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Medizinbünde der Irokesen

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Die Irokesen-Indianer kannten verschiedene Medizinbünde, die Krankheiten heilen resp. vermeiden sollten.

Die Entstehung der Medizinbünde

Es gibt keine frühen Berichte, die konkrete Hinweise auf die Existenz von Medizinbünden liefern können. Aussagen von Jesuiten, welche bei den Irokesen gelebt hatten, deuten aber doch immer wieder auf Geschehnisse hin, welche eine Existenz der Medizinbünde im 17. Jahrhundert vermuten lassen. Ob diese allerdings bereits damals noch andere Funktionen erfüllten als die Krankenheilung, ist ungewiss. Erst mit den Reformbemühungen durch Handsome Lake erhalten wir Gewissheit über das Bestehen von solchen Bünden.

Handsome Lakes gründete eine Religion, die eine Mischung aus der traditionellen irokesischen Religion und der christlichen Lehre war. Die Medizinbünde waren dem Propheten ein Dorn im Auge, da sie die konservative irokesische Lehre verkörperten und nicht in die neue Lebensart passten. Deshalb verbot Handsome Lake die Medizinbünde. Die Leiter der Bünde weigerten sich, die Gesellschaften aufzulösen, und führten sie im Geheimen weiter. Die Riten der Bünde wurden einige Jahre lang an versteckten Plätzen abgehalten. Den Mitgliedern der Medizinbünde gelang es erstaunlicherweise, die Existenz ihrer Bünde nicht nur vor der amerikanischen Öffentlichkeit, sondern auch vor ihren Stammesgenossen geheimzuhalten. Sogar bekannte Wissenschaftler wie beispielsweise Lewis H. Morgan glaubten, dass die Bünde nicht mehr existierten. Obwohl die Anhänger der Neuen Religion von den christlichen Missionaren unterstützt wurden, gelang es ihnen nicht, die Medizinbünde auszurotten.

Nach Handsome Lakes Tod waren die Medizinbünde wieder erlaubt. Die Bünde änderten sich insofern, als sie gewisse esoterische Rituale nicht mehr in der Öffentlichkeit abhielten. So wurden die Medizinbünde langsam in die Neue Religion integriert. In der Folge erlebten die Bünde sogar eine eigentliche Renaissance.

Nach 1850 begann sich der Einfluss der Weissen immer stärker auszuwirken. Und mit den Weissen bot sich auch eine Alternative bei der Krankenheilung an. Immer mehr Irokesen wandten sich bei einer Erkrankung an die Weissen statt an die Medizinbünde.

Die Anhänger von Handsome Lake wie auch die Mitglieder der Bünde verhielten sich in der Folge eher konservativ und distanzierten sich somit von den Anhängern der christlichen Religion, deren Bestreben es seit dem 20. Jahrhundert ist, sich in der amerikanischen Gesellschaft zu assimilieren. Die konservativeren Irokesen hingegen, versuchen ihre indianischen Traditionen zu pflegen. Man findet deshalb die Medizinbünde heute vor allem in Siedlungen der Seneca, Onondaga und Cayuga.

Die Statistik zeigt die zunehmende Bedeutung der Christen und damit auch der Medizin der Weissen. Gemäss dem Jahresbericht von 1889 des Superintendenten der Indianer betreffend der Grand River Irokesen: 64 Prozent Christen, 20 Prozent Langhaus-Religion, 16 Prozent unbekannte Zugehörigkeit. Acht Jahre später war das Verhältnis bereits so: 78 Prozent Christen, 22 Prozent Langhaus-Religion. Bis 1959 änderte sich dieses Bild nicht mehr bedeutend. 80 Prozent gaben an, Christen zu sein, 19 Prozent fühlten sich der Langhaus-Religion zugehörig. Dabei fällt auf, dass die jüngeren Menschen eher Mitglied der christlichen Kirche waren und die älteren eher der traditionellen Religion nachgingen.

Die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beschrieb das Ende einer Epoche, wo bei der Krankenheilung eine oder mehrere Personen im Vordergrund standen. Stattdessen trat ein Platz, ein Gebäude, nämlich das Krankenhaus in den Vordergrund.

Die verschiedenen Medizinbünde

Fühlte sich ein Irokese nicht wohl, suchte er einen Kräuterdoktor auf. Konnte dieser ihm nicht helfen, so fragten die Verwandten des Patienten einen Seher um Rat. Dieser nannte ihnen die Namen der Zeremonien, die der kranken Person helfen könnten. Manchmal waren mehrere Zeremonien nötig. Als letzter Versuch wird der Hexendoktor um Hilfe gebeten.

