Massenmedien
Massenmedien sind alle Einrichtungen der Gesellschaft, die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung bedienen. (Niklas Luhmann)
Traditionellerweise werden Presse, Hörfunk und Fernsehen als Massenmedien bezeichnet. Ihre gemeinsamen Merkmale sind nach Maletzke, dass sie sich über ein technisches Verbreitungsmittel, indirekt und einseitig an ein disperses Publikum wenden. Massenmedien stellen Massenkommunikation her, die von der Individualkommunikation zu unterscheiden ist.
Die Bezeichnung wurde im angelsächsischen Bereich in den 1920er Jahren mit dem Aufkommen des Rundfunks, der Massenblätter und -zeitschriften geprägt.
Die Kommunikation in den Massenmedien verläuft apersonal, d.h. ohne personal vermittelte Interaktion (vgl. Predigt). Im Zeitalter von Computer und Internet spricht man so von elektronisch vermittelter Interaktivität.
Auf der Seite des "Senders" steht der Kommunikator. Der Beobachter und Reflektor der Wirklichkeit. Dieser richtet seine Aussagen für jedermann zugänglich an die Öffentlichkeit. Kommunikatoren sind die Journalisten, Schriftsteller, Künstler usw.
Insbesondere in der politischen Kommunikation kommt den Journalisten eine besondere Bedeutung hinsichtlich Auswahl und Aufbereitung des Stoffs zu (Gatekeeping). Dabei unterscheidet man den
- neutralen Berichterstatter, der Informationen übermittelt
- Investigator, den Spürhund, den Oberlehrer und den Missionar, schließlich den
- Advokat, der für bestimmte benachteiligte Gruppen eintritt (Denis McQuail)
Die andere Seite bildet das Publikum, Leser, Hörer oder Zuschauer, die anonyme raum-zeitlich verstreut und heterogene Masse.
Siehe auch: Medien
Arten der Massenmedien
- Printmedien (für Daten, Texte, Bilder) die Presse, Flugblätter usw.; siehe Buchdruck
- elektronische Medien (für Daten, Texte, Töne, Bilder)
- auditive Medien Rundfunk, CD, Musikkassette etc.
- audio-visuelle Medien Fernsehen, Video, Videotext etc.
Zunehmend überwiegen die elektronischen gegenüber den nicht-elektronischen Medien. Die neuen Übertragungswege und -verfahren über Satellit, Kabel o.ä. verschaffen den klassischen Massenmedien Presse und Rundfunk eine wachsende Konkurrenz.
Inhalte der Massenmedien
Das heutige Bild der Wirklichkeit ist das medial vermittelte und präsentierte Bild der Wirklichkeit. Ereignisse, die nicht in den Massenmedien wiedergegeben werden, haben in der Öffentlichkeit nicht stattgefunden.
Von großer Bedeutung für die mediale Präsenz und den Wert einer Nachricht sind Faktoren wie
- Nähe, Prominenz, Personalität, Konfliktträchtigkeit, Negativismus, Ethnozentrismus, Überraschung.
Meldungen ohne solchen Nachrichtenwert werden für eine Publikation als nicht tauglich befunden, was sich nachhaltig im Bild der vermittelten Wirklichkeit niederschlägt.
Funktionen der Massenmedien
1. Definitionen: Massenmedien und Funktionen der Massenmedien
Der Begriff „Funktion“ bezeichnet in massenkommunikativer Hinsicht eine gewisse Art von Wirkungen. Spricht man von „Funktionen der Massenmedien“, so geht es demnach nicht um deren „Funktionieren“, sondern um ihre „Aufgaben“, die ihnen innerhalb der Gesellschaft zugeschrieben werden. Funktionen der Massenmedien können als „Aufgaben“ oder als „Leistungen“ erscheinen: Mit „Leistungen“ sind vor allem die „beobachtbaren Leistungen, die die Medien für die Gesellschaft und ihre Mitglieder erbringen“ gemeint, während „Aufgaben“ den Medien normativ zugeschrieben werden und von ihnen für die Gesellschaft und/oder den Einzelnen erfüllt werden sollen. Den Funktionen der Massenmedien stehen Dysfunktionen gegenüber. Funktionen und Dysfunktionen sind mit der jeweiligen Gesellschaftsform, dem politischen System und dem Rechtssystem, von dem sie abhängen, eng verknüpft. So sind die Funktionen der Medien in totalitären Systemen andere, als in offenen, demokratischen Gesellschaften. Während beispielsweise der Meinungspluralismus in den Medien in einer Demokratie durchaus funktional ist, würde er sich in einer Diktatur als dysfunktional ausweisen. Oder: während die kritische Grundhaltung gegenüber der Regierung in einer Diktatur dysfunktional ist, so ist sie in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlich funktional. Die Funktionen der Massenmedien hängen jedoch auch vom Entwicklungsstand eines Landes oder einer Nation ab: In Industriegesellschaften stehen andere Funktionen im Mittelpunkt als in Entwicklungsländern.
