Westliche Jin-Dynastie
Die Westliche Jin-Dynastie (西晋) war eine chinesische Dynastie zwischen den Jahren 265 und 316. Die Westliche Jin-Dynastie wurde durch die Absetzung des letzten Wei-Kaisers von dem ersten Jin-Kaiser Sima Yan (司马炎) errichtet. 270 konnte sie die Einigung Chinas verwirklichen. 316 musste der letzte Westliche Jin-Kaiser vor der Armee des Staates Han-Zhao (汉赵) kapitulieren, wodurch die Westliche Jin unterging. Ein Mitglied der kaiserlichen Familie konnte in Südchina im mittleren und unteren Lauf des Jangtsekiang die Östliche Jin-Dynastie (东晋) errichten, während das chinesische Kernland am mittleren und unteren Lauf des Gelben Fluss in Chaos zerfiel. Die Westliche Jin-Dynastie mit ihrem 52 Jahren Bestand ist eine recht kurzlebige Dynastie in der chinesischen Geschichte. Dennoch stellt sie eine kurze Einigungsphase in eine langwährende Teilungsphase zwischen dem Untergang der Han-Dynastie und der erneuten Einigung des Landes durch die Sui-Dynastie.
Die Hauptstadt der ersten drei Westlichen Jin-Kaiser war Luoyang, die Hauptstadt des letzten Jin-Kaisers war Chang'an.
Der Aufstieg der Familie Sima
Der Aufstieg der Familie Sima begann mit dem Großvater des ersten Jin-Kaisers Sima Yi (司马懿). Angefangen als ein Offizier in der Armee von Cao Cao stieg Sima durch seine militärische Erfolge empor. Nach der Errichtung der Wei-Dynastie wurde Sima mit der Verteidung des Landes gegen die Einfällen von Shu Han beauftragt. 238 konnte er erfolgreich das heutige chinesische Provinz Liaoning für die Wei-Dynastie erobern, wodurch er enorm in der Hierachie aufstieg. Als im Jahre 240 Kaiser Ming von Wei starb, wurde er als ein der beiden wichtigsten Minister beauftragt, den 9-jährigen neuen Kaiser in Regierungsgeschäft einzuführen. Die persönliche Rivalität der beiden Minister jedoch spitzte sich im Lauf der Zeit immer weiter zu und führte zu heftige Machtkämpfe. 249 benutzte Sima seine militärische Macht, tötete den anderen Minister und nahm den Kaiser gefangen, den er eigentlich helfen sollte.
Nach seinem Tod nahmen seine beide Söhne hinter einander seine Stellung an, wobei die Stellung des Wei-Kaisers von Tag zu Tag wackeliger wurde. 254 wurde Kaiser Cao Fang (曹芳) kurze Hand abgesetzt, 260 wurde Kaiser Cao Mao (曹髦) gar getötet.
Einigung des Landes
263 konnte Sima die innere Unruhe von Shu Han ausnutzen und vernichten. 265 setzte dann Sima Yan den letzten Wei-Kaiser ab und ließ sich selbst als Kaiser ausrufen.
Danach bereitete Sima intensiv die Eroberung der Wu-Dynastie vor, wobei er den Fehler von Cao Cao beim Schlacht von Chibi vermied und eine eigene Marine aufbaute. Erst nach 7-jährige Vorbereitung setzte Sima seine Armee in Bewegung. Nach wenigen Monaten kapitulierte der Wu-Kaiser in seine umzingelte Hauptstadt.
Wiederaufbau des Landes und die Einwanderung der Minderheitsvölker
Nach der Einigung des Landes musste der Jin-Kaiser versuchen, die Armee zu demilitarisieren und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Zu diese Zeit gab es große Landstriche, die unbebaut wurden. Sima konfiszierte dieses Land per Verfügung und verteilte es an allen, die bereit waren, das Land zu bestellen. Vor allem Armeeangehörige wurden mit Steuererleichterung belohnt, falls sie ein Landleben aufnehmen wollten. Damit die Bevölkerungszahl so schnell wie möglich erholte, ermutigte (und manchmal sogar zwang) Sima die Angehörige der Minderheitsvölker im Norden und Westen des Landes einzuwandern und sesshaft zu werden. Vor allem im mittleren Lauf des Gelben Flusses siedelten sich viele dieser Volksstämme an. Diese Politik hatte auf der einen Seite tatsächlich ein Belebungseffekt für das Land erwirkt, auf der anderen Seite führte sie auch zu Konflikte zwischen den Kulturen, Völker und Sitten, die manchmal zu blutige Auseinandersetzung führten.
Die Belehnung der kaiserlichen Verwandtschaft und die Wirren der acht Königen
Der erste Kaiser der Jin-Dynastie war der Meinung, dass er den Wei-Kaiser deswegen so leicht verdrängen konnte, weil die Wei-Kaiserfamilie sehr schwach war. Sie hatte kaum Blutverwandte in wichtige Positionen und stützte sich hauptsächlich auf die "fremden" Minister. Er betrachtete den Machtzuwachs der nichtblutverwandten Minister als die größte Bedrohung eines Kaiserhauses. Deswegen belehnte er seine Verwandtschaft mit dem gewonnenen Land großzügig und stattete sie mit großer Macht. Diese blutverwandte Könige durften zum Beispiel Armeen unterhalten und eigene Münze prägen. Diese auswärtige Könige sollen im Notfall die Minister in der Hauptstadt in Schach halten. Dies ist im Grunde genommen genau der umgekehrte Weg wie der, der die westliche Han-Kaiser gegangen waren. Ironischerweise hatte diese Staatsphilosophie genau das Gegenteil dessen bewirkt, was der erste Jin-Kaiser beabsichtigt hatte und hatte die Jin-Regierung zu eine sehr labile Regierung gemacht.