Dies ist der Hauptzweck der Bünde, aber nicht der einzige. Ein sehr grosser Stellenwert kommt der Prävention zu. Jeder Bund kennt Zeremonien – bestehend aus Liedern und Tänzen – bei denen die Götter und Geister besänftigt werden sollen. Eine weitere Funktion der Geheimbünde nebst der Heilung und dem Schutz ist das Wahren der alten Stammessitten. Dies erklärt den eher konservativen Charakter der Mitglieder von Medizinbünden. Als Viertes ist die Integration zu erwähnen. Besiegten die Irokesen einen feindlichen Stamm, so wurde dieser in die eigene Bevölkerung aufgenommen. Das Bundwesen trug viel zur Integration dieser Menschen in die irokesische Kultur bei.

Es gibt neben den geheimen Medizinbünden auch Bünde, die zwar nach dem gleichen Muster wie die Medizinbünde gebildet sind, die aber anderen Zwecken dienen. Als Beispiel möchte ich die "Agrarbünde" nennen, deren Riten dem Wachstum der Anbaupflanzen wie Mais, Bohnen und Kürbis dienen. Solche Vereinigungen können aber auch Heilungen vornehmen. Die Riten dieser Bünde waren sowohl bei der Aussaat wie auch bei der Ernte von Feldfrüchten und Gemüsen wichtig.

Die Irokesen kennen fünf jährliche Feste, bei denen die Zeremonien der Medizinbünde durchgeführt werden.

Über die verschiedenen Medizinbünde herrscht keine Einigkeit in der Literatur. Eine genaue Anzahl der Bünde kann nicht genannt werden, da alte Bünde verschwanden oder unter einem neuen Namen weiterexistierten, und da andere Bünde neu entstanden. Dies betrifft vor allem kleinere, lokal existierende Bünde. Trotzdem werden die meisten Bünde durchgehend von allen Autoren genannt.

Die Maskenbünde

Die Masken der Maskenbünde wurden aus Holz geschnitzt. Sie stellten oft menschenähnliche Wesen mit markanten Zügen dar. Nebst dem Falschgesichterbund verwendeten noch der Maisstrohbund und der Idosbund Masken. Je nach Quelle ist der Idosbund identisch mit dem Bund der mystischen Tiere.

Der Zweck der Masken ist es nicht, etwas zu verbergen, sondern vielmehr um mythologische Gestalten zu porträtieren. Der Träger der Maske benimmt sich so, als ob er die bestimmte übernatürliche Person selbst sei. Erzählungen nach trafen Jäger der Irokesen bei ihren Reisen hin und wieder quasimenschliche Wesen, welche in den Wäldern von Baum zu Baum huschten. Manchmal erschienen sie als körperlose Köpfe mit langen Haaren. Sie verlangten von den Jägern indianischen Tabak sowie Maismus. Diese Wesen mit dem süsssauren Lächeln und den gebrochenen Nasen nannten die Seneca "Great defender", die Onondaga hingegen "The great humpbacked one". Die Wesen erschienen nur wenigen Indianern. Doch sie sind in den Mythen wohlbekannt. Die Irokesen versuchten diese quasimenschlichen Wesen mit ihren Masken und den dazugehörigen Zeremonien zu imitieren.

Die Masken werden in der Literatur genau beschrieben. Sie haben oft tiefliegende Augen und eine überdimensional grosse Nase. Der Mund kann sehr verschieden sein. Einmal wird er zu einem Grinsen geformt ein andermal zu einer Grimasse. Manchmal sind Zähne zu sehen, ein andermal eine Zunge. Die Masken sind üblicherweise Rot oder Schwarz bemalt.


Die Falschgesichter

Dies ist wohl der bekannteste Medizinbund der Irokesen. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für die „Hölzernen Masken“. Die üblichste ist "Falschgesichter". Die Seneca und die Mohawk nennen sie einfach "Gesichter", die Onondaga dagegen "Buckel", der "Bucklige" (Hunchback). In der Literatur werden sie üblicherweise "Falschgesichter" genannt. Unter den Irokesen selbst ist dieser Bund unter dem Namen Jadigon'sa shono bekannt.

Der Falschgesichterbund trat vor allem bei der Midwinter-Zeremonie in Aktion. Ansonsten wurden die Mitglieder dieses Bundes immer dann aktiv, wenn sie gerufen wurden, um einen kranken Menschen zu heilen.

Um Mitglied im Bund der Falschgesichter zu werden, bedurfte es eines Mittlers, der Interessierte einführte.

Klagte jemand über Kopf-, Schulter- oder Gelenkleiden, so suchte man den Bund der Falschgesichter auf. Man sprach den Masken aber auch die Kraft zu, das Anschwellen des Kopfes, Zahnschmerzen, brennende Augen, Nasenbluten, ein wundes Kinn oder Ohrenschmerzen heilen, aber auch verursachen zu können.