Desweiteren gibt es eine Unterteilung in primäre und subsidiäre Funktionen der Massenmedien: Primäre Funktionen werden qua Programmauftrag und journalistischem Selbstverständnis erfüllt. Zu ihnen zählen beispielsweise Information, Unterhaltung, Kommentierung oder Hilfe bei der Meinungsbildung. Subsidiäre Funktionen hingegen sind als solche nicht beabsichtigt, aber häufig wichtiger oder zumindest genauso wichtig wie die primären Funktionen. Hier geht es zum Beispiel um den Medienkonsum als Ersatz für zwischenmenschliche Kommunikation oder die Herstellung des sozialen Prestiges durch „Beischeidwissen“. Dies entspricht in etwa einer Unterscheidung von Merton nach manifesten und latenten Funktionen.
Zusammenfassend gesagt sind „Funktionen der Massenmedien“ also bestimmte Leistungen, die den Medien in Hinblick auf den Fortbestand unseres Gesellschaftssystems attestiert werden, oder die bloß von ihnen gefordert werden.
2. Funktionen der Massenmedien
2.1. Informationsfunktion
Die Informationsfunktion ist die zentrale und „ursprünglichste Funktion der Massenmedien“. Alle anderen Funktionen hängen mehr oder weniger von der Informationsfunktion ab. Eine genaue Zuordnung der Informationsfunktion ist unmöglich, sie wird für alle gesellschaftlichen Systeme und Gruppen und für alle einzelnen Mitglieder der Gesellschaft erfüllt.
Die Informationsfunktion dient vor allem der Erweiterung des Kenntnisstandes in der Sekundärerfahrung. Sie vermittelt Wissen und Erfahrungen, die wir nicht persönlich machen können, indem wir vor Ort gehen, um eine bestimmte Sache unmittelbar zu erfahren. In unserer Gesellschaft substituieren die sekundären Erfahrungen die ursprüngliche Welterfahrung bereits in einem hohen Maße, wir leben deshalb in einer durch Medien vermittelten Welt. Es ist also nicht übertrieben zu behaupten, „die Welterfahrung des modernen Menschen (bestünde) heute zu 90 bis 99 Prozent aus Papier oder aus publizistisch vermitteltem Bild und Ton.“
Mit ihren Informationen sollen die Massenmedien dafür sorgen, dass die einzelnen Personen die wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Zusammenhänge begreifen, die demokratische Verfassungsordnung verstehen, ihre Interessenlage erkennen und über die Absichten und Handlungen aller am politischen Prozess Beteiligten so unterrichtet sind, dass sie selbst aktiv daran teilnehmen können. Mit der unmittelbaren Kommunikation, dem direkten Gespräch, kommen wir in unserer großräumigen Gesellschaft nicht mehr aus. Die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen müssen miteinander ins Gespräch gebracht werden – das soll Aufgabe der Massenmedien sein. Die Informationsfunktion ist also von grundlegender Wichtigkeit. Sie ist nicht nur für jede öffentliche Debatte oder die politische Willensbildung von Bedeutung, sondern auch für gesellschaftliche Integrationsprozesse.
Aus der fundamentalen Bedeutung der Informationsfunktion ergeben sich Ansprüche an die Qualität massenmedialer Informationsvermittlung: Die Massenmedien sollen sich um „Vollständigkeit“ bemühen: Alle Interessengruppen innerhalb der Gesellschaft müssen in den Medien zu Wort kommen können. Zudem wird Objektivität gefordert: Die Massenmedien haben also die Verpflichtung zur unverzerrten Wirklichkeitsbeschreibung oder müssen zumindest den Willen dazu haben. Dennoch dürfen sie die „Verständlichkeit“ nicht vernachlässigen: So komplex manche Sachverhalte auch sein mögen, sie müssen auch für Nicht-Experten verständlich sein.
2.2. Funktionen der Massenmedien für das politische System
Die Funktionen für das politische System erfüllen die Massenmedien gegenüber den politischen Machthabern und Institutionen, also gegenüber den Repräsentanten des politischen Systems. Die Artikulationsfunktion der Massenmedien dient der Information des politischen Systems über die Stimmung in der Bevölkerung. Aus den Massenmedien ziehen die politischen Repräsentanten ihre Informationen über „Verhaltens-, Meinungs- und Einstellungsveränderungen innerhalb der Bevölkerung, sowie bei gesellschaftlichen Institutionen und Organisationen“.
Die Medien müssen der Vielfalt der vorhandenen Interessen und Meinungen Ausdruck verschaffen und das Sprachrohr für alle demokratisch akzeptablen Parteien darstellen. Sie kommen somit dem Mitteilungsbedürfnis des politischen Systems gegenüber der Öffentlichkeit beispielsweise durch Verbreitung von politischen Programmen nach. Die Massenmedien stimmen unterschiedliche Standpunkte aufeinander ab und artikulieren die jeweiligen Interessen in der von Medien geschaffenen Sprache, so dass dem Journalisten die Rolle des Vermittlers bzw. Übersetzers zukommt. Saxer spricht in diesem Zusammenhang von Korrelationsleistungen der Massenmedien.
