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Sudan

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Die Republik Sudan (arabisch جمهورية السودان, DMG Dschumhūriyyat as-Sūdān) ist ein Staat in Nordostafrika mit Zugang zum Roten Meer. Er grenzt im Norden an Ägypten und Libyen, im Westen an Tschad und die Zentralafrikanische Republik, im Süden an die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Kenia und im Osten an Äthiopien und Eritrea. Der größte Flächenstaat des Kontinents ist siebenmal so groß wie Deutschland.

Zum Namen Sudan

Verwechslungen zwischen der Republik Sudan und der Großlandschaft Sudan können vermieden werden, indem man Namen von Staaten ohne Artikel (Sudan, Kongo) und geographische Namen von Landschaften, Flüssen und Regionen mit Artikel verwendet (der Sudan, der Kongo). Nach aktueller Rechtschreibung kann für den Staat Sudan wahlweise ein Artikel verwendet werden oder nicht[2], der Ständige Ausschuss für geographische Namen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie sieht keinen Artikel vor[3]. Dennoch findet man häufig in der Literatur die Schreibweise "der Sudan", wenn der Staat und nicht die Landschaft gemeint ist.

Geographie

Hauptartikel: Geographie Sudans

Ein Teil des Staates Sudan ist Teil der Großlandschaft Sudan und der Sahelzone. Sein Relief wird von der Beckenlandschaft des Nils und seinen Randgebirgen bestimmt. So erhebt sich im Nordosten das Bergland des Dschibal al-Bahr al-ahmar am Roten Meer, das eine Höhe bis 2.259 m erreicht. Im südlichen Grenzbereich zu Uganda liegt im Immatong-Gebirge der Berg Kinyeti, der mit 3.187 m der höchste Berg des Landes ist. Den südwestlichen Beckenrand stellen die Nordäquatorialschwelle und die Zentralafrikanische Schwelle dar, die auch die Wasserscheide zwischen Nil- und Kongosystem bilden. Im Westen erhebt sich ein Basaltgebirge auf dem Marra-Plateau, dessen höchste Erhebung mit 3.088 m der Berg Marra ist. Im Zentrum erheben sich die Nuba-Berge, die zwischen 500 m und 1.325 m hoch sind. Im Norden geht das Land beiderseits des Nils in die Sahara über, wobei der Teil westlich des Nils als Libysche Wüste und der Teil östlich des Nils als Nubische Wüste bezeichnet werden. In der Region um Khartum, wo Weißer Nil und Blauer Nil zum eigentlichen Nil zusammenfließen, breiten sich weite, flache Tonebenen aus. Südsudan wird überwiegend von Überschwemmungs- und Sumpflandschaft geprägt, wobei der Sudd die größte zusammenhängende Sumpflandschaft darstellt.

Klima

Hohe Temperaturen und Sommerregen besonders im Süden kennzeichnen das tropische Klima Sudans. In der Regenzeit von April bis November verteilen sich die Niederschlagsmengen von 1.500 mm im Süden auf weniger als 100 mm im Norden. Die mittleren Monatstemperaturen liegen zwischen 24°C und 32°C.[4] Dabei können die Temperaturen aufgrund des Wüstenklimas im Norden 41°C am Tag und 4°C in der Nacht erreichen.

Flora und Fauna

Die Vegetation reicht von spärlichstem Pflanzenwuchs in den nördlichen Wüsten und Halbwüsten über Dornstrauchsavannen in der Sahelzone, Trocken- und Feuchtsavannen mit Hochgras bis zu Regenwaldgebieten im äußersten Südwesten. Der Waldbestand hat zwischen 1990 und 2000 um 1,4 Prozent abgenommen[5]. Im Sumpfgebiet des Sudd sind Schilfgräser, Papyrus und Wasserhyazinthen dominierend, die durch ihr schnelles Wachstum die Schiffbarkeit einschränken. Die vielfältige Tierwelt umfasst vor allem in Zentral- und Südsudan Elefanten, Büffel, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Löwen, Flusspferde und Krokodile sowie zahlreiche Greif- und Wasservögel.

Nationalparks

Hauptartikel: Nationalparks in Sudan

In Sudan gibt es zehn Nationalparks (Stand 2006). Das Schutzgebietssystem umfasst dabei aber auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiete. Der Berg Barkal mit der historischen Stadt Sanam gehören zum Welterbe der UNESCO und beide zusammen bilden die antike Hauptstadt Napata des Königreiches von Kusch.

Bevölkerung

Ethnien

Die Bevölkerung verteilt sich auf 572 Stämme. Im Norden leben vorwiegend Menschen arabischer Abstammung (39 % der Gesamtbevölkerung) und Nubier (ca. 8 %). Im Osten leben vorwiegend die Rasheida- und Bedschastämme (3 %). Im Westen leben die Angehörigen der nomadischen Beggara-Stämme (20 %). In der Mitte und im Süden des Landes leben die dunkelhäutigen Angehörigen der nilotischen Stämme (ca. 30 %).[6]

Siehe auch: Liste der Ethnien in Sudan

Sprachen

Rund die Hälfte der Sudanesen sprechen Arabisch, das vor allem im Norden gesprochen wird. Die andere Hälfte spricht afrikanische Sprachen, darunter Nuer-Dinka (17 %; vor allem im Süden), Nubisch (9 %; am mittleren Nil), Bedscha (6 %; im Nordosten), Azande (3 %; im Südwesten), Bari (2 %; im Südosten). Eine kleine Bevölkerungsgruppe spricht Ndogo. Englisch ist verbreitet.