Die Gesichter des Waldes nahmen für sich in Anspruch, Krankheiten kontrollieren und heilen zu können. Sie instruierten die Träumer, was es brauchte, damit ihnen die Gesichter halfen. Sie sollten Gesichter schnitzen, die ihnen glichen. Dann sollten sie ein Fest machen, bei dem sie indianischen Tabak verbrannten und Lieder sangen. Die Tänzer sollten Schildkrötenrasseln tragen.

Der Falschgesichterbund kennt verschiedene Klassen von Masken Die Anzahl und Art der Klassen ist umstritten, sieht ungefähr wie folg aus:

  • Türhüter- oder Doktormasken (doorkeeper or doctor masks)
  • Tanzmasken (dancing masks)
  • Bettlermasken (beggar masks)
  • Geheimmasken (secret masks)

Die Bettler- oder Diebesmasken geben keinen Teil der wirklichen Gesellschaft wieder. Die Geheimmasken werden niemals in öffentlichen Zeremonien im Ratshaus bei der Midwinter-Zeremonie gebraucht.

Die Masken können nicht nur durch ihre Form beziehungsweise durch ihr Aussehen kategorisiert werden, sondern auch durch ihre Funktion. Rie Rolle, in der die Maske verwendet wird, ist sogar von grösserer Wichtigkeit als ihre Form. So nimmt das Tanzen, das Handeln des Trägers allgemein eine zentrale Position ein. Das Gelingen einer Zeremonie hängt weitgehend vom Talent der Maskenträger ab. Es ist sehr wichtig, dass sie gut tanzen und sich gut darstellen können.

Die spezifischen Gegenstände der Gesellschaft beziehen sich auf die oben genannte Legende. Sie bestehen aus den Masken, den Schildkrötenrasseln, den Rindenrasseln, einem Pfahl, an dem eine Maisstrohmaske befestigt ist, einem kleinen hölzernen Falschgesicht, einer kleinen Schildkrötenrassel und einem Tabakkorb.

Die oben genannte Legende ist nicht die einzige. Die Seneca kennen zwei, welche den Ursprung der Gesellschaft erklären, die Mohawk kennen sogar deren drei. Diese Geschichten erklären den Ursprung der verschiedenen Klassen der Masken.

Über das Alter der Gesellschaft streiten sich die Experten. Es gibt tatsächlich nur wenige frühe Berichte über die Kultur der Irokesen. Trotzdem ist ein früher Ursprung der Gesellschaft nicht ausgeschlossen, zumal deren Zeremonien meist geheim abgehalten werden. Ein weiteres Indiz, das für eine frühe Existenz dieses Bundes spricht, sind die Funde von steinernen Töpfen und Pfeifen, auf denen Gesichter gehauen worden waren, die den Falschgesichtern gleichen. Die Literatur erwähnt die Falschgesichter erstmals 1851 durch Lewis H. Morgan.

Früher wurden die Masken aus einem lebenden Baum geschnitten, ohne dass dieser einging. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass heute die Masken nicht mehr so unterschiedlich bunt wie früher bemalt werden. Meist sind sie heute rot.

Stirbt ein Mitglied des Falschgesichterbundes, so vermacht er seine Maske seinen Kindern. Ist er aber kinderlos, so kann er verlangen, dass seine Maske mit ihm begraben wird.

Die Maisstrohgesichter

Diese Gesellschaft gehört zusammen mit den Falschgesichtern zu den berühmtesten Bünden. Sie haben ihre eigene Tabak-Beschwörung, ein eigenes Medizinlied und ihre eigenen Tänze. Und sie haben die Macht zu heilen. Die Strohmasken (husk-faces) werden auch "buschige Köpfe" (bushy-heads) genannt. Diese repräsentieren andere, an die Erde gebundene, übernatürliche Wesen, die mit der Menschheit einen Pakt geschlossen haben. Sie zeigten den Menschen die Kunst der Jagd und der Landwirtschaft. Die Führer dieser lose organisierten Gesellschaft agierten als Wasserärzte. Sie bemühten sich, Kranke zu heilen, indem sie sie mit Wasser besprengten. Zwei Maisstrohgesichter betätigen sich bei den Midwinter-Langhaus-Zeremonien für die Falschgesichter als Türhüter.

Die Strohmasken können etwas bösartig als Türmatten beschrieben werden. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Masken Augen- und Mundlöcher haben. Und es werden noch Haare befestigt.

