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Geschichte Spartas

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Hoplit, 5. Jhdt. v. Chr. Sparta

Bronzezeit

Als älteste Einwohner werden die Pelasger genannt; frühzeitig gründeten die Phönizier Niederlassungen an der Küste Lakoniens, um die dort häufigen Purpurschnecken zu sammeln. Diesen folgten kleinasiatische Griechen, Leleger genannt, und Einwanderer von Norden her. Die durch die Einwanderungen vermehrte und veränderte Bevölkerung wird in der ältesten Überlieferung unter dem Namen "Achaier" zusammengefasst (um 1580 v. Chr.). Ihr sagenhaftes Herrschergeschlecht waren die Tyndariden, dann die Atriden (der Atride Menelaos).

Infolge der Dorischen Wanderung (1104 v. Chr.) besiedelten die Dorier Sparta. Nach der Sage fiel Lakonien den beiden Söhnen des Aristodemos, Eurysthenes und Prokles, zu. In Wirklichkeit war die erste dorische Eroberung unvollständig. Die Achaier behaupteten sich in einem großen Teil Lakoniens; die Dorier setzten sich zunächst bloß am rechten Ufer des Eurotas fest, wo sie als feste Niederlassung Sparta gründeten.

Archaische Zeit

In der Eisenzeit (von der Zerstörung Mykenes 1200 v. Chr. bis ca. 750 v. Chr., Werke Homers) setzte ein allgemeiner Niedergang in ganz Griechenland ein. Städte und Anlagen wurden zerstört, Wissen ging verloren. Die Stämme zersplitterten zunehmend, es kam zu immer mehr Kleinkriegen. Da die Erde fruchtbar genug war, um Subsistenzwirtschaft zu ermöglichen, waren die Griechen nicht zu weitreichender Kooperation gezwungen. Durch Erbteilung, die zu immer kleinerem Grundbesitz führte und durch die jene, die keine anderen Mittel außer ihrer kleinen Ackerflur besaßen, bei den wenigen, denen diese zufällig zur Verfügung standen, Schulden aufnehmen mussten, konzentrierte sich der Besitz auf immer weniger Menschen und es kam schließlich deswegen zur Sklaverei aus Armut unter den Griechen.

Diese unfertigen Zustände stürzten den jungen Stadtstaat Sparta in ein Chaos, aus dem ihn erst die Gesetzgebung des Lykurg (Rhetra, in der Forschung umstritten; insbesondere die Person des Lykurg ist vermutlich nicht historisch) herausriss. Diese Rhetra ist tatsächlich so, wie sie bestand, nicht auf einmal angeordnet, sondern allmählich entstanden. Sie stellte den inneren Frieden her und begründete eine neue Staatsordnung auf der Vorherrschaft und strengen Organisation der dorischen Bevölkerung, der Spartiaten. Diese wurden in der Mitte des Landes vereinigt und 4.500 (später 9.000) gleiche Ackerlose unter sie verteilt, über welche sie weder durch Kauf oder Verkauf noch durch Schenkung oder Testament frei verfügen durften. Sinn dieser Aufteilung war die Verhinderung einer neuen Besitzkonzentration und einer neuen Armut.

Karte des Peloponnes

Durch das Übergewicht der dorischen Spartiaten wuchs Lakonien erst zu einem dorischen Staat zusammen. Das gesteigerte Stammesgefühl traf sich mit der auf kriegerische Tüchtigkeit und Tatkraft gerichteten Lebensordnung und erweckte und nährte den Eroberungsgeist der Spartaner.

Der erneuerte Kampf mit den alten Einwohnern hatte die völlige Unterwerfung derselben zur Folge. Durch Grenzstreitigkeiten entstanden die Kriege mit Messenien (735-715 und 650-620 v. Chr.), die mit der Unterjochung dieses Landes endeten. Jahr für Jahr wurde Messenien der Krieg erklärt und Heloten dorthin zur „Übung“ gejagt (Krypteia). Heloten galten als "öffentliche Sklaven" oder doch wenigstens als Bevölkerung, die zwischen Freiheit und Sklaverei stand. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. wurde zusätzlich die Hopliten-Ordnung eingeführt, die Sparta zur Perfektion bringen sollte: Die Hoplitenordnung galt als Muster für die Gleichheit der Spartiaten. Nur wer als Bewaffneter dienen konnte, galt als „gleich“. Homoioi wurde somit zum Synonym für die spartanischen Vollbürger.

