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Benutzer:Ernst Kausen/test1

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Die sinotibetischen Sprachen bilden mit rund 1300 Mio. Sprechern die zweitgrößte Sprachfamilie der Erde. Die insgesamt etwa 340 Sprachen werden in China, dem Himalaya-Gebiet und Südostasien gesprochen. Sie teilen sich nach Meinung der meisten Forscher in die beiden ungleichen Hauptzweige Sinitisch mit 8 Sprachen (oder Dialektbündeln) und 1.220 Mio. Sprechern und Tibeto-Birmanisch mit 330 Sprachen und 70 Mio Sprechern auf. Einige andere Forscher betrachten das Sinitische als einen von vielen Unterzweigen des Tibeto-Birmanischen. Das Sinotibetische ist nach Zeittiefe, interner Vielfalt und kultureller Bedeutung durchaus mit der indogermanischen Sprachfamilie zu vergleichen.

Früher wurden häufig auch die Tai-Sprachen, die Hmong-Mien-Sprachen und das Vietnamesische zum Sinotibetischen gerechnet. Seit etwa 1950 geht die Mehrheit der Forscher jedoch davon aus, dass die Tai- und Hmong-Mien-Sprachen eigene genetische Einheiten bilden und nicht näher mit dem Sinotibetischen verwandt sind, während das Vietnamesische als eine austroasiatische Sprache erkannt worden ist. Die Gemeinsamkeiten in der Phonologie, Syntax und dem Wortschatz zwischen diesen Sprachen und dem Sinotibetischen werden auf Entlehnungen und langzeitige areale Kontakte zurückgeführt.

Sinotibetische Sprachen (rot dargestellt) neben den anderen Sprachfamilien der Welt

Verbreitung und Hauptsprachen

Nach der Anzahl der Sprecher (1,3 Mrd.) ist das Sinotibetische hinter dem Indogermanischen (2,7 Mrd. Sprecher) die zweitgrößte Sprachfamilie der Erde. Nach der Anzahl ihrer Sprachen (etwa 340) nimmt sie weltweit den fünften Rang ein, hinter Niger-Kongo, Austronesisch, Trans-Neuguinea und Afroasiatisch.

Die Aufteilung in die beiden Hauptzweige ist sehr unsymmetrisch. Während zum Sinitischen nur die acht chinesischen Sprachen (besser Dialektbündel) zählen, die allerdings 1,2 Mrd. Sprecher in China und Taiwan auf sich vereinen, besitzt der tibeto-birmanische Zweig rund 330 Sprachen mit nur 70 Mio. Sprechern. Die tibeto-birmanischen Sprachen werden im Himalaya-Gebiet und dem angrenzenden Südostasien gesprochen, vor allem in Tibet (das heute zu China gehört), Südchina, Myanmar (früher Birma genannt), Nepal, Bhutan, Sikkim und Nord-Indien, vereinzelt auch in den nördlichen Landesteilen Pakistans und Bangladeshs sowie in den südostasiatischen Staaten Laos, Vietnam und Thailand.

Die größten sinotibetischen Sprachen gehören alle zum sinitischen Zweig; lediglich das Birmesische (Birmanische) besitzt ebenfalls über 30 Mio. Sprecher. Die sprecherreichste sinotibetische Sprache ist das Mandarin mit 875 Mio. Sprechern. Es folgen die sinitischen Sprachen Wu (80 Mio.), Kantonesisch (70 Mio.), Min (60 Mio.), Jinyu (45 Mio.), Xiang (36 Mio.), Hakka (Keijia) (33 Mio.) und Gan (21 Mio.). Die sprecherreichsten tibeto-birmanischen Sprachen sind Birmesisch (Birmanisch) (von 35 Mio. Muttersprachlern und weiteren 15 Mio. Zweitsprechern in Birma gesprochen), das südchinesische Yi (4,2 Mio.), Tibetisch (4,5 Mio. Sprecher zusammen mit Khams und Amdo), die Sprache Sgaw (2 Mio. Sprecher in der Karenprovinz Birmas) und Meithei mit fast 2 Mio. Sprechern in den indischen Provinzen Manipur, Assam und Nagaland.