Der Legende nach sind die Strohgesichter ein Bauernvolk, das in einer Schlucht auf der anderen Seite der Erde lebt. Einmal jährlich besuchen sie die Langhäuser der Seneca für zwei Nächte. Dies geschieht während der Midwinter-Zeremonie. Wenn sie kommen, stoppen sie die Tänze und kidnappen einen Häuptling als Dolmetscher. Als Boten der drei Schwestern, der Bohnen, des Maises und der Kürbisse, besitzen sie eine grosse Macht.

Der Bund der Medizinmänner

In einigen Quellen wird noch einen weiteren Bund genannt, welcher Masken verwendet. Sie bezeichnen ihn sogar als einen der wichtigsten Bünde überhaupt. Dieser Bund trägt auch den Namen „Shake the Pumpkin“. Bei den Masken soll es sich nicht um Falschgesichtermasken handeln.

Die mystischen Tiere

Die Bünde dieser Gruppe versuchen den guten Willen der "Medizintiere" (Medicine animals) zu erhalten. Gemäss ihrer Tradition traten die Tiere gemeinsam mit den Mitgliedern in die Gesellschaft ein. Sie zeigten den Menschen, welche Zeremonien sie mögen. Führten die Menschen die Zeremonien korrekt durch, so würden die Medizintiere weiterhin zu ihren Diensten stehen. Sie heilen Krankheiten, lindern Schmerzen und verschieben Naturkatastrophen an andere Orte. Jedes Mitglied der Gesellschaft hat sein eigenes Lied, das es in der Zeremonie singt. Die Länge der Zeremonie entspricht also der Anzahl der Mitglieder. Tritt ein neues Mitglied in die Gesellschaft ein, erhält es eine Kürbisrassel und ein Lied. Diese Dinge muss es mit Vorsicht behandeln. Es darf das Lied nicht vergessen und die Rassel nicht verlieren. Es gibt zwei führende Sänger, welche das Tanzlied singen. Während dieses Liedes nimmt der Medizinmann einen glühendheissen Stein vom Hüttenfeuer. Er wirft sich den Stein von einer Hand in die andere. Er demonstriert, dass er durch die geschnitzte Holzmaske, die keine Augenlöcher hat, sehen kann, indem er verschiedene Dinge in der Hütte findet. Und er beeindruckt die Anwesenden, indem er eine Puppe zum Leben erweckt oder mit anderen geheimnisvollen Handlungen.

Es wird erzählt, dass die Seneca diesen Bund von den Huronen übernommen haben. Zum Schluss der Zeremonie verschlingen die Mitglieder einen Schweinekopf, indem sie ihm das Fleisch mit den Zähnen vom Kopf reissen. Früher verwendeten sie einen Hirschkopf. Bei der Zeremonie werden drei Masken verwendet: die Maske des Beschwörers (Conjurer's Mask), die duale Geistermaske (Dual-spirit's mask) und die Hexenmaske (Witch mask). Die Masken werden nie in den Riten des Falschgesichterbundes angewandt. Dessen Masken unterscheiden sich von den drei oben genannten durch die metallischen Augen.

Der Otter-Bund

Diese Gesellschaft besteht aus Frauen, welche Otter und andere Wassertiere, die Einfluss auf die Gesundheit, das Glück und das Schicksal haben sollen, besänftigen wollen. Der Otter gilt als Häuptling der Wassertiere. Er wird deshalb als sehr mächtig angesehen. Die Mitglieder dieses Bundes kommen an öffentlichen Festen zum Zuge. Nach der Tabakwerf-Zeremonie beginnen die drei Amtsträgerinnen, mit einer langen Maishülse alle mit Wasser zu bespritzen, denen sie begegnen. Die Frauen spritzen so lange, bis jemand den Wassereimer packt und den Inhalt über den Kopf der Frau wirft. Gerade während der Midwinter-Zeremonie geschieht es noch häufig, dass das Wasser dann gefriert. Die Frauen, welche als vom Otter-Geist besessen gelten, spüren jedoch nichts.

Die Pfeife des Otters beendet die Zeremonie. Die Frauen behaupten anschließend, dass sie nicht gewusst hätten, was sie getan haben, denn sie seien vom Otter-Geist erfasst gewesen. Die Otter-Gesellschaft kennt weder Lieder noch Tänze. Ihre Zeremonie dient einzig dazu, den Wassertieren zu danken und ihren Goodwill zu erlangen.

