Solnhofen
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Solnhofen ist eine Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und gilt als Fossillagerstätte von Weltrang. Nach dem Ort ist der Asteroid (3229) Solnhofen benannt.
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt im Altmühltal.
Gemeindeteile sind neben Solnhofen die Orte Eßlingen und Hochholz.
Der Solnhofener Plattenkalk

Berühmt ist Solnhofen vor allem wegen seiner Steinbrüche, die Fossilien aus dem etwa 150 Millionen Jahre alten Weißen Jura (Oberjura) enthalten. In den Steinbrüchen wird der Solnhofener Plattenkalk abgebaut, der sich einst aus den kalkhaltigen Resten abgestorbener Planktonorganismen und von Mikroorganismen gefälltem Kalk bildete. Das Sediment lagerte sich am Grund einer Lagune in einzelnen dünnen Lagen ab und gab dem später zu Stein verfestigten Kalk seinen schichtigen Aufbau („Plattenkalk“). Der am Grund der Lagunen höhere Salzgehalt begünstigte die Entstehung von Fossilien in einer einzigartigen Qualität. Während des jahrhundertelangen Abbaus der Solnhofener Plattenkalke kamen unter anderem Fossilien von Quallen, Seelilien, Fischen und Krebsen zum Vorschein.
Seine große Bedeutung verdankt der „Solnhofener“ jedoch den Überresten der in die Lagune eingespülten Landlebewesen wie beispielsweise die des kleinen Dinosauriers Compsognathus, sechs Gattungen von Flugsauriern, verschiedenen Schildkröten und über 180 Insektenarten. Die bekanntesten und auch für die Evolutionsbiologie bedeutsamen Funde sind aber die bislang zehn Exemplare des „Urvogels“ Archaeopteryx aus Solnhofen und Umgebung. Der Solnhofener Plattenkalk kommt nicht nur in Solnhofen, sondern in einem Gebiet von etwa 70 Kilometer Länge und maximal 30 Kilometer Breite vor - von Mörnsheim im Westen bis nach Kelheim im Osten.
Der besonders feine Kalkstein („Lithographischer Schiefer”) aus den Steinbrüchen wurde vom Erfinder der Lithographie, Alois Senefelder, als Druckmaterial verwendet; auch heute noch gilt der Solnhofener Plattenkalk als das weltweit beste Material für lithographische Druckplatten.
Im großen Maßstab und seit Jahrhunderten wird der Plattenkalk in der Bauindustrie unter anderem als Bodenplatten, zur Wandvertäfelung und (vor allem historisch) als Kalkplattendach für die sog. Jurahäuser genutzt.
Geschichte
Solnhofen wird in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts unter dem Namen „Husen“ urkundlich erstmals erwähnt. Im südlichen Sualafeld gehörte es zu den frühen religiösen Zentren, von denen aus Ostfranken erschlossen wurde. Der Hausmeier Karl Martell, 751 zum König der Franken gekrönt, beauftragte im Rahmen der kirchlichen Neuordnungsbewegung durch Winfried-Bonifatius 750/51 den angelsächsischen Mönch Sualo (Sola), den Ort Husen zu verwalten und die ansässige Bevölkerung kirchlich zu betreuen. Dieser errichtete mit Hilfe der angelsächsischen Mönche Willibald im nahen Eichstätt und dessen Buder Wynnebald (Wunibald) von Heidenheim ein Kloster aus Stein und erhielt von Karl dem Großen den Ort geschenkt.


Als Sualo, um dessen Leben sich viele Legenden ranken, am 3. Dezember 794 starb, vermachte er den Ort "Solaehofinum" (so 790 genannt), woraus sich die Bezeichnung Solenhofen/Solnhofen entwickelte, mitsamt der „cella Solnis/Suolonies“ dem Königskloster Fulda. Zu der nunmehr Fuldaischen Propstei Solnhofen, ab 836 als Benediktinerkloster nachweisbar, gehörten im 9. Jahrhundert 20 Höfe. 834 wurde durch den kaiserlichen Hofkaplan Gundram als Propst der Leichnam Solas in einem Hochgrab, einer aus Kalkstein gemauerten Tumba, neu beigesetzt. Anstelle der damals errichteten Kirche weihte der Eichstätter Bischof Gundekar II. (reg. 1057-75) eine neue Kirche, eine frühromanische Säulenbasilika, von der sich noch ein 21 m langes Seitenschiff mit vier Arkadenbögen und der (leeren) Tumba des hl. Solo erhalten hat.
