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Balve

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

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Balve 2006, vom Galgenberg aus gesehen

Balve ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen und gehört zum Märkischen Kreis. Sie liegt im Hönnetal. Über viele Jahrhunderte war die Stadt eine Grenzfestung des katholischen kurkölnischen Sauerlandes und der Grafschaft Arnsberg zugeordnet. Ihr Wahlspruch „Säu faste ärre Balve“ ist Ausdruck ihrer Wehrhaftigkeit und stammt aus der Zeit der Truchsessischen Wirren. Stadtpatrone sind der Apostel Johannes und Johannes der Täufer.

Geographie

Die Stadt liegt im Naturpark Homert inmitten bewaldeter Höhen unweit des Sorpesees, einer der Talsperren im Hochsauerlandkreis.

Die Balver Höhle zählt zu den wichtigsten Fundplätzen der Mittleren Altsteinzeit in Europa und gilt zugleich als die größte Kulturhöhle Europas.

Geographische Lage

Iserlohn / Hemer Hönnetal / Menden Arnsberg
Stephanopel Sundern
Werdohl / Altena Neuenrade / Lennetal Allendorf

Der Höhenzug im Norden ist nach der Stadt benannt (Balver Wald) und grenzt an die Stadtgebiete von Hemer, Menden, Iserlohn, Neuenrade, Sundern und Arnsberg. Nach Osten wird das Stadtgebiet durch den Hochsauerlandkreis begrenzt. Nach Westen führen die Verkehrsverbindungen nach Neuenrade und Werdohl. Die Hönne fließt auf 13,2 km Länge durch das Stadtgebiet.

Alte Hönnebrücke in Volkringhausen

Stadtgliederung

Die Verwaltungseinheit „Stadt Balve“ gliedert sich in die sieben Ortschaften Balve, Beckum, Eisborn, Garbeck (mit den Weilern Frühlinghausen, Höveringhausen und Leveringhausen), Langenholthausen (mit Benkamp, Kesberg und Dieken), das „Golddorf“ Mellen sowie Volkringhausen (mit den Weilern Sanssouci und Binolen).

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Altes Amtsgericht (1884)

Die im Amt Balve seit 1875 von einem Amtsbürgermeister verwalteten Dörfer - im Fall Langenholthausen handelte es sich um eine unabhängige Freigrafschaft - wurden 1975 mit der oktroyierten Eingemeindung (vgl. Sauerland/Paderborn-Gesetz) in der Stadt Balve zusammengefasst. Dabei wurden die dem Amt Balve zugehörigen Ortschaften Affeln, Altenaffeln und Blintrop an die Stadt Neuenrade „abgegeben“.

Das historische Amt Balve hatte in der Zeit von 1536 bis 1811 etwa die doppelte Ausdehnung. Seine Verwaltungsaufgaben und die Amtsgerichtsbarkeit reichten von den Kirchspielen Hüsten mit dem Kloster Oelinghausen und Enkhausen (mit den jeweils umliegenden Dörfern) bis zum Kirchspiel Affeln.

Die Ortschaft „Balve“ hat zur Zeit 5523 Einwohner (Stand: 30. Juni 2007).

Geschichte

In früheren Jahrhunderten hatte die alte Hansestadt Balve aufgrund ihrer damals verkehrsgünstigen Lage und ihres Stadt- und Marktrechts eine wesentlich größere Bedeutung in der Region als heute. Bürger der Stadt Balve hatten nach kurkölnischen Gepflogenheiten einen Eid abzulegen (siehe Zitate).

Die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte von 1430 ist abhanden gekommen.

Ortsname

Der Name der Stadt Balve soll auf den „Hohlen Stein“ zurückgehen, in dem die Zwerge aus der Thidrekssaga hausten, die der Sagenfigur Welent das Schmieden beibrachten. Dieser Wohnort mit der Bezeichnung Ballowa (andere Schreibweisen sind u.a. Ballova, Ballofa) wird in der nordischen Sage erwähnt und soll nach volksetymologischen Auslegungen deckungsgleich mit der Balver Höhle sein. Nahe der Höhle wird eine Straße Am Hohlen Stein genannt. Die vermutlich älteste schriftliche Erwähnung Balves stammt aus der Vita Liudgeri III. Demnach wurde im Jahre 864 ein blindes Mädchen aus Balve am Grabe des Liudger in der Krypta des Klosters Werden sehend.

Ein Gut im Besitz des Sachsenherzogs Widukind (um 780 n. Chr.) wird „Ballowa“ genannt und weist auf den späteren Namen der Stadt hin. Allerdings ist nicht klar, wo dieses Gut, das ebenfalls in der Vita Liudgeri erwähnt wird, gelegen war.

Vorhistorische Zeit

Kreidezeit Die Spuren früheren Lebens in der Region um Balve reichen weit zurück, so stießen Einheimische im Jahr 2002 auf Überreste von insgesamt acht identifizierten Spezies der Dinosaurier, die sämtlich in die Kreidezeit datiert werden können. Wissenschaftler schätzen das Alter der Knochen auf 140 Millionen Jahre.

Balver Höhle um 1900 (handkoloriert)

Steinzeit

Älteste menschliche Siedlungsspuren aus der Umgebung Balves stammen aus der Altsteinzeit. In der Balver Höhle feierten bereits in der frühen Weichsel-Eiszeit zur Zeit der Neandertaler vor 100.000 bis 40.000 Jahren Jägergruppen, die im Hönnetal eiszeitliche Großsäuger, wie vor allem das Mammut jagten.

Auch in der Jüngeren Altsteinzeit wurden die Balver Höhle und auch andere Höhlen im Hönnetal, wie die Volkringhauser Höhle vor dem Hochglazial der Weichsel-Eiszeit, vor rund 35.000 bis 30.000 Jahren, von Jägergruppen des Aurignacien und Gravettien aufgesucht. Hier gehörten Mammuts, Wildpferde, Wollnashörner und Rentiere zu den beliebten Jagdzielen.

In der späten Weichsel-Eiszeit vor rund 12.000 Jahren waren es spezialisierte Rentierjäger, die in Balve ihre Lager aufschlugen. Im Holozän bewohnten Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit die Höhlen um Balve. Sie errichteten auch auf den Flussterrassen der Hönne ihre Lager. In der Umgebung von Balve fanden sich in Höhlen und auf den Flussterrassen der Hönne Belege für eine Besiedlung in der Jungsteinzeit.

Bronzezeit

Hinweise auf germanische Ursprünge lassen sich in den Straßenbezeichnungen „Zum Thing“ oder „Widukindplatz“ finden. Außerdem wurden in den letzten Jahren die Grundmauern eines alten germanischen Einzelhofs in Garbeck freigelegt. Dieses Haus, erbaut an der höchsten Stelle im Areal des Hofes über der Hönne, stand in Ost-West-Richtung und verfügte über eine große Halle mit 17 m Länge und sechs Metern Breite, nur wenige Pfosten konnten noch mit Sicherheit erkannt werden. Von den Eingängen oder der inneren Aufteilung sind leider keine Spuren mehr vorhanden.

Mitarbeiter des Westfälischen Museums für Archäologie fanden bei dieser Grabung bedeutende Beweise für die Handelsbeziehungen zwischen den Germanen, die hier zum Stamm der Sugambrer gehörten und den Römern. Ein typischer Gegenstand der Garbecker Grabung, der die Befunde für das frühe 1. Jahrhundert festschreibt, ist die Situla, ein pokalähnliches Gefäß.

Historische Zeit

Im Jahre 890 schenkte Bischof Wigbert von Verden der Kirche zu Verden Ländereien in Balve (urkundliche Erwähnung des Ortes als „Villa Ballau“ bereits 864 sowie „Ballava“ 890 n. Chr.). Im Jahr 1197 bestätigt Papst Coelestin III. dem Kloster Scheda den Besitz zweier Häuser in Brockhausen im Kirchspiel Balve.

Balve gehörte zu dieser Zeit zum Herzogtum Sachsen, das aber 1180 von Friedrich Barbarossa nach einem Streit mit Herzog Heinrich dem Löwen aufgeteilt wurde.

