Julian (Kaiser)

Flavius Claudius Julianus, bekannt als Julian Apostata oder auch Julian II. (* 332 Konstantinopel, † 26. Juni 363 während eines Feldzugs gegen die Sassaniden in Mesopotamien) war von 361 bis 363 römischer Kaiser.
Aufstieg
Julian wurde als Sohn des Julius Constantius, eines Halbbruders von Konstantin I., sowie der Basilina, der Tochter eines ägyptischen Statthalters, geboren. Im Jahr 337, als er sechs Jahre alt war, wurde sein Vater vom neuen Kaiser Konstantius ermordet, um einen potentiellen Thron-Konkurrenten zu beseitigen. Er und sein älterer Halbbruder Gallus wurden wegen ihres Alters verschont.
Er wurde christlich erzogen durch Eusebius von Nikomedia, Mardonios, Nikokles und Hekebolios, las aber 345 Schriften des heidnischen Philosophen Libanios. 355 wurde er durch Konstantius II. zum Caesar ernannt.
Julian knüpfte Kontakte zu den Neuplatonikern; durch den Kontakt mit Maximus von Ephesus beginnt seine innere Abwendung vom christlichen Glauben. Sie wird 354 durch die Hinrichtung seines Bruders Gallus und die eigene Gefangennahme durch Konstantius verstärkt. Nach seiner Entlassung bleibt er äußerlich Christ, lässt sich aber 355 in die eleusinischen Mysterien einführen. Er war erfolgreicher Heerführer in Gallien, ließ sich aber 360 nach Konflikten mit Konstantius von seinen Soldaten zum Augustus ausrufen. 361 bereitete er den Feldzug gegen den Kaiser vor, den er nunmehr dem Schutz der antiken Götter anbefahl. Bevor es zum Treffen kam, starb Konstantius, wobei er angeblich Julian zu seinem Nachfolger bestimmt haben soll.
Regierungszeit
Julian wurde sein Nachfolger und der einzige römische Kaiser, der vom Christentum zum Heidentum wechselte. Die Konstantinische Wende hatte teilweise eine Heidenverfolgung und Zerstörung ihrer Tempel nach sich gezogen. Konstantin hatte das Christentum noch nicht zur Staatsreligion erhoben, was erst unter Theodosius I. geschehen sollte, aber er und seine unmittelbaren Nachfolger gingen während ihrer Regierungszeit teils rigoros gegen Heiden vor, obwohl es immer noch eine Duldung der heinischen Kulte gab. Diese Entiwcklung suchte Julian aufzuhalten bzw. rückgängig zu machen.
Julian betrieb die Politik einer allgemeinen Besteuerung und der religiösen Toleranz, wobei er allerdings leitende christliche Beamte und Militärs entließ und heidnische Kulte und zerstörte Tempel erneuerte sowie deren Priester wieder einstellte. 362 untersagte er mit dem so genannten Rhetorenedikt den Unterricht heidnischer Literatur durch christliche Lehrer. Diese Entscheidung Julians wurde auch von dem ihm ansonsten positiv gegenüber stehenden Ammianus Marcellinus kritisiert. Ohne die offen erklärte Absicht einer Christenverfolgung, löste seine Politik stellenweise heftige antichristliche Übergriffe aus, die aber wohl in Kauf genommen wurden und auch von Julian nicht ernsthaft unterbunden wurden. Julian scheiterte auch mit seinem Plan einer „heidnischen Staatskirche“, die sich aufgrund der Struktur der heidnischen Kulte nicht bewerkstelligen ließ.
Vor seinem Aufbruch zu einem Persienfeldzug weilte er im christlichen Antiochia, wo seine Politik auf scharfe Ablehnung stieß und er auch nichts unternahm, um die Spannungen zu beseitigen. Auf diesem insgesamt schlecht geplanten Feldzug gegen die Sassaniden kam er 363 um. Unsere bei weitem beste Quelle, Ammianus Marcellinus, gibt an, Julian habe sich zu weit vorgewagt und wurde von einem Speer getroffen; man weiß nicht, von wem der Speer geführt wurde, ob nun von einem Perser oder von einem christlichen Soldaten (Ammianus Marcellinus, 25,3). Nachträglich wurde Julian von der Kirche mit dem Namen "Apostata" (Abtrünniger) gebrandmarkt.
Julian in der Forschung
In der modernen Forschung wird Julian oft hoch geschätzt (Giebel, Demandt), teils aber auch sehr kritisch gesehen (Wolfgang Schuller zum Scheitern Julians, dass mit seinem Tod nicht eine neue, positive Entwicklung abbrach, sondern "es endete ein romantischer Anachronismus" (Schuller, Das erste Europa, Stuttgart 2004, S. 173). Auch Gerhard Wirth und Klaus Rosen stehen Julian eher distanziert gegenüber. Fehlerhaft war wohl sein Denken, man könnte das Rad der Geschichte zurückdrehen - dazu war das Christentum, wenigstens im Osten, schon viel zu stark integriert. Das Christentum sollte sich jedenfalls als das Band erweisen, welches das Imperium im Osten noch 1000 Jahre zusammenhalten sollte. Sein Feldzug gegen die Sassaniden war, darin herrscht in der Forschung weitgehende Einigkeit, schlecht geplant und ausgeführt.
Sein ungeschicktes Verhalten in Antiochia verschärfte nur die Spannungen, die er durch sein teils hartes Vorgehen ausgelöst hatte. Bezeichnenderweise war der nächste Kaiser, der vom Heer gewählt wurde, wieder ein Christ. Positiv an Julian war ohne Zweifel seine Intelligenz, Bildung und sein Charakter, der allerdings durch das sture Festhalten an der alten Religion auch Schattenseiten aufwarf.
Julian-Legende
Die orthodoxe Kirche überliefert die Legende, Julian habe seine beiden christlichen Leibwächter in Antiochia beauftragt, die auf dem Markt angebotene Nahrung und die Wasserbrunnen mit Götzenopferblut zu besprengen. So hätten die Christen der Stadt nichts essen oder trinken können, ohne ihren Glauben zu verletzen. Die Leibwächter widersetzten sich dem Befehl und wurden auf Julians Befehl hingerichtet. Die orthodoxe Kirche gedenkt ihrer als der Heiligen Juventinus und Maximos.
Literatur
- Felix Dahn: Julian der Abtrünnige, 1893 (Roman)
- Gore Vidal: Julian (Roman)
- Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike, Sonderausgabe München 1998
- Marion Giebel: Kaiser Julian Apostata. Die Wiederkehr der alten Götter., Düsseldorf-Zürich 2002. Allerdings nicht immer sehr kritisch. Rezension (nicht fachwissenschaftlich); In Teilen recht kritische Rezension (fachwissenschaftlich)
Wichtigste Quelle für seine Regierungszeit ist Ammianus Marcellinus.
Weblinks
- Fachwissenschaftliche Biographie aus dem Bautz
- Fachwissenschaftliche Kurzbiographie aus dem DIR Projekt (eng.)
Vorgänger und Nachfolger
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