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Russisch Roulette

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Russisches Roulette ist ein potentiell tödliches Glücksspiel, welches mit einem Revolver gespielt wird. Die Trommel des Revolvers, in der sich nur eine Patrone befindet, wird so gedreht, dass die Position der Patrone den Beteiligten unbekannt ist. Anschließend hält der Spieler oder bei mehreren Spielern reihum jeder Spieler den Revolver an seine Schläfe und betätigt den Abzug. Je nach aktueller Position der Patrone kann dabei ein Schuss ausgelöst werden, was normalerweise zum Tod des Spielers führt.

Bedingt durch deren Funktionsweise kann Russisches Roulette ausschließlich mit einem Patronenrevolver praktiziert werden. Die Benutzung einschüssiger Pistolen oder Selbstladewaffen mit Munitionszuführung über ein Magazin führt unweigerlich zum Auslösen eines Schusses.

Geschichte

In Fjodor Dostojewski Roman Der Spieler von 1866 wird bereits die Grundlage des Russischen Roulette dargestellt.

Als erste bekannte Erwähnung in den USA gilt die 1937 im amerikanischen Wochenmagazin Collier's erschienene Kurzgeschichte Russian Roulette von Georges Surdez, in der russisches Roulette den Soldaten der russischen Armee im Ersten Weltkrieg zugeschrieben wird; es gibt jedoch keine Belege dafür, dass Armeeangehörige im Zarenreich tatsächlich russisches Roulette gespielt haben.[1]

Später spielte russisches Roulette auch in anderen fiktionalen Werken eine Rolle, etwa 1948 im amerikanischen Film Die Ungetreue[2]; und bald wurde der Begriff auch im übertragenen Sinn gebraucht. Seit Mitte des 20. Jahrunderts sind immer wieder einzelne Todesfälle durch russisches Roulette bekannt geworden. So tötete beispielsweise am 17. Oktober 2004 ein französischer Polizeimeister einen Kollegen beim russischen Roulette mit einem Kopfschuss.[3]

Bekannte Spieler

1863 spielt Fjodor Michailowitsch Dostojewski zum ersten Mal Russisches Roulette und verarbeitet dieses Erlebnis in dem Roman Der Spieler von 1866.

Der englische Schrifsteller Graham Greene (1904-1991) hat als Jugendlicher gelegentlich Russisches Roulette gespielt und kam in psychiatrische Behandlung.[4]

Der Schauspieler Jon-Erik Hexum kam 1984 ums Leben, als er offenbar Szenen aus seinem Lieblingsfilm Die durch die Hölle gehen nachstellen wollte. Beim unprofessionellen Umgang mit der Waffe verletzte er sich schwer und starb sechs Tage später im Krankenhaus.

Wahrscheinlichkeiten und Manipulationen

Die Wahrscheinlichkeit des Auslösens eines Schusses ist dabei 1 zu der Anzahl an Kammern in der Trommel (gewöhnlich 6). Bei einem klassischen, sechsschüssigen Revolver also 1/6.

Allerdings ist eine Manipulation durchaus möglich und es gibt vom Menschen beeinflussbare Faktoren. D.h. durch die gewählte Anfangsposition der Patrone im Patronenrevolver, das unter Umständen spürbare Gewicht der Patrone, den Zeitraum der Drehung bei eingeübter Drehgeschwindigkeit und die räumliche Ausrichtung der Trommel kann die Position beinflusst werden.

Bei einigen Revolvern ist durch Bauart bedingt die Position der Patrone beim Drehen der Trommel durchaus zu erkennen, und diese könnte durchaus gezielt eingerastet werden. Insbesondere bei Kipplaufmodellen, bei den der Revolver aufgeklappt wird, und bei den seit 1989 auf den Markt befindlichen ausschwenkbaren Trommeln, die ein gleichzeitiges mehrfaches Laden möglich machen, sollte die Manipulation durch eine optische Kontrolle möglich sein.

