Charité
Dieser Artikel befasst sich mit der Charité in Berlin. Siehe auch: La Charité sur Loire, Stadt in Frankreich.
Die Charité Vorlage:Lautschrift ist ein berühmtes und großes Krankenhaus in Berlin. Seit 2003 ist die Charité gemeinsame medizinische Fakultät der Humboldt- und der Freien Universität Berlin.
Geschichte
1710 bedrohte eine Pest die Stadt Berlin. König Friedrich I. ließ daraufhin außerhalb der Stadt vor dem "Spandowschen Tor" ein so genanntes Quarantäne-Haus bauen. Dieses wurde auch nach der Pestepidemie noch weiter als Krankenhaus für Arme und Bedürftige genutzt.
Später diente das Haus als Garnisons- und Bürgerlazarett und zur Ausbildung von Ärzten im Militärdienst. "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. gab dem Haus 1727 den Namen "Charité" (frz.: Nächstenliebe), der auf die Tugend der Barmherzigkeit hinweisen sollte, schließlich war die Behandlung in dem Hospital kostenlos.
Durch die Angliederung an das 1724 gegründete Collegium medico-chirurgicum, eine Einrichtung zur theoretischen Unterweisung von Ärzten und Wundärzten, wurde eine für das zeitgenössische Europa einmalige Lehrstätte geschaffen. Die außergewöhnlich gute Ausstattung und personelle Besetzung des Krankenhauses förderte die Entwicklung der Charité zur Ausbildungsstätte für Mediziner mit Weltruf.

1810 wurde die Berliner Universität gegründet, die zunächst unabhängige Universitätskliniken betrieb und deren erster Medizinischer Dekan Christoph Wilhelm Hufeland war. Da er gleichzeitig auch als leitender Arzt und Ausbilder in der Charité arbeitete, band er die diese zunehmend in den Universitätsbetrieb ein, bis schließlich Krankenhaus und Fakultät verschmolzen.
In der folgenden Zeit wurde der Name Charité durch zahlreiche herausragende Ärzte und Wissenschaftler international bekannt, so etwa durch Rudolf Virchow, Hermann von Helmholtz, Robert Koch, Paul Ehrlich und Emil Adolf von Behring. Aber auch die Begründer medizinischer Spezialgebiete und weitere namenhafte Experten wie Ferdinand Sauerbruch, Wilhelm Griesinger, Heinrich Schulte, Johann Otto Leonhard Heubner, Caspar Friedrich Wolff, Karl Bonhoeffer, Heinrich Adolf von Bardeleben, Hans Erhard Bock, August Bier, Walter Stoeckel, Johann Friedrich Dieffenbach, Traube, Gutzmann, Aschheim und Zondek wirkten hier. Acht spätere Nobelpreisträger begannen ihren wissenschaftlichen Weg an der Charité, wie z.B. Werner Forssmann und Albrecht Kossel.
Die Zeit des Nationalsozialismus war auch für die Charité eine äußerst unrühmliche Zeit. Da sie als "Deutsche Eliteeinrichtung" galt, wurden zahlreiche jüdische Mitarbeiter entlassen.
Durch die Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Charité in Ost-Berlin. Ganz im Westen des Bezirks Mitte gelegen, grenzte sie ab 1961 direkt an die Berliner Mauer. Die Spaltung der Stadt teilte auch die Hochschul- und Krankenhauslandschaft: In der DDR galt die Charité als führendes Krankenhaus der Hauptstadt der DDR, angegliedert an die Humboldt-Universität. In West-Berlin funktionierte man das städtische Krankenhaus Westend in Charlottenburg zur Universitätsklinik um und baute außerdem das Universitätsklinikum Steglitz, beide Einrichtungen gehörten zur Freien Universität Berlin. 1986 beschloss der Berliner Senat, die Universitätsmedizin von Charlottenburg nach Wedding in das Städtische Rudolf-Virchow-Krankenhaus zu verlagern. Die damit verbundene umfassende Neu- und Umbautätigkeit endete erst 1998 und machte den Standort zum modernsten Klinikum Europas.
Nach der Wiedervereinigung erfolgte die Neustrukturierung der Berliner Hochschul- und Krankenhauslandschaft: Zum 1. April 1995 wurde das Universitätsklinikum Rudolf-Virchow von der Freien Universität Berlin (FU) abgetrennt und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zugeordnet. 1997 zu einer gemeinsamen medizinischen Fakultät verschmolzen, bildeten die bis dahin noch eigenständigen Klinika ab 1998 die Charité. Der neue Name lautete Universitätsklinikum Charité der Humboldt-Universität Berlin mit dem jeweiligen Zusatz Campus Mitte, bzw. Campus Virchow-Klinikum.
Mitte 2003 kam es dann zur nicht ganz unumstrittenen Fusion der Charité mit der medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin. Die Entscheidung erwuchs hauptsächlich aus der angespannten Haushaltslage des Landes Berlin. Trotz einiger Einwände seitens der FU Berlin und des Universitätsklinikums Benjamin Franklin in Steglitz blieb der Name Charité erhalten. Lediglich das Logo, ursprünglich ein Schriftzug, basierend auf der Handschrift von Friedrich Wilhelm I., wurde durch ein modernes Doppel-C ersetzt. Der offizielle Name der zu beiden Universitäten gleichermaßen gehörenden Fakultät lautet "Charité - Universitätsmedizin Berlin".
Struktur und Zahlen
Durch die Zusammenlegung der beiden Einrichtungen ist Europas größte Universitätsklinik mit 15.000 Mitarbeitern, 3.500 Betten, 8.000 Studenten und einem Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro (2003) entstanden.
Hauptsächlich verteilt sich die Charité jetzt auf vier Standorte:
- Campus Benjamin Franklin (CBF) in Steglitz
- Campus Berlin-Buch (CCB) in Buch
- Campus Charité Mitte (CCM) in Mitte
- Campus Virchow-Klinikum (CCV) in Wedding
Streng genommen bilden die Standorte in Mitte, Steglitz und Wedding jeweils eigenständige Universitätsklinika, die jedes für sich das gesamte medizinische Leistungsspektrum mit allen Kliniken und Instituten abdecken. Allerdings bestehen spezielle Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte, wie z.B. das Deutsche Herzzentrum am Campus Virchow-Klinikum, das Zentrum für Weltraummedizin am Campus Benjamin Franklin, das Deutsche Rheumaforschungszentrum am Campus Charité Mitte oder auch das Zentrum für Molekulare und klinische Kardiologie am Campus Berlin-Buch.
Mit zahlreichen DFG-Sonderforschungsbereichen zählt die Charité zur Spitze der wissenschaftlich-medizinischen Einrichtungen in Deutschland. Im Bereich der universitären Lehre werden derzeit elf unterschiedliche Studiengänge angeboten, so etwa Humanmedizin, Zahnmedizin und Pflegewissenschaften, aber auch Fächer wie BioInformatik, Medizinische Physik und International Health. Die Charité ist in den Krankenhausplan der Stadt Berlin eingebunden, nimmt aber auch überregionale Versorgungsaufgaben war. Jährlich werden etwa 125.000 Patienten stationär und 900.000 Patienten ambulant behandelt (2003). Der Leitspruch der Einrichtung lautet "Forschen, Lehren, Heilen, Helfen".
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Siehe auch: Medizinische Hochschule Hannover