Sima Yans Sohn, der ihn als Kaiser auf dem Thron folgte, war geistig behindert. Das Regierungsgeschäft musste von seiner Mutter und der Verwandtschaft mütterlicher Seite wahrgenommen werden. Die Konflikte zwischen den Minister, die hauptsächlich von den Verwandten der Kaiserinwitwen dargestellt wurden, und den auswärtigen Königen, die alle den Namen Sima trugen, also die direkte Verwandten des ersten Kaisers waren, spitzten sich in den Jahren immer weiter zu, bis es zu militärischen Konflikte kam. In der späteren Phasen waren es Konflikte zwischen acht Könige, die letztendlich alle eng mit einander verwandt waren, die um die Kontrolle der Zentralregierung rangen. Der Konflikt hatte die Jin-Dynastie so stark geschwächt, dass sie wenige Jahre nach der Beendigung des Konfliktes unterging. Dieser Konflikt wird in der Geschichtsschreibung als die Wirren der acht Könige bezeichnet.
Untergang der Westlichen Jin-Dynastie
Während die Mitglieder des Kaisershauses einander zerfleischten und das Haus entscheidend schwächte, spitzte sich der Konflikt zwischen den eingewanderten Normadenstämmen aus Norden und Westen und die dort ansässigen Chinesen sowie der Verwaltung immer weiter zu. Zum Ende der Westlichen Jin-Dynastie kam es jedes Jahr zu Aufständen, und das in so empfindlichen Regionen direkt um die Hauptstadt Chang'an. Die machthungrige und aufstrebende Oberschicht der Einwanderer waren ebenfalls nicht mehr gewollt, sich unter der korrupten Jin-Regierung zu unterordnen.
Im Jahre 304 erhob sich der Militärgouvenuer des heutigen Provinzes Shanxi, der ursprünglich ein Hunnen war. 308 ließ er sich zum Kaiser ausrufen und errichtete damit das erste der später als Sechzehnkönigreiche genannten kleineren und kurzlebigen Königreichen: Die Han-Zhao-Dynastie. Im Juni 311 überfiel Han-Zhao-Armee Luoyang und nahm den Jin-Kaiser gefangen. Im August fiel auch die Hauptstadt Chang'an. Zwar konnte die Armee der Jin Chang'an noch einmal zurückerobern und einen neuen Kaiser einrichten, doch war der Untergang unvermeidbar. 316 wurde Chang'an abermals belagert und der letzte Westliche Jin-Kaiser gab auf.
Herrscher der Westlichen Jin-Dynastie
Die Westliche Jin-Dynastie zählt insgesamt vier Kaiser:
Ehrenname 1 | Name 2 | Regierungszeit | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Kaiser Wu von Jin (晋武帝) | Sima Yan (司马炎) | 265 - 290 | Sima Yan erzwang die Abdankung des letzten Wei-Kaisers und verwirklichte im Jahre 270 die Einigung von China. |
Kaiser Hui von Jin (晋惠帝) | Sima Zhong (司马衷) | 290 - 306 | Sima Zhong war der dritte Sohn von Sima Yan. Er wurde mit 9 Jahre zum Nachfolger bestimmt. Da er jedoch geistig zurückblieb, wollte Sima Yan ihn eigentlich als Nachfolger absetzen. Die Entscheidung fiel jedoch nicht. Das Regierungsgeschäft wurde hauptsächlich von der Kaiserinwitwe und ihren Verwandten geführt, was zu starkem Unmut der auswärtigen Königen führte und die Unruhe der Acht Königen verursachte. |
Kaiser Huai von Jin (晋怀帝) | Sima Zhi (司马炽) | 306 - 313 | Sima Zhi war der 25te Sohn von Sima Yan. Er wurde 311 von Han-Zhao gefangengenommen und 313 ermordet |
Kaiser Han von Jin (晋愍帝) | Sima Ye (司马邺) | 313 - 316 | Sima Ye war ein Enkel von Sima Yan. Nachdem Kaiser Huai gefangengenommen wurde, wurde er zum Nachfolger ernannt und nach der Ermordung von Kaiser Huai zum Kaiser ausgerufen. Sima Ye kapitulierte, als Han-Zhao die Hauptstadt Chang'an belagerte |
- 1: Der Ehrenname ist der Name des Kaisers, den er nach seinem Tod zur Ehrung erhalten hat. Das ist auch der geläufiger Name des Kaisers, den die meisten Chinesen kennen
- 2: Der richtige Name (sozusagen bürgerlicher Name) des Kaisers. Dieser Name kennt man relativ selten. Nach chinesische Tradition steht hier der Familienname an der ersten Stelle, gefolgt vom Vorname
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