laut bezeichneten), Braslavespurch (laut Aventinus nach den Annales Juvavenses), Pressalauspruch
- nach 1001: Preslav(v)a Civitas (Latein) (dieser Name, vorher fälschlicherweise als "Breslava Civitas" angenommen, wurde erst vor Kurzem auf neu gefundenen Münzen gefunden)
- 1002, 1052, 1142, 1172, 1194: Poson (wahrscheinlich vom slawischen Fürsten Božan (siehe oben) abgeleitet;auch im 13. und 14. Jahrhundert verwendet)
- 1042: Brezesburg (oder Prezesburg), Brecisburg
- 1045: Bosenburg
- 1048: Brecesburg
- 1052: Brezisburg, Brezzizburch, Breisburg, Bresburc, Preslawaspurch
- 1098: Prespurch, Brespurg
- 1107, 1109, 1146: Bosan
- 1108: Preburch, Bosania, Prespurch, Bresburch, Bresburg, Prespuerch, Brespurg, Posonia, Possen (-tschechischer Text), Bossen (- Handschrift aus Stockholm)
- 1109: Presburch
- 1143: Bosonium
- 1147: Prespurch
- 1151 und 1163/4: Posonium (Lateinisch, Ursprung wie oben Poson)
- 1189: Bosonium, Brezburc, Bosonium quod Prespurc teutonice nuncupatur, Brisburc, Posonium
- 1197: Posony (Ungarische Form)
- 12.Jh: Bassan (oder Massan) (arabischer Text)
- 1217: Posonia
- später:
- Deutsch: Preßburg(16. Jh.)/Presburg(16. Jh.)/Pressburg(1786), Presburh (1773), im 20. Jahrhundert Preßburg, nach der neuen Rechtschreibung von 1998 nur Pressburg
- Griechisch: Istropolis (1465, bedeutet "Donau-Stadt")
- Latein: Posonium (siehe 1151)
- Ungarisch: Posony (1773 noch verwendet), Pozsony (1808)
- Slowakisch: Pressporek(1773)/Prešporek, Presspurek/Prešpurek, Prešporok (später verwendet; all diese Formen sind von der deutschen Form abgeleitet), Požúň (von der ungarischen Form abgeleitet)
- Tschechisch: Presspurk/Prešpurk, Presspurek/Prešpurek
- Französisch: Pressbourg, später Presbourg, siehe z. B. die "Rue de Presbourg" im Zentrum von Paris
- Englisch: Pressburg(h), Pressborough; siehe z. B. die "Pressburg Street" im südwestlichen Groß-London
- 1830er und 1840er vorübergehend und nur von Ľudovít Štúr-Anhängern verwendet: Břetislav, später: Břetislava, nach der Einführung der neuen Sprachnorm im Jahre 1843 Braťislava (nad Dunajom); alternativ haben sie Tatranská Vratislava verwendet (siehe 805). Die Form Břetislav(a) wurde von Pavel Jozef Šafárik (in: Slovanské starožitnosti 1837) geschaffen, der in der Form Brecisburg (1042) die slowakische Form Bracislaw / Brecislaw sah und irrtümlich annahm, dass die Stadt vom tschechischen König Břetislav gegründet wurde; diese Namensversionen werden manchmal noch angezweifelt, sind aber in der Slowakei und Tschechien schon seit Jahrzehnten die offizielle Erklärung in sämtlicher Fachliteratur, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Bratislava nicht mehr verwendet
- 1918: vorübergehend Wilsonovo mesto (i. e. "Wilson-Stadt", nach dem US-Präsident Wilson), nach manchen Quellen wurde jedoch dieser Name ausschließlich von tschechoslowakischen Legionen in Italien Anfang 1919 auf militärischen Karten verwendet
- 22. Februar - 6. März 1919: Bratislav (offizieller Name, im März sprachlich korrigiert, da die Endung -av tschechisch ist , vgl. z. B. die Stadt Břeclav)
- seit 6. März 1919: Bratislava (offizieller Name, nach älteren Ansichten von der slawischen Form *Braslavь abgeleitet, nach anderen (seltenen) Ansichten wurde der Name vom US-Präsidenten Wilson kreiert, nach der derzeit herrschenden Meinung stammt der Name von Břetislav - siehe oben 1830er. . . )
Politik
Bratislava ist Sitz des slowakischen Staatspräsidenten, des Parlamentes und der Regierung. Hier haben auch die Botschaften ihren Sitz.
Geografie
Bratislava liegt im Dreiländereck mit Ungarn und Österreich an der Donau. Auf dem Stadtgebiet Bratislavas fangen bereits die Karpaten an (Malé Karpaty).