Nun Teil des neuen Herzogtums Westfalen kam Balve 1368 mit der gesamten Grafschaft Arnsberg unter die Herrschaft des Kurfürstentums Köln, eine Bindung, die bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestand haben sollte. In Grenzlage zur später protestantisch geprägten Grafschaft Mark blühte die Siedlung auf, nachdem ihr 1430 die Stadtrechte, das Marktrecht und die Gerichtsbarkeit verliehen wurden. Zeugen dieser Zeit sind die Ackerbürgerhäuser, die auch heute noch im Balver Ortskern zu finden sind. Balve war Sitz eines kurkölnischen Amtsdrosten. Hier tat sich besonders Hermann von Hatzfeld während des Truchsessischen Krieges hervor, als Erzbischof Gebhard I. von Waldburg zum Calvinismus übergetreten war. In der St. Blasius Pfarrkirche befindet sich ein Epitaph des Herrmann von Hatzfeldt.


Hexenprozesse

Hexenstele (2006)

Auf dem Galgenberg wurden zwischen 1590 und 1630 fast 300 als Hexen und Zauberer denunzierte Balver verbrannt. Allein im Zeitraum von 1628 bis 1630 wurden in den Balver Hexenprozessen 27 Verfahren durchgeführt. Etwa jeder 20. Bürger wurde wegen Hexerei hingerichtet.

Im nahen Arnsberg fand sich mit Heinrich von Schultheiß ein bekannter „Hexentheoretiker“. Es wird berichtet, dass ein Attentat auf den berüchtigten Hexenjäger Kaspar Reinhards in Balve fehlschlug und die Täter hingerichtet wurden.

Im Gedenken an die Hexenverfolgung ließ die Balver Heimwacht im Jahr 2006 eine sogenannte Hexenstele an der Stelle errichten, an der die Opfer zu Tode gebracht wurden. Der Text lautet: „Hier starben durch Feuer, Schwert und Galgen ca. 300 Frauen und Männer …“. Die Hexenstele befindet sich am Galgenberg.

Stadtbrände

Sieben große Stadtbrände in der Zeit zwischen 1584 und 1789 warfen die Stadtentwicklung immer wieder zurück. Nach dem letzten Großbrand wurden Steine aus der ehemals beeindruckenden Stadtmauer (7 Meter hoch, Länge ca. 900 Meter) auf Beschluss des Rates zum Wiederaufbau verwendet. Der Aufbau der Stadt erfolgte nach neuen Plänen, die Hauptstraße wurde als überbreite, schnurgerade Magistrale angelegt und die Abstände zwischen den Häusern zum Feuerschutz wesentlich vergrößert.

Wechselnde Herren

Von 1803 bis 1806 war Balve Teil der Landgrafschaft (später Großherzogtum) Hessen-Darmstadt, anschließend des französischen Königreichs Westphalen. 1815 gelangte Balve an Preußen. Bis 1832 gehörte Balve zum Kreis Iserlohn, danach zum Kreis Arnsberg.

Vom 2. bis 4. September 1922 findet in Balve die erste große Tagung des Sauerländer Heimatbundes statt. Auf dieser Tagung werden auch die Festspiele Balver Höhle ins Leben gerufen.

NS-Zeit

Die nationalsozialistische Herrschaft in den Jahren 1933-1945 hatte auch in Balve direkte Auswirkungen. Dies geschah unter anderen durch die Gleichschaltung der relevanten Vereine und Gruppierungen. In Balve gab es zu keiner Zeit eine große jüdische Gemeinschaft. Der einzige in Balve wohnende Mitbürger jüdischer Abstammung wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert.

Nachkriegszeit

Seit 1975 gehört Balve zum Märkischen Kreis.

Religionen

Der Kirchpark an der St.-Blasius-Pfarrkirche

Balve ist wie auch der überwiegende Teil des ländlichen Sauerlandes katholisch geprägt. In den letzten Jahrzehnten kam es aber auch hier zu Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur durch Zuzug von Arbeitnehmern, die in Balve selber und auch in den benachbarten Städten Arbeit fanden.

Die Religionszugehörigkeit der Balver ist wie folgt verteilt (Stand 30. Juni 2006):

Katholisch: 8280 Einwohner, evangelisch: 2507 Einwohner und sonstige: 1736 Einwohner.

Eingemeindungen

Mit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 wurde das Amt Balve aufgelöst und Balve mit seinen umliegenden Dörfern gegen den Widerstand geschichtsbewusster Bürger Teil des neugegründeten Märkischen Kreises. Aus uralten Dörfern und Kirchspielen wurden plötzlich „Ortsteile“ einer „Stadt“, ein Verwaltungsvorgang, der von vielen Bürgern als entfremdend erlebt und nicht wirklich nachvollzogen wurde.

Einwohnerentwicklung

Der Neubau des alten Balver Rathauses von 1950. Das Glockenspiel wurde von Theodor Pröpper gestaltet, der auch das "Balver Lied" komponierte ("Du alte Stadt im grünen Tal...")

.

Bei der Einwohnerentwicklung muss zwischen dem ehemaligen Amt Balve und der Stadt Balve unterschieden werden. Das ehemalige Amt Balve erstreckte sich ursprünglich bis zu einem Teil des Sorpesees. Bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag auch das ehemalige Kirchspiel Hüsten im Bereich des Amtes.

Um 1800 hatte Balve ähnlich viele Einwohner wie etwa Dortmund (Dortmund 1793: 4500 Einwohner).

Jahr Einwohner
1650[1] ¹ 2600
1700[1] ¹ 2800
1750[1] ¹ 3100
1818[1] 3427
1867[1] 5464
1871 ² 1147
1895 ² 1216
1905 ² 1124
1914[1] 5754
1925 ² 1166
Jahr Einwohner
1933 ² 1535
1939[1] 7573
1946[1] 10.669
1950[1] 10.590
1964[1] 11.266
1970 10.543
1988 11.196
1990 11.416
1995[2] 11.967
2000[2] 12.119
Jahr Einwohner
2005 12.561
März 2006 12.533
Juni 2006 12.523
September 2006 12.561
Juni 2007 ² 12.532

¹ geschätzt ² vermutlich nur Stadt.

Soweit nicht anders angegeben, enthält die Tabelle die Einwohnerzahlen inklusive der Gemeinden. Die Zahlen von 1650 bis 1750 sind geschätzt. Es finden sich in offiziellen Quellen unterschiedliche Zahlen, so dass Publikationen geringe Abweichungen aufweisen können.

Politik

Gemeinderat

Vikarie St. Nikolai (1627)

Der Balver Stadtrat besteht aus folgenden Fraktionen (2007):

CDU mit 19 Sitzen, UWG mit sieben Sitzen und SPD mit sechs Sitzen.

Bürgermeister

Das Amt des Bürgermeisters gibt es seit dem Jahr 1935 in Balve. Vorher wurde diese Funktion von einem Gemeindeführer ausgefüllt.

ehrenamtlich

  • 1935-1945 Anton Romberg
  • 1945-1946 Dr. Ernst Brüggemann
  • 1946-1947 Wilhelm Hertin (CDU)
  • 1947-1956 Hermann Hering (CDU)
  • 1956-1958 Karl Streiter (CDU)
  • 1958-1961 Josef Lenze (CDU)
  • 1961–1964 Paul Stüeken (BWG)
  • 1964–1975 Josef Lenze (CDU)
  • 1975–1989 Paul Lübke (CDU)
  • 1989–1992 Johannes Waltermann (CDU)
  • 1992–1999 Franz Kolossa (CDU)

hauptamtlich

  • 1999–2004 Manfred Rotermund (CDU)
  • 2004 – heute Hubertus Mühling (CDU)

Wappen

Stadtwappen der Stadt Balve
Datei:Amt-Balve-wapp.gif
Wappen des Amtes Balve bis 1975

Das Wappen der Stadt ist in der Mitte gespalten, links ein halbes schwarzes Kreuz auf Weiß, rechts ein weißer Adler, nach rechts blickend, auf Blau. Damit vereint die Stadt die Wappen der Grafschaft Arnsberg (Weißer Adler nach rechts blickend auf Blau) und des Erzbistums Köln (Schwarzes Kreuz auf Weiß) in sich. Das Wappen verleiht somit der Stadtgeschichte Ausdruck.