Langwierige Kriege hatte Sparta mit Arkadien zu führen. Erst um 550 v. Chr. gewannen die Spartaner die Oberhand und zwangen Tegea (unweit vom heutigen Tripolis gelegen) zur Anerkennung ihrer Hegemonie, die sich damals bereits über den größten Teil des Peloponnes erstreckte. Die Erzrivalität mit Argos blieb bestehen, obwohl Argos von den spartanischen Hopliten 546 v. Chr. vernichtend geschlagen worden war.

Die Olympischen Spiele standen explizit unter dem Schutz Spartas.

Im Gegensatz zu anderen Griechenstädten gründet Sparta außer Tarent keine einzige Kolonie, sondern konzentriert sich (aufgrund des Erwerbs Messeniens) auf die Machterhaltung im Peloponnesischen Bund, den Sparta um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. begründete. Dabei betätigte es sich als Bekämpfer der Tyrannis und stützte, wo es ging, die Oligarchie, wodurch es seinen politischen Einfluss zu festigen suchte. Hierbei wurde es von der delphischen Priesterschaft unterstützt.

Das Perserreich unter Dareios I. setzte zur Bestrafung der Griechen im Mutterland, die den ionischen Aufstand in Kleinasien unterstützt hatten, sowie zur Durchsetzung seines Hegemonieanspruch auch im griechischen Raum, im Jahre 490 v. Chr. zum Feldzug gegen Griechenland an. Ziel sollte auch Athen sein. Als die Perser sich auf der nördlichen Seite der Bucht von Marathon aufstellten, zogen die Athener zum Süden der Bucht, um den Zugang nach Athen zu versperren. Sie forderten die Hilfe von Sparta, das aber wegen eines religiösen Festes nicht sofort ausrücken wollte und erst nach der Schlacht eintraf.

Zur Abwendung der weiterhin bestehenden Gefahr gründeten mehrere Stadtstaaten (Polis) 481 v. Chr. den sog. Hellenenbund. Ein Jahr später fiel der persische Großkönig Xerxes I. mit einem gewaltigen Heer (die Zahlen bei Herodot sind jedoch übertrieben) in Griechenland ein. Einen Namen machte sich Sparta in den Perserkriegen, als König Leonidas mit dreihundert Spartiaten versuchte, den Thermopylenpass gegen eine große Übermacht zu verteidigen, doch wurden sie schließlich von den Persern geschlagen (allerdings erst nach drei Tagen). Dadurch wurde etwas Zeit gewonnen und die Perser in der Seeschlacht von Salamis vernichtend besiegt. 479 v. Chr. unterlagen die Perser auch zu Lande, bei Platää. Kurz darauf gingen die Griechen zum Gegenangriff über und befreiten die kleinasiatischen Griechenstädte.

Die Fortführung des Krieges überließen die Spartaner den Athenern, da sie sich darauf konzentrierten, ihre Herrschaft über den Peloponnes zu stabilisieren, nachdem einige Bündnisstaaten begonnen hatten, Eigenständigkeit hervorzukehren. Nach den Perserkriegen war Sparta immer noch die führende Militärmacht geblieben, doch erwuchs dem Staat in dem von Athen 477 v. Chr. gegründeten delisch-attischen Seebund ein sehr gefährlicher Gegner.

Vor dem Kriege (die Pentekontaetie)

Der Begriff „Pentekontaetie“ geht auf den bedeutendsten Historiographen der Antike, Thukydides (460-396), zurück. Er umfasst mit dem Begriff einen Zeitraum von fast 50 Jahren (479-431), der unmittelbar vor dem Peloponnesischen Krieg liegt. Die Tendenzen dieses Zeitraums lassen bereits erahnen, dass es zu einem innergriechischen Krieg kommen könnte, denn die Zeit ist vor allem von dem Dualismus zwischen den mächtigsten Stadtstaaten Athen und Sparta geprägt. Dabei wird vor allem die aggressive, imperialistische Politik Athens als ein konstanter Faktor dieser Zeit genannt, der zum Peloponnesischen Krieg führen musste. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Mittelmächte, die sich in ihrem Streben nach Autonomie nicht Athen unterordnen wollten.