Persönlichkeiten
- Wolfgang von Kempelen
- Johann Nepomuk Hummel
- Rudolph von Laban
- Alexander Dubček
- Herta Däubler-Gmelin
- Adam Friedrich Oeser
Sehenswürdigkeiten
Bratislava besitzt eine malerische Altstadt mit vielen bedeutenden kulturellen Einrichtungen. Traditionell ist es eine von mehreren Völkern geprägte Stadt (Slowaken, Österreicher, Ungarn und andere).
- Burg
- Burg Devín
- Martinsdom
- Michaelertor - einziges erhaltenes Stadttor
- Franziskanerkirche und Klarissinnenkirche
- Palais Grassalkovich - Sitz des slowakischen Staatspräsidenten
- Primatialpalais
- Slowakisches Nationaltheater
- Slowakische Philharmonie
- Slowakische Nationalgalerie
- Gebäude des Slowakischen Rundfunks - in Form einer umgekehrten Pyramide
- Neue Donaubrücke (mit Turmrestaurant in UFO-Form auf dem Pylon)
Sonstige Brücken:
- Lafranconi-Brücke (Most Lafranconi), 1992
- Alte Brücke (Starý most), 1945
- Hafenbrücke (Prístavný most), 1985
- Most Košická (vorläufiger Name - nach der Zufahrstrasse " Košická ulica", ein definitiver Name wird noch gesucht; die Brücke wurde am 19. September 2004 an Schwimmpontons in ihre Position gedreht; es handelt sich um die größte Brücke, die jemals von Menschen in einem Stück bewegt wurde), Eröffnung Mai 2005
Wirtschaft und Verkehr
Die Stadt hat interessanterweise fast dieselbe Struktur der Wirstchaftszweige wie Wien. Bratislava hat unter anderem Maschinenbau und elektrotechnische Industrie. Die Automobilindustrie ist vor allem durch die Volkswagen Slovakia AG mit Produktion von 225 442 Fahrzeugen im Jahre 2002 und zusätzlich von Zubehör vertreten.
Daneben ist es ein internationaler Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt mit 5 Donaubrücken, hat einen internationalen Flughafen ("M. R. Štefánik") und einen Flusshafen.
Die Region von Bratislava ist mit 98 % des Pro-Kopf-BIP (Kaufkraftparität) der ehemaligen 15 EU-Mitglieder, beziehungsweise 108 % der derzeitigen 25 EU-Mitglieder, die zweitreichste Region (nach Prag) von sämtlichen Regionen der EU-Beitrittsländer (siehe Stand: 2000, Eurostat)
Stadtteile
Die Stadt gliedert sich in insgesamt 17 Stadtteile (deutsche Bezeichnung in Klammern, soweit vorhanden), welche wiederum auf 5 Kreise/Bezirke (okresy) verteilt sind.
Stadtteile von Bratislava und deren mögliche weitere Unterteilung | ||
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Okres | Stadtteil | weitere Unterteilung |
Bratislava I | Staré Mesto (Altstadt) | - |
Bratislava II | Ružinov (Rosental) | Nivy, Pošen, Prievoz (Oberufer), Trávniky, Štrkovec, Vlčie hrdlo, Trnávka (Dornkappeln) |
Vrakuňa (Fragendorf) | Dolné hony, Ketelec, Lieskovec | |
Podunajské Biskupice (Bischdorf) | - | |
Bratislava III | Nové Mesto (Neustadt) | Ahoj, Jurajov dvor, Koliba , Kramáre, Mierová kolónia, Pasienky, Vinohrady (Weinberge) |
Rača (Ratzersdorf) | Krasňany, Rača, Východné | |
Vajnory (Weinern) | - | |
Bratislava IV | Karlova Ves (Karlsdorf) | Dlhé Diely, Kútiky, Mlynská dolina, Rovnice |
Dúbravka (Kaltenbrunn) | Podvornice, Záluhy | |
Lamač (Blumenau) | Podháj, Rázsochy | |
Devín (Theben) | - | |
Devínska Nová Ves (Thebenneudorf) | - | |
Záhorská Bystrica (Bisternitz) | - | |
Bratislava V | Petržalka (Engerau) | Dvory, Háje, Janíkov dvor, Lúky, Ovsište, Kopčany (Kittsee) |
Jarovce (Kroatisch-Jahrndorf) | - | |
Rusovce (Karlburg) | - | |
Čunovo (Sarndorf) | - |
Weblinks
- offizielle Web-Seite der Stadt Bratislava auf Slowakisch und Englisch
- Bratislava - Pressburg - Prešporok - Pozsony (Anm.: Die auf dieser Web-Page angegebene Herleitung von Bratislava entspricht nicht dem neuesten und offiziellen Stand der Wissenschaft und die Angaben über die heutige Verwendung der alten Form von den Stadtbewohnern sind einfach falsch)
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