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Gämse

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Gämse
Gämse
Gämse
Gämse (Rupicapra rupicapra)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Paarhufer (Artiodactyla)
Vorlage:Subordo: Wiederkäuer (Ruminantia)
Vorlage:Familia: Hornträger (Bovidae)
Vorlage:Subfamilia: Ziegenartige (Caprinae)
Vorlage:Genus: Gämsen (Rupicapra)
Vorlage:Species: Gämse (Rupicapra rupicapra)

Die Gämse (Rupicapra rupicapra) (vor der Rechtschreibreform "Gemse"), ist eine Säugetierart innerhalb der gleichnamigen Vorlage:Genus (Rupicapra), die Vorlage:Familia der Hornträger (Bovidae) zugeordnet ist. Damit gehört die Gämse zur Vorlage:Ordo der Paarhufer (Artiodactyla).

Merkmale

Eine Gams - oder Gämse - wird einen Meter lang, hat einen acht Zentimeter langen Schwanz, ist am Widerrist 75 Zentimeter hoch und wiegt 30 bis 50 Kilogramm. Sie ist gedrungen und kräftig gebaut, mit ziemlich schlankem Hals, kurzem, nach der Schnauze hin stark verschmälertem Kopf, mit spitzigen Ohren von nahezu halber Kopfeslänge, langen, starken Füßen, ziemlich plumpen Hufen, ohne Tränengruben und mit bis zu 25 Zentimeter langen, drehrunden, an der Wurzel geringelten, gerade aufsteigenden, an der Spitze rückwärts gebogenen Hörnern (Krucken) bei beiden Geschlechtern. Hinter letzteren befindet sich eine in einen Drüsensack führende Höhle, die so genannte Brunftfeige, aus der sich zur Brunftzeit eine schmieriges, übelriechendes Sekret absondert.

Im Sommer ist die Gämse schmutzig rotbraun, auf der Unterseite hell rotgelb, auf dem Rücken mit einem schwarzbraunen Streifen, an der Kehle fahlgelb, im Nacken weißgelblich. Die Hinterseite der Schenkel ist weiß, der Schwanz auf der Unterseite und an der Spitze schwarz. Von den Ohren verläuft über die Augen hin eine schwarze Längsbinde.

Im Winter ist die Gämse oben dunkelbraun oder braunschwarz, am Bauch weiß, an den Füßen und am Kopf gelblichweiß, auf dem Scheitel und an der Schnauze etwas dunkler. Beide Kleider gehen unmerklich ineinander über. Jäger unterscheiden das große, dunkelbraune Waldtier von dem kleineren, rotbraunen Grattier.

Lebensraum

Die Gämse bewohnt die Alpen, findet sich von Savoyen bis Südfrankreich, in den Abruzzen, in Dalmatien und von Griechenland nordwärts bis zu den Karpaten. Auch in den Pyrenäen, im Kaukasus, in Taurien und Georgien kommen Gämsen vor, die vielleicht artgleich mit denen der Alpen sind. In Oberbayern, dem Salzkammergut, in der Steiermark und Kärnten sind die Gämsen ungleich zahlreicher als in der Schweiz.

Das Tier hält sich am liebsten im oberen Waldgürtel auf, steigt im Sommer aber häufig weiter ins Gebirge empor und bewohnt, wenn es weiter unten zu sehr gestört wird, selbst die unzugänglichsten Gebiete, von wo aus es dann mit Anbruch des Tages die Grasplätze zwischen den Felsen besucht. Gegen den Winter rückt es weiter in die Wälder herab. Die Gämse lebt in oft großen Rudeln und nur die alten Böcke halten sich, außer in der Brunftzeit, abseits.

Sie klettert, springt und läuft mit staunenswerter Sicherheit und Schnelligkeit, besonders wenn sie verfolgt wird, und kann auch vortrefflich schwimmen. Ihre Sinne sind ungemein scharf; die Gämse ist das Sinnbild der Wachsamkeit, selbst in Ruhepausen nimmt sie eine Lage ein, die ihr sofortige Flucht ermöglicht. Beim Weiden und Ausruhen übernimmt das Leittier (die Vorgeiß) das Wächteramt und pfeift hell auf, sobald es Gefahr ahnt. Auf den sogenannten freien Bergen und an Orten, wo keine Gämsen geschosssen werden dürfen, ist sie jedoch weniger scheu und fast zutraulich.

Ernährung

Ihre Nahrung besteht aus jungen Trieben der Alpensträucher (Alpenrose, Erle, Weide, Wacholder, Kiefer) sowie aus Kräutern, Blätter und Gräsern, im Winter auch aus Moos und Flechten; Wasser ist für sie ein Bedürfnis und Salz eine große Leckerei.

Fortpflanzung

Ihre Brunftzeit fällt in die zweite Hälfte des November und Anfang Dezember; Ende Mai oder Anfang Juni wirft die Gämse ein, selten zwei oder drei Junge, welche bald der Mutter folgen und sechs Monate saugen. Im dritten Jahr ist das Junge ausgewachsen. Die Gamsböcke erreichen ein Alter von 15 Jahren, die Gaisen werden bis zu 20 Jahren alt.

Feinde

Die Gämsen sind gefährdet durch herabrollende Steine und Felsstücke sowie durch Lawinen (besonders frühe Herbstlawinen sind häufig tödlich für viele Gamskitze), in strengen Wintern auch durch Futtermangel. Raubtiere wie Luchs, Wolf und Bär und Lämmergeier stellen ihnen nach. Der Steinadler reißt hin und wieder Gamskitze.

Bejagung

Die Jagd auf Gämsen findet meist im Hochgebirge statt, da durch die Bewirtschaftung von hochgelegenen Almflächen und Wäldern die Gamsrudel oft über die Baumgrenze ausweichen müssen, um mehr oder weniger ungestört leben zu können. Da Gamswild keinen steilen Grat und keine felsigen Gegenden scheut, ist die Jagd mühsam und oft gefährlich. Der tatsächlich bejagbare Bestand ist oft sehr gering, da durch die widrigen Umweltbedingungen insbesondere im hochalpinen Winter viele Jungtiere nicht überleben. Auch sind schwer zu bekämpfende Seuchen wie Räude und parasitäre und infektiöse Erkrankungen für einen ungewöhnlich hohen Anteil an Fallwild mitverantwortlich.

Bedeutung für den Menschen

Das Fleisch der Gämsen ist wohlschmeckend und wird hoch geschätzt; das Fell gibt schönes Leder, welches vor allem zu Beinkleidern und Handschuhen verarbeitet wird. Die Hörner dienen zu Stockgriffen und die Haare auf dem Widerrist als Hutschmuck (Gamsbart). Im Magen der Gämsen findet man zuweilen die sogenannten Gämskugeln oder den deutschen Bezoar. Dieselben wurden wegen vermeintlicher arzneilicher Wirksamkeit ebenso wie das Gamsblut früher teuer bezahlt, sind aber ohne allen Wert. In der Volksdichtung der Alpenbewohner spielt die Gämse etwa dieselbe Rolle wie die Gazelle bei den Morgenländern, viele Sagen knüpfen sich an ihr Leben, und der Aberglaube findet dabei reichliche Nahrung.

Jung eingefangen, lassen sie sich mit Ziegenmilch ernähren und werden sehr zahm, bisweilen pflanzen sie sich in der Gefangenschaft fort. Auf den Alpen sollen Ziegen von Gämsböcken beschlagen werden und Bastarde liefern, die sich schwer aufziehen lassen.