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Skagerrakschlacht

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Bei der Seeschlacht am Skagerrak handelte es sich um eine militärische Auseinandersetzung der Hochseeflotte der deutschen Kaiserlichen Marine und der Grand Fleet der Royal Navy vom 31. Mai 1916 bis zum 1. Juni 1916 in den Gewässern vor Jütland.

Im englischen wird sie auch als Battle of Jutland ("Schlacht von Jütland") bezeichnet. Es handelt sich um die größte maritime Auseinandersetzung des Ersten Weltkriegs. Wenn man lediglich die Anzahl der beteiligten Schiffe betrachtet ist es sogar die größte Seeschlacht der Weltgeschichte, sowie die letzte, am Tage ausgefochtene Flottenschlacht zwischen Großkampfschiffen.

Der Seeschlacht am Skagerrak ging das Gefecht auf der Doggerbank vom 24. Januar 1915 als größere Auseinandersetzung voraus, ein direkter Zusammenhang besteht jedoch nicht.

Die deutsche Flotte plante einen Vorstoß gegen die Handelsschifffahrt an der Südküste Norwegens, um dabei einzelne britische Einheiten wie das Schlachtkreuzergeschwader aufzuspüren. Der Skagerrak ermöglichte dann auch einen alternativen Rückzugsweg in die Ostsee. Der britische Nachrichtendienst konnte die deutschen Befehle mitlesen und plante daraufhin, die deutsche Flotte zwischen der Grand Fleet und dem Schlachtkreuzergeschwader einzuschließen. Am Nachmittag des 31. Mai trafen sich zunächst die jeweiligen Schlachtkreuzergeschwader, die zunächst kämpfend nach Süden dampften, bis es zum Zusammentreffen mit dem deutschen Gros kam. Das britische Geschwader wendete nach Norden zur britschen Hauptstreitmacht. Zwischen 19:30 und Einbruch der Dunkelheit um 21:30 Uhr befanden sich bekäpften sich dann beide Flotten mit zusammen etwa 250 Schiffen. Im Schutze der Dunkelheit gelang der deutschen Flotte die Flucht zurück zum Heimathafen. Die britische Führung konnte die Gelgenheit, die deutsche Flotte zu vernichten, nicht ausnutzen. Insgesamt verloren auf 14 versenkten Schiffen über 8.600 Menschen ihr Leben.

Die Schlacht endete mit einem Unentschieden: Die Briten hatten wesentlich höhere Verluste an Menschenleben und Schiffen zu beklagen; sie waren jedoch auf dem Schlachtfeld überlegen und konnten ihre strategische Vorrangstellung verteidigen. Somit konnte die Seeblockade bis zum Ende des Krieges aufrechterhalten werden, was dann zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg führte.

Explosion des Schlachtkreuzers "HMS Queen Mary"

Die Flotten

Deutsche Hochseeflotte

Datei:SMS Pommern.jpg
Das deutsche Linienschiff SMS Pommern, zum Zeitpunkt der Schlacht bereits veraltet
Datei:British Grand Fleet 2.jpg
Die Grand Fleet in paralleler Geschwaderformation

Der deutsche Flottenchef war Vizeadmiral Reinhard Scheer, Führer der Schlachtkreuzer war Vizeadmiral Franz Ritter von Hipper. Es waren 16 Großkampfschiffe, 5 Schlachtschiffe, 6 veraltete Pre-Dreadnoughts und 72 weitere Schiffe beteiligt.

Britische Grand Fleet

Der britische Flottenchef war Admiral Sir John Jellicoe, Geschwaderchef der Schlachtkreuzer war Vizeadmiral Sir David Beatty. Es waren 28 Großkampfschiffe, 9 Schlachtkreuzer und 114 weitere Schiffe beteiligt.