Für politische Parteien und Institutionen besteht die Notwendigkeit der Unterstützung durch Dritte. Diese Unterstützung kann allerdings nur durch wirksame politische Selbstdarstellung in den Medien erreicht werden. Im Blick auf seine Außenbeziehungen hat das politische System zudem Internationale Kommunikationsbedürfnisse. Außenkontakte des politischen Systems – beispielsweise zu anderen gesellschaftlichen Systemen, wie dem ökonomischen System, oder ins Ausland – werden heute mitunter über die Medien hergestellt und gepflegt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Mediendiplomatie“.
2.3. Funktionen der Massenmedien für das ökonomische System
Alle Leistungen der Massenmedien, welche sie in Hinblick auf die Gesellschaft als ökonomisches System erbringen, gelten als ökonomische Funktionen. Schon durch ihre bloße Existenz ermöglichen Medien unmittelbare Kapitalverwertung, denn es kann direkt in Medienbetriebe investiert werden. Mittelbare Kapitalverwertung wird durch die massenmedial vermittelten Inhalte erbracht und genau hier liegen die eigentlichen ökonomischen Funktionen der Massenmedien: Durch ihre Inhalte können Medien direkt in Prozesse der Warenzirkulisation eingreifen.
Als zentrale ökonomische Funktion der Massenmedien gilt nach Holzer die so genannte Zirkulationsfunktion. Sie beschreibt die „Aktivierung der Ware-Geld Beziehung“ und die Beschleunigung des Warenumschlags durch die Medien. Massenmedien wirken als Motor des Wirtschaftskreislaufes. Dies geschieht, indem Massenmedien als Werbeträger auftreten und kommerzielle Werbeanzeigen, wie auch redaktionelle Teile (zum Beispiel über aktuelle Modetrends) veröffentlichen.
Nach Holzer festigen die Medien zudem kapitalistische Produktions- und Machtverhältnisse durch Wissensvermittlung, Sozialtherapie- und Legitimationshilfe. Wissensvermittlung ist notwendig, damit der Rezipient als Konsument „entscheidungskompetent und handlungsrelevant informiert“ ist. Da der Großteil der Bevölkerung nur in den Genuss eines sehr kleinen Anteils, der in den Medien durch Wissensvermittlung präsentierten Warenwelt kommt, baut Medienkonsum nach Holzer Unzufriedenheit auf. Dieser Widerspruch zwischen theoretisch und praktisch Möglichem, muss von den Medien durch Sozialtherapie und Legitimationshilfe wieder kompensiert werden. Dies geschieht, indem dem Rezipienten die Vorstellung suggeriert wird, jedes Verlangen nach einer sozialen Ordnung, in der seine Existenz der schillernden Medienwelt entspricht, sei widersinnig, da, „dort wo das Licht am hellsten, auch der Schatten am Schwärzesten ist.“ Durch das Aufzeigen der Schattenseiten dieser Märchenwelt soll der Rezipient zur Akzeptanz und Zufriedenheit mit seiner eignen Situation bewegt werden.
Betrachtet man die bereits am Rande erwähnte Unterhaltungsfunktion von ökonomischer Seite, so kann man von einer Regenerativen Funktion der Massenmedien sprechen. Durch Entspannung und Unterhaltung tragen die Medien zur Selbstregulierung der Gesellschaft bei. Die Rezipienten werden so immer wieder in die Lage versetzt den Anforderungen des Alltags zu genügen: Spannungen werden kompensiert, durch Unterhaltung und Entspannung sind wir wieder in der Lage unserer Arbeit zu leisten, mit unseren Problemen fertig zu werden und unser Leben zu bewältigen – die Medien bieten also „Lebenshilfe“ im weitesten Sinne.
Alle ökonomischen Funktionen zusammengenommen tragen zur „Legitimierung und Propagierung des gesellschaftlichen Organisationsprinzips“ , also der kapitalistischen Marktwirtschaft, bei. Holzer fasst dies mit der Herrschaftlichen Funktion der Massenmedien zusammen.
2.4. Funktionen der Massenmedien für die Gesellschaft
Die Funktionen, die die Massenmedien gegenüber der Gesellschaft als Ganzes erfüllen, lassen sich als klassischer Bereich der Funktionen der Massenmedien bezeichnen und in soziale und politische Funktionen unterteilen.