Der Artikel enthält als Anhang eine Tabelle aller sinotibetischen Sprachen mit mindestens 500.000 Sprechern, in der die Klassifikation und das Verbreitungsgebiet dieser Sprachen beschrieben ist. Der unten angegebene Weblink bietet die Klassifikation und aktuellen Sprecherzahlen aller sinotibetischen Sprachen.

Aktuelle Klassifikation

Durch die Arbeiten Paul Benedicts in den 1940er und 1950er Jahren wurde der Umfang des Sinotibetischen auf die sinitischen und tibeto-birmanischen Sprachen reduziert, die Tai- und Hmong-Mien-Sprachen wurden dadurch zu eigenständigen Sprachfamilien. Seitdem geht die Mehrzahl der Forscher von einer Zweiteilung des Sinotibetischen in die Primärzweige Sinitisch und Tibeto-Birmanisch aus. Allerdings gibt es auch abweichende Meinungen - ihr hauptvertreter ist George van Driem -, die das Sinitische nur als einen von vielen Unterzweigen des Tibeto-Birmanischen auffassen.

Während das Sinitische aus acht sprecherreichen Sprachen bzw. Dialektbündeln besteht, ist die interne Gliederung der etwa 330 tibeto-birmanischen Sprachen keineswegs gesichert. Die wichtigsten aktuellen Übersichtswerke - van Driem 2001, Thurgood 2003 und Matisoff 2003 - bieten durchaus unterschiedliche Modelle an. Dabei hat sich die Forschung zwar auf eine Reihe kleinerer genetischer Einheiten einigen können - darunter Tibetanisch, Kiranti, Tani, Bodo-Koch, Karenisch, Jingpho-Sak, Kuki-Chin und Birmanisch -, die Frage nach mittleren und größeren Untergruppen, die diese kleineren Einheiten zusammenfassen, konnte bisher nicht konsensfähig geklärt werden. Die Gründe sind fehlende Detailforschungen, Grammatiken und Lexika bei vielen tibeto-birmanischen Einzelsprachen, intensive wechselseitige areale Beeinflussungen, die die genetischen Zusammenhänge verdunkeln, und die große Anzahl der zu vergleichenden Sprachen. Das umfangreiche STEDT-Projekt (Sino-Tibetan Etymological Dictionary and Thesaurus) von Matisoff ist konzipiert worden, um mehr Klarheit in diese Fragen bringen, genetische Zwischengruppierungen zu etablieren und für alle Zwischengruppen und das Tibeto-Birmanische insgesamt Protosprachen zu rekonstruieren.

Während Matisoff 1996 und 2003 Zusammenfassungen recht großer Einheiten "wagt", tendiert van Driem 2001 zum anderen Extrem: er gliedert das Tibeto-Birmanische in viele kleine Untergruppen und macht nur vage Angaben über umfassendere Verwandtschaftsverhältnisse. Einen mittleren Weg geht Thurgood 2003 in seiner Klassifikationsübersicht. Die Darstellung des vorliegenden Artikels basiert - was die Zwischeneinheiten angeht - vor allem auf Thurgood, für die Detailgliederung auf der umfangreichen Darstellung von van Driem 2001, in der sämtliche inzwischen bekannten tibeto-birmanischen Sprachen und ihre engeren Verwandtschaftsverhältnisse behandelt werden. Die große Rung-Gruppierung Thurgoods, die auf LaPolla 2001 zurückgeht, aber sonst in der Literatur keine Unterstützung findet, wurde - den Argumenten van Driems folgend - in ihre Komponenten Qiang-Gyalrong, Nungisch, Kiranti und Westhimalayisch aufgelöst.

Insgesamt ergibt sich so eine relativ kleinteilige Gliederung des Tibeto-Birmanischen in genetisch gesicherte Einheiten. Zukünftige Forschungen - vor allem das STEDT-Projekt der Arbeitsgruppe um Matisoff - werden durch Konstruktion von entsprechenden Protosprachen (wie z.B. schon beim Kiranti oder Lolo-Birmanischen) sicherlich auch größere Einheiten konsensfähig machen.