Das Einrechnen der Wahrscheinlichkeit eines Zündversagens einer Patrone kann auf Grund der geringen Wahrscheinklichkeit vernachläßigt werden. Auf Grund moderner Produktionsverfahren ist diese Wahrscheinlichkeit gegen Null gesunken. Allerdings wäre es denkbar, das als Betrugsmanöver eine unscharfe Patrone eingesetzt wird. Aus diesem Grund wird - wie auch in einigen Filmen gezeigt - nach dem ersten Schuss die Waffe als Beweis mehrmals betätigt, bis sich der Schuss, für Personen unschädlich, löst.

Film und Literaturzitate

  • In dem 1840 erschienenen Roman Ein Held unserer Zeit von Michail Lermontow (Buch 4, Der Fatalist) geht der serbische Leutnant Vulich in einem Feldlager nach einer Diskussion über die Vorherbestimmtheit des Schicksals eine Wette ein, ob eine wahllos herausgegriffene Pistole geladen ist oder nicht und feuert sie zum Test gegen seine Schläfe ab. Vulich gewinnt, ein zweiter Versuch mit derselben Pistole kurz danach zeigt aber, das sie eigentlich scharf war - die Kugel landet in der Wand. In dem Roman wird das Verhalten aber als exzentrisch empfunden, von einer in russischen Offizierskreisen verbreiteten Sitte ist nicht die Rede.
  • 1970: In dem chilenischen Spielfilm El Topo wird das Ganze als religiöser Kult im Sinne eines Gottesbeweises benutzt; der Kult endet, als ein kleiner Junge stirbt.
  • 1978: Der US-amerikanischen Film Die durch die Hölle gehen nimmt sich dieses Themas in besonders drastischer Darstellungsweise an, indem mehrere solcher Szenen mit derartigen Spielen gezeigt werden. So wird das lebensgefährliche Spiel von Soldaten des Vietkong als Folterung eingesetzt. Die gefangenen Amerikaner dienen als Stellvetreter bei den Wetteinsätzen. Bei einem der Beteiligten führt dies zu einer Traumatisierung, die ihn dazu bringt, nach der Flucht nicht in die Heimat zurückzukehren, sondern ein Profispieler in Bangkok zu werden, bei dem Zuschauer Geld auf den Tod oder Überleben der Spieler wetten, die im Duell gegeneinander antreten. Eine Besonderheit in dem Film ist es, dass die Wahrscheinlichkeit des Überlebens des Spielers durch den Einsatz mehrerer Kugeln in der Trommel drastisch gesenkt wird.
  • 1988: In dem spanisch-peruanischen Film Die Schlucht der Wölfe (OT: „La Boca del Lobo“) dient das tödliche Spiel als Show Down am Schluss des Films.
  • 1989: In dem US-amerikanischen Filmkomödie Meet the Feebles wird die Darstellung des Russischen Roulette aus dem US-amerikanischen Film Die durch die Hölle gehen persifliert.

Sprachbilder

Die Bezeichnung „russisch Roulette spielen“ wird umgangssprachlich oft für das Ergreifen besonders risikoreicher Maßnahmen, deren Ausgang ungewiss ist, verwandt (vergl. „Mit dem Feuer spielen“).

Russisch Roulette dient darüber hinaus auch als Metapher für ungerechte Zufälligkeiten. So verglich der britische Schauspieler Peter Ustinov die Einführung des Elfmeterschießens im Fußball im Jahre 1970 mit dem Russischen Roulette: „„Das ist, als würde ein großer Krieg nicht mit einem geistigen Kräftemessen am Konferenztisch beendet werden, sondern mit einer Partie russischen Roulettes zwischen ausgewählten Gefreiten beider Seiten.“[5]

Einzelnachweise

  1. „Did the Russians ever play Russian roulette?“ auf www.straightdope.com (englisch)
  2. Die Ungetreue auf www.imdb.com
  3. Polizist tötete Kollegen - sieben Jahre Haft auf www.spiegel.de
  4. Graham Greene 1904 - 1991 auf www.bbc.co.uk (englisch)
  5. Karl Wald: Der Vater des Elfmeterschießens] auf www.stern.de