2.4.1. Soziale Funktionen Als soziale Funktionen gelten alle Leistungen der Massenmedien, die sie im Hinblick auf die gesellschaftliche Umwelt als soziales System erbringen. Diese Leistungen zählen – die Rekreationsfunktion ausgenommen - eher zu den subsidiären oder latenten Leistungen der Massenmedien. Eine zentrale Funktion von unabdingbarer Wichtigkeit für das Zusammenleben der Menschen in industriellen Großgesellschaften ist die Sozialisationsfunktion. Massenmedien dienen der Sozialisation der Individuen bzw. der Gesellschaft, indem sie Handlungsmuster, Rollenverhalten, Normen und gesellschaftliche Werte vermitteln. In Industriegesellschaften kann ein Kind nicht alle von ihm erwarteten Rollen von primären Gruppen, wie Eltern oder Freunden lernen, es muss die entsprechenden Rollenmuster den Massenmedien entnehmen. Während also in einer traditionellen Gesellschaftsform alle Rollen (Vater, Bauer, Krieger, Handwerker usw.) vom Vater an den Sohn durch direktes Vorleben weitergeben wurden, muss das Kind in modernen Gesellschaften zur Erlernung der notwendigen Rollenmuster auf die Massenmedien zurückgreifen. Die Sozialisationsfunktion kann auch als gesellschaftsdeterminierende Funktion bezeichnet werden, da sich das Individuum durch den Medienkonsum zu bestimmten sozialen Gruppen und kulturellen Milieus zugehörig fühlt. Somit dient die Sozialisationsfunktion zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Gesellschaft.
Eng verbunden mit der Sozialisationsfunktion ist die Funktion der sozialen Orientierung. Hier geht es um die Vermittlung von Umweltkenntnissen, die ein Zurechtfinden in der immer komplizierter werdenden Umwelt erst ermöglichen. Die Massenmedien lösen also Probleme, die erst durch das hochdifferenzierte Gesellschaftssystem entstanden sind. So kompensieren sie beispielsweise die „verlorengegangene Gemeinsamkeit im Erleben und Handeln der Menschen“ , indem sie für die Gesellschaft eine gemeinsame Hintergrundwirklichkeit zu schaffen, also eine bekannte Wirklichkeit, die in der Kommunikation und Interaktion stillschweigend vorausgesetzt werden kann.
Mit der Rekreationsfunktion oder auch Gratifikationsfunktion tragen die Massenmedien zur Zerstreuung und Entlastung der Gesellschaftsmitglieder bei. Die Rekreationsfunktion dient der Erholung und Ablenkung von der Arbeit und schafft Raum für ungelebte Seiten unseres Selbst. In der Unterhaltung der Massenmedien werden Abenteuer, erotisch-sinnliches Vergnügen und auch Angst und Schrecken gesucht. Unterhaltung dient der Selbstsuche und Selbstverwirklichung oder wird just for fun also zum Selbstzweck betrieben. Es gibt jedoch auch einen kausalen Zusammenhang zwischen Entspannung und Ablenkung durch Unterhaltung und der damit einhergehenden Realitätsflucht, dem so genannten Eskapismus. Vor allem Fernsehprogramme stellen eine „heile Welt“ dar, die Fluchtmöglichkeiten und Ersatzbefriedigungen bietet. Fernsehunterhaltung hat also eine „kompensierende Funktion“ für reale Probleme. Von einigen Autoren (zum Beispiel von Adorno und Horkheimer) wird diese Flucht in eine Traumwelt als Gefahr gesehen. Dem Individuum wird offenbar die Fähigkeit, zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können, abgesprochen.
2.4.2. Politische Funktionen Als wichtigste politische Funktion der Medien in der Demokratie legt Ronneberger zunächst das Herstellen von Öffentlichkeit fest. „Öffentlichkeit wird heute von den Medien der Massenkommunikation im wahrsten Sinne des Wortes „gemacht“. Erwartungen der Bürger an das politische System werden ebenso thematisiert werden, wie die Entscheidungen des politischen Systems. Damit kommt es zum Austausch von Informationen zwischen Organisationen, Institutionen, Parteien und Bürgern. „Öffentlichkeit entsteht und besteht im wesentlichen dadurch, dass Informationen via Massenmedien veröffentlicht, also öffentlich zugänglich gemacht werden.“
Die Medien geraten also zur Plattform für demokratische Willensbildung und erfüllen so auch die politische Bildungsfunktion. Die bedeutsame Rolle dieser Funktion innerhalb der Demokratie ergibt sich aus der Überzeugung, dass in einer Demokratie allen am meisten damit gedient sei, wenn Fragen von öffentlichem Interesse in freier und offener Diskussion erörtert werden. Denn politische Entscheidungen können in demokratisch organisierten Staatssystemen nur dann getroffen werden, wenn diese Ausdruck des Willens der Bevölkerung sind. Damit der einzelne Staatsbürger sich seine Meinung und seinen Willen bilden kann, muss ihm durch die Massenmedien zuerst das notwendige Wissen vermittelt werden. Anschließend müssen die sich innerhalb einer Gesellschaft immer neu bildenden Meinungen von den Massenmedien zur Diskussion gestellt und an die Staatsorgane herangetragen werden. Auf diese Weise ermöglichen die Massenmedien erst die Partizipation der Bürger am politischen Prozess.
Auch in Hinblick auf das politische System gibt es eine Sozialisationsfunktion der Medien, die mit der politischen Bildungsfunktion eng verbunden ist. Politische Sozialisation und Integration heißt nach Ronneberger politische Rollen transparent zu machen: Hier geht es vor allem um die Einübung und Aktualisierung der Rolle des Einzelnen als Staatsbürger zum Beispiel als Wähler oder als Parteimitglied. Politische Sozialisation und Integration soll das Vertrauen in politisches Handeln stabilisieren, den Stellenwert politischer Entscheidungen für das alltägliche Leben sichtbar machen und das Bewusstsein des Einzelnen für gesellschaftspolitische Prozesse schärfen.