Wichtige Faktoren

Die Grand Fleet war damit etwa im Verhältnis 8:5 überlegen. Wenn man das Breitseitengewicht vergleicht, ist die britische Überlegenheit sogar noch deutlicher: 151 zu 61 Tonnen. Dies liegt unter anderem daran, dass die britischen Schiffe im allgemeinen mit größeren Kalibern bestückt waren, die noch dazu eine höhere Reichweite hatten. Durch die am späten Nachmittag (aus ihrer Position) herrschende gute Sicht konnten die britischen Schiffe diesen Vorteil auch ausspielen und die Kampfentfernung bis auf 14 Kilometer ausdehnen, denn eine wirkungsvolle Feuerleitung zur damaligen Zeit setzte voraus, dass man die eigenen Granateinschläge anhand der Wasserfontänen, die die Granaten beim Aufschlag erzeugten, beobachten konnte um so die Ausrichtung der eigenen Geschütze entsprechend zu korregieren. Aus der Position der deutschen Schiffe war zum Zeitpunkt des Eintreffens der Hochseeflotte (auch: das deutsche Gros) der Gegner dagegen vor dem dunklen Horizont oft nicht mehr genau genug auszumachen.

Damit war in diesem Punkt die Hochseeflotte benachteiligt, denn hier hatte man auf die im allgemeinen nur mäßige Sicht - etwa 7 Kilometer - auf der Nordsee gebaut und erst wenige Schiffe mit großen, weittragenden Geschützen bestücken können. Dies konnte die Hochseeflotte aber mit durchschlagskräftigeren Granaten, besseren Entfernungsmessgeräten sowie einer besseren Panzerung, vor allem bei den Schlachtkreuzern, teilweise kompensieren. Folgerichtig war die deutsche Trefferquote mit 3,3% deutlich besser als die britische mit 2,1%. Bei den britischen Treffern kam erschwerend hinzu, dass die Granaten fehlerhaft waren und zum Teil zu früh explodierten.

Die Absicht des deutschen Flottenchefs

Bis zum Januar 1916 verhielt sich die deutsche Hochseeflotte, in Übereinstimmung mit ihren Operationsbefehlen aufgrund der Unterlegenheit eher defensiv. Einzelne Vorstöße gegen die britische Küste (Beschießung von Küstenstädten) blieben weitgehend ergebnislos. Als Vizeadmiral Scheer im Januar 1916 den erkrankten Admiral von Pohl als Flottenchef ablöste, erreichte er beim deutschen Kaiser Wilhelm II. die Genehmigung für eine offensivere Seekriegführung. Ziel war es nun, einzelne britische Flottenteile durch Angriffe der Schlachtkreuzer auf die Küstenstädte zu provozieren und sie durch eine zahlenmäßig überlegene Hochseeflotte, die in einer Aufnahmestellung warteten, zu vernichten. Dies sollte durch U-Boote und Minen vor den britischen Stützpunkten unterstützt werden. Nach dem so zu erzielenden Kräfteausgleich sollte eine Seeschlacht zwischen den dann ausgeglichenen Hauptkräften der Grand Fleet und der Hochseeflotte herbeigeführt werden.

Ein zuerst vorbereiteter Flottenvorstoß gegen die britische Küste wurde wegen schlechten Wetters (fehlende Luftaufklärung durch Zeppeline) nicht durchgeführt. Stattdessen entschloss sich der deutsche Flottenchef zu einem Handelskriegsunternehmen vor der norwegischen Küste, um so die Briten aus ihren Stützpunkten zu locken. Im Gegensatz zur Hochseeflotte war England auf seine Flotte unbedingt angewiesen, um die Seewege zu schützen und konnte deshalb bei einer Niederlage alles verlieren. Außerdem war bekannt, dass die deutsche Strategie mit U-Booten und Minen auf den Rückzugswegen arbeitete. Eine Verfolgung fliehender deutscher Kräfte war deshalb nicht möglich.

Ablauf

Aufmarsch

Das Zusammentreffen der Flottenteile

Die britischen Streitkräfte waren bereits am Vorabend dem 30. Mai gegen 21:30 Uhr aufgrund verstärkter Aktivitäten auf deutscher Seite ausgelaufen. Der britische Nachrichtendienst war gut informiert und konnte so die deutschen Aktionen vorhersagen. Die deutschen Streitkräfte liefen tatsächlich wenige Stunden später am Morgen des 31. Mai gegen 2:00 Uhr aus ihren Stützpunkten aus. (Alle Zeitangaben für deutsche Zeit, GMT+1 Stunde)

Die Grand Fleet war auf drei Stützpunkte verteilt:

  • in Rosyth am Firth of Forth ein Schlachtgeschwader unter Evan-Thomas und das Schlachtkreuzergeschwader unter Beatty
  • im Cromarty Firth zwei Schlachtgeschwader
  • und in Scapa Flow vier Schlachtgeschwader unter Jellicoe

Geplant war, das Jellicoe der Hochseeflotte den Weg verlegte und Beatty den Rückweg blockieren sollte.