Der Adler-Bund

Das Ritual dieser Gesellschaft besteht aus zehn Liedern und einem Tanz. Jedes teilnehmende Mitglied malt sich auf jede Wange einen runden roten Punkt. Nur Mitglieder können an der Zeremonie teilnehmen. Die Zeremonie wird zusammen mit dem Great Feather Tanz als die heiligste aller Zeremonien betrachtet. Es wird geglaubt, dass die Lieder des Adler-Bundes die grössten Zauberkräfte enthielten. Erzählungen machen die Runde, wonach mit dieser Zeremonie Tote auferweckt werden können, vor allem diejenigen, die an Krankheiten oder im hohen Alter gestorben sind. Dies darum, weil der Tauadler (Dew Eagle), zu dem sich die Gesellschaft angehörig fühlt, der Wiederbeleber von verwelkten Dingen ist.

Man kann die Mitgliedschaft durch einen Traum erhalten oder indem man durch eine Krankheit die Riten erfährt. Während der Zeremonie tanzen und singen die Mitglieder bis zur völligen Erschöpfung. Anschliessend wird durch ein beliebiges Mitglied eine Rede gehalten. Danach präsentiert der Redner derjenigen Person, für welche er die Rede gehalten hat, ein Geschenk in Form von Geld, Tabak oder Brot. Früher galt der Brauch, dass etwas geschenkt werden muss, das die Vögel zu essen begehren. Nach der Zeremonie wird ein Schweinekopf gegessen. Früher verwendete man Bären- oder Hirschköpfe.

Der Bären-Bund

Das Ritual des Bären-Bundes besteht aus 20 Liedern und einem Tanz. Die Zeremonie wird eröffnet, indem die Teilnehmer den Geistern der Bären Tabak anbieten. Die höchste Amtsträgerin der Gesellschaft ist eine Frau. Das Symbol der Mitgliedschaft ist ein schwarzer Streifen, der diagonal auf die rechte Wange gemalt wird. Das Ziel der Gesellschaft ist es, Krankheiten zu heilen indem die Mitglieder tanzen und singen. Hauptsächlich Fieber und Rheuma sollen geheilt werden. Bei einer Heilzeremonie bläst die führende Frau auf den Kopf des Patienten.

Der Büffel-Bund

Die Tänzer dieser Gesellschaft imitieren die Bewegungen der Büffel. Sie benützen dazu die Wassertrommel und die Hornrassel. Ein wichtiges Element der Zeremonie ist der Büffelpudding, der den Schlamm, in dem die Büffel umherstampfen, nachahmen soll. Mit der Zeremonie sollen Krankheiten "weggestampft" werden.

Weitere Medizinbünde

Es gibt weitere Medizinbünde, die in den beiden oberen Kategorien keinen Platz finden.

Der Bund der Totensänger

Diese Zeremonie wird für jedes Mitglied durchgeführt, das von dem rastlosen Geist eines früheren Mitgliedes, eines Freundes oder eines Verwandten träumt. Während der Zeremonie werden Lieder gesungen, und die grosse Wassertrommel wird geschlagen. Dazu gibt es ein Festessen, um die hungrigen Geister, welche noch an die Erde gebunden sind, zu befriedigen. Der Wahrsager dieser Gruppe kann die Identität des unbekannten Geistes, welcher den Traum des Mitgliedes stört, herausfinden. Durch böse Geister hervorgerufene Krankheiten können mit dieser Zeremonie entkräftet werden. Die führende Amtsträgerin ist eine Frau.

Der Frauenbund

Diese Zeremonie dient zur Erhaltung des guten Glücks und der Gesundheit der Frauen. Die Sänger sind ausschliesslich Männer. Während sie singen, tanzen die Frauen. Es werden Hornrasseln und Wassertrommeln verwendet.

Der Kleine-Wasser-Bund

Dies ist der vermutlich bestorganisierte Bund. So gibt es verschiedenste Amtsträger, die klar hierarchisiert sind. Diese hierarchische Struktur der Amtsträger ist ein typisches Merkmal der irokesischen Medizinbünde. Sie trifft in dieser oder ähnlicher Weise bei den meisten Bünden zu. Eine detailliertere Beschreibung der Aufgaben der Amtsträger ist leider den Quellen nicht zu entnehmen.

Es werden pro Jahr vier Treffen abgehalten, wobei bei dreien der Nachtsong "Ganoda" gesungen wird. Die Gesellschaft hat den Zweck, die Stärke der geheimen Medizin, als little-water powder bekannt, zu bewahren. Die Treffen sind Gelegenheiten, soziale Beziehungen zu unterhalten und Streitigkeiten aus dem Weg zu räumen. Es ist gegen die Regeln, Mitglieder zuzulassen, die miteinander Streitigkeiten haben und nicht bereit sind, sie aus dem Weg zu räumen.