Die Kritik- und Kontrollfunktion kann als eine wesentliche Leistung der Medien in einer demokratischen Gesellschaft angesehen werden. Die Mitglieder einer Demokratie müssen die Möglichkeit zur Kritik an den Machtträgern haben. Im parlamentarischen Regierungssystem obliegt die Kritik zu aller erst der politischen Opposition. Doch auch Gewerkschaften, Unternehmer- und Interessenverbände und der Staatsbürger selbst üben Kritik am Staat sowie gegenseitige Kritik. Es sind die Massenmedien, die dieser Kritik öffentliches Gehör verschaffen und sie zum Ausdruck bringen. Sie erzeugen somit einen vielstimmigen Dialog der kritischen Meinungen einer Gesellschaft. Jedoch beschränkt sich die Kritik- und Kontrollfunktion der Massenmedien nicht nur auf das Veröffentlichen der Kritik Dritter: Durch eigene Kritik- und Kontrollbeträge verstärken sie die schon vorhandene Kritik bzw. nehmen die Aufgabe der Kritik und Kontrolle gegenüber Staat, Gesellschaft oder anderen Presseorganen auch selbst wahr. Diese eigene Kontrollfunktion der Massenmedien ist umstritten: Viele Kritiker warnen vor einer Institutionalisierung der Medien als „vierte Gewalt“ im Staat.
Für die Presse sind die politischen Funktionen der Massenmedien als „öffentliche Aufgabe“ in § 3 der Landespressegesetze festgeschrieben: „Die Presse erfüllt eine öffentliche Aufgabe, wenn sie in Angelegenheiten von öffentlichem Interesse Nachrichten beschafft und verbreitet, Stellung nimmt, Kritik übt oder auf andere Weise an der Meinungsbildung mitwirkt.“
2.5. Funktionen der Massenmedien für den Einzelnen
Nach McQuail lassen sich zudem Leistungen benennen, deren Erfüllung das Individuum von den Massenmedien erwartet. Am weitesten gefasst ist hier die Informationsfunktion, auf die zu Anfang der Arbeit schon ausführlich eingegangen wurde und die deshalb hier nur knapp angesprochen werden soll. Zur erwünschten Unterrichtung über alle wichtigen lokalen, regionalen, nationalen oder internationalen Ereignisse, kommt auch „Ratsuche in praktischen Fragen“, wie „die Befriedigung von Neugier“ und indirekt „der Wunsch nach Reduktion von Unsicherheit durch Wissen“.
Subsidiär erfüllen die Medien auch das Bedürfnis nach persönlicher Identität des Einzelnen. Identifikation durch die Massenmedien dient einerseits dem reinen Vergnügen, andererseits der Bewältigung des Alltags. Vor allem die Fernsehunterhaltung ermöglicht Identifikation mit medialen Persönlichkeiten zum bloßen Vergnügen: Der Rezipient kann Rollen übernehmen ohne Verpflichtungen eingehen zu müssen, es handelt sich also um ein Rollenspiel ohne Risiken. Andererseits kann sich der Rezipient an den gezeigten Handlungsmustern orientieren und daraus Schlüsse für sein eigenes Verhalten und damit für seine Alltagsbewältigung ziehen. Da der Rezipient stets nach Konsonanz strebt, sucht er im Medienangebot nach Bestärkung seiner persönlichen Werthaltungen, Meinungen und Einstellungen, sowie nach Identifikation mit anderen. Die Wirkungsforschung hat aufgezeigt, dass die Bestätigung der präkommunikativen Einstellungen sehr wahrscheinlich, die Abschwächung weniger wahrscheinlich und eine Umkehrung am wenigsten wahrscheinlich ist. Die Selektion des Medienangebots erfolgt also in Hinblick auf die daraus zu erzielende Selbstbestätigung.
Noch nie war eine Gesellschaft in sich so differenziert, wie unsere industrielle Großgesellschaft. In dieser komplexen Gesellschaft kommt den Massenmedien mit der Funktion der Integration und sozialen Interaktion die Aufgabe zu, der Gefahr des Auseinanderklaffens der Gesellschaft entgegenzuwirken – „denn: je komplexer eine Gesellschaft wird, desto mehr bedarf sie der Integration“. Die notwendige Integration schaffen die Medien nach Ronneberger durch die Vermittlung gesellschaftlich anerkannter Verhaltensweisen und Verhaltensnormen. Über seinen Erfahrungshorizont hinaus fühlt sich der Mensch durch die Medien der Gesellschaft zugehörig und identifiziert sich mit ihr. Soziale Interaktion wird vor allem durch den „Gesprächsstoff“, den die Medien liefern, erzeugt: Aufgrund der Medienrezeption kann man „mitreden“. Einerseits werden also Themen behandelt, die sozial und gesellschaftlich relevant erscheinen, andererseits können dargestellte Themen nach der Rezeption gemeinschaftlich diskutiert werden. Die soziale Nützlichkeit des Medienkonsums liegt demzufolge vor allem in den späteren Möglichkeiten der Konversation. Die Interaktionsbedürfnisse des Individuums werden durch gemeinsame Mediennutzung und gemeinsame Medienreflexion erfüllt. Bei sozial isolierten Menschen spielen so genannte „para-soziale“ Interaktionen eine große Rolle. Hierbei findet soziale Interaktion mit medialen Personen statt. Fehlende reale Interaktion wird also durch Mediennutzung kompensiert. Die Integrationsfunktion dient zudem der Integration von Minoritäten und Randgruppen in die Gesellschaft.
