Diskussion:Pontius Pilatus
Interessant wäre, wo der Mensch historisch verbürgt ist. Ist er das überhaupt? Das wäre auf jeden Fall gut, hier zu erwähnen, sonst würden viele ihn für eine der Märchen halten, von denen ja einige in der Wikipedia rumgeistern.
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Wann ist etwas "wissenschaftlich verbürgt"??? Dies ist die große Methodenfrage, die dahinter steht. Auch von König David hat man bisher kein Dokument aus seiner Zeit gefunden (weder Papyrus noch Steininschrift oder ähnliches) und trotzdem wird kaum angezweifelt, dass er gelebt hat. Die älteste Überlieferung steht im Alten Testament, das in der heutigen Form etwa um 350 v. Chr. endredigiert wurde. Alle späteren Erwähnungen (Neues Testament, Talmud etc.) gehen direkt oder indirekt auf die Erwähnung im AT zurück.
Da es sich bei Pilatus um einen der "Kronzeugen" für das tatsächliche Leben und Leiden von Jesus handelt, werden hier ganz andere Emotionen freigesetzt, denn, wenn Pilatus keine historische Person ist, dann ist die "Story" mit der Kreuzigung eine Erfindung und eine Hauptstütze des Christentums bricht, und mit ihr u.U. das ganze Glaubensgebäude.
In weiterer Folge würde die Existenz Jesu in Frage gestellt, was ja auch ohne die Pilatusfrage bereits geschehen ist, und dann würde das Neue Testament bzw. das darauf aufbauende Glaubensgebäude (Christentum) endgültig zu einer Fiktion werden.
Und genau das können diejenigen, die ein essentielles, wenn nicht sogar ein finanzielles bzw. machtpolitisches Interesse am Weiterbestand der Kirche haben, nicht zulassen.
Vor über 100 Jahren gab es eine Bewegung in der Kirche, die überzeugt war, dass man das Christentum mit wissenschaftlichen Methoden beweisen kann. Und man machte sich mit Eifer ans Werk. Doch bereits nach kurzer Zeit wurde den Verantwortlichen klar, dass der Schuss nach hinten losgegangen ist, denn es wurden wesentlich mehr Aussagen mit wissenschafltichen Methoden widerlegt, denn bewiesen.
Daher wurde diese Aktion vehement gestoppt, und seit damals (Ende des 19. Jhdt., genaue Jahreszahl weiß ich nicht auswendig) musste jeder Priester den sogenannten "Antimodernismuseid" ablegen, d.h. sich verpflichten, nie und nimmer zu versuchen, Jesus und das Christentum mit den anerkannten wissenschaftlichen Methoden zu beweisen.
Ich persönlich beschäftige mich schon lange mit diesem Themenkreis und kann aus meiner Erfahrung sagen, es spricht auch aus wissenschaftlicher Sicht wesentlich mehr für die Existenz als dagegen. Einer der "hard-facts" ist ein Fragment einer Steininschrift aus Cäsaräa, auf der der Name Pontius Pilatus und seine Funktion (Präfekt) eindeutig hervorgeht. (sicherlich könnte man auch hier die Autentizität anzweifeln und behaupten oder zumindest vermuten, dass es sich um eine spätere Fälschung handelte. Dann stellt sich aber die Frage: "Wie muss ein unzweifelhafter Beweis aussehen?").
Neben dem NT finden wir Erwähnungen von Pilatus noch bei Philo von Alexandria und Josephus. Auch hier könnte man natürlich einwenden, dass sie spätere christliche Einfügungen wären. Doch da gibt es ein methodisches Problem, denn eine der Passagen, die Josephus über Pilatus schreibt (Jüdische Altertümer, 18. Buch, 4. Kapitel, Absatz 1 und 2) ist aus christliche Sicht absolut kontraproduktiv. Darin wird geschildert, dass im Jahr 36 griff Pilatus bei einer Versammlung der Samariter mit Militärmacht ein und töte einige von ihnen, nahm andere gefangen, "von welch letzteren Pilatus die Vornehmsten und Einflussreichsten hinrichten liess." (Originalzitat).
Daraufhin verklagten die Samariter Pilatus bei Vitellius (Statthalter in Damaskus und damit Vorgesetzter von Pilatus. "... und [Vitellius] befahl dem Pilatus, sich nach Rom zu begeben, um sich vor dem Caesar wegen der von den Juden gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu verantworten." (Originalzitat) Als Pilatus allerdings in Rom ankam, war Tiberius bereits gestorben (16.3.37).
Pilatus muss sich also in Rom verantworten, weil er angeblich einen der Vornehmsten der Samariter ungerechtfertig töten liess. Wäre die Kreuzigung von Jesus ein (aus römischer Sicht) ebenso gelagerter Fall, dann hätte sich Pilatus bereis Jahre früher wegen dieses Vorfalls in Rom verantworten müssen. Da er das nicht hat, ist Jesus folglich aus römischer Sicht zurecht verurteilt worden.
Und die Story, dass Pilatus das Todesurteil auf Druck der jüdischen Hohepriester bzw. Pharisäer vollstrecken liess ist meines Erachtens ebenso undenkbar. Eine Besatzungsmacht (und das waren die Römer zur damaligen Zeit) läßt sich nie von den Besetzten vorschreiben, wen sie zu exekutieren hat, noch dazu ohne handfeste Begründung oder Beweise.
Eine solche "Story" wie die mit Samaritern würde sich ein christlicher Schreiber nie und nimmer einfallen lassen, wenn er die Existenz des Pilatus als Fälschung in antike Schriften einfügen wollte.
--Johannes von Salem und Seborga 11:28, 15. Aug 2003 (CEST)
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Glaubensbekenntnis
Bei dem Zitat aus dem Glaubensbekenntnis ist interessant, dass es gerade an dieser Stelle relativ früh eine Veränderung gegeben hat: das Komma wurde verschoben. Hieß es wohl in der ursprünglichen Fassung des sog. apostolischen Bekenntnisses "gelitten, unter Pontius Pilatus gekreuzigt, gestorben und begraben", so ist diese Aufteilung, die das Geschehen der Kreuzigung deutlicher mit der Person des Pilatus verbindet, geändert worden. (im anderen frühchristlichen Bekenntnis, dem von Nicäa-Konstantinopel, ist dieser Zusammenhang noch erhalten: "(...)Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,hat gelitten und ist begraben worden,(...)") Man kann darüber spekulieren, ob das aus Versehen oder mit einer bestimmten Absicht geschehen ist. Die im Artikel beschriebene Tendenz der frühen Christen, Pilatus zu ent- und die jüdischen Autoritäten zu belasten spräche für eine absichtliche Änderung. --Sophokles 12:20, 23. Okt 2004 (CEST)
"Historisch verbürgt"
Auch wenn Pilatus manchmal als invented man bezeichnet wird, ist doch inzwischen wissenschaftlich unbestreitbar belegt, dass es ihn gegeben hat. Belege und Hinweise auf die historische Existenz des Pilatus gibt es genügend. Details siehe Beitrag.