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Republik Zypern

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Flagge von Zypern
(Details)
Amtssprachen Griechisch, Türkisch
Hauptstadt Nikosia (Levkosia)
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident Tassos Papadopoulos
Fläche 9.251 km²
Einwohnerzahl 804.000
Bevölkerungsdichte 87 Ew. pro km²
Unabhängigkeit von Großbritannien am 16. August 1960
Währung Zypern-Pfund
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne Imnos pros tin Eleftherian
Kfz-Kennzeichen CY
Internet-TLD .cy
Vorwahl +357

Die Republik Zypern ist ein Inselstaat im Mittelmeer. Sie liegt vor der Südküste der Türkei, nicht weit von Syrien entfernt. Zypern wird geographisch Asien zugeordnet, während es politisch und kulturell eher Europa zuzurechnen ist.

Neben Griechisch und Türkisch wird Englisch als Bildungs- und Verkehrssprache auch innerhalb der im Land stationierten internationalen Truppen gesprochen.

Der Nationalfeiertag ist der Unabhängigkeitstag am 1. Oktober. Es kann mit dem Zypern-Pfund, in den souveränen königlich-britischen Basen mit dem Britischen Pfund und im Nordteil des Landes mit der Türkische Lira bezahlt werden.

Geographie

Zypern ist die am weitesten östlich gelegene Insel im gesamten Mittelmeer und gehört geographisch betrachtet bereits zu Kleinasien. Mit einer Fläche von ca. 9.251 km² (griechischer Teil ca. 5896 km², türkischer Teil ca. 3355 km²) ist sie nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer (West-Ost-Ausdehnung ca. 230 km, Nord-Süd-Ausdehnung ca. 95 km). Die Entfernung zur Südküste des türkischen Festlandes beträgt ca. 75 km, zur Westküste Syriens ca. 95 km, nach Ägypten ca. 325 km und zur nächstgelegenen griechischene Insel ca. 450 km. Damit bildet Zypern die Schnittstelle zwischen den Kontinenten Europa, Asien und Afrika. Zwei Gebirgszüge durchziehen die Insel: die zur Küste hin grün abfallende, sonst schroffe Kette des Pentadaktylos im Nordosten und das vulkanische, waldreiche Troodos-Gebirge im südlichen Landesinnern, mit dem Olympos (1.952 m) als höchster Erhebung. Die ca. 780 km lange Küste bietet teils ausgedehnte Sand- und Kiesstrände sowie steil abfallende Felsküsten mit kleinen Buchten.

Städte

Siehe auch den Hauptartikel Städte in Zypern

Eingebettet in die beiden Gebirgsketten liegt die fruchtbare Mesaoria-Ebene, in deren Zentrum die Hauptstadt Nikosia (griechisch: Lefkosia, ca. 195.000 Einwohner) liegt. Weitere größere Städte sind die Häfen Larnaca (ca. 66.400 E), Limassol (griechisch: Lemesos, ca. 148.700 E) und (Nea) Pafos (ca. 36.300 E) an der Südküste (von Ost nach West), sowie Gazimagusta (ehem. Famagusta, ca. 27.700 E) und Girne (ehem. Kyrenia, ca. 12.500 E) im türkisch besetzten Norden. Daneben verdient das an der Südost-Küste gelegene und zu einem wichtigen Tourismuszentrum gewordene Dorf Agia Napa Erwähnung.

Religion

  • 80 % orthodoxe Christen, welche sowohl minoritär die strenge Athos-Richtung inklusive hoher Türkenfeindlichkeit als auch mehrheitlich die gemäßigten Richtungen lebendigen Christentums umfassen. Die Zyprisch-Orthodoxe Kirche ist bereits seit 431 (Konzil von Ephesus) autokephal, d.h. unabhängig und selbstregiert, aber in Glaubensgemeinschaft mit den anderen Orthodoxen Kirchen.
  • 18 % Muslime: Zumeist in gemäßigt-säkularer Ausprägung nach türkisch-zypriotischer Tradition, jedoch ist es durch Zuzug vieler anatolischer Familien und arabisch finanzierter Moschee-Bauten im Nordteil auch bereits zur Ansammlung von Fundamentalisten gekommen.
  • 1 % lateinische Katholiken: Sie unterstehen dem lateinischen Patriarchat von Jerusalem, der durch einen in Nikosia ansässigen Patriarchalvikar vertreten wird - dies ist zumeist ein Franziskaner. Außerdem gibt es auch eine eigene Apostolische Nuntiatur, die Katholiken aller Riten berücksichtigt.
    Erläuterung: Die Katholiken des römischen Ritus werden in den Ländern des Nahen Ostens Lateiner genannt und die römisch-katholische Kirche als lateinische Kirche bezeichnet.
  • 1 % maronitische Katholiken: Sie besitzen den einzigen auf Zypern selbst regierenden katholischen Erzbischof. Die Entstehung der zypriotische Maronitengemeinde wird allgemein auf Wanderbewegungen im Rahmen der Kreuzzüge zurückgeführt.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Zyperns

weitere Beiträge: Liste der Staatsoberhäupter von Zypern

Die strategisch günstige Lage der Insel war wohl der Grund für zahlreiche Ereignisse in der Vergangenheit. Zypern befand sich von 1571 bis 1878 unter der Herrschaft des Osmanischen Reichs. 1878 verpachtete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien, was im Gegenzug dem Osmanischen Reich Unterstützung gegen einen Vorstoß der Russen zusagte; mit dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten annektiert. 1925 wurde Zypern Kronkolonie.