Als der Oberbefehl für die Flotten des Hellenenbundes im Jahr 478/77 v. Chr. auf den Athener Aristeides übertragen wurde, nutzte dieser die Gelegenheit um darüber hinaus ein neues Bündnissystem mit einer festeren Organisationsform aufzubauen. Dieses Bündnis sollte später als „Attischer Seebund“ bezeichnet werden. Prinzip des Seebundes war vor allem die Anerkennung „gleicher Freunde und Feinde“. Sparta war in den 60er und 50er Jahren vornehmlich mit der Aufrechterhaltung des eigenen Bündnissystem, dem Peloponnesischen Bund, beschäftigt. Verschiedene Abfallbewegungen der eigenen Bündner fokussierten den Blick der Spartaner auf den Peloponnes. Athens Blick war dagegen unter der Politik Kimons weitläufiger: Die Athener schlugen die Perser zurück und weiteten den Seebund aus. Als nach der Schlacht von Eurymedon keine Gefahr mehr von den Persern ausging, sahen viele Bündner keinen Sinn mehr im Bund. Zudem führte die Einmischung Athens in die internen Angelegenheiten der verbündeten Städte zu Konflikten. So kam es zu Revolten (Naxos, Thasos), die aber erfolgreich niedergeschlagen wurden. Thasos rief Sparta zu Hilfe, doch es blieb nur bei Drohungen der Spartaner gegenüber Athen.

Unter der antispartanischen Politik des Perikles kündigte Athen im Jahre 461 den Hellenenbund und brach damit mit Sparta. Darüber hinaus versuchte Athen durch geschickte Bündnispolitik den Einfluss Spartas und seines Verbündeten Korinth zu schwächen und „schnürte“ durch neue Eroberungen den Peloponnes ein, wodurch sich Korinth bedroht fühlen musste. Dennoch kam es noch zu keiner Reaktion. Zugleich kämpfte Athen wieder verstärkt an einer anderen Front: Persien. Nachdem die attische Flotte 454 im Nildelta vernichtend geschlagen wurde, war die Stadt allerdings geschwächt. 451 v. Chr. wurde daher durch Kimon zunächst ein fünfjähriger Waffenstillstand mit Sparta ausgehandelt. Es folgten im Jahr 449 der Kallias-Frieden mit Persien und 446/445 v. Chr. ein 30jähriger Friedensvertrag mit Sparta. Ziel Athens war zu dieser Zeit, den Frieden zu bewahren, um das Erreichte halten zu können. (Diese zwei Jahrzehnte der Spannung zwischen Sparta und Athen werden oft bereits als 'Erster Peloponnesischer Krieg' bezeichnet.)

Dass der obige Friedensvertrag mit Sparta keine dreißig Jahre halten sollte, kündigte sich in den folgenden Jahren verstärkt an. Immer mehr mischte sich Athen in die inneren Angelegenheiten der anderen Städte des Attischen Seebunds ein. Deren Autonomie wurde immer weiter eingeschränkt. Sparta war direkt mit den Auseinandersetzungen konfrontiert, da die abtrünnigen Bündner Athens bei den Spartanern Hilfe erbaten. Noch hielt sich die Polis allerdings zurück, was ausschlaggebend dafür war, dass Athen seine abgefallenen Bündnispartner immer wieder zurück in den Bund zwingen konnte. Erst als sich Athen in den Streit des spartanischen Verbündeten Korinth um die Stadt Epidamnos einmischte und auch Korinth sich für einen Krieg gegen Athen stark machte, sollte es zum Peloponnesischen Krieg kommen.

Sparta hatte somit keinesfalls auf den Ausbruch des Krieges gedrängt. Die fehlende wirtschaftliche Potenz - insbesondere im Vergleich zu Athen - eine starke Bevölkerungsabnahme sowie die Angst vor Helotenaufständen waren Gründe einer eher geringen Kriegslust seitens der Spartaner.