Das Wappen wurde erstmals offiziell am 24. Juni 1911 verliehen. Die Siegel der Stadt zeigen die Symbole bereits seit Jahrhunderten: Das älteste bekannte Siegel ist von 1462.

Nach der kommunalen Neuordnung im Jahr 1975, die mit einem Bruch der historisch gewachsenen Strukturen zum früheren Kreis Arnsberg einherging und auf starke Widerstände stieß, musste das Ortsrecht neu gefasst und damit auch das Wappen neu genehmigt werden. Dies geschah am 6. Februar 1976 anhand eines Entwurfes des Vorsitzenden des Kulturausschusses der Stadt Balve, Werner Ahrens. Die historische Nähe zum früheren Kurköln wird durch die Wappensymbole belegt, die sich von anderen Stadtwappen im Märkischen Kreises deutlich abheben. Der Wappenschild ist seit 1976 ein anderer als der abgebildete.

Das alte Wappen des ehemaligen Amtes Balve, das bis zum Jahr 1975 Gültigkeit hatte, wurde damit bedeutungslos. Es wurde in der oberen Hälfte durch eine Darstellung des Apostels Petrus mit Schlüssel und Buch ergänzt.

Städtepartnerschaften

Eine Beziehung zwischen den Niederlanden und Frankreich wird über den Austausch mit den Partnerstädten von Balve gepflegt.

Regelmäßig besuchen sich Abordnungen der Kommunen, aber auch der Vereine und tauschen ihre Erfahrungen aus. Eine Städtefreundschaft besteht seit einigen Jahren mit Bad Muskau.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kulturpflege ist überwiegend privaten Initiativen überlassen, die so das Bild von Balve prägen. Sakrale Bauten und technische Denkmäler zeugen von der kulturhistorischen Bedeutung der "Kulturstadt Balve".

Neben der Balver Höhle und der Aula des Schulzentrums am Krumpaul als aktuelle Spielorte gibt es seit einigen Jahren in Binolen einen sogenannten Kulturbahnhof, der von einem Förderverein unterstützt wird. Auch die verschiedenen katholischen und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde stellen ihre Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.

In den zum Balver Land gehörenden Ortsteilen stehen großräumige Schützenhallen für den Kulturbetrieb bereit. Außerdem stellt der Reiterverein Balve e.V. sein Gelände für Open Air Veranstaltungen zur Verfügung.

Ehemalige Kulturstätten in Balve

Traditionsreiche Kulturstätten in Balve werden heute nicht mehr genutzt oder sind durch Nutzungsänderungen nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Zweck einzusetzen. Generationen von Balvern waren diese Räumlichkeiten als Treffpunkt wichtig (Haus Kohne, großer Saal der Gastwirtschaft Allhoff, Habbels Saal in Langenholthausen.

Museen und Galerien

Museum für Vor- und Frühgeschichte

Luisenhütte

In einem Nebengebäude der Luisenhütte, der sogenannten alten Schreinerei, wurde im Jahr 2006 das neue „Museum für Vor- und Frühgeschichte“ eingeweiht. Es enthält die Exponate des früheren Balver Heimatmuseums, welches vor allem aus der „Heimatsammlung“ entstand, die auf der Burg Altena aufbewahrt und im Jahr 1927 nach Balve zurückgeholt wurde. Das Museum wurde in einem freigewordenen Schulraum im alten Rathaus an der Hauptstraße eingerichtet und von 1927 bis 1953 vom Balver Josef Pütter geleitet.

Nach dem Abriss des Rathauses an der Hauptstraße wurden die Exponate im Dachraum der alten Volksschule aufbewahrt und von Rektor Alfred Koch verwaltet. Nach dem Abriss der Volksschule wurden sie übergangsweise im neuen Rathaus ausgestellt.

Das Museum enthält unter anderem das Skelett eines Höhlenbären, einen Mammutzahn aus Grabungen im Bereich der Balver Höhle und einen in Tropfstein eingebetteten Menschenschädel aus der Karhof-Höhle.

Dorfmuseum

Das Dorfmuseum in Mellen zeigt das bäuerliche Leben im Wandel der Zeit.

Galerien

Eine Kunstwerkstatt, Atelier und Galerie Piçáta gibt es an der Hauptstraße. Regelmäßige Ausstellungen, insbesondere von heimischen Malern, können hier durchgeführt werden.

In der Gransauer Mühle befinden sich die Ausstellungs- und Arbeitsräume einer weiteren aus heimischen Künstlern bestehenden Gruppe.

Musik

Männerchor Balve im Jahr 1974 zu seinem 100jährigen Bestehen

Der größte Gesangsverein ist der Männerchor Balve. Aber auch in den anderen Ortsteilen wird aktiv im Verein gesungen. Auch Chöre, die nicht als Verein organisiert sind, beteiligen sich aktiv am musikalischen Leben der Stadt. So können Interessierte zwischen Kinder- und Frauen-, Männer- und gemischten Chören wählen. Der größte Musikverein ist der Musikverein Balve. Auch in den anderen Ortsteilen wird aktiv im Verein musiziert. Auch diese Vereine bieten Musikerziehung an. Einen besonderen Weg geht der Musikverein Beckum, der in der Schule bereits mit Bläserklassen arbeitet. Es findet in der Balver Höhle regelmäßig eine Opernaufführung, sowie das Konzert eines Sinfonieorchesters statt. Im Bereich der Schlager ist die Formation "Die Amigos", die Tanzmusikband des Musikvereines Garbeck sehr erfolgreich. Alljährlich wird ein Festival der Liebe im Balver Ortsteil veranstaltet. Die Festspiele Balver Höhle veranstalten seit dem Jahr 2002 jährlich ein Irish Folk Festival. Eine herausragende Leistung im Musiktheater war die Aufführung des Musicals „Der kleine Horrorladen“ in den Jahren 1998 und 1999 durch ein Team der Festspiele Balver Höhle.

Theater

Die Festspiele Balver Höhle, ein Verein der sich in der Tradition der Gemeinschaft Balver Höhlenspiele sieht, bieten mit einem Märchen und einem volkstümlichen Theaterstück Amateurtheater an. Eine eigene Theatergruppe betreibt ebenfalls die Kolpingsfamilie Balve und die KFD in Mellen.

Tanz

Die auf Balver Stadtgebiet seit Jahrzehnten etablierte Tanzgruppe ist die Ballettgruppe des TV Sauerlandia Garbeck unter der Leitung von Monika Eickelmann. Auch in den Räumen der katholischen Pfarrgemeinde St. Blasius wird für Interessenten Tanz angeboten.

Die Förderung der Tanzkultur in Balve war ein Anliegen des ehemaligen künstlerischen Leiters der Festspiele Balver Höhle, Jochen Zoerner-Erb.

Bauwerke und Kulturdenkmale

Historisches Stadtbild

Balve weist viele historisch wertvolle Gebäude auf. Regional typische, liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild. Die fast viereckige Stadtanlage war mit Mauern und Gräben befestigt. Sie hatte an den vier Ecken Türme sowie zwei Tore: Die niedere ("Wasserpforte") im Norden, die obere ("Kirchpforte") im Süden. Nach dem Brand von 1789 erfolgte der Wiederaufbau unter Begradigung des Straßennetzes. Die Stadt wurde über die schon vorher verfallenen Befestigungen hinaus nach Westen ("Mühlenkamp") und Osten ("Schweinemarkt") erweitert.

