Zum Inhalt springen

Wiktor Juschtschenko

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Dezember 2004 um 20:09 Uhr durch Steschke (Diskussion | Beiträge) (stimmt nicht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

thumb|Wiktor Juschtschenko während der "Orangen Revolution" in KiewWiktor Andrijowitsch Juschtschenko (ukrainisch: Віктор Андрійович Ющенко Aussprache/?, russisch: Виктор Андреевич Ющенко, * 23. Februar 1954 in Choruschiwka, Sumska Oblast, Ukraine) ist ein ukrainischer Politiker. Er ist Vorsitzender des Oppositionsblocks Unsere Ukraine (ukrainisch Наша Україна (Nascha Ukraina)) und kandidiert in dieser Funktion für die Präsidentschaft.

Werdegang

Das Orangene Band - Symbol der Solidariät mit der Demokratiebewegung in der Ukraine
Das Orangene Band - Symbol der Solidariät mit der Demokratiebewegung in der Ukraine

Wiktor Juschtschenko wurde 1954 in Choruschiwka an der Grenze zu Russland im russischsprachigen Sumsker Gebiet als Kind eines Lehrerpaars geboren.

Er erzählt, dass er in seiner Kindheit Kühe und Schweine gehütet habe. 1975 schloss er sein Studium am Finanztechnischen Institut in Ternopil ab, dort war er in der Abteilung für Marxismus//Leninismus tätig. Anschließend arbeitete er zwei Monate als Buchhalter in einem Kolchos in der Oblast Iwano-Frankiwsk; nach dem Ableisten des Armeedienstes war er von 1976 bis 1985 in einer Niederlassung der Staatsbank im Dorf Uljaniwka in seiner Heimatoblast Sumschina tätig, zunächst als Abteilungs-Ökonom, ab 1977 als Abteilungsleiter. 1985 bis 1987 war er als stellvertretender Abteilungsleiter der Staatsbank in Kiew für landwirtschaftliche Fragen wie Kolchosenkredit- und –finanzierungswesen zuständig. Ende 1987 wechselte er zur ukrainischen Republikzentrale der Agroprombank der Sowjetunion; seit 1990 war er stellvertretender Abteilungsleiter der als kommerzielle Aktiengesellschaft organisierten Landwirtschaftsbank Ukraina in Kiew.

Im Januar 1993 wurde Juschtschenko zunächst Abteilungsleiter, später (1997) Vorsitzender der ukrainischen Nationalbank. 1998 erschien seine Dissertation zum Thema Entwicklung von Geldangebot und -nachfrage in der Ukraine.

Vom 22. Dezember 1999 bis 29. Mai 2001 war Wiktor Juschtschenko Premierminister der Ukraine. Er initiierte marktwirtschaftliche Reformen, gilt als Vater der stabilen Währung und machte sich einen Namen bei der Bekämpfung der Korruption, wodurch er für die Oligarchen im Osten der Ukraine eine ernsthafte Gefahr darstellte. Durch ein Misstrauensvotum verlor er dieses Amt; es wird im Land darüber spekuliert, dass der populäre und westlich orientierte Politiker durch diese Kampagne von einer Präsidentschaftskandidatur und einem möglichen Wahlsieg abgehalten werden sollte. Juschtschenkos Nachfolger im Amt des Premierministers wurde der aus Mikolajew stammende Anatoli Kinach (Partei der Industriellen und Unternehmer Ukraine/PIUU).

Seit Mai 2002 ist Juschtschenko Parlamentsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der Oppositionspartei Unsere Ukraine; seit Juni 2002 Mitglied des Komitees für Bürgerangelegenheiten, nationale Minderheitenfragen und internationale Beziehungen. Darüber hinaus ist er in zahlreichen weiteren Komitees aktiv und erhielt mehrere Preise (Medaille der Stadt Athen) und Ehrenbürgerschaften (Ternopil, Lemberg) sowie zwei Ehrendoktorwürden.