Der Peloponnesische Krieg, der sich insgesamt über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren erstreckte, 431 -404, kann in drei verschiedene Abschnitte unterteilt werden. Zum einen in den "Archidamischen Krieg" (431-421), dann in die Zeit des "Nikiasfriedens" (421- ca. 413) und schließlich in die Phase des "Dekeleischen Krieges" (413-404).

In der ersten Phase im sogenannten Archidamischen Krieg, benannt nach dem spartanischen König und Feldherren Archidamos II., konzentrierten sich Athen und Sparta auf ihre jeweiligen militärischen Stärken. Die Athener nutzten ihre überlegene Flotte um die Spartaner und ihre Verbündeten durch überraschende Angriffe auf dem Peloponnes zu zermürben. Ansonsten verfolgten sie eine eher defensive Taktik, die einen Zusammenstoß mit dem überlegenen spartanischen Heer vermeiden sollte. Die Bevölkerung Attikas wurde deshalb bei einem Angriff der Spartaner hinter die langen und schwer einzunehmenden Stadtmauern Athens evakuiert und man konzentrierte sich auf die Verteidigung der Stadt. Diese Taktik ist auch als der Plan des Perikles bekannt. Die Spartaner dagegen, die über ein weitaus stärkeres Heer verfügten, fielen in den ersten Kriegsjahren unter Führung des Archidamos mehrmals in Attika ein, verwüsteten das Land und zerstörten die Felder. Unter der hinter den Mauern quasi zusammengepferchten Bevölkerung Athens kam es schnell zum Ausbruch einer schweren Seuche (wahrscheinlich einer Form der Pest), welche den Athenern starke Bevölkerungsverluste einbrachte. Unter den Opfern fand sich schließlich 429 auch der wichtigste athenische Politiker Perikles, der im Laufe des Krieges keinen fähigen Nachfolger mehr finden sollte. Dennoch schienen die Athener weiterhin einige Vorteile auf ihrer Seite zu haben. Insbesondere als nach der Niederlage der Spartaner auf Sphakteria (425) 120 Spartiaten von Athen gefangen genommen werden konnten, zeigte sich Sparta durchaus zu einem Friedensschluss bereit. Doch die Athener lehnten Friedensgespräche vor allem unter dem Einfluss des Demagogen und radikalen Kriegsbefürworters Kleon ab.

Nach der Heeresreform des Brasidas 424 fielen die Spartaner unter dessen Führung in Thrakien ein und konnten die dortigen Küstenstädte zum Abfall vom Seebund bewegen. Bei Amphipolis musste Athen 422 eine verheerende Niederlage hinnehmen. Nachdem in dieser Schlacht neben dem Athener Kleon auch Brasidas gefallen war, wurden auf beiden Seiten die Stimmen für den Frieden lauter. Unter Vermittlung des gemäßigten Atheners Nikias kam es 421, also nach zehn Jahren, schließlich zum Abschluss eines 50-jährigen Friedens zwischen den Parteien, dem so genannten Nikiasfrieden, der weitgehend den Status Quo der Zeit vor Kriegsbeginn wiederherstellte.

Der Friedensvertrag erwies sich allerdings als brüchig. Insbesondere die spartanischen Verbündeten Theben und Korinth sahen sich durch einen derartigen Kriegsausgang benachteiligt. Es kam zu einem Wechselspiel der Koalitionen und zu den unterschiedlichsten neuen Bündnissen, die jedoch nicht von Dauer waren. Während sich Sparta in der Folgezeit auf den Kampf mit dem peloponnesischen Erzrivalen Argos konzentrierte, fokussierte Athen seine Anstrengungen auf die Aufrechterhaltung des Seebundes (vgl. Melierdialog bei Thukydides). Vor allem die weiterhin von Athen intensiv betriebene Expansionspolitik unter Alkibiades erschwerte eine dauerhafte Friedenslösung. Im Zuge dieser Expansionspolitik stürzte sich Athen 415 in die gewagte "Sizilische Expedition". Gemeint ist hiermit die Entsendung einer großen athenischen Streitmacht nach Sizilien zur Unterstützung der Polis Segesta gegen das mächtige Syrakus. Nach ersten Anfangserfolgen der Expedition kam es 413 zur verheerenden Niederlage der athenischen Flotte im Hafen von Syrakus und des athenischen Heeres bei Asinaros. Der führende Kopf der Expedition, Alkibiades, wurde bereits vor Beginn der eigentlichen Kampfhandlungen des Religionsfrevels angeklagt und seines Kommandos enthoben.