3. Wahrnehmung der Funktionen durch die Medien
Vielfalt und Überschneidungen der massenmedialen Funktionen machen klar, dass sich die einzelne Funktionen weder einem bestimmten Medium zuordnen lassen, noch von allen Medien in gleicher Weise und Qualität erfüllt werden können. Vor allem bei den eher subsidiären gesellschaftlichen Funktionen, wie Orientierungs- und Sozialisationsfunktionen, können Leistungsmomente schlecht ausgelotet und benannt werden. Die gesellschaftlich relevanten Funktionen, die in einem System wie der BRD von den Massenmedien gefordert werden, können also nur im gemeinsamen Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien erreicht werden, wobei jedes Medium seine spezifischen „Stärken“ nutzt und andere „Funktionsschwerpunkte“ hat. Unterschiede in der Funktionserfüllung gibt es jedoch nicht nur intermediär – beispielsweise zwischen Print- und Funkmedien - sondern auch intramediär – zum Beispiel zwischen überregionaler Tageszeitung und Lokalzeitung. Im folgenden sollen Schwerpunkte und Stärken der einzelnen Medien beispielhaft dargestellt werden.
Die fundamentale Bedeutung der Information in unserer komplexen Gesellschaft und die Ansprüche an massenmediale Informationsvermittlung wurden bereits angesprochen. Der sich daraus ergebende gesellschaftliche Leistungsanspruch an Information gilt selbstverständlich für alle Medien: Presse, Hörfunk und Fernsehen. In der Art der Informationsvermittlung stehen jedoch bei den unterschiedlichen Medien auch andere Aspekte im Vordergrund: Während die Funkmedien dem Anspruch auf immer aktueller und schnellere Informationsvermittlung entsprechen, kommt der Presse vor allem die Funktion zu, Überschaubarkeit in der Informationsflut zu schaffen. Die Möglichkeit der differenzierten Hintergrundberichterstattung und der ausführlichen Kommentierung aktuellen politischen Geschehens, lässt die Presse zu einem Garanten für die Erfüllung der politischen Funktionen. Die Funkmedien hingegen produzieren hauptsächlich verständliche Beiträge zum politischen Geschehen für breite Bevölkerungsschichten. Problematisch ist allerdings, dass komplexe Zusammenhänge hierbei nicht selten unzulässig gekürzt werden.
Eine besondere Stellung bei der Ausübung der politischen Funktionen haben nach Ronneberger auch politische Wochenzeitungen und Zeitschriften. Speziell schreibt er ihnen die demokratiepolitischen Aufgaben, Herstellung einer qualifizierten Öffentlichkeit, Kritik und Kontrolle, politische Wertediskussion sowie politische Sprachpflege zu. Zwar ist die Bedeutung der politischen Wochenzeitungen und Zeitschriften in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, dennoch haben sie immer noch einen großen Einfluss auf die politische Kultur in der BRD. Ihre Stärke liegt nach Ronneberger vor allem darin, „daß sie gesellschaftliche bzw. politische Problemstellungen nicht erst behandeln, wenn gesicherte Erkenntnisse der Forschung und Praxis vorliegen, sondern bereits, wenn sich entsprechende Entwicklungen abzuzeichnen beginnen.“ Zudem haben sie die Funktion die „politischen Elite“ auf dem Laufenden zu halten. Dieser Funktion können sie durch ihre größere Distanz zum tagesaktuellen Geschehen und durch die Möglichkeit sich politischen und gesellschaftlichen Themen von hoher Komplexität zu widmen, besser nachkommen als die Tagespresse.