Klassifikation des Sinotibetischen

  • Sinotibetisch
    • Sinitisch
    • Tibeto-Birmanisch
      • Bodisch
        • Tibetanisch
        • Tamang-Ghale
        • Tshangla
        • Takpa
        • Dhimal-Toto
      • Westhimalayisch
      • Mahakiranti
        • Kiranti
        • Newari
        • Magar-Chepang
      • Nord-Assam
        • Khowa-Sulung (Monpa)
        • Tani (Abor-Miri-Dafla, Adi-Nishi)
        • Mijuisch (Deng)
        • Idu-Digaru
      • Hrusisch
      • Bodo-Konyak-Jingpho
        • Bodo-Koch (Barisch)
        • Konyak Naga (Nord-Naga)
        • Jingpho-Sak (Kachin-Luisch)
      • Kuki-Chin-Naga
        • Mizo-Kuki-Chin
        • Ao
        • Angami-Pochuri
        • Zeme
        • Tangkhul
        • Meithei (Manipuri)
        • Mikir (Karbi)
      • Qiang-Gyalrong
        • Tangut-Qiangisch
        • Gyalrong
      • Nungisch (Dulong)
      • Karenisch
      • Lolo-Birmanisch
        • Lolo (Yipho)
        • Birmanisch
      • Sonstige: Pyu †, Dura †, Lepcha, Mru, Naxi, Tujia, Bai


Die früher häufig postulierte Sonderposition des Karenischen wurde allgemein aufgegeben, es ist als gleichrangiger Hauptzweig des Tibeto-Birmanischen eingeordnet. Die Stellung der in Südchina gesprochenen Einzelsprache Bai war lange umstritten. Manche zählten sie zum Sinitischen, andere betrachteten sie als selbstständigen dritten Zweig des Sinotibetischen. Matisoff, van Driem und Thurgood ordnen sie als separate Untereinheit des Tibeto-Birmanischen ein. Für die tibeto-birmanischen Einzelsprachen Lepcha, Tujia, Naxi, Mru und die ausgestorbenen Sprachen Pyu und Dura lässt sich vorläufig keine nähere Verwandtschaft zu anderen Gruppen nachweisen. Manche Forscher - z.B. Matisoff 2003 - stellen das Naxi zu den lolo-birmanischen Sprachen.

Zur historischen Entwicklung der Klassifikation siehe den Abschnitt "Geschichte der Klassifikation".

Die Untereinheiten des Sinotibetischen

Die folgende Tabelle gibt eine statistische und geographische Übersicht über die wichtigsten Untereinheiten des Sinotibetischen. Die Daten beruhen auf dem unten angegebenen Weblink "Klassifikation der sinotibetischen Sprachen". Die Anzahl der Sprachen ist deutlich niedriger als bei Ethnologue, da Ethnologue - entgegen der mehrheitlichen Forschungsmeinung - viele Dialekte zu eigenständigen Sprachen erklärt. Die hier verwendeten Daten beruhen vor allem auf der detaillierten Darstellung in van Driem 2001.