Alkibiades floh daraufhin vor der Gefangennahme und fand in Sparta Asyl, wo er als Ratgeber durchaus willkommen war. Auf seinen Rat hin besetzten die Spartaner 413 die Festung Dekeleia in Attika und starteten von diesem strategisch günstigen Stützpunkt Raubzüge in die Umgebung Athens. Hierdurch bekam der letzte Abschnitt des peloponnesischen Krieges, der "Dekeleische Krieg", seinen Namen. Nach internen Auseinandersetzungen in Athen, im Zuge derer Alkibiades sogar kurzzeitig wieder in seiner Heimat aufgenommen wurde und nochmal einige militärische Erfolge erzielen konnte, begann sich das Blatt jedoch endgültig zu Gunsten Spartas zu wenden.

Das Auftreten des genialen spartanischen Feldherrn Lysander und vor allem die (finanzielle) Unterstützung Spartas durch die Perser (denen im Gegenzug die ionischen Städte überlassen wurden) führten seit 412 schließlich zum endgültigen Sieg Spartas und seiner Verbündeten über Athen und zur Einnahme der Stadt (404). Sparta verzichtete aus strategischen Gründen jedoch auf eine Zerstörung Athens, wie sie von Seiten Thebens und Korinths gefordert wurde. Athen musste seine Flotte bis auf 12 Schiffe abtreten, seine Stadtmauer niederreißen und sich zur Heeresfolge gegenüber Sparta verpflichten. Außerdem wurde in Athen eine spartatreue Oligarchie eingeführt (Herrschaft der 30).

Spartas Hegemonie

In Folge des Sieges über Athen im Jahre 404 v. Chr. gelangten beträchtliche Reichtümer in Form von Beute, persönlichen Zahlungen und Tributen nach Sparta. Darüber hinaus wurden die Spartiaten in ihrem neuen Herrschaftsgebiet mit geistigen Strömungen konfrontiert, die für sie neu und ungewohnt waren, und die sich nicht mit dem einfachen spartanischen und gottesfürchtigen Leben vertrugen. Korruption, Betrug und Intrigen, vor allem zur Beschaffung politischer Vorteile, gehörten zu dieser Zeit der Tagesordnung an. Einige spartiatische Führer hatten in den neu gewonnenen Gebieten Handlungsfreiheit; kehrten diese Männer wieder in die Heimat zurück, so war es nicht einfach, sie wieder in die Phalanx der Gleichen zu integrieren.

Beispielhaft dafür ist die Entwicklung des Feldherren Lysander, dem Sparta zu großen Teilen, insbesondere in den letzten Jahren des Peloponnesischen Krieges, seinen Sieg über Athen zu verdanken hatte. Lysander hatte daraufhin die Organisationsgewalt in Thrakien und der Ägäis erhalten, war allerdings nur wenig geneigt, sich den politischen Gesetzen seiner Heimatstadt unterzuordnen. Er zog es vor, sich in seinem Herrschaftsgebiet wie ein Gott verehren zu lassen, und ließ seine Absicht laut werden, die althergebrachte Ordnung in Sparta über den Haufen zu werfen. Neben der Partei Lysanders, die man als imperialistisch bezeichnen könnte, formierte sich noch eine weitere politische Gruppe, die konservative und verfassungstreue Gegenbewegung um König Pausanias, die sich für Sparta und dessen Grundprinzipien einsetzte.

