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Antonius Pery

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Antonius Pery (* 1644 in Lugano; † 1683 auf der Flucht vor den Türken) war ein Schweizer Steinmetzmeister und Bildhauer des Barock.

Leben

Die erste Nachricht von Antonius ist seine Aufdingung am 16. August 1658 durch den Bildhauer David Weiss aus Wiener Neustadt. Durch die eigene Dombauhütte war Wiener Neustadt die Hauptlade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes für das südliche Niederöstereich bis nach Ungarn, Eisenstadt, Ödenburg, Purbach und den Kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg. Hauptbürge von Antonius war der Steinmetzmeister und Richter von Kaisersteinbruch Ambrosius Regondi. Weiss arbeitete zu der Zeit am Oberen kaiserlichen Zeughaus in der Wiener Renngasse. Hier hat Pery seine ersten Übungen durchgeführt.

Kirche am Hof

In den 1660er Jahren ließ Kaiser Leopold I. ein neues Gebäude in der Wiener Hofburg, den Leopoldnischen Trakt, errichten. Die Kaiserinwitwe nach seinem Vater Ferdinand III., die Italienerin Eleonore von Gonzaga, finanzierte eine für Wien gänzlich neue Architektur, die Fassade der Kirche am Hof, die Jesuiten bauten ihr Profeßhaus am Hof um, usw. und bei allem waren Kaisersteinbrucher Meister beteiligt.

Der italienische Steinmetzmeister Johann Lorentisch heiratete am 9. Januar 1661 in 2. Ehe Anna Catharina Retacco, die Tochter des kaiserlichen Baumeisters Simon Retacco, im Stephansdom zu Wien. Pery arbeitete als Geselle bei Lorentisch. Die Fassade und die Altane der Kirche zu den neun Chören der Engel bedeuteten eine interessante, neuartige Aufgabe. Am 7. April 1666 starb Lorentisch. Seine 25jährige Witwe Anna Catharina erwählte Antonius Pery zum Ehemann. 1668, als Meister, wurde er mit einem halben Steinbruch und einem Haus ins Grundbuch eingetragen.

Die "Retaccin" erbte ein Haus in Wien in der Wittwercher-, heute Wipplingerstraße, Ecke Jordangasse. Am 3. Oktober 1680 erhielt Pery die Bürgerurkunde in Wien und war Hausbesitzer. Anna Catharina starb am 14. Oktober 1681 im Alter von 40 Jahren, sie hinterließ drei Töchter. Ihr Epitaph befindet sich neben der Sakristeitüre der Kaisersteinbrucher Kirche.

Antonius heiratete danach Anna Kleinschrothin, die Schwester der Präfekten der Sängerknabenschule im Stift Heiligenkreuz, Balthasar Kleinschroth. Als im Juli 1683 der Türkenkrieg voll ausbrach, flohen der Präfekt und die Gesangsschüler aus Heiligenkreuz. Mit ihnen war Schwager Antonius Pery und der Schmied des Ortes Tobias Hackenberger. Die plündernden Tartarenscharen ergossen sich über das nördliche Burgenland und das angrenzende Viertel unter dem Wienerwald, fast keine Siedlung blieb verschont. Der Schmied kam wieder zurück, der Verbleib Perys ist nicht bekannt.

Sohn Johannes Pery, 1670 geboren, ebenfalls Steinmetzmeister, heiratete 1697 die Wiener Meisterstochter Catharina Herstorfferin.

Werke

  • 1663 - Kirche am Hof in Wien, Fassade, bildhauerische Gestaltung.
  • 1667 – 1668 Kaisersteinbruch, Friedhofsportal, Rochus-Statue.
  • 1669 - 1670 Kaisersteinbrucher Kirche, Stifter des rechten Seitenaltars, reicher Skulpturenschmuck. Der 1683 zerstörte Altar wurde von seinem Schwiegersohn Paul Schilck 1717 restauriert.

Literatur

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Steinmetzakten, Bruderschaftsbuch.
  • Otto E. Plettenbacher, Geschichte der Steinmetze von Wien im 17. Jahrhundert. Eine wirtschafts- und kulturhistorische, als auch soziologische Untersuchung. Preisliste von 1688, Satzordnung der Steinmetzarbeiten. Dissertation Uni-Wien 1960.
  • Stift Heiligenkreuz Archiv: Kirchenbücher, Register, Steinmetz
  • Wiener Neustadt Stadtarchiv: Steinmetzakten, Aufdingung
  • P. Hermann Watzl (Hg.): Flucht und Zuflucht, Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683, Heiligenkreuz 1956.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Pery Antonius, Text Helmuth Furch, 4. Bd. 1995
  • Helmuth Furch: 400 Jahre Kaisersteinbruch, 1990.
  • Helmuth Furch: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, Nr. 5, S 11-16, Februar 1991; Die Familie Pery und Flaschütz.
  • Ana Maria Altmann: Der Pery/Schilck-Altar in Festschrift für das löbliche Gotteshaus Rochus und Sebastian im Kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg, S 42-48, Nr. 40, Dezember 1995 der Mitteilungen.
  • Max Pfister u. B. Anderes, Repertorium der Tessiner Künstler. Der vergessene größte Kulturbeitrag der Schweiz an Europa, 2 Bände, 1994.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2 Bde. 2002-2004.
  • Helmuth Furch: Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650-1730, 2007.