Die Fuldaer Besitzungen unterstanden außerdem den Grafen von Truhendingen als Schutzvögte, die eine St. Veit-Pfarrkirche errichteten. Die Trennungslinie zwischen den beiden Herrschaftsbereichen war die heutige auf der Jurahöhe führende Senefelder Straße. Durch zunehmende Verschuldung gezwungen, verkauften die Grafen den Ort Mühlheim an der Gailach, der einst zu Solas Besitz gehörte, 1282 an Bischof Reinboto von Eichstätt. 1310 erbten die Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Ansbach-Brandenburg, die restlich verbliebenen Rechte der Truhendinger. 1420 wurde der Ort durch den Bayernherzog Ludwig der Gebartete niedergebrannt. Vergeblich versuchten immer wieder Pröpste, sich vom Kloster Fulda zu lösen, 1478 gar durch einen Prozess in Rom.
Entscheidendes tat sich erst wieder im 16. Jahrhundert. 1525-34 wurde die Propstei unter Markgraf Kasimir von Ansbach-Brandenburg säkularisiert; weltliche markgräfliche Amtmänner verwalteten die ehemaligen Klostergüter weiter. Die Klosterkiche wurde Pfarrkirche, während die bisherige, vogtische Pfarrkirche St. Veit von 1544 an noch zwei Jahrhunderte lang als Wohnhaus diente und dann abgerissen wurde. 1533 wurde die (evangelische) Nürnberg-Brandenburgische Kirchenordnung gegen den Widerstand sowohl des Propstes als auch des Pfarrers eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Solnhofen unter Einquartierungen und Ausplünderungen zu leiden; 1634-40 gab es keinen Pfarrer am Ort.
Für 1720 ist ist ein Flügelaltar mit Darstellungen von Wundern des h. Sola nachgewiesen, der 1734 bei einer Renovierung der Solabasilika entfernt wurde. 1782 wurde die baufällige Basilika größtenteils abgebrochen und die evangelische St. Veitskirche in unmittelbarer Nähe und teilweise auf Resten der Basilika im Markgrafenstil erbaut und 1785 eingeweiht. 1791 verkaufte der letzte Ansbacher Markgraf seine Besitzungen und Rechte und damit auch Solnhofen an Preußen, wo es bis 1803 verblieb, als der Ort durch Gebietstausch an Bayern abgetreten wurde.
1649 bis ca. 1800 bestand in Solnhofen eine Glasindustrie, gegründet von Hans Greiner aus Konstein. In dieser Zeit kamen in mehreren Schüben Exil-Protestanten aus Österreich nach Solnhofen.
1870 wurde die durch Sonhofen führende Bahnlinie Ingolstadt-Treuchtlingen eröffnet. Die Zunahme der katholischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert führte 1903-05 zum Bau der katholischen St. Solakirche. 1963 wurde diese zur Kuratie erhoben, die 2005 805 Katholiken umfaßte.
1961-79 wurden im ehemaligen Klosterbereich archäologische Grabungen durchgeführt, die zeigten, dass schon vor Sola hier zwei Kirchen standen, zunächst ein kleiner Kirchenbau aus der Mitte des 7. Jahrhunderts, der dann durch Anbauten um 700 zu einer größeren Kirche wurde - eventuell bereits ein Kloster, da zwei getrennte Räume nachgewiesen wurden. Diese zweite Kirche fiel den Kriegszügen Karl Martells 725 und 728 gegen die Bayern zum Opfer. Sie wurde nach 794 als Saalkirche mit zwei Säulenreihen und erhöhtem Chorraum und Stollenkrypta wiedererrichtet und dürfte die wohl nach Umbauten oder nach endgültiger Fertigstellung von Gundekar II. geweihte Kirche sein. 1977 wurde zu der noch vorhandenen Säulenreihe eine zweite in Kopie errichtet; die originalen Rundsäulen mit Kapitellen sind in das Archäologische Museum München verbracht worden. Dort befindet sich auch das vermutlich zur Solabasilika gehörende, um 1065 entstandene „Solamedaillon“, ein Rundrelief mit der Darstellung eines Fackelträgers.
Politik
Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: Geteilt; oben in Silber ein schwarzes Kreuz, unten dreimal geteilt von Rot und Gold.
Kultur und Sehenswürdigkeiten



Museum
Das modern gestaltete, mit viel Solnhofener Stein ausgebaute Bürgermeister-Müller-Museum im Rathaus zeigt eine einzigartige Sammlung von Fossilien aus dem Plattenkalk. Besonders reichhaltig vertreten ist die Welt der Fische. Wertvollste Stücke sind die Originale des 6. und 9. Urvogels (Archaopteryx). Auch sind hier eine historische Lithographie-Presse (bei Voranmeldung mit Vorführung) und Lithographien zu sehen. (E-mail: info@solnhofen.de)
Bauwerke
- Die Solnhofener Solabasilika zählt mit ihren Säulen aus karolingischer Zeit zu den ältesten Baudenkmälern Deutschlands. Bei Ausgrabungen dort entdeckten Wissenschaftler von der Universität Heidelberg bis in die Mittelsteinzeit zurückreichende Siedlungsspuren.