Pfarrkirche St. Blasius

Katholische Pfarrkirche

Das herausragendste, von Menschenhand geschaffene Gebäude ist die romanische Pfarrkirche der Gemeinde St. Blasius, die zu einer der bedeutendsten westfälischen Hallenkirchen gehört. Die heutige Pfarrkirche besteht aus zwei Teilen, der von Westen nach Osten gerichteten sogenannten Alten Kirche und dem Erweiterungsbau von 1910, der unter Dechant Franz Amecke errichet wurde. Die Gebeine von Franz Amecke sind in der Seitenkapelle begraben. Die Entstehungszeit des Turmes wird um 1480 angenommen. (Radiocarbon-Datierung C 14, Universität Köln, November 2006)

Der Entwurf des Erweiterungsbaus mit Oktogonkuppel wurde nach Norden ausgerichtet. Als Vorbild kann hier der Aachener Dom gelten. Der Architekt war Professor Joseph Buchkremer Dombaumeister aus Aachen. Von den Einheimischen wird die Kirche als "Dom des Sauerlandes" bezeichnet.

Auf dem Husenberg steht die Pius IX. geweihte Pius-Kapelle, eingesegnet im Jahr 1877 durch Vikar Christoph Adrian, auf dessen Initiative der Bau der Kapelle zurückgeht.

Das Drostenhaus in Balve (1600)

Drostenhaus

Das sogenannte Drostenhaus wurde vom Landdrosten Hermann von Hatzfeld geplant, konnte aber erst nach seinem Unfalltod im Jahr 1600 verwirklich werden. Im 8./10. Jahrhundert stand hier der Niederhof, der sich im Besitz eines sächsischen Edelmannes befand. Von diesem Anwesen aus wurde Balve besiedelt, bis sich im Jahr 1430 eine befestigte Stadt errichten ließ.

Das Haus beherbergt heute ein Restaurant, eine Gaststätte, eine Massagepraxis sowie die Probenräume des Balver Männerchores.

Schloss Wocklum

Schloss Wocklum

Das auf ein Lehen des Bernd von Düngelen zurückgehende Schloss Wocklum im Orletal, ein Wasserschloss im Weiler Wocklum, ist heute durch seine Reitanlage international bekannt. Ursprünglich handelt es sich um einen sächsischen Haupthof, der sich im frühen Mittelalter zum adligen Rittersitz wandelte. Im Jahr 1659 erwarben die Herren von Bockenförde das Wocklumer Anwesen, im gleichen Jahr gelangten die Besitztümer in die Hände der Familie von Landsberg. Jedes Jahr findet dort das Reitturnier Balve Optimum und die Ausstellung "Landpartie" statt.

Balver Höhle

Eine besondere Attraktion ist die Balver Höhle, in der bis zu 2000 Menschen Platz finden. Sie ist archäologisch bedeutsam und durch die Schützenfeste als „Kulturhöhle“ über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden, die seit über 160 Jahren in der Höhle stattfinden.

Vereine wie der Männerchor 1874 Balve und die Festspiele Balver Höhle nutzen diese regelmäßig für ihre Veranstaltungen.

Reckenhöhle

Die Reckenhöhle ist eine Tropfsteinhöhle im Weiler Binolen.

Natur- und Denkmalschutz

Bedeutende Natur- und Kulturdenkmäler der Stadt Balve konnten durch Bürgersinn und Widerstand gegen Abriss- und Neuordnungspläne erhalten werden und stehen heute unter Denkmal- bzw. Naturschutz: Die Felsformationen des Hönnetals, die Balver Höhle, die Klause bei der Höhle, die alte Vikarie („Altentagesstätte“), Häuser in der alten Gerichtsstraße (Altes Gericht, Lohgerberhaus), Haus Willmes, Haus Liese, das Drostenhaus, zuletzt das Küsterhaus an der Kirche. Nicht vor dem Abriss zu retten waren das Stadtbild prägende Objekte wie das alte Rathaus, Gasthaus Bathe ("Sumpf"), die alte Balver Volksschule und die charakteristische Hönnebrücke am Eingang der Hauptstraße.

In der Folge wurden vielfältige private und öffentliche Initiativen und Beiträge zum Denkmalschutz und zur Erhaltung des Stadtbildes geleistet. Beispielhaft sind die Leistungen der Stadt Balve, des Märkischen Kreises und der Kirchengemeinde St. Blasius. Beispiele: Die Restaurierung der alten Pastorat, des „Mausoleums“, der "alten Mädchenschule", des Agatha-Bildstocks, des Hoffmeister-Pröpper-Brunnens und weiterer bedeutender historischer Objekte. Die Restaurierung und Erhaltung vieler dieser Objekte gelang nur mit Hilfe privater Spenden in erheblichem Umfang (jüngstes Beispiel: Die Restaurierung des Hoffmeister-Pröpper-Brunnens).

Einzelne Bäume (Solitäre) stehen in Balve nicht unter Naturschutz. So wurde die 200-jährige Linde am Kirchplatz (neben dem Agatha-Bildstock) am 02. Juli 2006 wegen angeblicher Windbruchgefahr gefällt. Weitere Fällungen am Kirchplatz folgten (Zitat in der Presse[3]: „Vielleicht ist es doch das germanische Blut in unseren Adern, denn unsere Vorfahren erkannten in bestimmten Bäumen die Sitzorte ihrer Gottheiten. Die Romantik nahm das beherzt auf und brachte alles in eine gefühlige Seelenwelt“). Zur Zeit wird der Zustand des Kirchturms überprüft, wobei eine vollständige Verputzung erwogen wird.

Folgende Gebiete sind im Bereich der Stadt Balve unter Naturschutz gestellt:

Bollenberg MK-017
Buchenwald am Löhen südlich von Eisborn MK-036
Burgberg Wocklum östlich von Balve MK-038
Hönnetal MK-021
Orlebachtal östlich von Wocklum MK-037
Maibaum am Widukindplatz am Rathaus – Sitz der Stadtverwaltung

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Schützenfest (jährlich) Die Balver sind im Kreisschützenbund Arnsberg e.V. organisiert.
  • Weihnachtsmarkt mit Krippenspiel am zweiten Adventssonntag (jährlich).
  • Stadtfest (alle zwei Jahre).
  • Martinsmarkt in Mellen (jährlich).
  • Johannisfeier (jährlich).
  • Mixery Cave (jährlich).
  • Weinfest (alle zwei Jahre).

Früher kannte Balve vier Markttage: Den Agatha-Markt, den Mittsommer-Markt, den Michaeli-Markt und den Andreas-Markt. Die nächstgelegene Stadt mit einem Wochenmarkt ist Menden (Sauerland).

Fachwerkhaus (1790)
Datei:Balve kapelle1.jpg
Eine Kapelle in Balve

Kulinarische Spezialitäten

Balve war durch sein Bier, das Balver Lüll, und seine Brezeln (auch Krengel genannt) bekannt. Außerdem herrschte eine rege Branntweinproduktion. Um 1830 gab es drei Weinschenken, 13 Branntweinschenken und zehn Wirtshäuser in Balve.

Weiter verfügte Balve über eine eigene Molkerei, deren Quarkproduktion einen guten Ruf hatte. Das Molkereigebäude wurde um 1900 errichtet und überspannte die Hönne. Die über 60-jährige Tradition endete mit dem Zusammenschluss mit der Molkerei Iserlohn im Jahr 1966. In das Gebäude zog die Sparkasse.

Heute werden im Blick auf die traditionellen Backwaren beim alle zwei Jahre stattfindenden Stadtfest zur Eröffnung Brezeln an die Besucher verschenkt. Das berühmte Balver Lüll wird nicht mehr produziert.

Mundart

Wie auch andernorts zu beobachten, wird die heimische Mundart (das „Platt kuiern“) kaum noch gesprochen. In Balve hat es sich die Balver Heimwacht als örtlicher Heimatverein zur Aufgabe gemacht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Balve gehört von jeher zum plattdeutschen Sprachraum und aktive Bürger kümmern sich um die Weitergabe dieser Tradition. Die Kinder an den örtlichen Grundschulen werden regelmäßig von Mitgliedern der Balver Heimwacht – hier tritt besonders der Balver Albin Köck hervor – in der Pflege der Balver Sprache unterrichtet.

