Otto Rehhagel
Otto Rehhagel (* 9. August 1938 in Essen) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler.
Spieler
Von 1963 bis 1965 spielte er bei Hertha BSC Berlin. Von 1966 bis 1972 spielte er für den 1. FC Kaiserslautern. Er absolvierte in seiner Zeit als Spieler insgesamt 201 Bundesliga-Spiele, in denen er 22 Tore schoß.
Trainer (Deutschland)
Seit dem 2. April 1974 ist er als Trainer aktiv, bis zum 9. Dezember 1975 bei Kickers Offenbach, ab dem 29. Februar 1976 für kurze Zeit bei Werder Bremen, danach bis zum 10. Oktober 1978 bei Borussia Dortmund, danach beim DSC Arminia Bielefeld, bis zum 12. Dezember 1979, als er Trainer bei Fortuna Düsseldorf wurde. Ab dem 5. Dezember 1980 war er dann wieder als Trainer bei Werder Bremen tätig. Seine letzte Saison dort war 94/95, wonach er bei Bayern München Trainer wurde, bis zum 28. April 1996. Ab der Saison 1996/97 war er bis zum 1. Oktober 2000 beim 1. FC Kaiserslautern tätig.
Seine größten Erfolge konnte Rehhagel als Trainer feiern. 1992 holte er mit Werder Bremen den Pokal der Pokalsieger. Er wurde dreimal DFB-Pokalsieger: 1980 mit Fortuna Düsseldorf sowie 1991 und 1994 mit Werder Bremen. Dreimal gewann er die deutsche Meisterschaft: 1988 und 1993 mit Werder Bremen sowie 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte gewann damit ein Verein als Aufsteiger sofort die Meisterschaft. Der von ihm erarbeitete UEFA-Cup-Sieg mit Bayern München (1996) blieb ihm verwehrt, da er wenige Tage vor dem Cupgewinn wegen eines vereinsinternen Streits entlassen wurde.
Insgesamt hat Otto Rehhagel 820mal als Bundesliga-Trainer auf der Bank gesessen. Er hält damit den Ligarekord mit einem komfortablen Vorsprung von 255 Spielen vor Erich Ribbeck. Zählt man seine Einsätze als Spieler mit, so war er als bisher einziger Mensch über 1000mal in der Bundesliga dabei. Er ist der Trainer mit den meisten Siegen (388), den meisten Unentschieden (206), den meisten Niederlagen (230), den meisten Toren (1473) und den meisten Gegentoren (1142) der Bundesligageschichte. Er war Trainer des Verlierers bei der höchsten Bundesliga-Niederlage (Borussia Dortmund, 0:12 gegen Borussia Mönchengladbach am 29.4.1978), aber später auch Trainer der Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren (Werder Bremen, 1987/88, 22 Gegentore in 34 Spielen, Rehhagel prägte für sein System den Namen "kontrollierte Offensive") und Trainer der Torschützenkönige Rudi Völler (1982/83) und Mario Basler (1994/95).
Trainer (Griechenland)
Seit 2001 ist er Trainer der griechischen Nationalmannschaft. Sein Debüt als griechischer Nationaltrainer am 5. September 2001 beim WM-Qualifikationsspiel in Finnland missglückte jedoch mit einem 1:5 gegen die Nordeuropäer. Am 11. Oktober 2003 konnte sich das Team jedoch beim letzten EM-Ausscheidungsmatch gegen Nordirland für die EM 2004 qualifizieren. Bis zur EM waren die Griechen in 15 Spielen ungeschlagen.
Otto Rehhagel sorgte bereits im Eröffnungsspiel mit einem 2:1 Erfolg gegen die portugiesische Nationalmannschaft für eine vor allem in Griechenland gefeierte Sensation und erreichte auf Grund eines besseren Torverhältnisses das Viertelfinale. Im weiteren Verlauf des Turniers bezwang die griechische Nationalmannschaft durch konsequente Manndeckung und ihr herausragendes Defensivverhalten die hoch gehandelten Favoriten aus Frankreich und Tschechien. Sie stand damit im Endspiel gegen die Gastgeber aus Portugal und entkräftete damit Kritiken wegen ihrer veralteten Spielweise.