Bereits um 15:20 Uhr sichtete jedoch der Kreuzer Galathea als nordöstliches Schiff der britischen Aufklärungslinie ein von deutschen Torpedobooten gestopptes dänisches Schiff. Der leichte britische Kreuzer hielt die deutschen Torpedoboote B 109 und B 110, die zur deutschen Aufklärungsgruppe um den Kleinen Kreuzer Elbing gehörten, für Kreuzer und eröffnete das Feuer.

Auf deutscher Seite näherte sich die Elbing, nach dem ihr von den Torpedobooten der gegnerische Verband gemeldet wurde. Elbing und Galathea eröffneten sofort das Feuer aufeinander. Die Elbing konnte den Vorteil der besseren Treffsicherheit ausnutzen und schnell trotz der extremen Entfernung Treffer auf der Galathea anbringen. Alle britschen Kreuzer auf der Ostseite der britischen Schlachtkreuzerformation zogen sich daraufhin zurück, und Beatty änderte den Kurs nach Nordost, um das deutsche Geschwader abzufangen. Damit befand sich zwischen den Großkampfschiffen beider Flotten kein weiteres Schiff mehr.

Zu diesem Zeitpunkt stand das deutsche Gros noch über 50 sm weiter südlich. Der britische Schlachtplan sah vor, zwischen die Hochseeflotte und die Jade zu gelangen. Damit wäre der Rückzugsweg der Hochseeflotte abgeschnitten und wie bei vielen glorreichen britischen Seesiegen wäre eine völlige Vernichtung des Gegners möglich gewesen. Dies gelang nicht mehr, da die britischen Geheimdienstinformationen das Auslaufen der Hochseeflotte auf einen etwa neun Stunden späteren Zeitpunkt geschätzt hatten und diese deshalb bereits entsprechend weiter in die Nordsee vorgedrungen waren.

Die Grand Fleet war außerdem auf drei Stützpunkte verteilt und konnte sich erst im Kampfgebiet treffen. Die relative Position der einzelnen Flottenteile war aufgrund der Ungenauigkeiten der Koppelnavigation nicht genau zu bestimmen. Jellicoe war damit bis zum Moment des Zusammentreffens über die Position des Schlachtkreuzergeschwaders und der Hochseeflotte im unklaren. Im gesamten Verlauf der Schlacht war immer nur ein Teil der Flotten in Sichtweite der Schiffe.

Beatty ging nach dem Sichten von Hippers Geschwader zunächst auf einen südöstlichen Kurs, um ihm den Weg abzuschneiden.

Das Schlachtkreuzergefecht

Das Zusammentreffen der Flottenteile

Um 16:25 Uhr kamen die Schlachtkreuzer auf Sichtweite. Admiral Hipper befahl daraufhin eine Kehrtwendung nach Südost, um das britische Geschwader auf das Gros zu ziehen. Beatty, der dieses Manöver nicht voraussah, befahl eine Kursänderung nach Ost, um die deutschen Schlachtkreuzer abzufangen. Um 16:48 Uhr war die Entfernung auf 15.088 Meter gesunken und die deutschen Schlachtkreuzer eröffneten das Feuer. Durch den Sonnenstand und den durch den Wind verblasenen Rauch waren die Sichtbedingungen für die englischen Schiffe schlechter, so dass sie den Vorteil der größeren Reichweite nicht einsetzen konnten. Wieder zeigte sich der Vorteil der deutschen Feuerleitung, denn zwischen den sich rasch einstellenden deutschen Treffern und den ersten britischen vergingen über zehn Minuten. Innerhalb der nächsten Stunde wurden zunächst Indefatigable, dann Queen Mary von mehreren deutschen Salven getroffen und explodierten. Bei ersterem schlug ein Turmtreffer in die Munitionskammer zurück, bevor diese geflutet werden konnte, Queen Mary wurde direkt in die Munitionskammer getroffen. Der Verlust beider Schiffe mit ihrer fast kompletten Besatzung schockierte die britischen Befehlshaber. Auf der Indefatigable überleben nur zwei, auf der Queen Mary ebenfalls nur wenige der jeweils etwa 1000 Mann starken Besatzungen. Die deutschen Schlachtkreuzer erhielten zwar ebenfalls schwere Treffer, hier, wie auch auf der britischen Lion konnten die Munitionsräume jedoch noch rechtzeitig geflutet werden.