Lohgerberhaus, Alte Gerichtsstraße

Balver Platt – Beispiele (Häu Duitz/Platt Duitz)

  • Häu Duitz = Platt Duitz
  • ab = aff
  • Abend = Owend
  • ablenken = aff lenken
  • Achse, auf der = op der Asse
  • als ob = ärre wenn
  • Alte, die = de Ölsk, de Ölsch
  • an das = ant
  • angenommen = annormen
  • anprobieren = anprobaiern
  • auch = äuk, äuck
  • auf dem = op ’m
  • Aufwand = werks
  • aufzählen = afftiälen
  • aus = iut
  • ausdrücken = iut drücken
  • bald = bolle
  • Barbier = Babutz
  • Bart = Bort
  • bauen = büggen
  • Bauer = Biuer (… „de Biuer kräug mit der Iuer öwwer de Muier“)
  • Baumberg = Baumbrigg
  • Bäume = Bäum
  • begucken = bekäiken
  • bei = bey
  • beieinander sitzen, zusammen sein = vey mochen liuter bey nayn sitten
  • beinahe, bald = bolle
  • Beine = Beyne
  • besser = berter
  • bestens = bestens
  • besuchen = besaiken
  • besucht = beseiket
  • Bett = Berre
  • bis = bit
  • bißchen = bittken
  • bist = bis
  • bleiben = blaiwen
  • bleiben sie = blitt se
  • blieb = bläiw
  • bloß = bläus
  • breit = brait
  • Brief = Braif
  • bringe = brenk
  • bringt = brenget
  • Bruder = Bräuer
  • Brust = Borst
  • Buch = Bäuke
  • Buche = Beake
  • Büchse = Büxe
  • Butter = Burter
  • cleveres Mädchen = nutz daiern
  • da = do
  • dabei = dobey
  • Dach = Dak
  • dadurch = da dür
  • dafür = daför
  • damit = domet
  • dann hättet ihr = dann härren ey
  • darauf = darob
  • darauf, hinauf = darop
  • darf = draff
  • darüber = do örwer
  • das = dat
  • das heißt = düt het
  • dauernd = diuernd
  • dazwischen = ter tüske
  • deftig = däftig
  • deine = deyne, däin
  • dem = deärm
  • den = deärn
  • der = de, day
  • dich = di
  • die = day
  • die = de
  • die Berge = dai Biärge
  • Diele = Dierle
  • dies = düt
  • diesen = dürsen
  • dir = dey, di
  • doppelt = dubbelt
  • doppelt = duwwelt
  • Dörfer = Dörpe
  • dran = dran
  • Dreikönige = Dreikünige
  • du = diu
  • du tust = daist
  • dünn = dünne
  • durch = dür
  • durcheinander = dürein
  • durchs = dürt
  • Ecke = Eggsken
  • eigentlich = eygentlich
  • eilig = äilig
  • ein = ayn
  • einen = en
  • einfach = eynfach
  • Einfälle = Infälle
  • eingeredet, vorgeschwätzt = för schwalt
  • eingeschlafen = inslopen
  • einzige = eynzige
  • enorm = wahn
  • Enten = Peylen
  • er = he, hay (Satzanfang)
  • er bleibt = blitt se
  • er blieb = hey bläiw
  • er hätte bleiben sollen = bläiwen mocht
  • er haut sie tot = hey högget sey döut
  • er liest gerade = ey es am Leisen
  • er sieht = hey suit
  • er sitzt = hey sittet
  • erst = ais
  • erst = äis
  • erzählen = vertellen
  • es = ert
  • es geht = ert gaiert
  • etwas = bat
  • euch = ugg
  • euch, mit = met uch
  • eure = ugge
  • fahren = faiern
  • fährt = fäuert
  • Farbe = Farwe
  • fast = bolle
  • fein = fine
  • Fenster = Fenster
  • fertig = ferrig
  • fest = faste
  • festgehalten = faste halt
  • Feuer = Fuier
  • Fleisch = Flais
  • Fliegen = Flaigen
  • Floh = Fläo
  • Fohlen = Fürlen
  • fort = fut
  • Französisch = Franzoiske
  • Frauen = Frowen, Frauluie
  • frei = frög
  • Fremde, in der = Frümde
  • Fremder = Frümder
  • Fremdworte = Frürmet wore
  • Freund = Frönd
  • frieren = fruiern
  • frisst = friärtet
  • früher = frögger
  • Frühjahr = Fröyjohr
  • fühlen = feylen
  • für = för
  • Fuß = Faute
  • Gabel = Gaffel
  • Gans = Gäus
  • Gänse = Goise
  • Gänsebraten = Gäusebroten
  • gar nicht = gar nit
  • Garten = Goren
  • geben = girwen
  • gebracht = bracht
  • gedacht = dacht
  • gefreut = frögget
  • gegangen = gohn
  • gehabt = hat
  • geheiratet = heyrotet
  • geheizt = gehiätet
  • gehen = gohn
  • gehen wir = go vey
  • geholt = halt
  • gehst du = gäiste
  • geht = gaiht
  • geht es = gäiert et
  • gekonnt = konnt
  • Gelegenheit = Gelergenheit
  • gelernt = lornt
  • gemacht = maket
  • gemauert = muiert
  • Gemüse = Gemaise
  • genug = gnauch
  • gerade = grade
  • Geschmack = Geschmack
  • Geschichten = Vertellekes
  • geschrieben = schrierwen, schriäwen
  • gesetzt = sat
  • gestern = gistern
  • gestürzt = stürtet
  • gesund = gesund
  • getauft = dofft
  • getrunken = drunken
  • gewundert = wünnert
  • gibt = gafft
  • gibt = girt
  • glaube = gläuwe
  • gleich = glaik
  • Glück = Glücke
  • große = gräute
  • Grünzeug = Graintuich
  • Gruß = Grius
  • Grüße = Gruiße
  • gucken = kaiken
  • gut = gurt
  • gute = gure
  • habe = häwwe
  • haben = häwwen, härren
  • haben sie = hätt se
  • haben wir = härre
  • haben, wir = vey hät
  • hacken = haggen
  • half, das = dat bat (… „wat bat dat bat“)
  • halten = hallen
  • Händler = Händler
  • hast = härst
  • hast = herst
  • hat = härt
  • hätte bleiben sollen = herr bläiwen mocht
  • hättet = härret
  • Haufen = Häupe
  • Haus = Hius
  • Heide = Haie
  • heilig = heilig
  • Heizung = Heizung
  • helfen = barre
  • helfen = helpen
  • Herr, Gott = Härn
  • herrlich = heärlich
  • herum = rünne
  • heulen = bläddern
  • heut abend = von owene
  • heut nachmittag = von numerach
  • hier = hey
  • hinten = ächten
  • hoch = häuge
  • Hochdeutsch = Häu Duitz
  • hochhinaus wollen = huise hiniut wöll
  • Hochzeit = Hochteyd
  • hocken = hüarken
  • Hof = Hiuf
  • hoffe = horpe
  • hoffen, wir = vey horpet
  • Hönne = Hünne
  • Hunde = Ruiers
  • Hündin = tierwe
  • ich = ik, irk
  • ihm = erme
  • ihn = erne
  • ihr = er
  • ihr = hey
  • ihr (Plural, Nom) = ey, äy
  • ihr musstet = eig mochen
  • ihr seht = er sayt
  • ihrem, mit = met erem
  • im = ümme
  • im Dampf/Mist liegen lassen = im Dampe leggen loten
  • im Stich lassen = im Sterke lote
  • immer = liuter
  • in = en
  • in dieser Zeit = en dürser Teyd
  • in einem = en eynem
  • ins = int
  • ins Bett gehen = de Berre
  • irgend ein = irgen bierne
  • ist = es
  • Jacke = Wams
  • Jahr = Johr
  • Jahr = jo
  • jammern, wir = vey jammert
  • jeden = jäiden
  • jedermanns Freund = en allermans Frönd (z.B. de Ruie)
  • junge Gänse = Gössels
  • Jungen = Junges
  • Jüngster = Jüngsken
  • Kälber = Kalwer
  • kannst mir = kas mi
  • kaputt = kapott
  • Kirchturm = Kerktäuerm
  • klar gemacht = kliar maket
  • Köchelchen = Knörksken
  • Körbchen = Körwken
  • Korn = Korn
  • Kost = Kost
  • krepieren = aff gaihn
  • Küken = Kuiken
  • Kuratel = Kuratell
  • kurz = kort
  • lasst, lässt = let
  • leider = layder
  • Löffel = Lierpel
  • mal = mol
  • Mann = Menne
  • Meer = Miäre
  • Menden = Mennen
  • Messer = Mess
  • Minuten = Miniuten
  • möglichst = mörglichst
  • mundgerecht = münnekes mote
  • nachholen können = no halen können
  • nicht ausgehen (Feuer) = nit däut gohn
  • nützlich machen = nutze maken
  • oberste = örwerste
  • ohne = orne?
  • radikal aufgegessen = ratz op friärtet
  • rauchen = schmoiken
  • Regenwürmer = Riärgenwürmer
  • Rippen zählen = riwen tellen
  • rückwärts = ächter äs
  • Rüde = Rierkel
  • ruft an = raip an
  • Runkelblätter = Runkelblaier
  • Runkeln = Rummesket
  • sag ihm = sech erme
  • sagen = seggen
  • sagte = seggt hey
  • Sauerland = Siuerland
  • schade = schah
  • Schafe = Schope
  • Scheiße = Schiärte
  • Scheune = Schuier
  • schlachten = slachten
  • schlafen = slöpen
  • schlagen (Bäume) = haggen
  • schlucken = sliuken
  • schmal = smal
  • Schnee = Snäy, Schnäy
  • schneien = sniggen (… „ert snigget und snagget, dat dait us nix, vey holle us alle wacker un fix“ – Balver Dreikönigslied)
  • schnell = fixe
  • schön = schoin, feyn
  • schrecklich = schrecklich
  • schreiben = schräiwen
  • schreien = bläddern
  • schroh wie ein Zaun = schroh ärren tiun
  • Schuldige = Schüllige
  • Schule = Schaule
  • Schürze = Schwärte
  • Schwalben = Schalwen
  • Schwester = Süster
  • schwimmen = swemmen
  • sehen = sayn
  • sehr = wahne, liuter
  • sein = säyn
  • seinem = seynem
  • selbst = selwes
  • seltsam = spassig
  • sich = serk/sirk
  • sicher, sicherlich = siärker, siärkerlich
  • sie = se
  • sie (Plural) = say
  • sie gehen = se got
  • sie parkt ein = se pärket in
  • sieht aus = suit iut
  • sind = sint
  • so = säu
  • so dass = säu datt
  • so ein = säun
  • Socken = Söcken
  • soeben = soerven
  • sofort = forts
  • soll man = söll me
  • sollte = sollen
  • sollten = sollen
  • Sommer = summerdags
  • sommertags = summerdags
  • Sonne = Sunne
  • sonnen = sunnen
  • Sonntag = Sundag
  • sonntags = sundages
  • spät = late
  • spazieren = spazaiern
  • spielen = spierlen
  • sprechen = kuiern, pappeln
  • Sprichwort = Sprirkwort
  • spülen = spailen
  • ständig = liuter
  • steht ihr gut = staiht äy guart
  • sterben = aff gaihn
  • Stunde = Stunne
  • suchen = sayken
  • Sülze = Sülte
  • Sundern = Sonnern
  • Suppe = Soppe
  • Tische = Diske
  • über = owwer, öwwer
  • umsonst = umme süs
  • umzubauen = ümme te buggen
  • unterste = ünnerste
  • verdreschen = drersken
  • vielleicht = viellichte
  • von selbst = van selwes
  • wachsen = wassen
  • warte mal = wachte mol
  • warten = wachtet
  • wehren = wiähren
  • weil = wail
  • weinen = greynen
  • Weinen, dem … nahe = greynens neye
  • wem = biärme
  • weniger = wenniger
  • Werke = Wiärke
  • werktags = werkeldages
  • wie = är, ä
  • wir sollten mehr fragen = vey mochen mähr frogen
  • Woche = Wiärke
  • Zeiten = teyen
  • Ziegelei = Taigeley
  • ziemlich = tiämlich
  • zu schieben = tau schiuwen
  • zuhause = te hayme