Es gibt zwei Altäre: Den Altar des Feuers und den Altar des Geheimnisses (Mystery). Das Ritual besteht aus Liedern, welche die Abenteuer des Gründers, bekannt als Good Hunter, beschreiben. Am Ende jedes Abschnittes lassen die feast-makers Schüsseln mit Beerensaft herumgehen. In einigen Hütten wird eine Pfeife herumgereicht. Im folgenden Unterbruch rauchen die Mitglieder - Frauen und Männer - ihren eigenen Tabak. Die Sänger schütteln als Begleitung zu ihren Liedern Rasseln. Nur gereinigte Mitglieder werden zugelassen. Die Gesellschaft kennt keine öffentlichen Zeremonien und Tänze. Manchmal wurden spezielle Treffen abgehalten, um die Novizen zu unterweisen. Jedes Mitglied, das die Hütte betritt, deponiert sein Medizinpaket auf dem Altar des Geheimnisses und seine Tabakbeigabe im Maisstrohkorb. Der Tabak wird vom Geisterbeschwörer (invoker) ins Feuer geworfen, während er seine Gebete singt. Während des zweiten und dritten Abschnitts wird das Flötenlied gespielt. Zum Ende der Zeremonie wird ein Schweinekopf herumgereicht, und Stücke des gekochten Fleisches werden mit den Zähnen abgerissen. Dies soll Krähen imitieren. Früher wurde ein Bärenkopf gegessen. Die Zeremonie beginnt um 23:00 Uhr und endet im Morgengrauen. Die Sonne soll die Zeremonie nicht sehen. Während des Gesangs ist es absolut dunkel in der Hütte. Nur während der Unterbrüche wird Licht zugelassen. Vor der Zeremonie werden die Berichte der Amtsträger und des Schatzmeisters, vorgetragen.

Das Eigentum der Gesellschaft besteht aus den Medizinbündeln, der Flöte, den Kürbisrasseln und dem heiligen Tabakkorb.

Dies ist der einzige Bund, bei dem heute der Song-holder nicht ein Heide sein muss. Diesem Bund gehören deshalb viele Christen an.

Der Kleine-Wasser-Bund trifft sich jeweils in der 5. Nacht des Neumondes im Monat Juni.

Der Zwergen-Bund

Die Riten gehören der Religion des little folk an, dessen guten Willen alle Indianer suchen. Die Zwerge gelten als sehr mächtig. Sie verlangen uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Andernfalls werden diejenigen, die sie ablehnen, bestraft. Die Gesellschaft singt für alle übernatürlichen Wesen und magischen Tiere, die da sind, in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit: Die Elfen oder Zwerge, die Grosse Gehörnte Schlange, der Blaue Panther und der In die Luft fliegende Zaunkönig. Andere magische Tiere, die in der Hierarchie auf der selben Stufe stehen, sind der Weisse Biber, die Maiswanze, der Scharfbeiner, die Kleine Trockene Hand, der Geisterwind und der Grosse Nackte Bär.

Ein Ritual dieser Gesellschaft enthält 102 Lieder, aufgeteilt in vier Sektionen. Es trägt den Namen Dunkler Tanz. Alle Lieder werden in der Dunkelheit gesungen. Es wird geglaubt, dass die geistigen Mitglieder der Gesellschaft kommen und die Singenden begleiten. Dies sollte später einmal hörbar sein. Die Wassertrommel und die Hornrassel werden in dieser Zeremonie verwendet. Es gibt auch einen kurzen Tanz. Die Dunkle Zeremonie ist dazu da, gewisse Geister zu besänftigen. Treffen können auch abgehalten werden, wenn ein Mitglied oder aber auch Aussenstehende durch irgendwelche Zeichen oder Geräusche belästigt werden.

Schwestern des Dio’he‘ko

Die Pflicht dieser Gesellschaft ist es, den Geistern des Maises, der Bohnen und des Kürbisses zu danken. Die Zeremonie kennt ein Lied und einen Marsch, aber keinen Tanz. Die Legende erzählt, dass die ganze Gesellschaft in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts von den Cherokee gefangen worden ist und den Ohio River hinunter gebracht wurde. Zwei Männer wurden als Eskorte durch die Wälder eingesetzt. Diese Legende versucht der Bund mit ihrem Fussmarsch nachzuahmen. Zum Ende der Zeremonie wird ein Lied gesungen. Die Zeremonie wird normalerweise einmal pro Jahr abgehalten. Die Rassel dieser Gesellschaft wird aus der Schale der Landschildkröte gemacht.

Berührungspunkte und Unterschiede der Bünde

Initiation

Um Mitglied eines Bundes zu werden, musste man entweder von diesem geheilt worden sein, oder man muss geträumt haben, Mitglied dieses Bundes zu werden. Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, Mitglied eines Bundes zu werden, nämlich durch Vererbung und durch Hysterie.