Siehe auch: Liste der Sprachen in Sudan

Religion

Der Islam ist in Sudan Staatsreligion. 70 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, 20 % Animisten und 10 %Katholiken. Daneben gibt es eine Minderheit von Kopten und Protestanten. Die Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes.

Bildung

Sudan gehört zu den ärmsten Entwicklungsländern in Afrika. Die soziale Absicherung und die medizinische Versorgung sind unzureichend. Die Analphabetenrate lag 2004 bei 29 % unter Männern und 48 % unter Frauen. Die älteste der sudanesischen Universitäten wurde im Jahre 1956 in Khartum gegründet.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung in Sudan von 1961 bis 2003

Zur Bevölkerung Sudans gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von 35.847.407 (Berechnung 2006, World Gazetter[7]), über ca. 38 Millionen (Schätzung 2006, Auswärtiges Amt[8]) bis 41.236.378 (Berechnung Juli 2006, CIA World Fact Book 2006[9]). 41 % der Sudanesen lebten 2005 in Städten[10]; Ballungsgebiet ist Khartum. 39 % der Einwohner waren im gleichen Jahr jünger als 15 Jahre[10]. Die Bevölkerung wuchs 2005 um 2 %[10].

Bevölkerungsentwicklung:

Jahr Einwohner
1905 (offizielle Schätzung) 1.853.000[11]
1910 (offizielle Schätzung) 2.400.000[11]
1993 (Zensus) 25.588.429[7]
2003 (offizielle Schätzung) 33.333.648[7]

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 18,3 Jahre (Stand: 2006)[9]. Die Lebenserwartung lag 2005 bei 57 Jahren[10].

Wichtige Städte

Die Städte mit über einer Million Einwohner (Berechnung 2007)[12] sind Omdurman (3.127.802 Einwohner), die Hauptstadt Khartum (2.207.794 Einwohner) und al-Chartum Bahri (1.725.570 Einwohner), die sich in enger Nachbarschaft am Zusammenfluss des Weißen Nils mit dem Blauen Nil befinden. Alle anderen Städte bleiben unter der Grenze von 500.000 Einwohnern mit Ausnahme von Nyala im Süd-Darfur. Unverzichtbar für den Außenhandel ist die Stadt Bur Sudan, die über den einzigen Meerhafen des Landes verfügt. Entlang des Nils findet man noch folgende größere Städte von Nord nach Süd: Wadi Halfa, Atbara, Kusti, Rabak, Malakal, Bur und Dschuba.

Siehe auch: Liste der Städte in Sudan

Geschichte

Bildnis eines nubischen Königs

Hauptartikel: Geschichte Sudans

Die Geschichte Sudans reicht bis in die Pharaonenzeit zurück. Für das alte Ägypten war Nubien als Lieferant von Gold und Sklaven von Bedeutung; mit Beginn der 12. Dynastie (1991-1785 v. Chr.) wurde es dem ägyptischen Kernland einverleibt. Als Folge der Auflösung des Neuen Reiches vom 12. Jahrhundert v. Chr. an entstand in Nubien im 9. Jahrhundert v. Chr. der Staat Kusch, der bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestand. In den Jahren 712-664 v. Chr. beherrschte Kusch die "kuschitische Dynastie" von ganz Ägypten.

Etwa zeitgleich mit der Christianisierung der Region bildeten sich bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. die drei nubischen Königreiche Nobatia, Makuria und Alodia heraus. 651 schloss das inzwischen von islamischen Arabern beherrschte Ägypten mit Nubien einen Friedensvertrag; er begründete bis zum 14. Jahrhundert relativ stabile Beziehungen. In Zentralsudan entstanden die Sultanate Darfur und Sannar, die bis ins 18. Jahrhundert Bedeutung hatten. Nach der Christianisierung und der Entstehung christlicher Königreiche wurde Sudan - mit Ausnahme des Südens - zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert islamisiert.

Im frühen 19. Jahrhundert begannen die osmanischen Vizekönige von Ägypten, Sudan zu erobern. Gegen die ägyptische Besetzung fand von 1881 bis 1899 unter dem islamisch-politischen Führer Muhammad Ahmad, dem selbsternannten Mahdi, der Mahdi-Aufstand statt. Dieser gilt als der erste erfolgreiche Aufstand eines afrikanischen Landes gegen den Kolonialismus und führte am Ende des 19. Jahrhunderts zur Bildung eines eigenen Staates. Das sog. Kalifat von Omdurman existierte 15 Jahre und wurde 1898 durch eine anglo-ägyptische Streitmacht in der Schlacht von Omdurman zerstört. Nach der Rückeroberung Sudans wurde 1899 ein britisch-ägyptisches Kondominium errichtet. Faktisch blieb Sudan bis 1953 britische Kolonie.