Tourismus und Heimatkultur

Für die touristischen Belange ist in Balve der Verein Verkehrsverein Balve e.V. zuständig. Er steht in der Tradition des Balver Verschönerungsvereins (Gründungsjahr 1912).

Die Pflege der Heimatkultur liegt in der Hand der Balver Heimwacht und der örtlichen Schützenbruderschaften. Auch den Begründern der Festspiele Balver Höhle war die Pflege der Kultur ein Anliegen. Die Balver Heimwacht ist einer der ältesten Heimatvereine im Sauerland und Mitbegründer des Sauerländer Heimatbunds. Ihr Domizil hat sie im Lohgerberhaus von 1798.

Sport

Der größte Sportverein in Balve ist die Spielgemeinschaft Balve/Garbeck. Für die Belange der Sportvereine setzt sich in Balve der Stadtsportverband ein. Weitere Sportarten die vor Ort betrieben werden können sind unter anderen Tennis, Tischtennis, Badminton, Volleyball und Schwimmen.

Balve wird auch als Reitzentrum des Märkischen Kreises bezeichnet. Dies verdankt die Stadt dem Einsatz des Dieter Graf Landsberg-Velen, der langjähriger Präsident der FN war. Der Reiterverein Balve ist für seine überregionalen Erfolge und seine erfolgreiche Jugendausbildung bekannt. Alljährlich wird das internationale Reitturnier Balve Optimum veranstaltet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Zur Koordination der wirtschaftlichen Angelegenheiten in Balve wurde in der Region der Verein Wirtschaftsinitiative Nord e. V. gegründet. Zusätzlich gibt es noch die Stadtmarketing GmbH & Co.KG, deren Geschäftsräume in der örtlichen Sparkasse zu finden sind.

Als Vereinigung der Fachhändler vertritt der Balver Fachhandel die Interessen des Einzelhandels.

Industriegeschichte

Luisenhütte nach der Restaurierung

Luisenhütte Wocklum: Im Weiler Wocklum und im Besitz der Familie der Grafen von Landsberg-Velen ist die Luisenhütte, eine der ältesten Holzkohle-Hochofenanlagen Deutschlands, die 1758 den Betrieb aufnahm, diesen aber bald aufgrund der Konkurrenz aus dem Siegerland schließen musste.

Gransauer Mühle

Mühlen: Auf Balver Stadtgebiet gibt es drei Mühlen, die Gransauer, Wocklumer und die Melscheder Mühle.

Die Gransauer Mühle ist seit dem Jahr 1850 im Besitz der Familie Stüeken. Erbaut wurde sie um das Jahr 1420 als "Bannmühle" im Auftrag des Kölner Erzbischofs Dietrich II. Im Jahr 1901 erfolgte der Umbau zu einem Stromkraftwerk, das Gleichstrom erzeugte. Balve war damit eine der ersten Städte in der Provinz Westfalen, die elektrischen Strom besaßen. Die erste Straßenlaterne wurde jedoch bereits im Jahr 1827 aufgestellt.

Nach Todesfällen infolge ungesicherter Leitungen wurde die Produktion im Jahr 1960 eingestellt und später für den Eigenbedarf umgerüstet. Die Turbine von 1901 mit 15 kW ist weiterhin im Einsatz.

Luftbild von Kalkwerk und Ziegelei Balve aus dem Jahr 1928 (Erstveröffentlichung). Es werden gerade Steine mit der Hand verladen

Ziegelei und Kalkwerk: Produktion von Feldbrandziegeln seit 1880. Um 1903 Bau eines "Zick-Zack-Ofens". Abriss 1908, Neubau eines kohlebetriebenen Ringofens. Beschaffung der Kohle zunächst mit Pferdefuhrwerken, später mit der neuen Hönnetallinie. 1923 erneute Inbetriebnahme des Kalkofens. Stillegung der Ziegelei im Jahr 1973 im Zuge der Ölkrise.

Der das Bild der Hönnetalstrasse bestimmende Schornstein der Ziegelei Allhoff und die baufälligen Reste des alten Kalkwerks wurden vor einigen Jahren abgerissen.

