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Léon Bloy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Léon Bloy, 1887

Léon Marie Bloy, (* 11. Juli 1846 in Périgueux; † 3. November 1917 in Bourg-la-Reine bei Paris) war ein französischer Romancier und Essayist.

Bloy war der Sohn einer katholischen Mutter und eines freimaurerischen Vaters. Er beginnt ein Kunststudium und versucht sich als Autor - mit mäßigem Erfolg. 1869 bekehrt er sich unter dem Einfluss des Schriftstellers Jules Amédée Barbey d'Aurevilly zum Katholizismus. Für kurze Zeit wird er Barbeys Sekretär. Am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 nimmt er als Freiwilliger eines Freikorps teil. Diesen Lebensabschnitt verarbeitet er literarisch in dem Buch Sueur de Sang (1893). Sein weiterer Lebensweg ist vom Wahnsinn der Gefährtin, von Armut, Hunger, Kindstod, sozialer Stigmatisierung und fehlender Anerkennung geprägt. Sein Tagebuch, das sämtliche Zonen des Opfers und des Schmerzes erkundet faszinierte so unterschiedliche Leser wie Franz Kafka, Carl Schmitt, Ernst Jünger, Heinrich Böll und Gertrud Fussenegger. Bloy sah sich in der Nachfolge der biblischen Propheten, die vor dem nahen Ende der Zeiten warnten, das dann doch nicht eintrat.

Sein Kampf richtet sich dabei gegen all jene, die diesen Sturz der Welt in den Abgrund entweder beschleunigen oder ihn verleugnen und dieses Verleugnen öffentlich propagieren. Die Polemik Bloys spannt sich dabei von literarischen Fehdeschriften, bevorzugt gegen Zola und Daudet, bis hin zu Invektiven gegen Nationen und Völker, denen er vorwirft, sich in der Gottlosigkeit gut eingerichtet zu haben. Das protestantische Dänemark, das Herkunftsland seiner Frau, ist neben Deutschland und England bevorzugte Zielscheibe dieser fundamentalen Kritik: Ich lebe, oder besser gesagt: ich überlebe schmerzhaft und wie durch ein Wunder hier in Dänemark, ohne Möglichkeit zu flüchten, unter unheilbaren Protestanten, die kein Licht erreicht hat - und das seit dreihundert Jahren, nachdem sich ihre Nation wie ein Mann und ohne zu zögern auf die Stimme eines schmutzigen Mönchs erhoben hat, um Jesus Christus zu verleugnen.

Ursprünglich vom Symbolismus ausgehend, gilt Bloy, ein christlicher Wahrheitsfanatiker, "ewiger Bettler", gläubiger Katholik und streitbarer Geist, mit seinen späteren Werken als Wegbereiter des "renouveau catholique" und als einer der radikalsten Kritiker des "verbürgerlichten" Christentums an der Wende zum 20. Jahrhundert. Der vom protestantischen Theologen Walter Nigg als "bellender Hund Gottes" bezeichnete Autor vertrat als "Narr in Christo" eine rückwärtsgewandte Utopie. Er wollte zurück zum Urchristentum und propagierte eine radikale Christusnachfolge in totaler Armut.

Werke

  • L'oeuvre complète (Gesamtwerk) 20 Bde.
  • Tagebücher 1892-1917
  • Briefe:
    • Briefe an seine Braut
    • Briefe an Véronique
  • Autobiographische Romane:
    • Der Verzweifelte (Le Désespéré, 1886) (dt. Heidelberg 1954)
    • Auslegung der Gemeinplätze
    • Die Armut und die Gier (La femme pauvre, 1897 - dt. Übers. Clemens TenHolder, Stuttgart 1950)
  • Unliebsame Geschichten. Erzählungen. Aus dem Französischen von Elke Wehr. Mit einem Vorwort von Jorge L. Borges. Edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2007, ISBN 394011104X

Literatur

  • Alexander Pschera: Léon Bloy. Pilger des Absoluten. Edition Antaios 2006, ISBN 3-935063-08-3.
  • Michèle Fontana: Léon Bloy. Journalisme et subversion 1874-1917. Honoré Champion, Paris 1998, ISBN 2-85203-815-3.
  • Raïssa und Jacques Maritain: Der beständige Zeuge Gottes / Léon Bloy. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. Otto Müller Verlag, Salzburg 1953.