Am 4. Juli 2004, auf den Tag genau fünfzig Jahre nach dem Wunder von Bern, wurde der inzwischen als Ehrenbürger von Athen ausgezeichnete Trainer als Außenseiter Europameister, indem er durch einen erneuten Sieg gegen die portugiesische Nationalmannschaft für eine der größten Überraschungen in der europäischen Fußballgeschichte sorgte. Otto Rehhagel war damit der erste ausländische Trainer, der mit einer Nationalmannschaft Europameister wurde.
Auf Grund dieses Triumphes wird Otto Rehhagel nun nicht nur Torhagel (auf Grund der 0:12 Niederlage von Borussia Dortmund 1978 gegen Borussia Mönchengladbach), sondern bevorzugt auch König Otto oder Rehakles (Ableitung von Herakles) genannt.
Das Angebot des DFB, Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft zu werden, lehnte Otto Rehhagel am 10. Juli 2004 ab. Rehhagel hat in Griechenland noch einen Vertrag bis 2006. Zuvor hatte der griechische Verband EPO lange angekündigt, eine Freigabe nicht erteilen zu wollen. Sogar die stellvertretende Kulturministerin Griechenlands Fani Palli-Petralia wirkte auf Rehhagel ein: "Notfalls werden wir Sie am Dach des Olympiastadions festbinden, damit Sie nicht weggehen." In Deutschland wäre Rehhagel als Nationaltrainer wohl nicht von allen akzeptiert worden. Vielfach wurde gegen ihn eingewendet, dass er keinen modernen Fußball spielen lasse. Insbesondere die Defensivausrichtung und die Rückkehr zum Spiel mit Dreierkette und Libero wurden kritisiert. Ebenso wurde die Ansicht vertreten, gegen Rehhagel spräche sein Mangel an einer in der heutigen Zeit vermeintlich unabdingbaren Kooperationsbereitschaft mit den Medien. Auf Kritik zu seiner älteren Taktik reagierte in einem Interview mit dem Satz "Modern spielt, wer gewinnt."
Am 8. August 2004 durfte er die Olympische Fackel über die 2500 m lange Brücke Harilaos Trikoupis von Antirio nach Rio (Griechenland) tragen.
Bekannte Rehhagel-Zitate
Otto Rehhagel ist besonders bekannt durch seine markigen Sprüche gegenüber Journalisten:
- "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen."
- "Wir spielen am Besten, wenn der Gegner nicht da ist."
- "Leichte Bälle zu halten ist einfach. Schwierige Bälle zu halten, ist immer schwierig."
- "Wozu braucht meine Mannschaft Doping? Sie hat ja mich."
- "Ich brauche Spieler, die am Ball besser sind als am Mikro."
- "Wenn ich heute fünf Talente einbaue und mehrere Spiele hintereinander verliere, dann lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran."
- "Geld schießt keine Tore."
- "In diesem Geschäft gibt es nur eine Wahrheit: Der Ball muß ins Tor."
- "Die Wahrheit liegt auf dem Platz."
- "Die Entscheidungen, die ich treffe, sind immer richtig."
- "Jeder kann sagen, was ich will."
- "Ich kann überall arbeiten. Die Plätze sind überall gleich lang und gleich breit."
Während der Euro 2004:
- "Ich glaube, ich kann mit meinem Auto in Athen jetzt wieder die Busspur benutzen." (nach dem 2:1-Sieg der Griechen gegen Gastgeber Portugal)
- "Wenn wir zwei Mal gewinnen, wollen sie gleich Europameister werden, und wenn wir zwei Mal verlieren, wollen sie sich gleich ins Meer stürzen." (über die griechischen Fans und ihr südländisches Temperament)
- "Die Griechen haben die Demokratie erfunden. Ich habe eine demokratische Diktatur eingeführt" (zur Frage, wie er denn die Mannschaft geformt habe)
- "Früher hat jeder gemacht, was er will. Jetzt macht jeder, was er kann" (über die griechischen Spieler)
- "Wir haben den Franzosen das angeboten, was sie noch nicht kannten. Wir sind näher ran gegangen an die Leute." (nach dem 1:0-Sieg gegen Frankreich)
- "Es gibt den Spruch: Man spielt nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Wir haben es nicht zugelassen." (über die griechische Taktik)
- "Modern spielt, wer gewinnt." (über die angeblich altertümliche Spielweise der Griechen)