Spezifischen Funktionen und Funktionsschwerpunkte der Tageszeitung wurden in der Kommunikationswissenschaft vor allem anhand so genannter Druckerstreik-Studien analysiert. Die erste Studie dieser Art war die Studie „What missing the newspaper means“ von Bernard Berelson: Bei einem Druckerstreik 1945 in New York untersuchte Berelson was Zeitungsleser vermissen, wenn die Tageszeitung morgens nicht wie gewohnt auf dem Frühstückstisch liegt. Das Ergebnis war verblüffend: Berelson stellte eine enorme Funktionsvielfalt, vor allem an latenten Funktionen der Tageszeitung fest. Viele Funktionen hätte man gar nicht erwartet, geschweige denn sind sie vom Journalisten als solche gewollt oder zu steuern. In Deutschland hat Dorsch im Jahre 1978 eine ähnliche Druckerstreik-Studie durchgeführt. In seiner Auswertung nennt er neben den bereits erwähnten Funktionen der Massenmedien, auch Instrumentelle Funktionen der Tageszeitung. Sie umfassen alles, was der Leser an der Zeitung im Gegensatz zu den Funkmedien schätzt. Wichtige Punkte sind hier die Verfügbarkeit der Tageszeitung, die freie Wahlmöglichkeit des Lesers, was er mit welcher Intensität rezipieren will, sowie die tageszeitlich frei bestimmbare Rezeption. Der instrumentellen Funktion sind zudem die Kulturfunktion – Zeitungslesen als kultureller Akt - und Ritualfunktion – Zeitungslesen als festes Ritual im Alltagsleben - untergeordnet. Auch die Thematisierungsfunktion oder auch Agenda Setting Funktion spielt bei der Tageszeitung eine große Rolle: Die Leser richten also ihre persönliche Agenda weitestgehend an der Gewichtung und Reihenfolge der Themen in der Tageszeitung aus.
Die Presse hat bei der Ausübung der politischen Funktionen also einen gewissen Vorsprung gegenüber den Funkmedien, die sich ihrerseits eher der Unterhaltungsfunktion widmen. Eine besondere Rolle spielt hier selbstverständlich das Fernsehen. Nach Günther Rohrbach ist Unterhaltung sogar „the ultimate quality and function of this (...) mass media“. Der Trend geht demnach dahin, dass Fernsehen nur noch als reines Unterhaltungsmedium begriffen wird. Auch Hoff sieht im Fernsehen hauptsächlich ein Unterhaltungsmedium: „Fernsehunterhaltung ist nicht vordergründig pädagogisch, nicht primär informatorisch, sondern deckt einen in großem Maße vorhandenen Entspannungsbedarf durch Show-, Spiel- und Erzählformen, die in ihrer Mehrheit frei von Inhaltsansprüchen über den Moment hinaus sind.“ Andererseits ist nicht zu vernachlässigen, dass das Fernsehen für viele Rezipienten heutzutage einzige oder zumindest hauptsächliche Quelle von Bildung ist. Zudem sind - wie bereits in der Einleitung erwähnt - die Grenzen zwischen Unterhaltung und Information fließend, und gerade durch Unterhaltung soll dem Rezipienten Information vermittelt werden. Die Vermittlung von Information ist sozusagen der positive Nebeneffekt von Unterhaltung und die unterhaltende Präsentation unterstützt den Lerneffekt. Auch Haacke betont die Verschränkung von Bildung und Unterhaltung. Für ihn ist „Unterhaltung ohne Belehrung sinnlos und leer (...), Belehrung ohne Unterhaltung unerträglich“. Unterhaltung hat also eine Art Schlüsselfunktion, sie wird zur Bedingung für die Rezeption anderer Informationen und Inhalte. Zudem ist der durch Unterhaltungssendungen entspannte Zuschauer empfänglicher für nachfolgende Information. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass gerade in der Fernsehunterhaltung die ständige Steigerung des Unterhaltungswertes Informationen banalisiert oder an den Rand drängt.
4. Probleme der Massenmedien bei der Ausübung ihrer Funktionen
Die meisten Funktionen der Massenmedien werden als normative Aufgaben verstanden, die den Massenmedien von seiten der Gesellschaft zugeschrieben werden. Die Qualität eines Mediums hängt daher stark von der Qualität der Funktionserfüllung ab. Nicht vergessen darf man allerdings, dass sich den Massenmedien bei der Erfüllung ihrer gesellschaftliche wie politischen Aufgaben oftmals Probleme in den Weg stellen, die nicht selten dazu führen, dass sich Funktionen der Massenmedien in Dysfunktionen umkehren.
Die sozialen Funktionen der Massenmedien dienen hauptsächlich der Herstellung von Integration, dennoch besteht nach Maletzke gerade durch die Massenmedien die Gefahr der Desintegration von Individuen oder gesellschaftlichen Gruppen. Desintegration droht beispielsweise dann, wenn „als Folge eines wachsenden Informationsausstoßes ein kommunikatives Gefälle zwischen informierten und uninformierten Teilen der Bevölkerung entsteht.“ Dieses Phänomen wird auch als „knowledge-gap“ bezeichnet: Gut-Informierte nützen alle Informationsquellen und bilden sich stetig weiter, während weniger Gebildete auch weniger Gebrauch von Medien machen und demzufolge immer weiter hinter den Gebildeten zurückbleiben.
Das Medium, das wohl die größte Gefahr der Desintegration in sich birgt, ist das Fernsehen. Soziale Kontakte kommen nicht mehr zustande, falls sich der Rezipient nur noch vor die Bildröhre zurückzieht. In diesem Fall wird soziale Interaktion durch Mediennutzung ersetzt, man spricht dann von „para-sozialer“ Interaktion. Die Illusion der unmittelbaren Beziehung zur „Fernsehpersönlichkeit“ darf jedoch nicht zum vollständigen Ersatz für echte soziale Interaktion werden.