Das Geschwader von Evan-Thomas war durch verzögerte Signalübermittlung von Beatty getrennt worden und konnte erst nach der Versenkung der Indefatigable in den Kampf eingreifen und erzielte mehrere Treffer auf von der Tann. Nach dem Untergang der Queen Mary konnten Evan-Thomas' neue Schlachtschiffe ganz in das Gefecht eingreifen. Diese Super-Dreadnoughts der neuesten Generation, die später noch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, waren im Vergleich zu den Schlachtkreuzern massiv gepanzert und so richteten die deutschen Granaten wesentlich weniger Schaden an. Zusätzlich lieferten sich jetzt Torpedoboote und Zerstörer einen wilden Nahkampf zwischen den Schlachtlinien. Der britische Zerstörer Nestor versenkte ein deutsches Torpedoboot, bevor er selbst aufgegeben werden musste. Schwesterschiff Nomad brach nach Treffern auseinander, deutsche Torpedoboote bargen die Überlebenden beider Zerstörer. Schlachtkreuzer Seydlitz wurde von einem britischen Torpedo des Zerstörers Petard getroffen, der zuvor schon das Torpedoboot B29 versenkt hatte. Als dann das deutsche Gros von den Briten gesichtet wurde, drehten diese ab, um die Hochseeflotte Ihrerseits auf Jellicoes Gros zu ziehen. Zwischen dem Geschwader von Evan-Thomas und dem Führungsgeschwader der Hochseeflotte wurden jetzt ebenfalls Salven ausgetauscht, die jedoch keine größeren Schäden verursachten.

Die Verfolgung der Schlachtkreuzer

Die Verfolgung

Admiral Jellicoe brachte währenddessen sein Gros, das in sechs Kolonnen gruppiert war, in den Fahrtweg der Hochseeflotte. Die Gruppierung in sechs Kolonnen ermöglichte die Herstellung einer Schlachtlinie in beliebiger Richtung in kurzer Zeit. Während der Verfolgung dauerte das Fernduell zwischen Evan-Thomas und der Hochseeflotte an, aber die schwere Panzerung der Schlachtschiffe verhinderte größere Schäden. Wie oben angeführt, gab Beatty zwar eine Positionsmeldung per Funk durch, aber der Fehler lag bei etwa 20 Seemeilen, so dass Jellicoe bis zum Schluss unsicher war, ob die Kiellinie nach rechts oder links gebildet werden musste.

Währenddessen drehte das dritte Schlachtkreuzergeschwader unter Konteradmiral Hood auf die deutschen Schlachtkreuzer zu. Zuerst wurde der Aufklärungskreuzer Wiesbaden außer Gefecht gesetzt und Hipper setzte seine Torpedoboote zur Entlastung ein. Beatty konnte dann um 18:30 Uhr mit den Aufklärungseinheiten von Jellicoe Sichtkontakt herstellen und drehte wieder auf das deutsche Geschwader zu, um dieses von Jellicoe wegzuzwingen. Da die Torpedoboote anderweitig beschäftigt waren, wendete Hipper, um direkt als Vorhut von Scheers Gros zu kämpfen.

Das Hauptgefecht

Um 19:14 Uhr lag endlich eine definitive Positionsmeldung bei Jellicoe vor, und er bildete seine Schlachtlinie nach Backbord. Währenddessen wollten die Kreuzer Warrior und Defence die manövrierunfähige Wiesbaden endgültig versenken, gerieten dabei aber in das konzentrierte Feuer der Hochseeflotte. Defence flog in die Luft und Warrior wurde manövrierunfähig und sank am nächsten Tag beim Abschleppen.