Spracheinheit Alternat. Name Anzahl
Sprachen
Anzahl
Sprecher
Hauptverbreitungsgebiet
Sinotibetisch . 340 1288 Mio China, Himalaya-region, Südostasien
Sinitisch Chinesisch 8 1220 Mio China
Tibeto-Birmanisch . 332 68 Mio Himalaya, Südchina, Südostasien
Bodisch Tibetanisch i.w.S. 64 7 Mio Tibet, Nord-Indien, Pakistan, Nepal, Bhutan
:Tibetanisch . 51 5,6 Mio Tibet, Nord-Indien, Pakistan, Nepal, Bhutan
:Tamang-Ghale . 9 1,2 Mio Nepal
:Tshangla . 1 150 Tsd Bhutan
:Takpa Dwags 1 80 Tsd Indien: Westspitze Arunachal / Tibet
:Dhimal-Toto . 2 35 Tsd Nepal: Terai, Indien: West-Bengali
Westhimalayisch . 14 110 Tsd Nord-Indien: Kumaon, Lahul, Kinnaur; West-Tibet
Mahakiranti . 40 2,2 Mio Nepal
:Kiranti . 32 500 Tsd Nepal (südl. des Mount-Everest-Massivs)
:Newari-Thangmi . 3 950 Tsd Nepal: Kathmandu-Tal / Gorkha District
:Magar-Chepang . 5 700 Tsd Zentral-Nepal
Lepcha . 40 Tsd Sikkim; Indien: Darjeeling
Nord-Assam Brahmaputranisch 32 850 Indien: Arunachal Pradesh, Assam; Bhutan
:Tani Abor-Miri-Dafla 24 800 Tsd Indien: Zentral-Arunachal-Pradesh
:Khowa-Sulung Kho-Bwa 4 10 Tsd Westl. Arunachal Pradesh
:Idu-Digaru Nord-Mishmi 2 30 Tsd Indien: Arunachal Pradesh (Lohit District)
:Mijuisch Süd-Mishmi 2 5 Tsd Indien: Arunachal Pradesh (Lohit District)
Bodo-Konyak-Jingpho . 27 3,4 Mio Nordost-Indien, Nepal, Birma, Südchina
:Bodo-Koch Barisch 11 2,3 Mio Nordost-Indien: Assam
:Konyak Nord-Naga 7 300 Tsd Indien: Arunachal Pradesh; Nagaland
:Jingpho-Sak Kachin-Luisch 9 800 Tsd Bangladesh, Nordostindien, Nord-Birma, Süd-China
Kuki-Chin-Naga . 71 5,2 Mio Nordost-Indien: Nagaland, Manipur, Assam, Arunachal
:Mizo-Kuki-Chin . 41 2,3 Mio Norost-Indien, Bangladesh, Birma
:Ao . 9 300 Tsd Nordost-Indien: Nagaland
:Angami-Pochuri . 9 430 Tsd Nordost-Indien: Nagaland
:Zeme . 7 150 Tsd Nordost-Indien: Nagaland, Manipur
:Thangkul . 3 150 Tsd Nordost-Indien: nagaland, Manipur
:Meithei Manipuri 1 1,3 Mio Norost-Indien: Manipur, Nagaland, Assam
:Karbi Mikir 1 500 Tsd Nordostindien: Assam, Arunachal Pradesh
Qiang-Gyalrong . 15 500 Tsd Süd-China: Sichuan
:Tangut-Qiang . 10 250 Tsd Süd-China: Sichuan
:Gyalrong . 5 250 Tsd Süd-China: Sichuan
Nungisch Dulong 4 150 Tsd Süd-China, Nord-Birma
Tujia . 1 200 Tsd Süd-China: Hunan, Hubei, Guizhou
Bai Minchia 1 900 Tsd Süd-China: Yunnan
Naxi Moso 1 280 Tsd Süd-China: Yunnan, Sichuan
Karenisch . 15 4,5 Mio Birma, Thailand
Lolo-Birmanisch . 40 43 Mio Birma, Laos, Süd-China, Vietnam
:Lolo Yipho 27 7 Mio Süd-China, Birma, Laos, Vietrnam
:Birmanisch . 13 36 Mio Birma, Süd-China
Mru . 1 40 Tsd Bangladesh: Chittagong; Birma: Arakan

Sinotibetisch als genetische Einheit

Ist das Sinotibetische eine genetische Einheit, stammen also alle sinotibetischen Sprachen von einer gemeinsamen Vorgängersprache, dem Proto-Sinotibetischen ab? Sämtliche Wissenschaftlicher, die sich heute mit den sinotibetischen Sprachen fachlich beschäftigen, sind in diesem Punkte einer Meinung: Sinotibetisch ist eine genetische Einheit, die tibeto-birmanischen und sinotibetischen Proto-Formen sind in großem Umfang hergeleitet. Sowohl das tibeto-birmanische als auch das sinotibetische gemeinsame lexikalische Material ist äußerst umfangreich und wird durch die Erforschung weiterer Sprachen zunehmend zuverlässiger. Außer dem Wortmaterial gibt es genügend phonologische und grammatische Gemeinsamkeiten, die die genetische Einheit des Sinotibetischen absichern.