Allerdings konnte Sparta keineswegs im Alleingang über die Zukunft der neu gewonnenen Gebiete entscheiden, denn an den Sieg über Athen waren unterschiedliche politische Erwartungen geknüpft, erstens von Seiten der Bundesgenossen, zweitens von Seiten der Geldgeber aus Persien, drittens von Seiten der neutralen griechischen Städte und viertens auch von Seiten der ehemaligen athenischen Verbündeten. Immerhin war Sparta mit dem Vorsatz in den Krieg gezogen, dem athenischen Imperialismus Einhalt zu gebieten, und hatte allen Griechenstädten Freiheit, Autonomie und Sicherheit zugesprochen. Des Weiteren versprach es eine Politik des Friedens und des Wohlstandes, und sicherte außerdem den persischen Geldgebern zu, sich nicht in deren Herrschaft über die kleinasiatischen Griechen einzumischen. Doch nachdem sich herausstellte, dass Sparta nicht all diesen Erwartungen und Hoffnungen gerecht werden konnte, spitzte sich die Lage, auch im Inneren, immer mehr zu. Die Frage, wie mit dieser Situation umgegangen werden sollte, wurde immer mehr in öffentlichen Diskussionen erörtert.

Die Spartaner zeigten zwar durchaus den Willen, ihre neue Vormachtstellung in Griechenland zu behaupten, doch waren ihre Bemühungen dennoch nicht von Erfolg gekrönt. Beispiele dafür waren Unternehmungen gegen Elis im Nordwesten der Peloponnes und gegen das sich in einer Schwächephase befindliche Perserreich, geführt durch den Spartaner Agesilaos (399-360 v. Chr.), der die kleinasiatischen Griechen von der Last der persischen Herrschaft befreien wollte. Dieser König war eine tragische Gestalt. Denn ein guter Feldherr zu sein hieß in Sparta mit wenigen Spartiaten und dem Einsatz der Verbündeten große Erfolge zu erzielen. Agesilaos entsprach zweifellos diesem Ideal: Mit nur 30 Spartiaten, etwa 2000 Neodamonen, also freigelassenen Heloten, und 6000 Bundesgenossen brachte er das persische Reich 396/395 zwar in arge Bedrängnis und errang auch nach seiner Rückkehr nach Griechenland große militärische Siege, doch viel wichtiger war (und darin lag die Tragik), dass all diese Siege im Grunde genommen wertlos waren, denn sie wiesen Sparta keinen Weg, wie es aus seiner im Äußeren wie im Inneren verfahrenen Lage wieder herauskommen sollte.

Vor allem zwei Ereignisse verdeutlichten das ganze Ausmaß dieser Krise, und beide siedeln sich in der Anfangsphase der Herrschaft des Agesilaos an: der Korinthische Krieg (395-386) und die Verschwörung des Kinadon (398). Kinadon war zwar kein Spartiate, wollte jedoch wie ein Vollbürger der Stadt behandelt werden. Daher versuchte er, unter Mithilfe minderberechtigter Gruppen eine Verschwörung anzuzetteln. Diese wurde jedoch rechtzeitig von den Ephoren aufgedeckt. Theben erklärte Sparta den Krieg, um es von seiner Vormachtstellung in Griechenland abzulösen. Dieser korinthische Krieg wurde nach seinem Hauptaustragungsort benannt. Der Verlauf dieses Krieges blieb wechselhaft und es ging kein eindeutiger Sieger daraus hervor. Aus Furcht vor einem Wiedererstarken Athens erzwang der persische Großkönig schließlich den nach ihm benannten Königsfrieden, das erste Beispiel eines Allgemeinen Friedens. In ihm wurde Sparta noch einmal als Hegemonial- und Ordnungsmacht in Griechenland anerkannt.

Spartas Niedergang

Sparta hatte sich seine Stellung als einzige Hegemonialmacht Griechenlands durch erhebliche Zugeständnisse an Persien erkauft, u.a. durch die Preisgabe der kleinasiatischen Griechenstädte. Der persische Großkönig trat im Königsfrieden als Schiedsrichter und Vermittler zwischen den Poleis auf und erhielt darin die Herrschaft über die Stadtstaaten Kleinasiens vertraglich zugesichert. Sparta wurde nun innerhalb Griechenlands als eine Art Schirmherr (prostátai) mit persischer Rückendeckung betrachtet, was zu einem gewissen Ansehensverlust führte. Spartas Ziel war es, seine Machtposition durch die Auflösung bestehender und durch die Verhinderung neuer Städtebündnisse auszubauen. Es traf dabei anfangs bei vielen Griechen auf Verständnis, da es sich propagandistisch geschickt als Bewahrer der Autonomie der einzelnen Poleis darstellte. So zwang Sparta Theben, seine Kolonien freizugeben und Argos, seine Besatzung aus Korinth abzuziehen. Der Ruf Spartas als Beschützer der Autonomie nahm jedoch schweren Schaden, als es begann sich in die inneren Angelegenheiten der Stadtstaaten einzumischen.