Die Initiation durch Vererbung erfolgt, wenn eine entsprechende Traumvisionserfahrung durch die Erzählungen der Eltern gegeben wird. Die vierte Eintrittsmöglichkeit erfolgt beispielsweise, wenn ein Zuschauer eines öffentlichen Rituals in ein Stadium der Besessenheit oder der Hysterie fällt. Aus diesem Stadium kann er nur wieder gerettet werden, wenn man dieses Ritual über ihm abhält. Besonders beim Falschgesichterbund, beim Bärenbund und beim Bisonbund spricht man von dieser Möglichkeit des Eintritts.

So werden in der Literatur folgende Initiationsmöglichkeiten genannt:

  • Durch einen entsprechenden Traum
  • Durch eine Krankheit
  • Durch Vererbung
  • Durch Hysterie

Aber auch bei Mitgliedschaften durch Vererbung, Krankheit oder Hysterie spielt der Traum eine wesentliche Rolle, so dass eine Initiation eigentlich immer durch einen Traum begründet wird.

Träume und Visionen nehmen im Leben der Irokesen eine zentrale Rolle ein. So nehmen sie auch in Kultobjekten Gestalt an, beispielsweise in den Masken. Der Traum ist die Voraussetzung zur Erlangung eines persönlichen Schutzgeistes. Dieser soll dem Besitzer bei Krankheiten, bei der Aufnahme in einen Geheimbund und allgemein bei der Meisterung des Lebens hilfreich zur Seite stehen. So erlaubte der Traum von einem bestimmten Tier die Aufnahme in einen Geheimbund.

Anthony F.C. Wallace unterscheidet bei den Irokesen zwei Arten von Träumen: Die symptomatischen Träume und die Visitationsträume.

Bei symptomatischen Träumen kommen die Wünsche des Träumenden zum Ausdruck. Ein solcher Wunsch wird vom Träumenden oder von einer Hellseherin - in einigen wenigen Fällen von einem männlichen Hellseher - interpretiert. Hatte ein physisch oder psychisch erkrankter Mensch einen symptomatischen Traum, so zog dies eine rituelle Handlung - meist durch einen Medizinbund - nach sich. Diese Handlung musste bei den Erneuerungsriten periodisch wiederholt werden. Das Midwinterfest spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber es gab auch andere Feste, Tänze und Riten. Zum Beispiel die Ohgiwe-Zeremonie des Geisterbundes befreite von ständig quälenden Träumen von verstorbenen Verwandten oder Freunden. Träumte jemand von Falschgesichtern, so waren Riten dieses Bundes nötig. Träumte man von Zwergen, so suchte man den Zwergenbund auf. Zum Adlerbund ging man, wenn man von blutigen Vögeln träumte. Der kleine Wasserbund trat in Erscheinung, wenn man von Krankheit oder physischer Gewalt und Verletzung träumte.

Bei den Visitationsträumen erscheinen keine banalen irdischen Dinge, sondern mächtige übernatürliche Wesen, welche persönlich mit dem Träumer sprechen und ihm wichtige Botschaften über sein Leben oder über die Gesellschaft verkünden. Bei solchen Träumen ist es wichtig, die Botschaft des Traumes publik zu machen, da in den Träumen nicht die Wünsche des Träumers, sondern des übernatürlichen Wesens verankert sind. Erfüllte man diese Wünsche nicht, konnte das Wesen dem Träumer, ja sogar der ganzen Gesellschaft Unglück bringen.

Diese Träume kamen göttlichen Befehlen gleich. Man rief sämtliche mächtigen Hellseher sowie die Häuptlinge zusammen und beriet gemeinsam, wie man den Wunsch erfüllen konnte oder wie die angekündigte Katastrophe verhindert werden konnte. Der Träumer selbst übernahm oft eine neue Rolle, beispielsweise diejenigen des Messias oder des öffentlichen Ratgebers.

Handsome Lake war ein solcher Träumer. In der Literatur werden hauptsächlich drei Kategorien von Träumenden beschrieben: Junge Männer in der Pubertätszeit, welche ihren Kindheitswünschen und -vergünstigungen entsagen müssen; Krieger, welche Gefangenschaft und Marter fürchten; und Kranke, welche den Tod fürchten.

Eine zweite Möglichkeit, einem Bund beizutreten, eröffnete sich einem Irokesen, wenn er von einem Medizinmann von einer schweren Krankheit befreit worden ist. Es bestand sogar die Pflicht, dem entsprechenden Bund beizutreten, weil man zwangsläufig die geheimen Heilriten kennengelernt hatte. Dies tat man aber gerne, bedeutete die Aufnahme doch Schutz durch die Bunddoktoren. Die einzige Bedingung war Verschwiegenheit und regelmässige Teilnahme an den Bunderneuerungsriten, die mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden. Nahm man nicht teil, konnte sich die Energie ins Negative wandeln und dem Betreffenden Schaden zufügen.