Evan-Thomas reihte sich jetzt an das Ende der britischen Schlachtlinie ein. Bei diesem Manöver verklemmte sich das Ruder der Warspite, die eine zeitlang Kreise fuhr und nun zum bevorzugten Ziel wurde und schwere Treffer einstecken musste. Dies rettete viele Seeleute auf der Warrior, die jetzt nicht mehr das bevorzugte Ziel war. Die schwere Panzerung der Warspite verhinderte jedoch die Vernichtung. Trotzdem waren die Schäden so schwer, daß Sie zum Heimathafen entlassen wurde.

Das Zusammentreffen der Flottenteile

Admiral Scheer behielt seinen Nordostkurs zunächst bei, bis zuerst Hood in Kampfreichweite zu den deutschen Schlachtkreuzern kam. Lützow erhielt seinen 20. Treffer und wurde außer Gefecht gesetzt. Im Gegenzug erhielt Hoods Flaggschiff, Invincible einen Turmtreffer, der eine Munitionskammer zur Explosion brachte und das Schiff versenkte. Mit Admiral Hood gingen über tausend Mann unter, nur 6 wurden gerettet.

Jellicoes Schlachtlinie bildete nun das Crossing the T vor der deutschen Linie. Innerhalb weniger Minuten sahen die deutschen im Norden nur noch eine große Reihe aufblitzender Geschütze. Um 19:35 Uhr befahl Scheer deshalb seine erste Gefechtskehrtwendung, bei der alle Schiffe gleichzeitig um 180° wendeten.

Es gelang ihm auch, sich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und des Dunstes zu lösen. Um 19:50 Uhr befahl er jedoch überraschend eine zweite Kehrtwendung, die die übel zugerichteten Schlachtkreuzer wieder an die Spitze brachte. Er hoffte, sich durch dieses überraschende Offensivmanöver den Rückweg freizumachen. Durch eine zwischenzeitliche Kursänderung nach Süden lag die Grand Fleet wieder vor der deutschen Vormarschrichtung. Der zunächst eingeleitete Torpedobootangriff verpuffte jedoch wirkungslos und die deutsche Vorhut geriet unter einen Hagel britischer Geschosse, ohne das Feuer erwidern zu können. Daraufhin befahl Scheer um 20:18 Uhr seine dritte Kehrwendung. Währenddessen wurde das Spitzenschiff Derfflinger aus 6000 Metern verheerend getroffen. Jellicoe beantworte den Torpedobootangriff mit dem üblichen konservativen Gegenmanöver, nämlich Abdrehen. Dieses brachte Ihn jedoch außer Sicht. Beatty konnte den Kontakt noch halten und gegen 21 Uhr kam auch noch zu vereinzeltem Feuer. Jellicoe, der einen Nachtkampf unter allen Umständen vermeiden wollte, drehte nach Süden ab, in der Hoffnung, das Gefecht am nächsten Tag wieder aufnehmen zu können.

Nachtgefecht und Durchbruch

Eine deutsche Wendung nach Süden hätte beide Flotten wieder aufeinander geführt, wurde aber erst mit Verzögerung ausgeführt, so dass beide Flotten den gleichen Kurs verfolgten. Für den Durchbruch wählte Scheer, der einen erneuten Tageskampf vermeiden musste, den einfachsten Weg und hielt direkt auf Horns Riff zu. Er passierte dabei den britischen Kreuzerschirm, den Jellicoe als Deckung gegen ein deutsches Entkommen zur Jade abkommandiert hatte.

Die Nachtgefechte waren sehr verwirrend, da eine einheitliche Führung der Verbände auf beiden Seiten unmöglich war und so beide Flotten nur die noch bei Tageslicht gegebenen Befehle starr zu befolgen versuchten, während ihre Formationen sich bei Dunkelheit zum Teil aufzulösen begannen und ihre Kurse sich in einigen Fällen gar kreuzten.

