Abendmahl
Das Abendmahl gehört zu den Sakramenten der christlichen Kirche. In den christlichen Konfessionen wird es unterschiedlich verstanden; es gibt keine von allen christlichen Kirchen akzeptierte Definiton des Abendmahls. Allerdings kann man die Konfessionen auch nach ihrem Abendmahlsverständnis unterscheiden. Das Abendmahl wird mit Brot und Wein gefeiert. Traditionell verwendet man dazu Hostien aus ungesäuertem Teig. In vielen Gemeinden wird aus Rücksicht auf Kinder und Alkoholiker kein Wein, sondern Traubensaft zum Abendmahl gereicht.
Das Abendmahl steht im Zusammenhang mit dem Passamahl (2. Mose 12). Im Neuen Testament wird seine Einsetzung durch Jesus Christus berichtet (Markus 14, 12-25 und Parallelstellen). Jesus hat das Abendmahl wohl ursprünglich als messianisches Mahl gefeiert, d.h. als Verheißung und Vergegenwärtigung des Reich Gottes, die allen Menschen gilt, unabhängig von ihrer Herkunft, ihren Leistungen und Taten. Jesus hat das betont, indem er mit Randfiguren der damaligen Gesellschaft (Prostituierten, Kollaborateuren, schuldig Gewordenen) gegessen hat. Nach dem Tod und der Auferstehung Jesu haben seine Jünger und Jüngerinnen dieses messianische Mahl weiter gefeiert.
Sehr bald wandelte sich das Verständnis des Abendmahls vom Verheißungszeichen der uneingeschränkten Gemeinschaft und des kommenden Gottesreiches in eine Mysterienfeier, in der Jesus selbst präsent ist. Ignatius von Antiochien (2. Jh. n. Chr.) nannte das Abendmahl eine "Arznei der Unsterblichkeit". Justin (ca. 110 - ca. 165) verstand Brot und Wein im Abendmahl als Leib und Blut Jesu und führte den Gedanken des Meßopfers ein, das durch einen Priester dargebracht werden muss (d.h. nicht von Laien). Ab dem 9. Jh. glaubte man an eine Wandlung von Brot und Wein durch die priesterliche Konsekration, das führt zu der im Katholizismus bis heute verbreiteten Vorstellung, dass Christus in jeder Hostie real gegenwärtig ist (Transsubstantiation, im 4. Laterankonzil 1215 zum Dogma erhoben). Das führt dazu, dass der Kelch den Laien entzogen wird; nur der Priester trinkt den Wein, damit nichts vom Blut Jesu verschüttet wird. Das Sakrament wirkt durch seinen korrekten, der Einsetzung gemäßen Vollzug, im lateinischen Fachbegriff: ex opere operato. Deshalb darf das Sakrament nur vom Priester eingesetzt werden. Martin Luther (1483-1546) hat mit diesem Verständnis des Sakramentes gebrochen, sich aber nicht völlig von der Vorstellung gelöst, dass man mit Brot und Wein auch Leib und Blut Jesu zu sich nimmt. Seine klassisch gewordene Formel ist, dass man in, mit und unter Brot und Wein auch Fleisch und Blut Jesu konsumiert. Das bedeutet, dass Brot und Wein vor und nach dem Abendmahl nichts anderes sind als Brot und Wein und nur im Augenblick des Genusses zu Fleich und Blut Jesu werden. Die Reformierten vertraten dagegen die Auffassung, dass Brot und Wein nur Zeichen für Jesus seien. Wenn Jesus sagt: "Das ist mein Leib, so ist dieses ist als bedeutet zu verstehen, so Ulrich Zwingli (1484-1531). Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl.
Für die katholische Kirche ist also in der konsekrierten Hostie Jesus real gegenwärtig und bleibt es auch nach der eigentlichen Abendmahlsfeier, weshalb die Hostien im Tabernakel verschlossen und auch als Repräsentation Jesu angebetet werden (vgl. auch Fronleichnam). In der evangelisch-lutherischen Kirche ist Jesus im Augenblick des Verzehrs der Hostie bzw. des Brotes gegenwärtig, wobei diese Vorstellung in den lutherischen Gemeinden sicher nicht mehr durchgängig anzutreffen ist. In der evangelisch-reformierten Gemeinde ist das Abendmahl eine Erinnerung an Jesus.
Durch die enge Verknüpfung mit Sterben und Tod Jesu (Jesus setzt das Abendmahl kurz vor seinem Tod ein) wird das Abendmahl auch mit der Vergebung von Sünde und Schuld verbunden.
Ein zeitgenössisches Verständnis des Abendmahles ist z.B. das des evangelischen Theologen Ernst Lange (1927-1974). Er definiert Abendmahl anhand des Satzes "Geber und Gabe des Abendmahls ist Jesus Christus selbst" folgendermaßen: Im Abendmahl geschieht nichts und wird nichts mitgeteilt, was nicht auch in den anderen Akten des christlichen Gottesdienstes geschieht. Nicht Sachen, heilige Dinge, heilige Substanzen sind Gabe des Abendmahls, sondern eine Person. Die Art und Weise, wie eine Person sich der anderen Mitteilt, ist die Weise der Liebe. "Das Abendmahl ist eine in eine Gleichnishandlung gefasste Liebeserklärung Christi". Das Abendmahl ist nicht der besondere Moment, in dem Jesus zur Gemeinde tritt, sondern in dem die Gemeinde und der Einzelne zu Jesus tritt. Das bedeutet, das Abendmahl unterscheidet sich von den Akten christlichen Gottesdienstes wie Wort (Bibellesung, Predigt) und Taufe nicht dem Inhalt, sondern nur der Funktion nach.