Prinzipiell kann man feststellen, dass man automatisch ein Mitglied eines Bundes wurde, wenn man Augenzeuge eines Rituals wurde. Dabei spielte es keine Rolle, ob man freiwillig oder unfreiwillig Zeuge dieses Rituals wurde. Fortan musste man mindestens einmal pro Jahr an den Erneuerungsriten teilnehmen. Andernfalls würde man krank werden oder anderes Unglück auf sich herabbeschwören.

Genauso wie man Mitglied eines Bundes werden kann, indem man von ihm träumt, so konnte man wieder austreten, wenn man einen entsprechenden Traum hatte.

Organisation der Bünde

Die oben genannten Gesellschaften sind eigentlich viel eher Organisationen, da sie permanente Amtsträger für die verschiedenen Bestandteile ihrer Riten haben, da sie ausführende Offiziere haben und da sie bestimmte Objekte haben, die ganz spezifischen Zielen dienen. Dazu kommt, dass jene, die nicht eine Art Initiationsritus gemacht haben, keinen Zutritt zu ihren Zeremonien haben. Die Ursprünge der Riten werden in Legenden erklärt. Es wird den Mitgliedern nicht erlaubt, die Bestandteile der Riten nach aussen zu bringen. Sie dürfen nur in der entsprechenden Zeremonie angewandt werden.

Die religiösen Riten der Irokesen erinnern an die Schamanen, auch wenn sie nicht von einzelnen Menschen, sondern vielmehr von organisierten Gruppen zelebriert wurden. Es ist in Nordamerika ohnehin sehr schwierig, eine Grenze zwischen Schamanismus und Geheimbünden zu ziehen.

Die schamanistischen Heilungsbünde sind wohl die dominantesten religiösen Formen vor dem Kontakt zu den Weissen.

Die Irokesen glauben an die Existenz von guten und bösen Geistern. Den Guten wollen sie gefallen und die Bösen nicht verärgern. Die Guten helfen den Menschen nicht nur, sondern sind dauernd im Krieg mit den Bösen. Der Vorstellung der Irokesen zufolge lebt alles um sie herum: Tiere, Bäume, ja sogar Steine. Sie achten sehr darauf, den Tieren zuerst eine Erklärung zu liefern, bevor sie sie töten.

Die Bünde trafen sich regelmässig zu einer Zeremonie. Diese wurden entweder in einem privaten Haus oder aber in einem Langhaus abgehalten.

Zu den meisten Bünden haben auch Frauen Zutritt. Bei einigen, wie zum Beispiel beim Zwergenbund oder beim Geisterbund, haben sogar ausschliesslich Frauen Zutritt.

Riten und Legenden

Die meisten Bünde sind sehr alt und wurden über Jahrhunderte hinweg beinahe ohne Veränderungen weitergegeben. Die meisten Riten wurden von allen Mitgliedern zusammen gesungen. Auch nur die kleinste Veränderung eines Wortes wäre also sofort aufgefallen. Zum Teil enthielten die Riten archaische Wörter oder sogar ganze Sätze, die nicht mehr verstanden wurden von den Sängern.

Jeder Bund hat eine Legende, welche die Riten erklärten. Die meisten dieser Legenden porträtieren den Gründer des Bundes als verlorenen Jäger, als verstossenen Waisen oder ähnlich. Die Gründer gerieten in starke Schwierigkeiten, sahen seltsame oder bekannte Tiere bei der Ausführung von Riten, sie wurden entdeckt, es wurde ihnen verziehen, sie wurden adoptiert und zum Schluss, nach langem Beobachten und Lernen und vielen Warnungen wurden sie zurück zu ihrem Volk geschickt, um dort die Geheimnisse der Riten zu lehren. Die meisten Legenden verhielten sich ungefähr nach diesem Muster.

Literatur

  • Fenton, William N.: Masked Medicine Societies of the Iroquois, in: Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution, 1940. Washington: United States Government Printing Office, 1941
  • Lindig, Wolfgang: Geheimbünde und Männerbünde der Prärie- und der Waldlandindianer Nordamerikas, in: Studien zur Kulturförderung. Haberland, E. (Hrg.), Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1970
  • Parker, Arthur C.: Secret Medicine Societies of the Seneca, in: American Anthropologist, Col. 11, 1909, S. 161-185. New York: Kraus Reprint Corporation, 1962
  • Weaver, Sally M.: Medicine and Politics among the Grand River Iroquois - A study of the Non-Conservatives, in: National Museum of Man Publications in Ethnology, No. 4. Ottawa: National Museums of Canada, 1972