Zunächst traf die deutsche IV. Aufklärungsgruppe auf das II britische Kreuzergeschwader. Dabei wurde der leichte Kreuzer Frauenlob durch die Kreuzer Southampton und Dublin versenkt. Der britische Panzerkreuzer Black Prince, der wieder Anschluss an die eigene Flotte suchte, hielt versehentlich die abgeblendet fahrenden deutschen Schiffe für eigene Einheiten, näherte sich zu weit an und explodierte durch Treffer des Linienschiffes Thüringen. Einige britische Zerstörer fuhren einen Angriff auf die deutsche Formation. Das Linienschiff Pommern und der Kreuzer Rostock wurden von Torpedos getroffen und sanken. Die anfangs erwähnte Elbing mußte ein Ausweichmannöver fahren und wurde durch die Posen gerammt und versenkt. Ihren eigenen Torpedoangriff überstanden drei der britischen Zerstörer jedoch nicht - Tipperary, Ardent und Fortune wurden auf kurze Entfernung von den Suchscheinwerfern der deutschen Schiffe erfasst und durch Geschützfeuer versenkt. 3 weitere wurden schwer beschädigt. Der beschädigte Schlachtkreuzer Lützow wurde, weit hinter der deutschen Flotte zurückgeblieben, durch eigene Torpedos versenkt, nachdem die Besatzung von Torpedobooten übernommen worden war. Das Nachtgefecht wurde zwar von britischen Schlachtschiffen beobachtet, meldeten dies aber nicht ans Flaggschiff weiter, da "das Gefecht in Sichtweite des Flaggschiffes erfolgte". So gelang der deutsche Durchbruch.

Verluste

Verluste der deutschen Hochseeflotte

Die schwer beschädigte SMS Seydlitz

Von den Großen Kreuzern ging die SMS Lützow verloren. Aber auch die anderen Schlachtkreuzer, die die Hauptlast des Kampfes getragen hatten, waren angeschlagen, so konnte die SMS Seydlitz, nur mit viel Mühe zurück nach Deutschland gebracht werden. Darüber hinaus gingen die Kleinen Kreuzer Wiesbaden, Frauenlob, Elbing, Rostock sowie das Linienschiff Pommern und 5 Torpedoboote verloren. Es waren 2.551 Gefallene und 507 Verwundete zu beklagen. Für die Aufnahme der Schlacht in der Bevölkerung war jedoch wichtig, daß es unter den Großkampfschiffen keinen Totalverlust gab, denn die Besatzung der Lützow und anderer Schiffe konnte gerettet werden. Außerdem gab es keine direkten Versenkungen durch feindliche Artillerie, es waren ja hauptsächlich die Torpedos, die die Verluste verursachten.

Verluste der britischen Grand Fleet

Bei den Schlachtkreuzern musste die britische Flotte empfindliche Verluste hinnehmen; die drei Schlachtkreuzer Queen Mary, Indefatigable und Invincible gingen allesamt durch Artilleriebeschuss mitsamt Ihrer Besatzung verloren. Sie waren gegenüber den deutschen Schiffen nur unzulänglich gepanzert, sodass die Granaten der deutschen Schiffe in die Munitionskammern eingeschlagen sind und damit das gesamte Schiff zur Explosion gebracht haben. Die Inflexible sank später im Krieg aus dem gleichen Grunde. Von den Panzerkreuzern gingen Defence, Warrior und Black Prince verloren, alle 3 ebenfalls durch Artilleriebeschuss und Explosionen. Darüber hinaus gingen 8 Zerstörer verloren.

Es waren 6.094 Gefallene und 674 Verwundete zu beklagen.

Alle Explosionen hatten einerseits einen Grund in der unzulänglichen Panzerung der Schlachtkreuzer, andererseits auch in den Vorschriften der Flotte, die eine hohe Feuergeschwindigkeit über eine höhere Treffsicherheit stellte. Um dies zu ermöglichen, wurden sehr viele Kartuschen in den Türmen vorgehalten und die schützenden Schotts teilweise geöffnet. Außerdem hatte man Angst, daß der Munitionsvorrat nicht reicht, und staute hochexplosive Munition an nicht ausreichend geschützten Orten. Noch dazu hatten deutsche Schiffe metallene Kartuschen, während dies bei britschen Schiffen wesentlich empfindlichere Beutel waren. Das Kordit als Treibladung war zwar nicht ganz so empfindlich wie die brisanten Granatfüllungen, aber dies verleitete zu unvorsichtigem Umgang. Eine Verordnung, die die Vorschriften hätte ändern sollen, wurde durch den aus dem aktiven Kommando wegbeförderten Jellicoe zurückgezogen, denn dies hätte ja die Mitschuld der Flottenführung am Desaster zugegeben.