- Die evangelisch-lutherische St. Veit-Pfarrkirche ist eine Bau im sogenannten Markgrafenstil (Kanzel und Orgel sind über dem Altar angebracht) und wurde auf dem südlichen Seitenschiff der ehemaligen Solabasilika 1784 errichtet. Der 29 m hohe Turm mit seinem Spitzhelm hat im Untergeschoß noch Teile des Kirchturms aus dem 11. Jahrhundert. Im Innern der Kirche sind ältere Grabplatten angebracht. Im Pfarrgarten stehen eindrucksvolle Grabsteine des früheren Friedhofes.
- Das ursprünglich 5,5 m hohe Senefelder-Denkmal befindet sich in der Ortsmitte auf einem kleinen Platz unweit der Sola-Basilika. Es wurde 1845 von Etienne Hippolyte Maindron (* 1801; † 1884) aus südfranzösischem Sablonière-Kalkstein für den Pariser Lithographen Alfred Léon Lemercier geschaffen. Sei ursprünglicher Standnort war ein Pariser Salon, von wo aus es 1846 in den Privatpark Lemerciers verbracht wurde. Bei Auflösung von dessen Firma 1901 ersteigerte das Denkmal Hermann Weinmann, Direktor der Solenhofenener-Aktien-Vereins. Am 9. Oktober 1904 wurde es neben einer 1871 gepflanzten Friedenslinde in Solnhofen eingeweiht. 1965 wurde es im Zuge einer Straßenverbreiterung wenige Meter entfernt an den heutigen Standort versetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde ein neuer Sockel aus Juramarmor untergesetzt, so dass die Gesamthöhe nurmehr 3,5 m beträgt.
- Die katholische Kirche St. Sola, Filialkirche von Pappenheim, wurde nach einem Entwurf von Friedrich Nierdermayer, Regensburg, 1905 in frühgotischem Stil aus Jura-Kalksteinen errichtet. Sie birgt links im Chorraum ein Sola-Reliquar. Spätgotische Plastiken stammen aus St. Lambertus in Treuchtlingen.
Literatur
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bayern. Stuttgart 1961, S. 700f.
- W. Maier/Schauer: Solnhofen. 10-seitiges Faltblatt o. J.
- Heimatbuch Solnhofen, Solnhofen: Gemeinde Solnhofen 1975
- August Sieghardt und Wilhelm Malter: Altmühltal von Treuchtlingen bis Kelheim mit Eichstätt, Heroldsberg 1979, S. 142-148
- Waltraut Schrickel (Red.): Solnhofen. Solabasilika und Propstei. Entstehung und Entwicklung eines kirchlichen Zentrums. Solnhofen: Gemeinde Solnhofen 1987
- Leonhard Schauer: Die Glasindustrie in Solnhofen, Solnhofen: Gemeinde Solnhofen 1987
- Leonhard Schauer: Kirchen, Friedhöfe, Grabdenkmäler und Gedenkstätten in Solnhofen, Solnhofen 1990
- Festschrift zum Sola-Jahr 1994. 1200 Jahre Solnhofen. Solnhofen: Gemeinde Solnhofen 1994
- Jutta Simone Schwaab: Wo Sola einst Wunder wirkte. In: Kirchenzeitung Bistum Eichstätt Nr. 32/33 vom 10./17.08.1997, S. 21f.
- Stahl behütet karolingische Baukunst. Warmherziger Missionar und wundertätiger Einsiedler. In: Donaukurier Ingolstadt vom 5.12.1997, S. 28
- Gotthard Kießling: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. (Denkmäler in Bayern, V 70/1), München 2000, ISBN 3-87490-581-0, S. 565-579
- Marie Derra: Der Solnhofener Naturstein und die Erfindung des Flachdruckes durch Alois Senefelder, Solnhofen 2002
- 100 Jahre katholische Kirche St. Sola Solnhofen 1905-2005. Festschrift, Solnhofen/Weißenburg 2005
- Walter Greiner: Auf den Spuren der Glasmacher von der Neuzeit bis in die Antike, Sonthofen: Selbstverl., 2005, 198 S.
- Die Kirche St. Sola in Solnhofen. In: Gästebrief 2007 Bistum Eichstätt, S. 4f.