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Benutzer:Fahrenkrog/Terrazzo

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Einpflege und Reinigung von Terrazzoböden gestern und heute

Terrazzoböden hatten in den Nachkriegsjahren den Beigeschmack des „billigen“ Bodenbelags. Aber die Geschichte dieses Bodenbelags begann schon in der Antike. Im Gegensatz zu Betonwerkstein, der als Formatplatte in Werken hergestellt wird, ist Terrazzo ein Belag, der vor Ort trocken gemischt, mit Wasser und Zement vermengt und auf den Boden verteilt wird. Nach der Aushärtung / Trocknung wird der Boden mehrfach geschliffen und gespachtelt. Es sind wesentlich weniger Fugen sichtbar. Eine der Hauptkriterien für die Auswahl der Einflegemethoden ist der Untergrund. Früher hat man generell nur im Verbund gearbeitet. Heute sind Terrazzoböden auch auf modernen Untergründen, z. B. auf Dämmung / Heizung unter bestimmten Bedingungen möglich. Die neuen Systeme müssen allerdings anders behandelt werden.

Früher hatte man auch mehr Zeit für den Bodenbelag. Nach der fachgerechten Einbringung der Terrazzomischung konnte es durchaus bis zu einem halben Jahr dauern, bis der Boden zum ersten Mal geschliffen wurde. Je nach Auftraggeber wurde der Belag dann bis zu drei mal gespachtelt und überschliffen. Der Schleifvorgang wurde vor der Elektrifizierung mit Eisenklötzen, Schleifsand und Muskelkraft durchgeführt. Fast immer waren die Zuschlagsstoffe aus Marmor, Kalkstein, Dolomit usw. aber es sind auch früher schon bei hochbelasteten Böden härtere Materialien verwendet worden, wie z. B. Granit, Moränen- oder Flußkies.

Geschliffene Terrazzoböden (allerdings mit dem Bindemittel Kalk- und nicht mit Zementmörtel)wurden bereits im Altertum mit einem Gemisch aus Terpentin und Bienenwachs eingerieben. Terpentin oder auch Balsamöl wird aus frischem Baumharz gewonnen. Nach dem Anschneiden der Rinde wurde das ausgetretene Harz gesammelt und grob gereinigt. Nach der vorsichtigen Erhitzung wurde es früher durch Stroh gefiltert und dann aufgefangen. Das feinste europäische Terpentin gewinnt man noch heute aus der europäischen Lärche. Terpentin sollte nicht mit Terpentinersatz oder Terpentinöl verwechselt werden. Dann wurde gereinigtes Bienenwachs erwärmt bis eine dickflüssige Masse entstand. Dieses Wachs wurde dann langsam in das Terpentin eingerührt bis eine pastöse Masse entstand, die in verschlossenen Gefäßen auskühlte. Diese Paste wurde dann von Hand mehrfach, bis zur Sättigung auf den Boden aufgetragen, was auch zu einer Farbintensivierung führte und nach dem polieren mit einer Bürste seidenmatt glänzte. Diese auf klassische Art eingepflegten Böden können am Besten mit einem wachshaltigen Reinigungsmittel gesäubert werden. Der Boden muß dann regelmäßig mit einer trockenen Naturborste aufpoliert werden. Polymerwischpflegen oder Alkoholreinger führen i. d. R. zu einer „schleierhaften“ Optik. Wichtig ist dabei, das der Gebäudereiniger vorher schriftlich darauf aufmerksam macht, daß die Rutschsicherheit im nassen Zustand nicht gewährleistet werden kann. Bei trockenen Böden kann durch die optimierte Produktauswahl sogar eine z. T. starke Erhöhung der Trittsicherheit erreicht werden. Besonders in denkmalgeschützten Obekten ist diese Einpflege anzutreffen. Besonders problematisch ist eine Grundreinigung auf diesen alten Belägen. Uralte Wachse können auch mit Hochalkalischen Produkten nicht aus den Porenräumen entfernt werden. Die Gefahr, das eine unerwünschte fleckige Optik zurückbleibt ist sehr groß. Auch darauf sollte man hinweisen.