Nach dem Sturz König Faruks von Ägypten 1952 und einer Phase der vorbereitenden Machtübergabe war für Sudan der Weg in die Unabhängigkeit frei. Am 1. Januar 1956 wurde nach einer Volksabstimmung die Republik Sudan ausgerufen. Aus den Parlamentswahlen ging die Nationale Unionspartei (Umma-Partei, kurz UP) als Siegerin hervor und ihr Vorsitzender Ismail al-Azhari wurde erster Ministerpräsident des Landes. Aufgrund innerparteilicher Differenzen wurde noch im selben Jahr sein Rivale Abdullah Chalil neuer Ministerpräsident. Wegen der weiteren Instabilität der Koalitionsregierung und einer angeblich drohenden ägyptischen Invasion wandte sich Chalil 1958 mit der Bitte an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Ibrahim Abbud, zu intervenieren. Nach dem Militärputsch wurde Abbud zunehmend mit Revolten, Komplotten und dem Bürgerkrieg in Südsudan konfrontiert. Da er mit diesen Problemen nicht fertig wurde, trat er aufgrund öffentlicher Proteste 1964 zurück und übergab die Amtsgeschäfte an eine Zivilregierung unter Ministerpräsident Sirr al-Chatim al-Chalifa. In den Folgejahren war keine politische Stabilität zu erreichen. 1965 wurde Muhammad Ahmad Mahdschub, 1966 Sadiq al-Mahdi, 1967 erneut Muhammad Ahmad Mahdschub und 1969 Babikar Awadullah Ministerpräsident.

Diese Situation nutzte Oberst Dschafar Muhammad an-Numairi 1969 zu einem weiteren Militärputsch. Numairis Politik orientierte sich an seinem ägyptischen Vorbild Gamal Abdel Nasser und so wurden einige sozialistische und panarabische Reformen durchgeführt. Die Sudanesische Sozialistische Union (SSU) wurde als alleinige Partei im Staat installiert. 1971 wurde er kurz durch einen kommunistischen Putsch entmachtet, danach aber wieder eingesetzt. Daraufhin wurde er zum Präsidenten gewählt, und es gelang ihm 1972 einen 17 Jahre andauernden Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Regierung und den Rebellen Südsudans (Sudanesische Volksbefreiungsarmee SPLA) mit dem Addis-Abeba-Abkommen zu beenden. 1981 vollzog er eine Hinwendung zu einer islamistischen Regierung. 1983 führt er die Scharia im ganzen Land, auch im jetzt autonomen Südsudan, ein. Das Addis-Abeba-Abkommen verletzend löste er die südsudanische Regierung auf. Dadurch trieb er die Erneuerung des Bürgerkriegs voran. Die politische Unruhe im Land nahm die Armee unter General Swar ad-Dahab 1985 zum Anlass für einen weiteren Militärputsch und die Abhaltung von Wahlen. Die Scharia blieb aber weiterhin in Kraft. Sadiq al-Mahdi wurde 1986 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.

1989 kam es aufgrund einer zunehmenden politischen Instabilität zu einem Militärputsch unter Generalleutnant Umar Hasan Ahmad al-Baschir, der zur Politik Numairis zurückkehrte und allein mit der Nationalen Kongresspartei (NCP) regierte. Obwohl er seitdem unangefochten als Vorsitzender des "Nationalen Kommandorates zur Errettung der Nation" das Land beherrschte, versuchte er vergeblich, die Regierungsgewalt über den Süden zurückzugewinnen. Dort kämpfte die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung für die Unabhängigkeit Südsudans. Von 1983 bis 2005 befand sich Sudan ununterbrochen im Bürgerkrieg. 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Khartum und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), der wichtigsten südsudanesischen Rebellengruppe, unterzeichnet. Es gewährt Südsudan Autonomie und sieht ein Referendum über die Unabhängigkeit Südsudans für 2011 vor.

Politik

Politisches System

Sudan ist gemäß der Übergangsverfassung von 2005 eine Republik und wird seit 1989 von einer Militärregierung regiert. Dem Südsudan, wo 2011 in einer Volksabstimmung über die volle Unabhängigkeit entschieden werden soll, wird eine Teilautonomie gewährt. Seit 2005 gilt die Scharia nur noch im muslimischen Norden. Der Präsident wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Die Legislative setzt sich aus der Nationalversammlung mit 450 ernannten Mitgliedern und dem Staatsrat mit zwei Repräsentanten je Bundesstaat zusammen. Alle Sudanesen im Alter ab 18 Jahren besitzen das Wahlrecht. Seit 2005 regiert die Nationale Kongresspartei (NCP) und die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) gemeinsam in der "Regierung der Nationalen Einheit". Diese soll freie Wahlen für 2008/2009 vorbereiten. Im Südsudan regiert die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung allein. Der Regierungschef der Autonomen Region Südsudan ist gleichzeitig Vizepräsident des Gesamtstaates.