Grammatik

Gemeinsamer Wortschatz

Die folgenden Wortgleichungen basieren auf Peiros-Starostin 1996, Matisoff 2003 und der unten angegeben Internet-Datenbank Starostins, die das Sinotibetische als Unterabteilung enthält. Für die Wortauswahl wird die Liste der "stabilen Etymologien" von Dolgopolsky und einige Wörter aus der Swadesh-Liste zugrunde gelegt. (Damit sind Lehnwörter und Lautmalereien weitgehend ausgeschlossen.) Jede Wortgleichung hat Vertreter aus bis zu sieben Sprachen, die besonders gut belegt sind: Proto-Sinitisch bzw. Alt-Chinesisch (Rekonstruktion Starostin), Klassisches Tibetisch, Klassisches Birmesisch, Jingpo (Kachin), Mizo (Lushai), Lepcha, Proto-Kiranti (Rekonstruktion Starostin) und Proto-Sinotibetisch (Starostin 1989). Die Transkription erfolgt ebenfalls nach der zugrunde gelegten Datenbank.

Sinotibetische Wortgleichungen

Bedeutung Proto-
Sinit.
Klass.
Tibet.
Klass.
Birmes.
Jingpo
(Kachin)
Mizo
(Lushai)
Lepcha Proto-
Kiranti
Proto-
Sinotibet.
Zunge *laj lje hlja . lei li . *laj
Auge *muk mig mjak mjiʔ mit mik *mik *mjVk
Herz . sniŋ hnac . niŋ . *niŋ *niŋ
Ohr *nhɘʔ . nah na kna njor *nɘ *nɘH
Nase . sua hua naʔ hua . *nɘ *naʔ
Fuß o.ä. *kak rkaŋ kraŋ kraŋ keŋ kaŋ . *kaŋ
Hand o.ä. *lɘk lag lak . lak ljok *lak *lak
Blut *swhit . swijh . thi vi *hi wij(s)
Onkel *guʔ khu 'uh gu 'u ku *ku *quH
Mann *pa pha phaʔ . . . *ba *pa, *ba
Laus *srit s(r)ig . ciʔ hrik . *srik *srik
Hund *khwin khji lhwij gui 'ui . *khlɘ *qhwij
Sonne, Tag *nit ni(n) nij ʃa-ni ni nji *nɘj *nij
Stein *nlaŋʔ . . nluŋ luŋ luŋ *luŋ *(n)laŋ, *(n)luŋ
Fluss . lu luaij lui lui . . *luj
Haus *kuŋ kjim 'im ʃe-kum 'in khjum *kim *qim, *qiŋ
Name *mheŋ miŋ miŋ mjiŋ hmiŋ . *miŋ *mieŋ
töten *srat gsod sat gɘsat that . *set *sat
tot *smɘŋ . mhaŋ maŋ maŋ mak . *(s)maŋ
lang *pak aphag paŋ . pak . . *pak
kurz *tonʔ thuŋ tauŋh ge-dun . tan *toŋ *toŋ
zwei *nijs gnis . ŋi hni nji *ni(k) *nij
ich *ŋha ŋa ŋa ŋai ŋei . . *ŋa
du *nhaʔ . naŋ naŋ naŋ . . *naŋ

Phonologie

Geschichte der Klassifikation

Anfänge im 19. Jahrhundert

Die Anfänge der Geschichte des Sino-Tibetischen werden erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts greifbar. Verschiedene Forscher und Missionare fassen die Sprachen Chinas, Südosasiens und des Himalaya-Gebiets zu einer Indo-Chinesischen Sprachgruppe zusammen, die das Chinesische, die Taisprachen, Miao-Yao-Sprachen (heute Hmong-Mien genannt), Karenisch, Tibeto-Birmanisch und teilweise auch noch die Mon-Khmer-Sprachen umfasste. Diese Gruppierung wurde wesentlich über typologische Merkmale wie Tonsprache und Einsilbigkeit definiert. Das Tibeto-Birmanische wurde als Gruppe schon 1818 von B. H. Hodgson erkannt, erste interne Gliederungsversuche dieser Gruppe stammen von Max Müller (1854).

