Patershausen
Patershausen ist ein ehemaliges Benediktiner-, später Zisterzienserinnenkloster auf der Gemarkung Heusenstamm (Hessen).
Lage
Die Anlage liegt zwischen Heusenstamm und Dietzenbach, am rechten Ufer der Bieber und besteht heute noch als Hofgut.
Geschichte
Ursprünge als Benediktinerkloster
Die Ursprünge von Patershausen liegen in einem zwischen dem siebten und zehnten Jahrhundert an gleicher Stelle errichteten Benediktiner-Kloster.
Auf eine Gründung in karolingischer Zeit weist die Endung "-hausen" hin, wie auch andere Beispiele in der Umgebung im Maingau zeigen. Mögliche Namensursprünge sind Phatenshusen, Padeßhusen, Padernhusen oder Padershausen. Durch Schenkungen gelangte das Kloster zu einem weit gestreuten Besitz, belegt durch ein Güterverzeichnis. Auch Städte wie Dietzenbach verdanken diesem ihre erste urkundliche Erwähnung.
Neugründung als Zisterzienserinnenkloster
Patershausen wurde von Ulrich I. von Hagen-Münzenberg aufgekauft und das Kloster aufgelöst. Sein Sohn, Ulrich II., gab die Anlage im Jahr 1252 an die Schwester seiner Mutter, Lucardis von Ziegenhain, und an seine eigene Schwester Lucardis von Münzenberg weiter, die dort nun ein Zisterzienserinnenkloster mit dem Namen Corona Virginum (Jungfrauenkron) einrichteten. Beide waren nacheinander dessen erste Äbtissinen. Das neue Kloster wurde unter der Aufsicht des Klosters Arnsburg geführt, was 1267 durch Papst Clemens IV. bestätigt wird. Im gleichen Jahr wird idem Kloster das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Bickenbach von der Familie derer von Falkenstein geschenkt.
Schon vor 1281 ist Adelheid von Hanau, Tochter Reinhards I. von Hanau, eine Nichte der Lucardis, als Äbtissin nachgewiesen. 1283 erhält das Kloster das Patronat über die Pfarrkirche von Ginsheim.
Um 1339 waren Agnes von Hanau (Ersterwähnung 1339, Letzterwähnung 1347) und Lukard von Hanau, eine Tochter und eine Nichte Ulrichs II. von Hanau, Nonnen in Patershausen[1]. Ulrich II. bedenkt seine Tochter und das Kloster in seinem Testament 1346 mit 50 Pfund Heller[2]. 1386 und 1396 ist Anna von Hanau, Tochter Ulrichs III., als Äbtissin genannt[3]. 1439 ist eine weitere Anna von Hanau (* 15. Juni 1409; † ?) Äbtissin, eine Tochter des Grafen Reinhard II. von Hanau[4].
Das Kloster gelangte durch Schenkungen zu Wohlstand und war recht groß. 1319 legten Abt Johann von Arnsburg, die Äbtissin Bertrad und Ulrich II. von Hanau fest, dass nicht mehr als 52 Nonnen aufgenommen werden dürften. Die Zahl stieg gleichwohl darüber hinaus.
Nachreformatorische Zeit
Das Kloster wurde in der Folge der Reformation im Jahre 1556 aufgelöst, die Urkunden 1561 versiegelt und in das Archiv nach Hanau gebracht. Die letzten Nonnen wohnten zum Teil in Dietzenbach, zwei verblieben auch im aufgelassenen Kloster. Sie erhielten Renten aus den Klostergütern. Der hanauische Anteil davon wurde verliehen und aus den daraus resultierenden Renten unter anderem auch die ehemaligen Nonnen unterhalten. Die mainzer Anteile erhielt das St. Jacobsstift in Mainz.
Die Hanauer Anteile am ehemaligen Kloster tauschte Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg 1567 gegen Mainzer Brumath im Elsass[5].
Im Jahre 1605 wurde die Anlage an Jesuiten übergeben, die sie wieder als Kloster nutzten. Im Dreißigjährigen Krieg verwüstet und wieder aufgebaut, endet 1724 die Geschichte Patershausens als Kloster.
Bauliche Reste aus der Klosterzeit sind nur noch spärlich vorhanden.
Patershausen als Hofgut
1741 kaufte Gräfin Maria Theresia von Schönborn das baufällige Anwesen und ließ es als Hofgut ausbauen. Aus dieser Zeit stammt im Wesentlichen die heutige Gestaltung mit Herrenhaus, Scheune und dem ursprünglichen Konventhaus. Die selbständige Gemarkung Patershausen wurde 1819 aufgrund der Aufteilung des Markwaldes der Biebermark erweitert. Patershausen blieb bis 1978 im Besitz der Schönborns und war bis 1954 kommunal selbständig, als es zur Stadt Heusenstamm eingemeindet wurde.
Das im Wald gelegene Hofgut wird heute als ökologischer Bauernhof geführt. Die Produkte werden unter der Marke Bioland verkauft. Seine Felder und Wiesen grenzen an das Naturschutzgebiet "Nachtweide von Patershausen".
Liste der Äbtissinen[6]
Äbtissin | erwähnt | Amerkung |
---|---|---|
Lucardis von Hagen-Münzenberg, die Ältere | 1261 | |
Lucardis von Hagen-Münzenberg, die Jüngere | vor 1268 | |
Benedikte | 1268 | |
Adelheid von Hanau | vor 1281 | |
Benigna | 1300 | |
Kunegundis | 1313 - 1316 | |
Bertradis | 1319 - 1340 | |
Clara | 1359 | (Priorin: Katharine) |
Anna von Hanau | 1386 - 1396 | |
Kuntzeln | 1396 | |
Katharine von Groschlag | vor 1418 | |
Benigne von Bellersheim | ab 1418 | |
Anna von Hanau | 1439 | |
Margarethe von Hedersdorf | 1541 - 1556 | letzte Äbtissin; (Priorin: Magdalene von Hedersdorf) |
Anmerkungen
- ↑ Suchier, S. 10
- ↑ Wagner, S. 207
- ↑ Suchier, S. 11
- ↑ Suchier, S. 12
- ↑ Morhardt, S. 36; Wagner, S. 230
- ↑ Nach Wagner, S. 218ff.
Literatur
- Heimatverein Heusenstamm: Patershausen - Kloster und Hofgut -
- Wilhelm Morhardt: Hanau alt's - in Ehren b'halt's - Die Grafen von Hanau-Lichtenberg in Geschichte und Geschichten = Babenhausen einst und jetzt 10. Babenhausen 1984.
- Elfrune Prechtl: Heusenstammer Hefte Nr. 15. Hersg.: Stadtverwaltung Heusenstamm
- Heinrich Roth, Ortsgeschichte von Heusenstamm mit Patershausen und Gravenbruch. Offenbach 1911.
- Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses. In: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Die vormaligen geistliche Stifte im Großherzogthum Hessen. Bd. 1 = Provinzen Starkenburg und Oberhessen. Darmstadt 1873.
- Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.