Siehe auch: Liste der Präsidenten von Sudan

Verwaltungsgliederung

Sudan ist in 26 Bundesstaaten (wilayat) unterteilt, die sich wieder in insgesamt 133 Distrikte gliedern. Von den 26 Bundesstaaten bilden die zehn südlichsten die autonome Region Südsudan.

siehe auch: Liste der sudanesischen Bundesstaaten, Liste der Distrikte in Sudan

Innenpolitik

Neuere Entwicklungen

Der langjährige Führer der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM), John Garang, kam am 30. Juli 2005 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Die Nachricht vom Tod des erst am 9. Juli vereidigten Vizepräsidenten der Zentralregierung löste zunächst Befürchtungen über einen erneuten Ausbruch des Bürgerkrieges in Südsudan aus, als nach Bekanntwerden der Nachricht bei gewaltsamen Ausschreitungen in Khartum, Malakal und Dschuba 130 Personen getötet und mehr als 400 verletzt wurden. Am 5. August wurde Garangs langjähriger Stellvertreter Salva Kiir Mayardit zum neuen Chef der SPLM bestimmt und am 11. August auch als neuer Vizepräsident Sudans vereidigt.

In der am 20. September vorgestellten Regierung der nationalen Einheit, die 29 Minister umfasst, behielt die Nationale Kongresspartei (NCP) von Staatschef Umar Hasan Ahmad al-Baschir 4 von 5 Schlüsselministerien: Inneres, Verteidigung, Energie und Finanzen. Lediglich das Außenministerium wurde dem SPLM-Politiker Lam Akol anvertraut. Die SPLM hatte auch das Erdölministerium beansprucht, um die Erdöleinnahmen (und den verfassungsrechtlich zugesicherten Anteil des Südens) kontrollieren zu können. Mayerdit gab schließlich nach, um die Einsetzung der Regierung nicht weiter zu verzögern. Dafür erntete er heftige Kritik aus der SPLM, da die Regierung in dieser Form der vertraglich gesicherten Machtteilung kaum mehr entspreche. Auch die gesamte Verwaltung und alle anderen politischen Institutionen blieben vollständig in der Hand der NCP. Die Opposition im Norden des Landes zog ihre Minister aus der Regierung zurück, da sie sich in der Anzahl und Verteilung von Ressorts nicht angemessen berücksichtigt sah.

Mayerdit stellte am 21. Oktober 2005 die erste Regierung der Autonomen Region Südsudan vor, der er als Regierungschef vorsteht. Die früheren regierungsfreundlichen Milizen der Südsudanesischen Verteidigungskräfte wurden am 8. Januar 2006 in die neuen südsudanesischen Streitkräfte übernommen.

Frauen in Sudan

Frau mit Kopfbedeckung in Sudan

Neben der Form des Islam, die vom islamischen Regime in Sudan eingeführt wurde und Frauen eine untergeordnete Rolle zuschreibt, gibt es starke kulturelle Strömungen wie den Zar-Kult, in denen Frauen eine wichtig spirituelle Rolle einnehmen und die auch heute noch praktiziert werden. Ende der 40er Jahre formierten sich dann die ersten Frauenvereine in Sudan, aus denen 1951 die Sudanese Women's Union hervorging. Seither ist eine Vielzahl von Frauenorganisationen entstanden, u.a. die New Sudan Women Federation (NSWF) und die Sudan Women’s Voice for Peace (SWVP) und die Women Action Group (WAG), die auch versucht haben, den Friedensprozess in Sudan voranzubringen. [13]

Interessanterweise fällt die Positionierung dieser Organisationen gegenüber der auf der Scharia basierenden Gesetzgebung sehr unterschiedlich aus. Einerseits wird Frauen hier, besonders in der Familiengesetzgebung, eine Männern untergeordnete Rolle und beschränkte Rechte zugeschrieben, andererseits garantiert das Gesetz gleiche Rechte bezüglich Wahlrecht, Arbeitsrecht sowie Bildung und Gesundheit. Eine weitere Aktivität ist der Kampf gegen die weiterhin verbreitete Beschneidung weiblicher Genitalien.[13]

Eine wichtige Institution in Sudan ist außerdem die private Ahfad Universität für Frauen. Diese ist ausschließlich offen für weibliche Studierende, und hat, als eine der wenigen Universitäten im arabischen Raum, neben natur-, sozial- und agrarwissenschaftlichen und medizinischen Fakultäten auch ein Institut für women studies. Hier wird international vernetzt zu Themen wie gender, Feminismus und empowerment geforscht und gelehrt.[13]

Innere Konflikte

Darfur

Bundesstaaten der Region Darfur

Hauptartikel: Konflikt in Darfur

Darfur wurde 2003 zum Schauplatz einer blutigen Rebellion gegen die arabisch-dominierte sudanesische Regierung mit zwei schwarzafrikanischen Rebellengruppen – der sudanesischen Befreiungsarmee (Sudan Liberation Army, SLA) und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement, JEM), die die Regierung beschuldigen, Afrikaner zugunsten der Araber zu unterdrücken. Im Gegenzug begann die Regierung einen Feldzug mit Luftbombardements und Bodenangriffen, durchgeführt von einer arabischen Miliz, den Dschandschawid. Die sudanesische Regierung wies jedoch eine Mitschuld an den Verbrechen der Milizen in Darfur zurück. Am 8. April 2004 wurde aufgrund des internationalen Drucks ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, für dessen Einhaltung die Friedensmission African Union Mission in Sudan (AMIS) mit logistischer Unterstützung der NATO sorgen sollte.

