Exorzismus
Der Exorzismus ist die religiöse Praxis des Austreibens von Geistern und Dämonen aus Menschen und Dingen, die angeblich von diesen besessen sind. Verbreitet ist der Exorzismus in vielen Religionen, auch im Judentum und Christentum.
Zu biblischen Zeiten gab es Rabbiner, deren Hauptaufgabe der Exorzismus war und die in dieser Eigenschaft durchs Land zogen.
Auch im neuen Testament wird die Existenz von Dämonen als selbstverständlich betrachtet. In Ephes. 6,12 werden sie "Herren der Welt" genannt. Das gibt Jesus die Gelegenheit, sein Können als erster Exorzist des Christentums unter Beweis zu stellen. Dies wird z.B. in Mk 1,23-39 beschrieben. Mk 1,39: Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus. Auch seine Jünger erhalten von ihm die Macht, Dämonen auszutreiben (Mk 3,15).
In der Frühzeit des Christentums war der Exorzismus weit verbreitet, und es wurde speziell hierfür das Amt des Exorzisten geschaffen. Die meisten größeren Gemeinden hatten zumindest einen Exorzisten. Exorzismus wurde auch an abtrünnigen Christen wie der Prophetin Priscilla ausgeübt. Kirchenvater Tertullian forderte, angeblich von Dämonen besessene Christen vor Gericht zu bringen, wo sie dann vor der Wahl stehen sollten, entweder die Besessenheit zuzugeben oder getötet zu werden.
Das Kreuzzeichen war (und ist) für die Christen eines der wichtigsten Mittel, um die Dämonen zu vertreiben. Weitere Mittel sind: Der Name Christi, das Taufsiegel, Anblasen, Ausspucken, Räuchern (auch andere Gerüche), Erz, Eisen, Feuer, Knoblauch, Zwiebeln, Verzicht auf Schweinefleisch, Glockenläuten etc.
Auch heute noch ist der Exorzismus Teil der offiziellen katholischen Lehre. Mehrere hundert Exorzisten stehen noch im Dienst der Kirche. In Form der Abschwörung, also der Dämonenaustreibung vor der Taufe, ist sie allgemein üblich, d.h. ungetaufte Kinder werden generell als von Dämonen besessen angesehen.
Aber auch Erwachsene, die an Geisteskrankheiten leiden oder denen zumindest ein nach christlicher Auffassung abnormes Verhalten attestiert wird, werden manchmal noch exorzistischen Ritualen unterworfen. Dabei kommt es nicht selten zu Todesfällen, die aber hinsichtlich der Schadwirkung sicherlich nur die Spitze des Eisberges darstellen. Neben der direkten Schädigung während des Exorzismus-Rituals ist sowohl an geistige Spätschäden wie auch an Schäden durch die möglicherweise unterbleibende Behandlung der Erkrankung durch kompetente Ärzte und Therapeuten zu denken.
Bekanntestes Opfer in Deutschland dürfte Anneliese Michel sein, die an Epilepsie litt und 1976 nach einer vom Würzburger Bischof Josef Stangl angeordneten Teufelsaustreibung, die einherging mit völliger Vernachlässigung der körperlichen Bedürfnisse und Verstärkung der geistigen Verwirrung, verstarb.
In den USA sind seit 1995 mindestens fünf Menschen durch Exorzismus gestorben.
Mit "Der Exorzist" (1973) und seinen Nachfolgern haben sich mehrere Kinofilme mit diesem Thema beschäftigt und einen großen Publikumserfolg erzielt. Stets wird hier die Besessenheit einer Person als Tatsache dargestellt.
Quellen
- Die Bibel (Einheitsübersetzung)
- Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 3, Karlheinz Deschner, ISBN 3-499-60244-X