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Gerhard Kienle

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Privatdozent Dr. med. Gerhard Kienle (* 22. November 1923; † 2. Juni 1983) war ein anthroposophischer Arzt, Krankenhaus- und Universitätsgründer sowie Wissenschaftstheoretiker und Gesundheitspolitiker.

Seine wesentlichen Leistungen sind der Einsatz für einen pluralistischen Wissenschaftsbegriff und die Integration komplementärer Ansätze in der Medizin.

Kulminierend in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, arbeitete er für die gesetzliche Verankerung und wirtschaftliche Erstattungsfähigkeit der anthroposophisch erweiterten, homöopathischen und naturheilkundlichen Medizin im deutschen Gesundheitswesen.

Er konnte die Politiker mit erkenntnistheroretischen Argumenten überzeugen, daß die Beurteilung und Charakterisierung der Wirksamkeit pflanzlicher, anthroposophischer und homöopathischer Arzneimittel durch hierin kompetente Wissenschaftler und Ärzte sachgemäß und erforderlich ist. Damit schaffte er einen in Europa einzigartigen Raum für diese Therapieformen und ihre Erstattungsfähigkeit durch die bundesrepublikanischen Krankenkassen. Dieser wäre durch die zum Alleinvertretungsanspruch in der Wirksamkeitsermittlung von Heilmitteln neigenden Vertreter der materialistisch-universitären Medizin und ihre Kollegen in den Arzneimittelkommissionen nicht gewährt worden.

Gerhard Kienle erschütterte weiterhin den vorherrschenden Glauben in die Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen mit Medikamenten auf den Menschen, indem er in seinen Büchern prinzipielle Unterschiede zwischen Mensch und Tier aufzeigte und unzulässige Argumentationen der Tierversuchsanhänger aufdeckte, wiewohl er nicht prinzipiell gegen diese Versuche war.

Als Krankenhausgründer entwickelte er das zukunftsträchtige Konzept des überregional bekannten Gemeinschaftskrankenhauses mit und leitete es bis zu seinem Tode.

Aus der erkenntnistheoretischen Arbeit und seinem pluralistischen Wissenschaftsbegriff entwickelte sich für ihn die Notwendigkeit einer von staatlichen Beeinflussungen freien Hochschule, die 1982 in Witten und Herdecke als erste freie Universität Deutschlands gegründet wurde.

Biographie in Stichworten:

  • 1923 Geboren in Madrid in einer Diplomatenfamilie
  • 1940 Umzug nach Berlin
  • 1945-48 Medizinstudium und Promotion in Tübingen
  • 1953 Assistent an der Universitätsnervenklinik Tübingen
  • 1963-68 Oberarzt am Krankenhaus Nordwest, Frankfurt/Main und
  • Freie Habilitation über den nichteuklidischen Sehraum des Menschen
  • 1969 Einweihung des Gemeinschaftskrankenhauses
  • 70´er Gesundheitspolitische Arbeit
  • 1982 Gründung der ersten freien Universität der Bundesrepublik in Witten und Herdecke

Werke (Auszug):

  • 1974 Arzneimittelsicherheit und Gesellschaft, F.K. Schattauer Verlag
  • 1981 Christentum und Medizin, Vorträge, Urachhaus Verlag
  • 1982 Der Wirksamkeitsnachweis für Arzneimittel (Hrsg., mit R.Burkhardt), Urachhaus Verlag
  • 1983 Die ungeschriebene Philosophie Jesu, Urachhaus Verlag

Literatur:

  • Standardwerk ist die Biographie in 2 Bänden von Peter Selg: Gerhard Kienle: Leben und Werk, Verlag am Goetheanum 2003, ISBN 3-723-1165-1

Weblinks: