Zum Inhalt springen

Eugène Carrière

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Oktober 2007 um 10:49 Uhr durch Rufus46 (Diskussion | Beiträge) (Wirkung: linkfix BKL). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Femme accoudée à la table (Eugène Carrière, 1893)

Eugène Carrière (* 18. Januar 1849 in Gournay-sur-Marne, † 27. März 1906 in Paris) war ein französischer Maler und Lithograph. Der Symbolist ist bekannt für seine Porträts von Künstlern und Dichtern seiner Zeit sowie für düstere, schemenhaften Gemälde von Frauen und Kindern.

Leben

Eugène Carrière wurde als achtes von neun Kindern in eine recht arme Familie geboren und wuchs in Straßburg auf. Dort absolvierte er eine fünfjährige Ausbildung zum Lithograph. Er entschied sich jedoch 1869, gegen den Willen seines Vaters, angeregt durch die Bilder von Rubens im Louvre, die er bewunderte, zu einem Studium an der Pariser École des Beaux Arts bei Alexandre Cabanel. Ein Jahr später meldete er sich als Freiwilliger für die französische Armee und geriet in Dresden in Gefangenschaft.

1872 kehrte er nach Paris zurück. Bei einem Kurzaufenthalt in London lernte er die Gemälde William Turners kennen, die ihn stark beeinflussten. In diese Zeit fällt auch seine Heirat mit Sophie Desmouceaux mit der er später sieben Kinder hatte.

In den folgenden Jahren lebte er als kommerzieller Künstler ohne große Erfolge von Gelegenheitsarbeiten, um seine größer werdende Familie zu ernähren. Er entwarf unter anderem Grußkarten und arbeitete in der Porzellanmanufaktur in Sèvres, wo sich eine Freundschaft mit dem ebenfalls dort arbeitenden Auguste Rodin entwickelte.

Erfolg begann sich für Carrière erst ab 1889 einzustellen, als er als 40jähriger im Paris Salon einen Kunstpreis gewann und eigene Ausstellungen erhielt. Zu dieser Zeit hatte er, der zuvor eher farbenfrohe Bilder malte zu dem typischen Stil gefunden für den er heute bekannt ist. In den folgenden Jahren gehörte Carrière zu den bekanntesten französischen Malern seiner Zeit. Er malte viele Portraits von Berühmtheiten seiner Zeit, zu seinen Freunden gehörten neben Rodin auch Paul Gauguin und Edmond de Goncourt.

Als eine Größe der Pariser Künstlerwelt des Fin de siècle war Eugène Carrière nicht unpolitisch und am Zeitgeschehen interessiert. So gehörte er zu einer Reihe bekannter Persönlichkeiten, die in der Dreyfus-Affäre das J'accuse von Émile Zola unterstützten.

1899 gründete er die Académie Carrière, wo unter anderem Henri Matisse und André Derain zu seinen Schülern gehörten.

Am 27. März starb Eugène Carrière nach längerer Krankheit an Kehlkopfkrebs. Bei seinem Begräbnis, auf dem sein Freund Auguste Rodin die Grabrede hielt, war ein Großteil der Pariser Künstlergemeinde versammelt.

Werk

Mutterschaft (Eugène Carrière, um 1890)

Carrière bevorzugte hauptsächlich zwei Themen. Die Darstellung von Müttern mit ihren Kindern (Maternité) und Porträts. In jungen Jahren konnte er sich als unbekannter Maler keine Fotomodelle leisten, was dazu beitrug, dass auf vielen seiner Bilder Mitglieder seiner Familie zu sehen sind.

Bekannt ist Eugène Carrière für den Stil, zu dem er Ende der 1880er Jahre fand. Dieser besteht in monochromen, grau-braunen Bildern, in denen sich schemenhaft die Gesichtszüge von Menschen aus einer nebliger, dunklen Umgebung abzeichnen. Auf diese Weise erzeugen seine Bilder Situationen großer Intimität.

Carrières bekanntestes Werk ist ein Portrait des französischen Dichters Paul Verlaine, aber er malte auch Portraits von Georges Clemenceau, Isadora Duncan und vielen anderen berühmten zeitgenössischen Künstlern.

Wirkung

Portrait Paul Verlaines (Eugène Carrière, 1890)

Es wird oft vermutet, dass Pablo Picasso in seiner blauen Periode durch Carrière beeinflusst war. Obwohl Picasso ihm ein Gemälde widmete, lässt sich dies jedoch nicht klar belegen.

Zu Lebzeiten sehr bekannt und beliebt, geriet Carrière in den Jahrzehnten nach seinem Tod etwas in Vergessenheit. Auch wenn viele bekannte Museen Europas Werke von ihm ausstellen, steht er im Schatten bekannterer Zeitgenossen. Im Jahr 2006 gab es anlässlich seines einhundertsten Todestages verstärkte Bemühungen, Carrières Werk wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, unter anderem durch eine Ausstellung im Musée d'Orsay, das die weltweit größte Sammlung von Bildern Carrières besitzt.