Wer sich das teure Terpentin nicht leisten konnte, griff auf Leinöl zurück. Getrocknete Leinsamen wurden gemahlen und mit Wasser zu einem festen Teig geknetet. Diesen Teig hat man dann „geröstet“ und ausgepresst. Aus 10 KG Leinsamen können ca 2l Öl gewonnen werden. Wollte man dünnflüssiges Leinöl erhalten, so verwendete man ähnlich, wie beim Olivenöl die Kaltpressung. Es dringt tiefer in die Poren ein. Der Terrazzo wurde mit dem Leinöl getränkt, bis er nichts mehr aufnahm und die Poren „dicht“ waren. Das Leinöl „polymerisierte“ aus und erhärtete sich. Danach wurde nachpoliert. Leinöl kann ausbleichen, deswegen kann es, je nach Sonneneinstrahlung zu Farbveränderungen kommen. Um diesen Effekt zu verringern hatte man bereits früh eine Lösung herausgefunden. Das Leinöl wurde ausgebreitet und Monate lang dem Sonnenlicht ausgesetzt, was zu einer Verdickung und Bleichung führte. Dann gab man wieder Lösemittel hinzu und trug die Schicht wie beschrieben auf. Leinöl ist bei feiner Verteilung, z. B. auf einem Lappen selbstenzündlich und sollte entsprechend vorsichtig gehandhabt werden. Generationen von Parkettlegern kennen die typischen Brandflecken auf Holzböden durch vergessene Leinöllappen. Wie bei den Wachsen ist eine fleckenfreie Grundreinigung kaum zu erzielen. Eine Unterhaltsreinigung kann nach der Auhärtung mit wachshaltigen Mitteln, wie vor

Beide vorgenannten Verfahren sind heute noch im Gebrauch, aber relativ teuer und nur bei ausgetrockneten Verbundkonstruktionen zu verwenden. Auch die Geruchsbelästigung ist nicht zu unterschätzen. Terpentin ist zwar natürlichen Ursprungs, aber trotzdem ein giftiges Lösemittel.

Durch die elektrischen Schleifmaschinen wurden Terrazzoböden immer populärer und auch nicht mehr nur in gehobenen Bereichen eingesetzt. Die klassischen Einpflegemethoden waren i. d. R. dort zu teuer und sie wurden nach der Verlegung lediglich mit Seife geputzt und aufgebürstet. Seife entsteht i. d.. R. durch Verkochen von tierischen oder pflanzlichen Ölen mit einer Lauge, wie z. B. Pottasche. In der gebrauchsfertigen Seifenlauge entstehen durch die Mineralien im Wasser u. a. schwerlösliche Verbindungen, die man auch als „Rand“ vom Waschbecken her kennt. Diese „Kalkseifen“ sind weich und gut auspolierbar bis zum Seidenglanz. Die älteren Generationen kennen noch den „Bohnerklotz“ aus Eisen, mit dem dann der Boden aufgepeppt wurde. Der Nachteil der Seife ist die permanete Schichtbildung und eine natürliche Vergrauung des Belags. Diese Nachteile können durch regelmäßige Grundreinigungen ausgeglichen werden.

In den Zeit des Wirtschaftswunders wurden auch Hartpolymere auf die Böden aufgetragen, die aber nur sehr schwer entfernbar und nicht mit Seife zu verwechseln sind. Dem Autor ist ein Fall bekannt, wo man mit einem Spachtel erst einmal ein dicke Schicht „Glänzer“ abziehen mußte, bevor man schleifen konnte. Die Schleifkörper hätten sich sofort zugesetzt. Normale Bodenwischpflege kann die Optik i. d. R. nicht verbessern. Seife schmiert darauf generell.

Eine gängige Methode war es in den 50er und 60er Jahren den geschliffenen Boden mit verdünnter Säure zu „reinigen“ und dann mit einem Wachsfluat einzulassen. Wachsfluate bestehen i. d. R. aus einem synthetischem Wachs und einem, mehr oder weniger giftigem, Lösemittel. Mancher Terrazzomeister hatte in seiner Werkstatt in einer zugigen Ecke einen Behälter stehen, in dem er Wachskerzen kalt in hochgiftigem Trichloräthylen auflöste. Hier heißt es „Probieren geht über studieren“. Oft helfen Produkte aus der Holzpflege auf Lösemittelbasis zur Ausführung einer Grundreinigung und Nachbearbeitung. Aber auch hier ist es absolut notwendig, mit dem Auftraggeber die Risiken (Glätte, Lösmittel, Flecken) zu besprechen und schriftlich festzuhalten.

Nachdem der Terrazzo im Nachkriegsdeutschland als Billigboden galt, hat er in den letzten Jahren mehr und mehr Zuspruch erfahren, auch mit den moderneren Unterkonstruktionen, durch die keine Feuchtigkeit nach „unten“ abgeleitet werden kann. Auch die Oberflächen haben sich geändert. Von der ursprünglich matten Ausführung geht der Trend eindeutig zum Hochglanz.

Zur „modernen“ Einpflege in Privatbereichen gibt es mehrere Ansätze, je nach Unterbau. Generell sollte der Terrazzo vor einer Weiterbehandlung „knochentrocken“ sein um Sekundärschäden und Tigerfelloptik zu vermeiden. In Gewerbeobjekten kann es durch Einpflegemaßnahmen zu einer drastischen Verschlechterung der eingestellten Rutschsicherheit kommen. Das sollte vorher mit dem Auftraggeber und den zuständigen Behörden abgeklärt werden. Nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll nur als Anhaltspunkt dienen. Ein ordentliches Einpflegekonzept sollte auch mit den Herstellern aus der chemischen Industrie abgestimmt werden.