Industrie, Handwerk, Dienstleistungen

Kommunales Wirtschaftsgebiet

Balve bildet zusammen mit den Nachbarstädten Hemer, Iserlohn und Menden das Wirtschaftsgebiet „Nördlicher Märkischer Kreis“ (Nordkreis), ein kommunaler Zusammenschluss zur besseren Koordination wirtschaftlicher Angelegenheiten der Region. Ende 2006 gab die Kommunalverwaltung ein sogenanntes Einzelhandelsgutachten in Auftrag, um die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt zu beleuchten.

Gewerbegebiete

Ausgewiesene Gewerbegebiete sind das Gewerbegebiet „Glärbach“ im Stadtteil Balve und die Gewerbegebiete „Braukessiepen“ und „Rötloh“ im Stadtteil Garbeck.

Verkehr

Balve liegt verkehrsgünstig an der Bundesstraße 229 und der Bundesstraße 515. Ein kleiner Flugplatz befindet sich in Küntrop, der nächstgelegene Flughafen ist der Dortmund Airport.

Im öffentlichen Personennahverkehr ist Balve über die seit 1. April 1912 bestehende Hönnetal-Bahn an Unna, Fröndenberg, Menden und Neuenrade angebunden. Die benachbarten Stationen um Balve sind Sanssouci (Richtung Menden) und Garbeck (Richtung Neuenrade).

Der Busverkehr wird heute durch die Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) und die Busverkehr Ruhr-Sieg (BRS) durchgeführt.

Medien

Für Balve sind zwei Zeitungen mit einem bedeutenden Lokalteil relevant: Westfalenpost und Süderländer Volksfreund. Zusätzlich erscheint einmal monatlich das sogenannte Balver Echo, ein Anzeigenblatt, das kostenlos an die Haushalte verteilt wird. Die Redaktion des Anzeigenblattes "Stadtspiegel", das ebenfalls in Balve verteilt wird, sitzt in Menden. "Der Bote" wird aus Lüdenscheid an die Balver Haushalte geliefert.

Über viele Jahrzehnte war die "Hönnezeitung" als "Bekanntmachungs- und Geschäftsanzeiger für die Städte Balve und Neuenrade" das maßgebliche Pressemedium der Stadt Balve und der umliegenden Gemeinden. Sie wurde im Jahr 1928 erstmals von der Druckerei Zimmermann aufgelegt und führte auf der Titelseite das Motto: "Keiner Partei, nur dem Gemeinwohl verpflichtet".

Öffentliche Einrichtungen

Behörden Das Rathaus befindet sich am Widukindplatz 1 und beherbergt auch die Räume der Arbeitsgemeinschaft im Märkischen Kreis und des Verkehrsverein Balve e.V.. Am Ort befinden sich auch verschiedene Außenstellen des Märkischen Kreises.

Gesundheitswesen

  • Arztpraxen: Balve besitzt viele Arztpraxen (Allgemeinärzte, Zahnärzte), sowie mehrere Apotheken. Ein Augenarzt hat sich seit einiger Zeit hier niedergelassen. Es fehlen derzeit vor allem Kinderärzte und Tierärzte. Weitere Spezialisten finden sich allerdings im nahen Umkreis innerhalb des Märkischen Kreises.
  • Krankenhaus: Ein Krankenhaus, das von der Katholischen Hospitalvereinigung im Märkischen Kreis betrieben wird, sowie eine Seniorenwohnanlage bieten auch für den stationären Aufenthalt entsprechende Kapazitäten.

Die Stadtverband des Malteser Hilfsdienstes bietet in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Fahrern einen Mahlzeitendienst an.

Bildung

Das Schulsystem lässt als höchsten Abschluss die Mittlere Reife zu. Für weitere Schulformen finden sich Angebote in der Nachbarstadt Menden und in Sundern.

  • Schulen: Die örtliche Grundschule in der Kernstadt ist die Gemeinschaftsgrundschule St. Johannes Balve. Es gibt weitere Grundschulen in den Ortsteilen Garbeck, Beckum und Langenholthausen. Weiter gibt es in Balve die Städtische Hauptschule (Ganztagsschule) und die Städtische Realschule.
  • Kindergärten: Für die Kinder im Vorschulalter gibt es in Balve die konfessionell gebundenen Kindergärten der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde. Ein Vorkindergarten wird für Kinder ab zwei Jahren kostenpflichtig angeboten. Im Balver Ortsteil Langenholthausen befindet zusätzlich ein Kindergarten in Trägerschaft des DRK.
  • Ergänzungsschulen: Für die Musikerziehung findet sich in Balve eine private Musikschule. Der Tanzunterricht wurde bis zum letzten Jahr von einem privaten Tanzstudio angeboten. Eine Privatinitiative bietet in den Räumen der katholischen Kirchengemeinde Jazztanz für Kinder an. Die nächste städtische Musikschule befindet sich in Menden.
  • Weitere Einrichtungen: Balve verfügt über eine städtische Bücherei, die von einem Förderverein tatkräftig unterstützt wird. Die Bücherei bietet auch unregelmäßig Kleinkunst für Kinder an.

Kirchengemeinden

St. Blasius Kirche Balve

  • Katholisch: Die katholischen Kirchengemeinden St. Blasius

Die Kirche St. Blasius in Balve gehört zu den bedeutendsten romanischen Hallenkirchen Westfalens. Das Querschiff und der Chor stammen aus dem 12. Jahrhundert, Mittelschiff und Seitenschiffe sowie der Turm stammen aus dem 13. Jahrhundert. Ausdrucksvolle Wandgemälde etwa um 1250 sowie die schweren Pfeiler mit den Kapitellen lassen die Gläubigkeit unserer Vorfahren erkennen. In der Apsis über dem schlichten Altar zeigt ein Fresko den Heiland auf dem Thron, umgeben von der leuchtenden Mandorla, von den Evangelistensymbolen, sowie von Heiligen Aposteln und Propheten. Beeindruckend sind auch die Eingangsportale über den jeweiligen Eingängen sowie dem Zugang vom Turm in das Kirchenschiff.

Nach Norden hin wurde die Kirche durch einen kuppelförmigen Anbau erweitert. Hierzu wurde die Langwand bis auf die Pfeiler des Seitenschiffes geöffnet, so das der neue, größere Kirchenraum von hier zu begehen ist. Auf Rundsäulen mit verzierten Kapitellen ruht das Kuppeldach und lässt von oben durch Öffnungen Licht in die Kirchenerweiterung.

Die Kirche St. Blasius bildet mit den Kirchen St. Nikolaus Beckum, St. Antonius Eisborn, St. Barbara Mellen und St. Michael Volkringhausen zusammen den Pastoralverbund Balver Land, der zum Dekanat Märkisches Sauerland gehört. Die ebenfalls zu Balver Ortschaften gehörenden Gemeinden Heilige Drei Könige Garbeck und St. Johannes Langenholthausen werden mit den katholischen Kirchengemeinden der Neuenrader Ortschaften Küntrop, Affeln, Altenaffeln und Blintrop zum Pastoralverbund Oberes Hönnetal zusammengefasst.

Pfarrkirche Hl. Drei Könige in Garbeck

Weitere Kirchen in Balve

  • Evangelisch-Lutherisch: Balve verfügt über eine Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Gemeindezentrum: Hönnetalstraße 32).
  • Weitere christliche Gemeinschaften: Eine Neuapostolische Gemeinde, eine Freikirchliche Gemeinde und die Zeugen Jehovas.
  • Türkisch-Islamisch: Der Türkisch-Islamische Glaubensverein verfügt in Balve über einen eigenen Gebetsraum. Die nächste Moschee befindet sich in Iserlohn.
  • Jüdisch: Die nächstliegende jüdische Gemeinde hat ihren Sitz in Dortmund. Eine Synagoge wurde dort ebenfalls wieder errichtet. Der alte jüdische Friedhof in Balve befindet sich unterhalb des Krankenhauses.

