Kurt Thomas (Komponist)
Kurt Thomas (* 25. Mai 1904 in Tönning; † 31. März 1973 in Bad Oeynhausen, eigentlich Georg Hugo Kurt Thomas) war ein deutscher Komponist, Musikpädagoge und Chorleiter.
Leben
Ab 1910 lebte die Familie in Lennep im Bergischen Land. Dort besuchte Kurt Thomas von 1913 bis 1922 das Röntgengymnasium. Anschließend, am 21. April 1922, wurde er für die Fächer Rechtswissenschaften und Musik an der Universität Leipzig unter der Nummer 650 immatrikuliert. Er beendete sein Studium 1925 und arbeitete als Dozent für Musiktheorie am Landeskonservatorium der Musik zu Leipzig. 1927 erhielt er für sein Opus 1 „Messe in a-Moll“ den Beethovenpreis der Preußischen Akademie der Künste. 1928 wechselte er nach Berlin als Kompositionslehrer und Leiter des Kirchenmusikalischen Instituts. Von 1934 bis 1939 wirkte Thomas als Professor an der Musikhochschule Berlin, von 1939 bis 1945 als Direktor des Musischen Gymnasiums in Frankfurt am Main. Zu seinen Schülern zählten der Dirigent Wolfgang Trommer, die Komponisten Alfred Koerppen, Wolfgang Pasquay, Wolfgang Schoor, Siegfried Strohbach, der Jazzmusiker Paul Kuhn und der Cellist Hans Erik Deckert.
Von 1947 bis 1955 war Thomas Professor an der damaligen Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold, der heutigen Hochschule für Musik Detmold. Dort haben bei ihm unter anderen die Komponisten Manfred Kluge, Diether de la Motte und Gerd Zacher sowie die Kirchenmusiker Alexander Wagner und Hermann Kreutz Dirigieren und Chorleitung studiert. Daneben blieb Kurt Thomas aber von 1945 - 1957 weiterhin Kantor an der Dreikönigskirche in Frankfurt am Main.
Im Jahre 1956 wurde Kurt Thomas als Nachfolger von Prof. Günther Ramin zum Thomaskantor an die Thomaskirche nach Leipzig, in die damalige DDR, berufen. Er trat die Stelle am 1. April 1957 an. Doch schon nach nur vier Jahren, 1960, beendete er diese Tätigkeit, als dem Chor aus undurchsichtigen, aber politisch motivierten Gründen eine für den Herbst 1960 geplante Konzertreise nach Westdeutschland untersagt wurde. Thomas kehrte im November desselben Jahres nach Westdeutschland zurück und leitete in Köln von 1961 bis 1968 die Chorkonzerte des Bach-Vereins Köln. Daneben übernahm er 1961 die Leitung der anstelle der Kantorei der Dreikönigskirche neu gegründeten Frankfurter Kantorei. 1969 erfolgte der Rücktritt als Dirigent dieses Chores.
Seit 1965 wirkte er auch als Professor in Lübeck.
Als Komponist wurde Kurt Thomas vor allem mit Chorwerken bekannt (Messe in a-Moll, 1924; Markuspassion, 1927). Sein kompositorisches Schaffen gilt in seiner Rückbesinnung auf das Erbe abendländischer Geschichte in Verbindung mit der Tonsprache der Spätromantik als wegbereitend für die evangelische Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts. Er nahm an dem Kompositionswettbewerb zu den Olympischen Sommerspielen 1936 teil. In der Gruppe „Kompositionen für Solo- oder Chorgesang mit oder ohne Klavier- oder Instrumentalbegleitung“ errang Thomas mit der „Kantate zur Olympiade 1936“ op. 28, die silberne Medaille. Den Text zu der Kantate stammte von dem Nürnberger Karl Bröger.
Kurt Thomas ist der Verfasser eines dreibändigen Lehrbuchs der Chorleitung, das wieder aufgelegt wurde, seit 1991 allerdings in ergänzter und revidierter Form.
Umstritten ist Thomas’ Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus wegen seiner Position als Direktor des Musischen Gymnasiums in Frankfurt am Main (1939–1945), das als Eliteschule und Vorzeigeprojekt der Nazis galt. Aus diesem Grund wurden 2004 die Benennung eines Probensaals im neuen Haus der Chöre in Frankfurt sowie die Anbringung einer Gedenkplakette an der Frankfurter Dreikönigskirche zunächst verhindert. Die Rolle von Kurt Thomas während der Zeit des Nationalsozialismus ist derzeit nicht abschließend geklärt. Thomas wurde auf dem Friedhof von Berlebeck bei Detmold beigesetzt.
Am 8. Mai 2006 wurde auf Beschluss des Kirchenvorstandes der Dreikönigsgemeinde dann doch eine Informationstafel (lila) an der Dreikönigskirche angebracht, die auch auf das Wirken von Kurt Thomas an der Kirche hinweist.
Werke
- Messe in a-Moll (1924)
- Markuspassion (1927)
- Psalm 137 (An den Wassern zu Babel saßen wir) für 2 vierstimmige Chöre a capella (1928)
- Kantate zur Olympiade op. 28 (1936)
- Saat und Ernte, op. 36 Oratorium
- Eichendorff-Kantate, op. 37 (1938)
- mehrere Motetten, darunter:
- Fürwahr, er trug unsre Krankheit
- Gott wird abwischen alle Tränen
- Jauchzet Gott alle Lande
- Herr, sei mir gnädig
- Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses
- Drei Abendlieder für Mezzosopran und Klavier nach Worten von Wolfram Brockmeier (1943)
Weblinks
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- Homepage zur Person Kurt Thomas
- Biographie Kurt Thomas von der Homepage der Frankfurter Kantorei
- Der Fall Kurt Thomas: Ein Musiker zwischen Anpassung und Selbstbehauptung
Literatur
- Neithard Bethke: Kurt Thomas. Studien zu Leben und Werk. Merseburger, Berlin 1989, ISBN 3875372328
- Werner Heldmann: Musisches Gymnasium Frankfurt am Main 1939-1945. Eine Schule im Spannungsfeld von pädagogischer Verantwortung, künstlerischer Freiheit und politischer Doktrin. Peter Lang, Frankfurt 2004, ISBN 3631519877
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Günther Ramin | Thomaskantor zu Leipzig 1956-1960 | Erhard Mauersberger |
Personendaten | |
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NAME | Thomas, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist und Chorleiter |
GEBURTSDATUM | 25. Mai 1904 |
GEBURTSORT | Tönning, Schleswig-Holstein, Deutschland |
STERBEDATUM | 31. März 1973 |
STERBEORT | Bad Oeynhausen, Ostwestfalen-Lippe, Deutschland |
- Deutscher Komponist
- Komponist (20. Jahrhundert)
- Komponist (Kirchenmusik)
- Chorleiter
- Thomaskantor
- Hochschullehrer (UdK Berlin)
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