Schlussbetrachtungen

Beide Seiten reklamierten den Sieg für sich. Die Briten hatten die schwereren Verluste, insbesondere bei den Schlachtkreuzern. Die versenkten Panzerkreuzer sowie die Pommern waren veraltete Schiffe. Auf deutscher Seite war die direkte Reaktion durchaus positiv: Die eigenen Verluste hauptsächlich durch Torpedos, und man hatte einer deutlich überlegenen Flotte standgehalten.

Nach der Schlacht waren noch 24 britische zu 10 deutschen Schlachtschiffe einsatzfähig: an der Gesamtsituation änderte sich damit nichts. Die Grand Fleet war nach wie vor deutlich überlegen, obwohl die Hochseeflotte die englische Vorherrschaft immer noch gefährden konnte. So näherten sich beide Flotten am 19. August 1919 auf 30 Seemeilen, ohne das es zu einem Gefecht kam. Zwei britische Kreuzer wurden durch Torpedos deutscher U-Boote versenkt, was zu der deutschen Strategie eines Kräfteausgleichs gehörte. Im Oktober 1916 gab es einen Vorstoß zur Doggerbank, ohne das eine englische Reaktion erfolgte. Der uneingeschänkte U-Boot-Krieg, der die Entscheidung zur See herbeiführen sollte, band große Teile der Flotte für Geleit- und Minensuchaktionen. Im April 1918 gab es einen Vorstoß bis zur Höhe Bergen-Shetlands. Eine im Oktober 1918 geplante Entscheidungsschlacht im Englischen Kanal führte zu einer Meuterei der Matrosen, die daraufhin Matrosenräte bildeten. Dies war Ausgangspunkt der Novemberrevolution.

Die Führung der Schlacht war schwierig wie nie zuvor: Durch die hohen Geschwindigkeiten (über 20 Knoten und die geringen Sichtweiten, praktisch komplett fehlender Luftaufklärung (die durch das Flugzeugmutterschiff Engadine und die deutschen Luftschiffe prinzipiell möglich war) und den regelmäßig auftretenden Abweichungen beim bestimmen der eigenen Position (Besteckfehler) war das Zusammentreffen der Flottenteile eher Glücksache. Außerdem musste sich der kommandierende Admiral ein Bild der Lage aus Meldungen machen, die (durch die genannten Widrigkeiten) recht selten und ungenau sein konnten. Zu einem Schlagabtausch, wie ihn moderne Führungs- und Kommunikationsmittel erlauben würden, konnte es demnach 1916 gar nicht kommen.

Die Skaggerakschlacht bleibt die letzte Flottenschlacht unter artilleristisch armierten Schiffen. Spätere Gefechte zwischen Schlachtschiffen, wie im zweiten Weltkrieg, wurden dann nur noch nachts ausgetragen (Schlachten um Gualdacanal (1942)) und in der Surigao-Strasse (1944)) oder es waren nur wenige Schiffe beteiligt (Hood & Prince of Wales gegen Bismarck & Prinz Eugen)

Die Hochseeflotte war an Großkampfschiffen unterlegen, zeigte jedoch in den ersten beiden Phasen der Schlacht, dass bei etwa gleicher Kräfteverteilung ein Sieg möglich war. Wäre es Jellicoe nicht gelungen, in die "Crossing the T"-Position zu gelangen, bei der die eine Flotte vor der anderen kreuzt, und diese das Feuer praktisch nicht erwidern kann, hätte die Hochseeflotte ihre Kräfte gegen gleichstarke Feindkräfte massieren können und der Ausgang wäre offen gewesen. So aber war die britische Seeherrschaft nie in Gefahr.

Literatur

  • George Bruce: Seeschlachten des 20. Jahrhunderts, Flechsig Verlag 2004, ISBN 3-88189-506-X
  • E. B. Potter, Ch. W. Nimitz, J. Rohwer: Seemacht - Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, Bernhard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-88199-082-8
  • Paul Schmalenbach: Die Geschichte der deutschen Schiffs-Artillerie, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1968, ISBN 3-7822-0107-8
  • Friedrich Ruge: Scapa Flow 1919, Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg und Hamburg 1969
  • Donald Macintyre, Basil W. Bathe: Kriegsschiffe in 5000 Jahren, Verlag Delius, Klasing & Co., Bielefeld 1974, ISBN 3-7688-0184-5