Die Besetzung der thebanischen Festung Kadmeia im Jahr 382 v. Chr. rief daher in der ganzen griechischen Welt Entrüstung hervor und leitete schließlich den Sturz der spartanischen Hegemonie ein. Der 377 v. Chr. gegründete Zweite attische Seebund unter Führung Athens hatte ausdrücklich zum Ziel, die spartanische Vorherrschaft zu beenden. Athen baute seit 378/7 v. Chr. eine Flotte von 83 Schiffen neu auf, die durch freiwillig entrichtete Steuern finanziert und von dem Strategen Chabrias befehligt wurde. Spartas Angriff auf diese Flotte endete mit seiner vollständigen Niederlage zur See.

Nach dem 375 v. Chr. für alle Poleis vereinbarten Allgemeinen Frieden (Koiné Eirené) führte Spartas Bestreben, Thebens Machtposition zu schwächen, in die endgültige Niederlage. Der thebanische Stratege Epameinondas marschierte 369 v. Chr. mit einem Heer des Böotischen Bundes in Lakonien ein und besiegte die Spartaner 371 v. Chr. in der Schlacht bei Leuktra. Die Thebaner griffen Sparta danach nicht direkt an, beendeten aber dessen Hegemonie über den Peloponnesischen Bund, befreiten Messenien und nahmen Sparta damit ein Drittel seines Staatsgebietes.

Die erste Niederlage eines spartanischen Heeres in offener Feldschlacht erschütterte Spartas innergriechische Machtstellung für immer. Der Ruf der Unbesiegbarkeit war dahin und die Stadt ging aus dem Böotischen Krieg demographisch, militärisch und vor allem politisch deutlich geschwächt hervor.

Die soziale Desintegration des spartanischen Staates hatte jedoch schon Jahrzehnte zuvor eingesetzt. Die Ungleichheit der „gleichen“ Vollbürger und die teilweise Verarmung der Bevölkerung brachten soziale Unruhen mit sich (Hypomeiones, Mothakes), das Wehraufgebot der spartanischen Hopliten schmolz zusammen – die Hegemonialstellung Spartas auf den Peloponnes war auch in dieser Hinsicht gefährdet.

Als eigentlicher Sieger aus den griechischen Bruderkriegen ging Philipp II. von Makedonien hervor, der die makedonische Herrschaft begründete, die sein Sohn Alexander der Große dann weiter ausbaute.

Wandel der spartanischen Gesellschaft

Die (angeblich von Lykurg) gegebene Verfassung war im Lauf der Zeit untergraben worden, und der Verkehr mit Persien und dem asiatischen Griechenland hatte sich auf die einheimische Sitte ausgewirkt. Sparta wurde eine der reichsten Städte Griechenlands. Die thebanischen Soldaten fanden in den Gutshäusern der spartanischen Adligen Schätze und Geldwerte, die es laut lykurgischer Verfassung nicht geben durfte. Inwieweit diese Verfassung ohnehin real umgesetzt war, ist noch Streitpunkt der Wissenschaft, da die meisten Informationen von außerhalb (in der Regel aus Athen) kamen und ideologisch geprägt waren. Sparta galt nicht etwa als Schreckensbild, sondern wurde auch häufig als Idealstaat dargestellt, da es aus damaliger Sicht die älteste und stabilste Verfassung vorzuweisen hatte. Eigentlich wird bis heute die rigide Männergesellschaft Spartas herausgestellt, die quasi »kulturfrei«, eugenisch, militärisch, und in Bezug auf die Heloten nahezu rassistisch gewesen sei. Doch obwohl ein längerer Aufenthalt von »Ausländern« verboten war, hielten sich oppositionelle Adlige aus Athen und anderen griechischen Städten auf Dauer in Sparta als Wahlexilort auf. Die Chorwettkämpfe waren eine Touristenattraktion. Zu Festumzügen fuhren wohlhabende Frauen mit eigenen Festwagen vor. Junge Mädchen konnten etwa an Laufspielen teilnehmen, wobei, als ob das für den attischen Gast nicht schon schockierend genug war, auch noch ihre bloßen Knie zu sehen sein konnten.