1) Imprägnieren Auf der absolut trockenen und sauberen Untergrund kann ein wasserlöslicher Fleckschutz nach Herstelleranweisung aufgetragen werden. Vorteil dieses Systems ist die leichte Entfernung der Überschüsse und die lösemittelfreie Zusammensetzung. In den meisten Fällen erreicht dieser Grundschutz seine volle Wirksamkeit nach ca. 3 Tagen, in denen nur trocken gereinigt werden sollte. Eine derartig behandelte Fläche kann nur bedingt dann mit einem klassischen Seifenreinger gereinigt werden. Durch die mangelhafte Ankettung der Pflegekomponenten an einer imprägnierten Oberfläche ist eine Überdeckung der Gebrauchsspuren kaum möglich. In diesem Fall wäre ein rückstandsfreies Reinigungssystem besser. Die Dosierung muß i. d. R. höher eingestellt werden.


2) Seife Die alleinige Verwendung eines Seifenreinigers vom ersten Tag an ist die risikoloseste Methode und kann auch bei noch leicht feuchten Böden verwendet werden. Nachteilig ist aber, das es eine endliche Zeit dauert, bis sich ein effektiver Pflegefilm gebildet hat. Die Zeit ist abhängig von der Wasserhärte.

3) Wachsen Die Verwendung von sogenannten „Wachsfluaten“ wird heute noch oft durchgeführt und ist nicht ohne Risiken und Nachteile. Allein die enthaltenen Lösemittel, je nach Hersteller, können starke Allergien auslösen. Ein ungleichmäßiger Auftrag kann zu einer fleckigen Optik führen. Jeder Reinigungsprofi kennt das Problem der sogenannten „Verstrichungen“ durch Schuhe auf einer gewachsten Oberfläche. Eine ordentliche Reinigung, bzw. Pflege ist nur mit lösemittelhaltigen Produkten, die auch bei gewachstem Parkett benutzt werden, möglich. Seifen oder Polymerwischpflegen führen auf einer gewachsten Oberfläche i. d. R. zu einer schmierigen Optik. Auf Fußbodenheizungen ist diese Methode nicht empfehlenswert.

4) Original Fluatieren mit Fluor – Silikat) Um den Wunsch nach Hochglanz zu erfüllen sind einige Betriebe dazu übergegangen, nach der vollständigen Austrocknung den Boden zu kristallisieren. Mit Hilfe des klassischen Kristallisationsverfahrens mit Fluorsilikat bei einem vorgeschliffenem Terrazzo mit kalkhaltigen Zuschlagsstoffen eine in der Regel geschlossenere und glänzendere Oberfläche durch eine chemische Reaktion zwischen dem Kristallisationsmittel und dem Gestein erzeugt. Die erzielbare Schichtdicke ist je nach Gestein und Sorgfalt stark unterschiedlich . Dies erfolgt in Kombination mit einem maschinellen Poliervorgang mit speziellen Pads. Das Verfahren funktioniert nicht bei Hartgesteinzuschlägen, Dolomiten oder Dolomitmarmoren. Einen Grundschutz bietet dieses Verfahren nicht. Eine pflegende Reinigung führt i. d. R. zu Putzstreifen und man sollte auf rückstandsfreie Reinigungssysteme zurückgreifen.


5)   Naßkristallisation

Statt mit einem Fluorsilikat wird i. d. R. „Kleesalz“ als Poliermittel benutzt. Dieses bereits in früher Zeit als Poliermittel benutzte „Salz“ macht. An der Oberfläche bildet sich eine dünne Schicht aus Calciumoxalaten. Es ist auch die Standardmethode zum polieren von Kalksteinen und Marmor

5) Weichpolymere / beschichten Aus der Gebäudereinigung gibt eseine Vielzahl Porenfüller und Pflegemittel auf Basis von Weichpolymeren, die als Einpflege geputzt werden können. Vorteil ist wie bei der Seife die leichte Entfernbarkeit, Nachteilig ist u. a. die geringere Resistenz gegenüber Alkohol (Glasreiniger) oder den noch im Boden vorhandenen Alkalien.


Welche Methode der Einpflege letztendlich gemacht wird, sollte mit den beteiligten Personen besprochen werden. Naturprodukte haben genauso ihre Berechtigung, wie moderne Chemikalien. Sollten Ergänzungen gemacht werden ist darauf zu achten, das die Flächen später gleich gereinigt oder behandelt werden können. Manch Kunde möchte keine glänzende Oberfläche, sondern wünscht eine seidenmatte Optik. Die Beratung im Vorfeld ist für die Zufriedenheit der Ausführung ein wesentlicher Punkt.