Juschtschenko unterhält enge Beziehungen zum Präsidenten Georgiens Micheil Saakaschwili und dessen Partei, der Nationalen Bewegung - Demokraten.

Wiktor Juschtschenko war zuerst mit dem Patenkind Swetlana Kolenik seines Förderers Vadim Getman verheirat und ist in zweiter Ehe verheiratet mit der in den USA geborenen Katherina Juschtschenko-Tschumatschenko. Er hat aus beiden Ehen drei Töchter und zwei Söhne sowie eine Enkeltochter. Der jüngste Sohn wurde am 25. März 2004 geboren.

Dioxinvergiftung

Seit September 2004 leidet Juschtschenko an einer Krankheit, die seine Organe lebensgefährlich angegriffen und sein Gesicht fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt hatte. Erste Anzeichen der Krankheit wurden am 6. September 2004 festgestellt, als Wiktor Juschtschenko ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Am Abend zuvor hatte er sich zu einem Abendessen mit Igor Smeschko, dem Chef der ukrainischen Staatssicherheit getroffen. Dieser hatte um das Treffen gebeten, um Juschtschenko "eminent wichtige Informationen" mitzuteilen. Während der Nacht traten die ersten Symptome der Vergiftung auf: Juschtschenko litt unter Unterleibs- und Rückenschmerzen, Gesichtsmuskeln waren gelähmt, er erbrach sich häufig. Vier Tage später ließ er sich in das Wiener Rudolfinerhaus bringen. Die Ärzte dort stellten Entzündungen in Magen, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und im Ohr fest. Die Leber war geschwollen und ein Gesichtsnerv gelähmt. Durch die Krankheit fiel er im Präsidentschaftswahlkampf vier Wochen aus.

Die Ursachen für die Krankheit war lange nicht geklärt. Die Symptome wurden von den behandelnden Ärzte als so gravierend bezeichnet, dass die von einer der "zivilen Medizin" nicht bekannten Krankheit sprachen. Nikolai Korpan vom Rudolfinerhaus ergänzte am 9. Dezember 2004: "Die Vermutung einer Vergiftung ist bis heute weder bestätigt noch ausgeschlossen worden", von einer Vergiftung müsse jedoch ausgegangen werden. Nach einer weiteren Untersuchung im Wiener Rudolfinerhaus teilten die behandelnden Ärzte am 11. Dezember 2004 mit, dass es sich bei der Erkrankung Juschtschenkos um eine Dioxinvergiftung handle. Ersten Angaben der Ärzte zufolge sei in seinem Blut und Gewebe das 1000-fache der normalen Konzentration an Dioxin gefunden worden. Späteren Medienberichten zufolge sei jedoch das 6000-fache der normalen Konzentration in Juschtschenkos Körper gelangt.

Die Ärzte der Wiener Klinik gehen davon aus, dass Juschtenko absichtlich vergiftet wurde. Die für die festgestellen Dioxinwerte notwendige Menge hätte relativ einfach in einer Suppe verabreicht werden können. Die Schäden im Verdauungstrakt deuten für die Mediziner darauf hin, dass Juschtschenko das Gift Anfang September über den Mund aufgenommen habe.

Am 17. Dezember 2004 wurde vom Präsidenten des Wiener Rudolfinerkrankenhauses Michael Zimpfer bekannt gegeben, dass es sich bei dem verwendeten Dioxin um TCDD handelte. Drei Labors seien übereinstimmend zu diesem Ergebnis gekommen. Weil das Gift in so hoher und reiner Form im Blut Juschtschenkos nachgewiesen worden sei, könne eine natürliche Vergiftung ausgeschlossen werden.

TCDD gilt als das gefährlichste der 17 besonders giftigen Dioxine und kann im Tierversuch schon in einer Konzentration von einem millionstel Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich sein. Es ist Bestandteil des Unkrautvertilgungsmittels "Agent Orange" und verursacht neben Chlorakne auch Leberschäden.Wikinews

Präsidentschaftswahlen 2004

siehe: Präsidentschaftswahlen in der Ukraine, 2004