Im September 2005 kam es allerdings zu neuen Kämpfen in der Region. Hintergrund waren die am 15. September wieder aufgenommenen Friedensgespräche in Abuja. Eine Splittergruppe der SLA boykottierte die Verhandlungen und überfiel Hilfslieferungen und Regierungsgebäude. Am 29. September starben 30 Personen nach Attacken der Dschandschawid auf ein Flüchtlingslager in Nord-Darfur, am 9. Oktober entführte eine Fraktion der JEM 38 AMIS-Soldaten, die später wieder freigelassen wurden. SLA-Rebellen töteten am 7. Oktober vier Soldaten der AMIS-Friedenstruppe, die nur über einen Beobachterstatus verfügen und nicht einmal bei Vergewaltigungen einschreiten dürfen. Ein von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am 12. Dezember veröffentlichter Bericht erneuerte die bereits seit 2004 erhobenen Vorwürfe gegen die sudanesische Regierung, bis in die höchsten Ebenen in Planung und Durchführung der Kriegsverbrechen in Darfur verwickelt zu sein, was von der Regierung zurückgewiesen wurde. Seit März 2005 ermittelt der Internationale Strafgerichtshof (ICC) gegen Kriegsverbrecher im Darfur-Konflikt.

Anfang Februar 2006 intensivierten sich die bewaffneten Auseinandersetzungen erneut. Der Befehlshaber der AMIS-Mission machte die Rebellenbewegungen hierfür verantwortlich. Sie hätten durch Angriffe auf die beiden in Regierungshand befindlichen Städte Shearia und Golo Gegenangriffe der Dschandschawid auf Flüchtlingslager ausgelöst. Als Reaktion auf diese Angriffe hatten bis zu 70.000 Personen die Flüchtlingslager verlassen. Nach unabhängigen Angaben waren es jedoch weiterhin hauptsächlich die mit der sudanesischen Regierung verbündeten Milizionäre, die gegen Flüchtlinge und die ausländischen Hilfsorganisationen vorgingen. Am 5. Mai 2006 unterzeichnete die sudanesische Regierung und die bedeutendere Fraktion der Sudan Liberation Army (SLA) unter Minna Minnawi ein Friedensabkommen in Abuja[14][15]. Die andere Fraktion der SLA unter Abdelwahid al-Nur und die Bewegung für Gleichheit und Gerechtigkeit (JEM) lehnen eine Zustimmung zum Abkommen ab, da sie ihre Hauptforderungen der sofortigen Schaffung einer Region Darfur anstatt der drei Bundesstaaten und die Einrichtung eines zweiten Vizepräsidenten für Darfur nicht berücksichtigt sehen[16].

Die meisten Rebellen, die das Abkommen ablehnen, haben sich zur Nationalen Erlösungsfront (engl.: National Redemption Front, kurz NRF) zusammengeschlossen und erklärten den Waffenstillstand für beendet. Neue Kämpfe in Darfur zwangen Mitte Juni 2006 das Welternährungsprogramm, seine Arbeit einzustellen, wodurch 400.000 Menschen von einer Hungersnot bedroht waren. Die Dschandschawid hatten bereits in der Woche nach der Unterzeichnung des Abkommens ihre Überfälle wieder aufgenommen. Daraufhin entsandte die sudanesische Regierung zusätzliche Truppen nach Darfur und startete eine seit dem 28. August 2006 andauernde Offensive in Nord-Darfur mit Unterstützung der Minnawi-SLA um die Rebellen der NRF zurückzudrängen. Nach Massakern an der Zivilbevölkerung forderte am 6. Oktober UN-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour die sudanesische Regierung auf, eine unabhängige Untersuchung zuzulassen. Eine Mitwisserschaft, wenn nicht implizite Billigung der Attacken durch die Regierung sei "so gut wie sicher".

Am 22. Oktober verwies die sudanesische Regierung den UN-Sondergesandten für Sudan, Jan Pronk, des Landes. Pronk hatte auf seiner privaten Website das Kriegsgeschehen kommentiert und von einer sinkenden Moral bei der sudanesischen Armee, Fahnenflucht und Entlassungen von Generälen gesprochen. Die Regierung habe darauf mit einer weiteren Mobilisierung von Dschandschawid reagiert, zu deren Entwaffnung sie sich im Friedensabkommen verpflichtet hatte. Die Kämpfe in Darfur und den angrenzenden Gebieten Tschads und die daraus resultierenden Fluchtbewegungen der Zivilbevölkerung setzten sich im Oktober und November fort. Dabei gelangen der NRF auch zwei bedeutende Siege gegen die Regierungstruppen in Um Sidr sowie in Kariayri, bei denen umfangreiche Waffenbestände erbeutet wurden. Die Regierungsoffensive verlagerte sich zunehmend von Nord- nach West-Darfur, wo sich die Basen der NRF befanden. Im Dezember kam es zusätzlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen arabischen Milizen in Süd-Darfur, ein Indiz dafür, dass nicht alle arabisch-stämmigen Gruppen die Politik der Regierung und der Reitermilizen unterstützen. Die militärischen Auseinandersetzungen und Übergriffe setzten sich 2007 fort.