Die ehemalige britische Kolonie wurde am 16. August 1960 aufgrund des Züricher Abkommens zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei (1959) unabhängig.

Historische Karte Zyperns von 1888

Historische Karte Zyperns von 1888 aus Meyers Konversationslexikon

Zypern trat völkerrechtlich am 1. Mai 2004 der EU bei. Zuvor war jedoch die Wiedervereinigung Zyperns bei einer Volksabstimmung am 24. April 2004 an der Ablehnung im griechischen Teil gescheitert. Bisher war in der Völkerrechtsdoktrin immer die Rede davon, dass die gesamte Insel aufgenommen werde, jedoch das EU-Recht wegen der türkischen Besatzung im Norden dort keine Geltung erlangen könnte. Ob es jedoch angesichts der 65%igen Zustimmung der mehrheitlich türkisch-zypriotischen und türkischen Bewohner bei der völkerrechtlichen Nichtanerkennung des Nordteiles bleibt, wird die nächste Zeit aufzeigen. Im äußersten Fall kann sich bei Anerkennung des Nordteiles sogar die Frage eines separaten EU-Beitrittes der Republik Nordzypern ergeben.

Wirtschaft

Im Jahr 2004 betrug das wirtschaftliche Wachstum 4%. Das Bruttosozialprodukt (BSP) belief sich auf 4,9 Millarden US-Dollar. Das BSP pro Kopf betrug etwa 12.500 US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt es ca. 24.000 US-Dollar. Trotzdem hat Zypern von allen EU-Beitrittsstaaten der Osterweiterung 2004 den höchsten Wert.

72 % der Zyprioten arbeiten im so genannten Tertiären Sektor, in der Landwirtschaft hingegen nur 5 % aller Beschäftigten. Die Arbeitslosenquote beläuft sich auf 3,6 %. Dieser Wert liegt über dem EU-Durchschnitt. Es herrscht eine Inflationsrate von 2% Prozent, Auslandschulden sind nicht vorhanden.

Auf Grund der wirtschaftliche Struktur gilt Zypern als am weitesten entwickelter Staat der zehn neuen Beitrittsländer.

Politik

Besetzung von Nordzypern durch die Türkei

Als Reaktion auf den Militärputsch griechischer Nationalisten gegen den damaligen Präsidenten Erzbischof Makarios III. wurde der Nordteil der Insel 1974 von der Türkei besetzt. Man befürchtete ein Anschluß an Griechenland, der laut Verfassung nicht vorgesehen war. Am 15. November 1983 erfolgte die einseitige Proklamation der "Türkischen Republik Nordzypern", die allerdings nur von der Türkei anerkannt ist. Sie umfasst ca. 3.400 km² der Inselfläche (ca. 37% des Staatsgebietes) und zählt ungefähr 201.000 zypriotische Einwohner (Stand 1996). Hinzu kommen ca. 30.000 türkische Soldaten und über 100.000 anatolische Siedler. 1992 trat Nordzypern der OATCT als Beobachter bei.

Seit 1960 Zypern in die Unabhängigkeit entlassen wurde, besetzt das Vereinigte Königreich Großbritannien noch 99 Quadratkilometer souverän britisches Gebiet auf dem ca. 16.000 Briten und Zyprioten leben, knapp 50 km² westlich von Limasol bei Episkopi sowie 50,5 km² östlich von Larnaca die Garnison Dhekelia.

Die Bestrebungen zur Wiedervereinigung und zum Beitritt in die EU

Vier Teile mit unterschiedlichem völkerrechtlichem Status

Von einer Wiedervereinigung Zyperns sind eigentlich vier Teile mit unterschiedlichem politischen Status betroffen (vgl. für alle Angaben die Karte weiter unten!):

  • 1. Der die Gesamtinsel völkerrechtlich nach außen vertretende griechich-zypriotisch dominierte Südteil (besiedelt vornehmlich mit Griechisch-Zyprioten und kleinen türkisch-zypriotischen Minderheiten)
  • 2. Der derzeit türkisch besetzte Nordteil (besiedelt mit Türkisch-Zyprioten und Türken in etwa gleicher Zahl, weiters mit griechisch-zypriotischen und maronitischen Minderheiten) als stabilisiertes De-Facto-Regime.
  • 3. Die Souveräne Militärbase Großbritanniens (= SBA)
  • 4. Die Pufferzone der Truppen der Vereinten Nationen

Für den Fall einer Wiedervereinigung haben die SBA und die UN-Zone bereits angekündigt, Territorium abzugeben. Gleichzeitig wird jedoch eine Verdreifachung der Anzahl der UN-Soldaten erwartet.