Herausragende Ereignisse

  • Orkan Kyrill 2007:
Am 18. und 19. Januar 2007 wurde auch Balve von einer Naturkatastrophe, dem Orkan Kyrill, heimgesucht. Dabei wurden die Wälder um Balve, insbesondere der Balver Wald schwerstens in Mitleidenschaft gezogen. Viele Waldbestände, insbesondere in den Höhenlagen, wurden völlig zerstört und wirkten wie „glatt rasiert“. Menschen kamen in Balve nicht zu Schaden. Die Aufbauarbeiten benötigen Jahre, die Gefahr schwerer Waldbrände ist deutlich erhöht. Der Charakter der Wälder um Balve verändert sich durch die zwangsläufig eintretende Naturverjüngung grundlegend.
  • Stadtbrand von 1789:
Der Brand entstand am 23.07.1789 im Hause eines Wirtes im Vorfeld des Schützenfestes. Es wurde Fahrlässigkeit vermutet, böswillige Brandstiftung wurde ausgeschlossen. Zur Verbreitung trug die Bauart (Strohdächer) und die enge Bebauung der Häuser innerhalb des Festungsgevierts bei. "Eine entsetzliche Verheerung bot sich nach dem Brande dem Auge dar. Von 85 Häusern waren 64 Gebäude und 25 Nebengebäude zerstört". Die meisten Bewohner retteten nur ihr nacktes Leben. Aus den umliegenden Dörfern wurde den Balvern in den folgenden Monaten tatkräftige Hilfe geleistet.
Beim Neuaufbau waren folgende Gesichtspunkte maßgeblich: Größere Ausdehnung des Ortes im Interesse des Feuerschutzes und eine "regelmäßigere schönere Bauart im Innern der Stadt. Zu dem ersten Zwecke war unbedingt die Niederlegung der alten Stadtmauer nötig", deren Mauern zum Abbruch verkauft wurden: Oberstes Tor = 35 Thaler, niederstes Tor = 36 Thaler. Die Ausdehnung der Stadt erfolgte in Richtung Mühlenkamp, da die anderen Flächen beste Gärten und Wiesen enthielten. Die Abstände zwischen den Häusern sollten vergrößert, keine Rauchfänge und Miststätten mehr geduldet und die neuen Häuser mit der Front in einer Linie aufgestellt werden. Der Stadtplan wurde demnach von Landvermesser Gipperich entworfen. Festgelegt war, dass jeweils nur zwei Häuser unmittelbar aneinander gebaut werden durften, dann erfolgte ein Zwischenraum von 40 Fuß. Aufgrund erheblicher Proteste und Einwendungen sowie eigenmächtiger Baumaßnahmen von Bürgern, die ihre Gesundheit nicht unter freiem Himmel aufs Spiel setzen wollten, kam es zu Verzögerungen. Dennoch wurde der Bauplan im Wesentlichen eingehalten. "Nach und nach erhob sich Balve aus den Ruinen. Seine neue Gestalt war schöner als die alte". Am 19.12.1789 wurden zwei Nachtwächter eingestellt, die zu bestimmten Stunden zu blasen hatten. Ein Jahrzehnt später wurde die breite und gerade Magistrale durch die Mitte des Ortes angelegt (nach A. Höynck, "Central-Volksblatt Nr. 89 von 1886).
Balve wurde von vielen schweren Feuersbrünsten heimgesucht. Allein im Zeitraum von 1584 bis 1599 erfolgten vier schwere Brände, vier weitere in den Jahren 1607, 1623, 1707 und 1787. Ein weiterer Brand im Jahr 1703 brach im Haus des Bürgermeisters Ludwig Kramer aus. Der verheerendste Stadtbrand war jedoch der von 1789.
Mausoleum des Landdrosten Henneke-Schüngel (1704)
  • Franzosenbelagerung 1761:
Im siebenjährigen Krieg wurde Balve zehn Tage lang von den Franzosen besetzt, die am 24. Juni 1761 auf dem Kirchhof eine Feldbäckerei und Metzgerei anlegten. Dazu wurde die 2,5 m hohe Kirchhofsmauer „aus dem Grund gebrochen“, die Kirchenbänke aus der Kirche gerissen, das Mehlmagazin in die Kirche verlegt. Sämtliche Bäume wurden gefällt. Es wurden 42 große Backöfen errichtet, jeder Ofen mit drei Schornsteinen. Der Gottesdienst fand in dieser Zeit im Mausoleum statt, dem sog. „Wocklumer Häuschen“. Die französische Besatzung nahm teil. Auf die Balver machte es einen „besonderen Effekt“, als das ganze französische Regiment das Veni creator spiritus sang. [4]

Zitate

Datei:Bürgereid Balve.jpg
Bürgereid Balve (1644, Abschrift von 1681)
  • "Als Hansestadt ( 'Balve ist eine freie Hansestadt und geht unter Arnsperg' ) war die Stadt Balve in das westfälische Handels- und Wirtschaftssystem eingebunden. Kaufleute und Fuhrleute transportierten ihre Waren über die holprige „Salzstraße“ (strata regia et publica, auch Heeres- oder Völkerstraße genannt), die das Rhein-Maingebiet mit dem Hellweg verband. Davon profitierte das produzierende und handelnde Gewerbe der Stadt, aber auch die Landwirtschaft. Etwa zwei Dutzend Gasthäuser und Wirtschaften boten Durchreisenden Herberge und trinkfrohe Unterbrechung. Balves Bürger allerdings waren einer strengeren Ordnung unterworfen" (Hans-Hermann Hochkeppel, [1]). Nach kurkölnischen Gepflogenheiten hatten die Bürger einen Eid auf die Landesverfassung abzulegen ("Bürgereid von Balve", Erstveröffentlichung).

Persönlichkeiten

Stadtbrunnen in der Nähe der Sparkasse
Hoffmeister-Pröpper Brunnen

Ehrenbürger

  • Hermann Schüler (* 10. August 1840, † ?. Juni 1926), jüdischer Kaufmann
  • Franz Amecke (* 25. August 1861, † 18. Februar 1933), Dechant
  • Wilhelm Boeddicker, Dechant
  • Josef Pütter (* 13. Juni 1890, † 31. August 1982), Heimatforscher
  • Theodor Pröpper (* 26. Mai 1896, † 31. Juli 1979), Kirchenmusikdirektor
  • Dieter Graf Landsberg-Velen (* 17. Dezember 1925), Vizepräsident des NOK (Nationales Olympisches Komitee), Ehrenpräsident des Malteser Hilfsdienst Deutschland und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung

Söhne und Töchter der Stadt

  • Franz Cramer (* 6. Juni 1740, † 6. Februar 1796 in Köln), Benediktiner, Professor in Bonn.
  • Franz Anton Höynck (* 23. August 1842, † 17. Oktober 1920 in Paderborn), Geistlicher und Landesgeschichtsforscher.
  • Dr. Joseph Grendel SVD (* 08. Januar 1878), 4. Generalsuperior der Steyler Missionare
  • Franz Lenze (* Oktober 1910), Politiker (CDU), MdB von 1953 bis 1972
  • Brigitte Herrmann (* 04. November 1950), Politikerin (Die Grünen), MdL von 1995 bis 2005
  • Christa Biederbick (* 1940) ist eine deutsche Künstlerin.
  • Thomas Pröpper (* 6. Oktober 1941), katholischer Dogmatiker und Fundamentaltheologe
  • Franz-Georg Rips, (* 1. April 1949), Direktor des Deutschen Mieterbundes

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Quellen

  1. a b c d e f g h i j k Zur Geschichte der Stadt und des Amtes Balve
  2. a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Gemeinden NRW, Ausgabe 2005
  3. Zitat Dr. Richter in der Ausgabe der Westfalenpost vom 3. Juli 2006
  4. Balve – Buch vom Werden und Sein der Stadt. Dr. Hans Menne: Beiträge zur Kulturgeschichte der Pfarrei Balve, p. 228 ff. Herausgegeben zur 500-Jahr-Feier der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1930. Hrsg. Hans Menne. Druck: Breer & Thiemann, Hamm 1930. Neudruck durch den Arbeitskreis Rumänienhilfe der Kolpingsfamilie Balve im Jahr 1993, Zimmermann-Druck+Verlag, Balve
  • Geschichten aus der alten Zeit, Arbeitskreis Rumänienhilfe des Kolpingsfamilie, Balve 1995

Literatur

Commons: Balve – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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