Conrady, Konow und Li

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Mon-Kmer-Sprachen allgemein nicht mehr zum Indo-Chinesischen gerechnet, mit Ausnahme des Vietnamesischen, dessen Zugehörigkeit zum Mon-Khmer erst wesentlich später erkannt wurde. Conrady 1896 gliedert das Indo-Chinesische in drei Primärzweige, nämlich Sinitisch, Tai und Tibeto-Birmanisch. Das Miao-Yao schließt er aus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsteht der Begriff Sino-Tibetisch, der bei Konow 1909 ebenfalls Sinitisch, Tai und Tibeto-Birmanisch umfasst, wobei die Taisprachen näher an das Sinitische gerückt werden.

Sino-Tibetisch nach Konow 1909

  • Sinotibetisch
    • Sino-Tai
      • Sinitisch
      • Tai
    • Tibeto-Birmanisch

Eine ähnliche Gliederung schlägt Fang-Kuei Li 1937 vor, er rechnet aber wieder das Miao-Yao als dritte Untergruppe zum Sino-Tai hinzu, eine Tradition, die die chinesische Linguistik zum Teil bis heute beibehalten hat.

Paul K. Benedict

In seiner grundlegenden Arbeit von 1942 Thai, Kadai and Indonesian: A New Alignment in Southeastern Asia schließt Paul K. Benedict die Zugehörigkeit des Tai und Miao-Yao zum Sino-Tibetischen kategorisch aus. Er erkennt, dass die vielen durchaus vorhandenen lexikalischen und phonologischen Gemeinsamkeiten zwischen den Taisprachen und dem Chinesischen auf frühe Entlehnungen auf Grund arealer Kontakte, aber nicht auf eine gemeinsame genetische Herkunft zurückgehen. Der Grundwortschatz der beiden Gruppen weist nach Benedict nahezu keine Gemeinsamkeiten auf. Er stellt fest: The real problem has also been why anyone has ever seriously taken the Kam-tai and/or Miao-Yao languages to be true 'blood cousins' of Sino-Tibetan, given the almost total lack of any basic ties in the respective lexicons. (Die Betonung muss hier auf basic ties liegen, da das Lexikon der Taisprachen durchaus viele Entlehnungen aus dem Chinesischen kennt. Mit dieser Arbeit Benedicts war der Grundstein für die Auffassung gelegt, die heute allgemein vorherrschend ist: Sino-Tibetisch besteht aus den beiden Primärzweigen Sinitisch und Tibeto-Birmanisch. Innerhalb des Tibeto-Birmanischen hob Benedict die im heutigen Myanmar gesprochen Karensprachen hervor, so dass er zu folgender Klassifikation gelangte:

Klassifikation nach Benedict 1942

  • Sinotibetisch
    • Sinitisch
    • Tibeto-Karen
      • Karenisch
      • Tibeto-Birmanisch

Die Sprachgruppen, die Benedict aus dem Sinotibetischen herausgenommen hatte - Tai und Miao-Yao - hielt er für Verwandte des Austronesischen und Austrasiatischen. Er fasste diese vier Gruppen zu einer neuen Einheit Austrisch zusammen, eine Hypothese, die heute nur noch von wenigen Forschern geteilt wird (siehe den Artikel über die Makrofamilie Austrisch).

In den folgenden Jahren spielte vor allem die Positionierung der Karen-Sprachen und des Bai eine Rolle. Karenisch wurde es als - anders als bei Benedict - als ein dritter Primärzweig des Sinotibetischen aufgefasst. Shafer 1955 geht dabei noch weiter und löst den tibeto-birmanischen Knoten ganz auf. Für ihn ist Frage der Zugehörigkeit des Tai auch noch nicht völlig entschieden.

