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Bildung

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Bildung bedeutet ein reflektiertes Verhältnis zu sich, zu den anderen und zur Welt. Bildung beinhaltet nicht nur fachliches Wissen (engl. education = Bildung und Erziehung). Wichtig ist nicht die Masse dessen, was man weiß, sondern die Form und Stärke, welche das Wissen für die eigene Persönlichkeit hat.

Definition Bildung, Bildungsmaßstäbe

Bildung ist ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess in dessen glücklichen Verlauf eine selbständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen kann (Goedevert). Bildung kann daher nicht auf Wissen reduziert werden, welches allerdings dabei als ein wichtiges Nebenprodukt entsteht. Wissen ohne Urteilsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, kritischer Distanz, Kreativität und Selbstvertrauen (d.h. das reine Abrufen von Daten und Fakten) führt zwangsläufig zu "Vergleichgültigkeit", da jede Information gleich gültig ist. Bildung lässt sich somit nicht vermitteln, aber in aktiver sozialer Auseinandersetzung aneignen.


Hartmut von Hentig versteht unter Bildung:

»den notwendigen und wünschenswerten Vorgang, im Laufe dessen wir erstens unsere Anlagen, also unsere Person, entfalten, zweitens taugliche Bürger werden und drittens an unserer historischen Lebensform, also unserer Kultur, teilhaben als deren erfreute Nutznießer und erfreuliche Fortzeuger und Kritiker.«[1]

Kurz gefasst unterscheidet er also drei Bereiche: die persönliche Bildung, die politische Bildung und die berufliche Bildung.

Hentig hat Maßstäbe formuliert, an denen sich Bildung »messen« lässt. Damit meint er keinen Lernstoff, der sich durch Tests messen ließe, sondern Dinge, die im Menschen vorhanden sein müssen, wenn Bildung wirklich stattgefunden hat. Es sind dies

- Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit,
- Wahrnehmung von Glück,
- die Fähigkeit und der Wille, sich zu verständigen,
- ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz,
- Wachheit für letzte Fragen und
- die Bereitschaft zu Selbstverantwortung und Verantwortung in der Gesellschaft.

Daraus wird deutlich, dass es bei der Bildung auf zwei große Bereiche ankommt: Sachen zu klären und Menschen zu stärken.

Bildungsziele

Mögliche Bildungsziele sind Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt, Achtung vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung und Spontaneität, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne, Ehrfurcht vor allem Lebendigen, Achtung vor der Überzeugung des anderen, Toleranz, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, sittliches und politisches Verantwortungsbewusstsein, Frieden, berufliches Können, soziales Handeln, freiheitlich demokratische Haltung, Solidarfähigkeit, Selbstbestimmung, Fähigkeit zu urteilen, Fähigkeit zum eigenen Standpunkt und Kritikfähigkeit.

Fragen zur Bildung

Wie kann man die Qualität der Schulbildung vergleichen? Siehe hierzu Schulleistungsuntersuchungen, Zentralabitur, ...

Zum geschichtlichen und ideologischen Hintergrund des Bildungsbegriffs siehe Bildungstheorie.

Was hat Lesen mit Bildung zu tun? Siehe hierzu [2] Rubrik Lesen und Schule

Zitate

Bildung gleich Warten können. (Theodor W. Adorno)


Wilhelm von Humboldts 'Definition' von Bildung:

Der wahre Zweck des Menschen – nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welchen die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt – ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen (Wilhelm von Humboldt 1791/92 in: Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen).


Zur Kultur des Lernens schrieb Antoine de Saint-Exupéry:

Willst Du ein Schiff bauen, rufe nicht die Menschen zusammen, um Pläne zu machen, die Arbeit zu verteilen, Werkzeug zu holen und Holz zu schlagen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, endlosen Meer.

Siehe auch


Literatur

  • Georg Bollenbeck, Bildung und Kultur. Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters, suhrkamp taschenbuch 2570, Frankfurt am Main 1996
  • Manfred Fuhrmann: Bildung. Europas kulturelle Identität, Stuttgart 2002: Reclam, ISBN 3-15-018182-8
  • Manfred Fuhrmann: Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters, Frankfurt/Main, Leipzig 1999: Insel, ISBN 3-458-16978-4
  • Hartmut von Hentig, Die überschätzte Schule, Frankfurter Rundschau, 11.5.2004 [3]
  • Heinz Joachim Heydorn, Studienausgabe:Band 3, Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft, Verlag Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-333-4
  • Ernst Peter Fischer: Die andere Bildung. Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte. Hamburg 2001 ISBN 3-548-36448-9 (Ullstein-Taschenbuch)
  • Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-82-180818-7 (als Taschenbuch ISBN 3-442-15147-3)
    Schwanitz' Buch präsentiert, was Bildung nach der obigen Definition gerade nicht ist - eine Ansammlung von Kenntnissen
  • Goeudevert, Daniel: Der Horizont hat Flügel. Die Zukunft der Bildung, München 2001, ISBN 3-548-75086-9