Infolge der immerwährenden Kriege sank aber die Zahl der männlichen Bevölkerung, und zur Zeit des Aristoteles stellte es nicht viel über 1.000 Hopliten. Wenn dieser Stand der Bevölkerung von selbst die Vermögensgleichheit aufheben musste, so wurde diese Störung noch mehr gefördert durch das Gesetz des Ephoren Epitadeus, welches durch Schenkung oder Testament frei über das Ackerlos zu verfügen gestattete.

Die Verfassung ging allmählich in eine engherzige, selbstsüchtige Oligarchie über. Im Innern krank und seiner Bundesgenossen beraubt, konnte sich Sparta seit der Schlacht bei Leuktra nie wieder zu seinem früheren Einfluss erheben.

Alexander der Große

Alexander dem Großen versagten die Spartaner zwar die Heeresfolge, aber König Agis III. machte 330 v. Chr. einen fruchtlosen Versuch, die makedonische Herrschaft zu stürzen. Die Spartaner mussten sogar, um sich gegen neue Angriffe des Demetrios (296 v. Chr.) und des Pyrrhus (272 v. Chr.) zu schützen, ihre Stadt stark befestigen.

Die Spartiaten waren zunehmend als Söldner für ausländische Heere aktiv. Zur Zeit des Königs Agis IV. war ihre Zahl auf 700 geschmolzen. Die schwindende Volkszahl und die überhand nehmende Sitte der Mitgiften machten das Missverhältnis im Besitz immer größer.

Vergebliche Erneuerungsversuche

Der Versuch des Agis IV. (244-240), die Lykurgische Verfassung wiederherzustellen, scheiterte.

Nach der Ermordung des Nabis durch die Ätoler (192 v. Chr.) gewann Philopoimen Sparta wieder für den Achäischen Bund, aber der alte Hass der Spartaner gegen die Achaier blieb. Als Sparta 188 v. Chr. vom Bund abfiel und sich unter römischen Schutz stellte, rückte Philopoimen vor Sparta, ließ die Häupter der Empörung hinrichten, die Mauern niederreißen und die fremden Söldner sowie die von den Tyrannen unter die Bürger aufgenommenen Heloten entfernen. Sparta musste nun achaiische Einrichtungen annehmen.

Rom

Rom sah zu, wie sich die Achaier und Spartaner gegenseitig durch ihre Streitigkeiten entkräfteten, bis der geeignete Zeitpunkt zum Eingreifen gekommen war. Nach der Vernichtung des Achaiischen Bundes und der Unterwerfung ganz Griechenlands (146 v. Chr.) teilte Sparta das ziemlich leidliche Los der übrigen griechischen Staaten; ja, es soll den Spartanern von den Römern besondere Ehre zu teil geworden sein: sie blieben frei und leisteten keine anderen als Freundschaftsdienste.

Unter den römischen Kaisern nach Augustus blieb den Lakedaimoniern kaum noch ein Schatten von Freiheit. Die Lykurgischen Einrichtungen bestanden noch bis ins 5. Jahrhundert fort, so galten einige sportliche wie musische Wettkämpfe laut Pausanias als quasi spätantike Touristenattraktion, zu denen für ausländische Gäste extra Tribünen erbaut wurden; erst das Christentum verdrängte die letzten Reste derselben.

In der Spätantike wurde Sparta mehrmals geplündert (u.a. von den Goten unter Alarich I.). Später entstand im Mittelalter in der Nähe (Mistra) eine der letzten byzantinischen Bastionen auf dem Peloponnes.

Siehe auch

Literatur