Klassifikation nach Shafer 1955

  • Sinotibetisch
    • Sinitisch
    • Bodisch (Tibetanisch)
    • Birmanisch
    • Barisch (Bodo-Garo-Sprachen)
    • Karen

George van Driem

Während heute fast alle Forscher Benedicts Standpunkt der Zweiteilung des Sinotibetischen in die Primärzweige Sinitisch und Tibetobirmanisch vertreten und allenfalls die Position des Karenischen eine unterschiedliche Rolle spielt, griff George van Driem auf Ansätze aus dem 19. Jahrhundert zurück und positioniert das Sinitische als einen Untereinheit des Tibeto-Birmanischen, gleichrangig mit den anderen vielen Zweigen dieser Gruppe. Dabei sieht er eine besondere Nähe des Sinitischen zum Bodischen (Tibetanisch im weiteren Sinne), was ihn zu der Untereinheit Sino-Bodisch führt. Diese Position wurde unter anderem von Matisoff 2000 bestritten und ist heute


Externe Beziehungen des Sinotibetischen

Sprachen mit mindestens 500.000 Sprechern

Die sinotibetischen Sprachen mit mindestens 500.000 Sprechern

Sprache Altern.
Name
Sprecher Klassifizierung Hauptverbreitungsgebiet
Mandarin Guanhua 875 Mio Sinitisch China, Taiwan
Wu . 80 Mio Sinitisch China: Yangtse-Mündung, Shanghai
Yue Kantonesisch 70 Mio Sinitisch China: Guangxi, Wuzhou, Guangdong
Min . 60 Mio Sinitisch China: Fujian, Hainan, Taiwan, Südostasien
Jinyu Jin 45 Mio Sinitisch China: Shanxi, Innere Mongolei; auch Hebei, Henan
Xiang Hunan 36 Mio Sinitisch China: Hunan
Birmesisch Birmanisch 35 Mio Lolo-Birmanisch Myanmar (Birma)
Hakka Keijia 33 Mio Sinitisch Süd-China, Taiwan
Gan Kan 21 Mio Sinitisch China: Jiangxi, Hubei; auch Hunan, Anhui, Fujian
Yi Yipho 4,2 Mio Lolo-Birmanisch Süd-China
Tibetisch Zentral-Tib. 2 Mio Tibetanisch Zentral- und Westtibet: Lhasa (Ü), Shigatse, Ngari
Sgaw Sgo 2 Mio Karenisch Birma
Rakhain Arakanesisch 2 Mio Lolo-Birmanisch Birma (Arakan)
Meithei Manipuri 1,7 Mio Manipuri Indien: Manipur, Assam, Nagaland
Khams Khams-Tibet. 1,5 Mio Tibetanisch Tibet: Kham
Pwo Pho 1,3 Mio Karenisch Birma
Tamang . 1 Mio Tamang-Ghale Nepal: Kathmandu-Tal
Yangbye Yanbe 1 Mio Lolo-Birmanisch Birma
Bai Min Chia 1 Mio ungeklärt China: Yunnan
Kokborok Tripuri 770 Tsd Bodo-Koch Indien: Assam
Newari Nepal Bhasa 700 Tsd Newari-Thangmi Nepal: Kathmandu-Tal
Hani Haw 700 Tsd Lolo-Birmanisch Süd-China, Birma, Laos, Vietnam
Garo Mande 650 Tsd Bodo-Koch Indien: Assam
Jingpo Kachin 650 Tsd Kachin Bangladesh, Nordost-Indien, Nord-Birma, Süd-China
Lisu Lisaw 650 Tsd Lolo-Birmanisch Süd-China, Birma, Laos
Bodo Bara, Mech 600 Tsd Bodo-Koch Indien: Assam
Pa'o Taunghtu 600 Tsd Karenisch Birma: Thaung
Magar Kham-Magar 500 Tsd Magar-Chepang Nepal: mittlerer Westen
Mizo Lushai 500 Tsd Mizo-Kuki-Chin Nordostindien, Birma
Akha Ikaw 500 Tsd Lolo-Birmanisch Süd-China, Birma, Laos, Vietnam

Literatur

  • Graham Thurgood and Randy J. LaPolla: The Sino-Tibetan Languages. Routledge, London 2003.
  • James A. Matisoff: Handbook of Proto-Tibeto-Burman. University of California Press, Berkeley - Los Angeles - London 2003.
  • George van Driem: Languages of the Himalayas. Brill, Leiden 2001.
  • S. Robert Ramsey: The Languages of China. Princeton University Press 1987.
  • Jerry Norman: Chinese. Cambridge University Press, 1988.

Siehe auch