Am 17. Januar forderten 14 UN-Organisationen dringend ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft. Ständige Kampfhandlungen, sich verändernde Frontverläufe und die Zersplitterung der Rebellenbewegungen machten die Versorgung der zivilen Opfer schwierig bis unmöglich. Allein in der zweiten Jahreshälfte 2006 seien zusätzlich 250.000 Personen auf der Flucht, davon viele zum zweiten oder dritten Mal seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2003. Dazu kamen in den ersten fünf Monaten 2007 noch einmal 110.000 Menschen. Nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes war die humanitäre Situation 2007 schlimmer als jemals zuvor. Unterdessen gingen die Auseinandersetzungen um eine Ersetzung der afrikanischen Friedenstruppe durch eine UN-Mission weiter. Obwohl diese sich hauptsächlich aus afrikanischen Truppen zusammensetzen sollte, verweigerte die sudanesische Regierung beharrlich ihre Zustimmung. Der UN-Sicherheitsrat hatte am 31. August 2006 bei drei Enthaltungen (VR China, Russland und Katar) die Einrichtung einer UN-Friedenstruppe für Darfur beschlossen. Die 7.000 in Darfur befindlichen AU-Soldaten sollten in einer UN-Mission aufgehen und durch 17.300 zusätzliche Soldaten sowie 3.300 Polizei- und sonstige Zivilkräfte aufgestockt werden. Die UN-Resolution "lud" die sudanesische Regierung "zur Zustimmung ein", die diese kategorisch ablehnte und die Resolution als unzulässige Einmischung und unfreundlichen Akt zurückwies.

Sie hatte im Gegenzug am 5. September 2006 die AU-Mission aufgefordert, das Land zu verlassen. Gleichzeitig startete sie mit 20.000 zusätzlichen Soldaten im Norden Darfurs eine militärische Offensive. Auf massive internationale Kritik hin erklärte al-Bashir am 21. September vor der UN-Generalversammlung, seine Regierung wünsche den Verbleib der AU-Mission bis zur Wiederherstellung des Friedens in Sudan. Daraufhin beschloss die AU eine Aufstockung ihrer Truppen auf 11.000 Soldaten. Am 16. November 2006 schlug UN-Generalsekretär Kofi Annan bei einem Treffen in Adiis Abeba als Kompromiss eine gemischte UN-AU-Friedensmission vor, der Sudan "im Prinzip" auch zustimmte. Am 30. November beschloss der AU-Sicherheitsrat eine entsprechende Regelung: Ihre Mission wurde bis zum 30. Juni 2007 verlängert und eine dreistufige Unterstützung durch die UN verabschiedet. Dem stimmte die sudanesische Regierung zu. Mit der Entsendung von Soldaten ist nach UN-Angaben jedoch nicht vor Ende 2007 zu rechnen.

Südsudan

Hauptartikel: Südsudan

Nach jahrzehntelangem Sezessionskrieg in Südsudan von 1955 bis 1972 und noch einmal von 1983 bis 2005 wurde im Jahre 2005 die autonome Region Südsudan gebildet. Sie hat ca. 8,8 Millionen Einwohner in 10 Bundesstaaten. Bei schweren Kämpfen in Südsudan zwischen mit der Regierungsarmee verbündeten Milizen und der südsudanesischen Befreiungsarmee (SPLA) starben Ende November 2006 mehr als 150 Personen, darunter zahlreiche Zivilisten. Auslöser der Kämpfe waren Artillerieangriffe der mit der Zentralregierung verbündeten Sudan Armed Forces (SAF) auf den Regierungssitz der SPLM-Verwaltung. Die sudanesische Zentralregierung hatte wiederholt damit gedroht, beim Einmarsch von UN-Friedenstruppen in Darfur das Friedensabkommen mit Südsudan aufzukündigen. Tatsächlich ging es darum, die SPLA von einem militärischen Schulterschluss mit den Darfur-Rebellen abzuhalten.

Ostsudan

Hauptartikel: Konflikt in Ostsudan

Der Osten Sudans, der hauptsächlich von den Ethnien der Bedscha und Rashaida bewohnt wird, ist eine arme und unterentwickelte Region, deren Bewohner kaum von den dortigen Bodenschätzen oder von den Einnahmen aus dem Erdölexport profitieren. Viele Bedscha und Rashaida fühlen sich daher von der Zentralregierung in Khartum marginalisiert und unterdrückt. Die in der "Eastern Front" zusammengeschlossenen Widerstandsorganisationen verübten immer wieder Angriffe auf Regierungseinrichtungen. Seit Anfang 2006 laufen in Eritrea Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen Ostsudans. Dabei wurde am 26. Juni 2006 bereits ein Waffenstillstands-Abkommen unterzeichnet[17]. Am 14. Oktober unterzeichnete die Regierung mit den Rebellen in Asmara ein umfassendes Friedensabkommen, das eine stärkere politische und wirtschaftliche Beteiligung der drei östlichen Bundesstaaten an der nationalen Politik und den Erdöleinnahmen vorsieht. Die Rebellen hatten über elf Jahre gegen die Regierung gekämpft.

Sklaverei

Hauptartikel: Sklaverei in Sudan

Die Sklaverei in Sudan lässt sich bis in alt-ägyptische Zeiten mit Quellen belegen. Auch im 20. Jahrhundert war sie noch anzutreffen, trotz der Abschaffungs-Bemühungen der Briten im Anglo-Ägyptischen Sudan im 19. Jahrhundert.