Beitritt von Zypern in die Europäische Union

Zypern wurde nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen im Zuge der Osterweiterung zum 1. Mai 2004 mit acht weiteren osteuropäischen Staaten und Malta in die Europäische Union aufgenommen. Das zyprische Parlament hat den EU-Beitrittsvertrag am 28. Juli 2003 ratifiziert. Das international nicht anerkannte Nordzypern wird zwar als ausgerufene türkische Republik nicht EU-Mitglied, gehört aber völkerrechtlich dann insofern zur EU, als tatsächlich die Gesamtinsel aufgenommen wird und somit auch die Bewohner (mind. die ursprünglichen Türkisch-Zyprioten) ein Recht auf einen EU-Paß haben. Formal werden die EU-Gesetze daher auch für den Norden gelten. Hauptproblem bei den Verhandlungen ist nicht nur die territoriale und strategische Lage Zyperns (hoher Soldatenanteil der Türkei), sondern auch die Frage, was mit den künstlich angesiedelten anatolischen Familien geschehen soll, die nur zur Erhöhung der Bevölkerungszahl des Nordens angeworben woden waren. Noch heikler ist die Frage für jene Briten, Schweizer und Deutsche, die trotz vollständiger völkerrechtlicher Information ursprünglich griechisch-zypriotische Besitzungen für ihren Ruhestand günstig erwarben und nun vor dem Problem der legitimen Rückforderung stehen. Beide Parteien haben dem UN-Generalsekretär eine letzte Vollmacht für "unlösbare" Fragen bei der Wiedervereinigung erteilt.

Der UNO-Plan zur Wiedervereinigung Zyperns

Vorgeschlagen war eine Konföderation, die sich aus zwei Teilstaaten zusammensetzt. Der türkisch-zyprische im Norden soll 28,5 Prozent, der griechisch-zyprische im Süden 71,5 Prozent der Fläche umfassen. Derzeit kontrolliert die Türkei 36 Prozent der Insel. Bezüglich der abzutretenden Gebiete hatte Kofi Annan zwei alternative Landkarten vorgelegt.

Jeder Teil sollte sein eigenes Parlament erhalten. Auf gesamtstaatlicher Ebene waren ein Unter- und ein Oberhaus vorgesehen. Entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung sollten die griechischen Zyprer im Unterhaus zwei Drittel der Abgeordneten stellen, die türkischen Zyprer ein Drittel. Der Senat sollte jeweils zur Hälfte aus Vertretern beider Volksgruppen bestehen.

Weiter war eine Entmilitarisierung vorgesehen. Die Zahl der türkischen Soldaten sollte von 35.000 auf 6.000 verringert werden, die Griechen sollten 4.000 Soldaten stationieren können. Beide Staaten sowie die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien sollten wie bisher Garantiemächte bleiben.

Abschlussverhandlungen und Referendum

Die abschließenden Verhandlungen Ende März 2004 in der Schweiz sind ohne die angestrebte einvernehmliche Lösung geblieben. Ziel der Verhandlungen war es, den Beitritt in die Europäische Union im Rahmen der EU-Osterweiterung eines wiedervereinigten Zyperns, also einschließlich des nördlichen Teils am 1. Mai 2004 nach 30 Jahren Teilung zu erreichen. Unter Leitung der UN und Kofi Annan wurde der Lösungsplan mehrfach überarbeitet. Er sah eine Konföderation beider Teile nach Schweizer Muster vor, aber mit vielen Beschränkungen für die griechischen Zyprioten. So sollte diesen nur ein begrenztes Recht zur Rückkehr in den türkisch dominierten Norden eingeräumt werden.

Der Plan scheiterte bei einer Volksabstimmung am 24. April 2004. Der griechische Teil der Insel lehnte den Plan mit großer Mehrheit ab, lediglich ein Viertel stimmte dafür. Auf griechischer Seite waren 480.000 Wähler stimmberechtigt. Im türkischen Teil stimmte eine knappe Zweidrittel-Mehreit für den Plan. Ungefähr 150.000 Menschen waren wahlberechtigt. Damit der Plan verwirklicht worden wäre, hätte es eine Mehrheit in beiden Teilen des Landes gebraucht. Mit dem Scheitern der Abstimmung ist somit nur der griechische Teil Zyperns der EU beigetreten.

Details der beiden Referenden:

Ja Nein  Wahlbeteiligung 
 Türkische Republik Nordzypern (türkisch)  64.90% 35.09% 87%
Republik Zypern (griechisch)   24.17%   75.83%  88%




Karte Zyperns
Karte Zyperns

Literatur

Netzverweise



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