Blind Lemon Jefferson
"Blind" Lemon Jefferson (* September 1893 in Couchman, nahe Wortham, Texas, † Dezember 1929 in Chicago, Illinois) war ein einflussreicher und in den 1920er Jahren sehr populärer Bluessänger und -gitarrist.
Er gilt als einer der Väter des Texas Blues und hat die nachfolgende Generation von Bluessängern und -gitarristen wie Leadbelly wesentlich beeinflusst. Der oft traurige Klang seiner hohen Stimme wurde durch seinen erstaunlich komplexen, einfallsreichen und schnellen Gitarrenstil ergänzt und aufgeheitert.
Lange wurde 1897 als Geburtsjahr vermutet, jedoch ergaben Nachforschungen von Bruce Roberts 1996, dass er erst im September 1893 als Sohn der Farmersfamilie von Alec und Cassie Jefferson auf die Welt kam. Er war entweder von Geburt an praktisch blind oder erblindete in frühester Jugend, was seine Karriere als Musiker vorbestimmte.
Um 1912 begann er, bei Picknicks und Parties zu spielen, arbeitete später als Straßensänger und -musiker in den Städten des östlichen Texas und zog dann teils von Gitarristen wie dem späteren Bluesstar T-Bone Walker begleitet durch die Lokale der Rotlichtbezirke in den größeren Städten von Oklahoma, Louisiana, Mississippi und bis an die Ostküste der USA, wobei er bei schwarzem und weißem Publikum und Musikern bleibende Eindrücke hinterließ.
1917 lernte er in Dallas Leadbelly kennen, der ihn längere Zeit begleitete und ihm das Stück Blind Lemon Blues widmete.
Es gibt Hinweise darauf, dass er 1922 oder 1923 in Dallas geheiratet hat und einen Sohn hatte.
Kurz darauf nahm er jedoch sein Vagabundenleben wieder auf, bis ihn 1925 ein Talentscout von "Paramount Records" entdeckte. Im Dezember 1925 oder Januar 1926 wurden bei Paramount in Chicago, Illinois, erste Aufnahmen eingespielt, zuerst hauptsächlich religiöse Stücke, ab März 1926 dann die Aufnahmen, die ihn als ursprünglichen Bluesmusiker zeigen. Seine erste im März 1926 erschienene Single Booster Blues / Dry Southern Blues wurde zum Hit.
Got The Blues, Long Lonesome Blues und die später gefeierten Stücke wie Matchbox Blues und Black Snake Moan zeigen seinen ungewöhnlichen, recht bodenständigen Zugang zur Musik und den weiten Bogen seiner Themen, von Sex und Parties geprägte humorvolle Stücke, über Bilder betrügerischer Frauen, schwere Zeiten bis zu dunklen Themen über Gefängnis und Tod.
Bis 1929 nahm er für Paramount 79 Singles auf, von der jede geschätzte 100.000 Mal verkauft wurde, darunter Matchbox Blues, Black Snake Moan und See that My Grave is Kept Clean. Zwei Singles erschienen auch beim Label Okeh und unter dem Pseudonym Deacon L. J. Bates veröffentlichte er Spirituals.
Der große Bekanntheitsgrad von Blind Lemon Jefferson und seiner Zeitgenossen wie z. B. des Gitarristen Blind Blake und der Sängerin Ma' Rainey machten Paramount zum führenden Produzenten von Blues in den 1920er Jahren. Jefferson ermöglichte sein Erfolg, sich einen Wagen mit Chauffeur zu leisten.
Er wird als einer der ersten Repräsentanten des klassischen Blues und einer der besten Folk-Blues Sänger der 1920er Jahre betrachtet und hat Größen wie Louis Armstrong, Bessie Smith, Bix Beiderbecke beeinflusst und den (damals acht Jahre alten) Lightnin' Hopkins, John Lee Hooker, Howlin' Wolf, B. B. King und Albert King geprägt, um nur einige zu nennen. Viele seiner Stücke wie der Klassiker See That My Grave is Kept Clean wurden von späteren Musikern (z. B. von Bob Dylan) gecovert.
Jefferson starb Ende Dezember 1929 vermutlich an einem Herzschlag während eines Schneesturms auf den Straßen von Chicago.
Der Pianist Will Ezell begleitete ihn auf der von "Paramount Records" bezahlten Überstellung nach Texas. Er ist am "Wortham Negro Cemetery" (heute "Wortham Black Cemetery") begraben. Sein Grab war allerdings lange Zeit nicht einmal gekennzeichnet, geschweige denn gepflegt ("See That My Grave is Kept Clean"), bis 1967 ein "Texas Historical Marker" am ungefähren Ort seines Grabes errichtet wurde, die genaue Lage blieb unbekannt. 1996 waren Friedhof und Markierung wieder in schlechtem Zustand, bis 1997 ein neuer Granitgrabstein errichtet wurde.
Blind Lemon Jefferson wurde 1980 von der "Blues Foundation" in die Blues Hall of Fame aufgenommen.
Literatur
- Alan Govenar, Meeting the Blues/the Rise of the Texas Sound. (engl.) Da Capo Press, ISBN 0-3068-0641-X
- Robert Santelli, The Big Book of Blues: A Biographical Encyclopedia. (engl.) Penguin Books, ISBN 0-1410-0145-3