Sozialisation durch die Medien dient im allgemeinen der Vermittlung von gesellschaftlich anerkannten Rollen und Werten der Gesellschaft. Oft laufen die Medien jedoch Gefahr, durch einseitige und stereotype Darstellung von Rollen und Normen auch zur Bildung, also „Sozialisation“ von Vorurteilen, Rassismus oder anderen negativen Einstellungen und Verhaltensmustern beizutragen.
Doch nicht nur die Desintegration, sondern auch ihr genaues Gegenteil, die Überintegration, kann nach Maletzke ein durch Massenmedien verursachtes, gesellschaftliches Problem darstellen. Überintegration entsteht durch übermäßiges Vereinheitlichen und den Verlust von Pluralität innerhalb der Medien. Ein Beispiel hierfür ist die Gleichschaltung von Rundfunk und Presse im Nationalsozialismus: Die Medien hatten damals nicht mehr die Aufgabe die Meinungsvielfalt der Gesellschaft widerzuspiegeln, sondern wurden zu propagandistische Instrumenten degradiert.
Die Sozialisationsfunktion soll Minderheiten und unterrepräsentierte Gruppen in die Gesellschaft integrieren. Die Erfüllung dieser Leistung wird den Medien jedoch oft abgesprochen. Gerade Minderheiten hätten es viel zu schwer in den Massenmedien zu Wort zu kommen. So würden die Standpunkte der Mächtigen herausgestellt, während die Meinungen der Minderheiten unberücksichtigt blieben.
Folglich würden bestehende Machtverhältnisse zementiert. Als Lösung wird oftmals ein „anwaltschaftlicher Journalismus“, der vor allem die Interessen der Machtlosen vertreten soll, vorgeschlagen. Die Kritiker des anwaltschaftlichen Journalismus allerdings sind der Meinung, der Meinungspluralismus innerhalb der Gesellschaft müsse von den Massenmedien in einem angemessenen Verhältnis wiedergegeben werden. Sonst entstünde ein verzerrtes Bild der wirklichen Meinungsverhältnisse. Diskussionen dieser Art gab es beispielsweise Ende der 60er Jahre bei der Fernsehberichterstattung über die Außerparlamentarische Opposition.
Während sich viele Probleme bei der Ausübung der sozialen Funktionen aus den Medien selbst ergeben, werden ihnen bei der Erfüllung ihrer politischen Funktionen von seiten Dritter oftmals Steine in den Weg gelegt. So liegt es in der Natur der Sache, dass alle Institutionen, Parteien und Organisationen versuchen, zu ihrem eignen Vorteil einseitigen Einfluss auf die Medien zu nehmen. Die Wahrheit kann dabei schnell auf der Strecke bleiben. Kritiker, wie Richard Münch, bemängeln zudem, dass mittlerweile nicht mehr die Politik an sich zählt, sondern, dass die öffentliche Darstellungsweise das eigentliche Erfolgskriterium politischer Arbeit ist. Das heißt „über Erfolg oder Mißerfolg politischer Entscheidungen entscheidet immer weniger die Richtigkeit der Maßnahme an sich und immer mehr die Art ihrer öffentlichen Thematisierung.“
5. Ausblick
Auch wenn die meisten Aufgaben und Leistungen der Medien scheinbar auf der Hand liegen, bleibt doch in vielen Punkten fraglich, wie weit der Einfluss der Medien gehen darf. Diskussionen über die Qualität der Medienberichterstattung kommen immer wieder auf: Erfüllen die Massenmedien ihre Aufgaben und sind somit unserer Gesellschaft und unserem Staat dienlich, oder arbeiten sie dysfunktional und stellen so eine Bedrohung für Gesellschaft und Staat dar? Darf über die NPD berichtet werden oder bestärkt man so nur ihre Mitglieder in ihrer Position – noch schlimmer – spielt ihr neue Anhänger in die Arme? Handelt die BILD richtig, wenn sie den privaten Gebrauch von dienstlich gesammelten Lufthansa Bonus-Meilen aufdeckt, oder macht sie sich nicht womöglich der einseitigen Berichterstattung schuldig? Hochschreiben oder Totschweigen? Dies sind Fragen, die teilweise durch die freiwillige Selbstkontrolle der Medien diskutiert und geklärt oder in der Medienethik beantwortet werden müssen.
Probleme des Begriffs
Der Begriff Massenmedien ist zwar allgemein gebräuchlich, aber nichtsdestotrotz nicht ganz korrekt. Es ist mehr als fragwürdig, ob man beispielsweise das Fernsehpublikum als eine Masse bezeichnen kann. Es sitzt verstreut über ein ganzes Land, es bildet keine Masse im eigentlichen Sinne, so wie eine Masse beispielsweise auf einem Platz versammelt sein kann und einem Redner zuhört. Eine solche Masse kann untereinander kommunizieren, gegenseitige Handlungen hervorrufen (Applaus, der von anderen Mitgliedern aufgenommen wird,...). Beim dispersen Fernseh-, Radio- oder Zeitungspublikum fällt dieser Aspekt völlig weg.
Siehe auch: Mediengeschichte