Vertreibungen

Mehr als zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der Khartumer Regierung und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee 2005, das den 21 Jahre währenden Bürgerkrieg beendet hat, wird die Anzahl der intern Vertriebenen immer noch auf fünf Millionen Menschen geschätzt, davon nahezu zwei Millionen in der Dafur-Region. Nach dem Abkommen waren es vor allem Vertriebene aus dem Süden des Landes, denen sich neue Möglichkeiten zur Rückkehr eröffenet haben. Dennoch bleibt Sudan das Land mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit, so das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) in Genf.[18]

Außenpolitik

Konflikt mit Tschad

Wegen des Konfliktes um Darfur und den damit einhergehenden Rebellenaktivitäten im Grenzgebiet stellte Tschad am 23. Dezember 2005 den Kriegszustand mit Sudan fest. Tschad erklärte aber, dass dies keine Kriegserklärung sei. Im April 2006 brach der westliche Nachbarstaat die diplomatischen Beziehungen zu Sudan ab, da er diesen der Unterstützung der oppositionellen FUC bezichtigt. Bei deren Angriff auf N'Djamena kamen zuvor bis zu 500 Menschen ums Leben.

Am 9. August 2006 gaben der Präsident Tschads, Idriss Deby, und sein sudanesischer Amtskollege al-Baschir die sofortige Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und des Grenzverkehrs bekannt. Die Normalisierung der Beziehungen wurde durch die Vermittlung des libyschen Führers Muammar al-Gaddafi und des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade erreicht.[19]

Aufenthalt Osama Bin Ladens in Sudan

Foto des US-Verteidigungsministeriums nach dem Angriff auf die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik

Aufgrund der Kritik Osama Bin Ladens am Königshaus von Saudi-Arabien zum Vorgehen im Irak-Krieg wurde er von Saudi-Arabien zur persona non grata erklärt und man versuchte, seiner Person habhaft zu werden. Wegen dieser Bedrohung floh Osama Bin Laden 1991 nach Sudan, der aufgrund eines Militärputsches von 1989 durch General al-Baschir und dessen islamisch-fundamentalistische Bestrebungen international isoliert war. Hier wurde Bin Laden vor allem geschäftlich tätig: Mit seiner Baufirma nahm er den Neubau einer Autobahn von Khartum nach Bur Sudan in Angriff und gründete eine Geschäftsbank. 1994 wurde ihm aufgrund seiner internationalen terroristischen Aktivitäten die saudische Staatsbürgerschaft entzogen. Auf saudischen und amerikanischen Druck hin verwies Sudan 1996 Osama bin Laden des Landes, der daraufhin nach Afghanistan reiste.

Trotz des Nachgebens galt Sudan weiterhin in den USA als Terrorstaat und 1998 kam es nach den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi, Kenia und Daressalam, Tansania, zu einer Vergeltungsaktion seitens der USA auf die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik, in der eine Giftgasfabrik vermutet wurde. Eine Verstrickung in die Bombenanschläge oder die Produktion von Giftgas in der bombardierten Fabrik konnten bis heute nicht nachgewiesen werden.

Grenzstreitigkeiten

Die Gebiete mit umstrittener Grenzziehung sind das Hala'ib-Dreieck im Norden und das Ilemi-Dreieck im Süden. Das Hala'ib-Dreieck wird von Ägypten beansprucht und seit dem Jahr 2000 verwaltet, nachdem sich die sudanesischen Truppen aus dem Gebiet freiwillig zurückgezogen haben. Eine Einigung steht aber noch aus. Das Ilemi-Dreieck wurde bereits 1950 von Sudan aufgegeben, aber die Konflikte in der Region behinderten bisher eine vertragliche Einigung mit den angrenzenden Staaten Kenia und Äthiopien.

Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen

Sudan ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen:

Beitrittsdatum Organisation Abkürzung Kommentar
1956 Vereinte Nationen UNO
1956 Arabische Liga -
1963 Organisation für Afrikanische Einheit OAU Vorläufer der AU
1969 Organisation der Islamischen Konferenz OIC
1981 Preferential Trade Area for Eastern and Southern Africa PTA Vorläufer der COMESA
1986 Intergovernmental Authority on Drought and Development IGADD Vorläufer der IGAD
1994 Common Market for Eastern and Southern Africa COMESA Nachfolge der PTA
1996 Intergovernmental Authority on Development IGAD Nachfolge der IGADD
1998 Gemeinschaft der Sahel-Saharanischen Staaten CEN-SAD
2001 Afrikanische Union AU Nachfolge der OAU

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Sudans

Allgemeines

2005 wuchs die sudanesische Wirtschaft um 8 % . Dabei hatte die Landwirtschaft einen Anteil von 34 %, die Industrie von 30 % und der Dienstleistungssektor von 37 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Erwerbstätig waren 2003 58 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft. 2,3 % des BIP wurden für das Militär, 1,5 % für das Gesundheitswesen aufgewandt. Die Inflation lag 2004 im Durchschnitt bei 8,5 %.

Bodenschätze und Energie

Öl- und Gas-Konzessionen in Sudan (Stand 2004)

Sudan verfügt über reichhaltige Vorkommen von Bodenschätzen, wie zum Beispiel Erdöl, Eisen, Marmor, Gold und Uran. Allein die Erdölvorkommen werden nach US-amerikanischen Schätzungen aus den 1990er Jahren auf rund 3 Milliarden Barrel beziffert. Bisher sind die meisten Ölfelder noch nicht erschlossen – teilweise sind sogar die Konzessionen noch nicht vergeben. Allerdings arbeitet die Greater Nile Petroleum Operating Company daran, dem abzuhelfen.

Die Volksrepublik China ist der wichtigste ausländische Investor in Sudan. Mittlerweile deckt das afrikanische Land schätzungsweise 6 bis 8 Prozent der gesamten Ölimporte Pekings; ein Drittel des sudanesischen Erdöls geht nach China. Seit April 2006 fördert Sudan 365.000 Barrel am Tag[20], obwohl die Kapazitäten bereits auf 500.000 Barrel am Tag erweitert wurden - aufgrund von technischen Problemen mit der von Malaysia gebauten Öl-Pipeline kann dieses Potenzial noch nicht ausgeschöpft werden. Man erwartet in absehbarer Zeit eine Steigerung auf 800.000 Barrel täglich.

Landwirtschaft

Eine wichtige Devisenquelle des Landes ist die Baumwolle, die vor allem in den Bewässerungsgebieten der Dschazira-Ebene zwischen dem Weißen und dem Blauen Nil angebaut wird. Weitere Erzeugnisse sind Erdnüsse, Sesam, Hirse, Sorghum, Weizen und Zuckerrohr. Sudan ist Haupterzeuger von Gummiarabikum, das aus dem Harz einer Akazienart gewonnen wird.

Infrastruktur

Rinderherde auf einer Straße in Dschuba
Transport von Lebensmitteln auf dem Nil im Bundesstaat A'ali an-Nil

Das Straßennetz umfasst 11.900 km, wovon 4.320 km asphaltiert sind. Das Schienennetz umfasst 5.995 km. Der wichtigste Seehafen befindet sich in Port Sudan, über den das Erdöl aus dem Landesinneren mittels einer Pipeline exportiert werden kann. Sudan verfügt über etwa 4.068 km Wasserstraßen, wovon 1.723 km (Blauer Nil und Weißer Nil) ganzjährig befahrbar sind. Wichtige Flusshäfen sind Dschuba, Khartum, Kusti, Malakal, Nimule und Wadi Halfa. Das Pipeline-Netz umfasst für Erdöl 2.365 km, für Erdölprodukte 810 km und für Gas 156 km.

Außenhandel

Exportiert wurden 2005 Waren im Wert von 4,824 Mrd. US-$, und zwar 2002 zu 78 % Erdöl, zu 7 % Fleisch und lebende Tiere, zu 4 % Sesam und zu 3 % Baumwolle. Abnehmer waren 2003 zu 70 % die Volksrepublik China, außerdem Saudi-Arabien, Japan, die Vereinigte Arabische Emirate und Großbritannien.

Importiert wurden 2005 Waren im Wert von 6,757 Mrd. US-$, un zwar Maschinen und Transportausrüstungen, Nahrungsmittel, bearbeitete Waren und Rohstoffe. Lieferanten waren 2003 zu 25 % Saudi-Arabien, zu 8 % die Volksrepublik China, zu 6 % die Vereinigte Arabische Emirate und zu 5 % Deutschland.

Siehe auch

  • Portal: Sudan – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sudan

Quellen

  1. Internationaler Währungsfonds - Länderübersicht zu BIP/Einwohner
  2. www.duden.de zur Schreibung von Sudan
  3. Ständiger Aussschuss für geographische Namen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie zur Schreibung von Sudan
  4. Brockhaus zum Klima Sudans, Ausgabe aus dem Jahr 2000
  5. Fischer Weltalmanach 2006
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Auswärtiges Amt.
  7. a b c http://bevoelkerungsstatistik.de zu Sudan
  8. Auswärtiges Amt zu Sudan
  9. a b CIA The World Fact Book: Sudan/People
  10. a b c d Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen FWA 2008.
  11. a b Encyclopædia Britannica von 1911 zu Sudan
  12. http://bevoelkerungsstatistik.de Sudan Städte-Überblick
  13. a b c Balghis Badri (2005): Feminist Perspectives in the Sudan
  14. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Darfur rebel SLA-Minawi, Sudan govt agree peace deal"
  15. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Darfur peace plan in Jeopardy"
  16. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Two of three rebel groups refuse Darfur peace deal"
  17. 05.07.2006 - Sudan Tribune: "Sudanese govt, eastern rebels agree on ceasefire modalities"
  18. - Internal Displacement in Sudan - Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC)
  19. 10.08.2006 - Sudan Tribune: "Chad, Sudan reopen borders, resume diplomatic relations"
  20. 06.03.2007 - Sudan Tribune: "Sudan sees 520,000 bpd oil output in 2007"

Literatur

  • Mohammed Hassan Fadlalla: Short History Of Sudan. iUniverse 2004, ISBN 0-595-31425-2
  • Hatem M. Elliesie: Friedensprozess und Verfassungsentwicklung im Sudan, in: Verfassung und Recht in Übersee (Law and Politics in Africa, Asia and Latin America), 38. Jahrgang, Heft 3, Baden-Baden / Hamburg 2005, S. 276-307. ISSN 0506-7286
Commons: Sudan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sudan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Atlas: Sudan – geographische und historische Karten bei Wikimedia Commons Regierung

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