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Bergbau und Metallgewinnung auf Thasos

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Bergbau und Erzverhüttung auf der Insel Thasos weisen eine sehr lange und bemerkenswerte Geschichte auf. Diese reicht mit langzeitigen Unterbrechungen von der Jungsteinzeit bis in das 2. Jahrtausend unserer Zeitrechnung. Beginnend mit der Rotocker-Gewinnung im ältesten Untertagebergbau Europas, setzte sie sich ab etwa dem 8. Jahrtausend v. Chr. bis in byzantinische Zeit fort mit dem Abbau und der Verhüttung von Bunt- und Edelmetallerzen und der Gewinnung von Marmor. Im 20. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurde der Abbau von Zinkerzen, Eisenerzen und Marmor wiederaufgenommen, wobei allein die Gewinnung von Marmor bis heute andauert.

Datei:Stratigraphisch-petrographische Gliederung von Thasos.jpg
Stratigraphisch-petrographische Gliederung von Thasos

Das Grundgebirge der Insel wird dem paläozoisch/mesozoischen Rhodopemassiv zugeordnet. Dieses besteht aus einer mächtigen Wechsellagerung von kristallinen Gesteinen, d. h. Schiefern. Quarziten, Gneis und grobkristallinem Marmor. Die Metamorphose der ursprünglich sedimentären Ablagerungen erfolgte im Zuge starker Faltungsbewegungen, vor allem in der Alpidischen Orogenese der Jura- und Kreidezeit. Die reiche Erzmineralisation im Grundgebirge der Insel geht in den meisten Vorkommen zurück auf synsedimentäre Einlagerungen in die Ais Matis/Kastrou-Marmorserie, für wenige, aber sehr bedeutende Erzlagerstätten auf syngenetisch aufsteigende hydrothermale Lösungen in die Bruch- und Kluftzonen des Faltengebirges. Im Oberflächenbereich wurden die primären Erzminerale infolge Verkarstung einer mineralischen Metamorphose, Oxydation und Umlagerung ausgesetzt. Seit der griechischen Frühzeit, vor allem aber in der Antike und bis in die byzantinische Zeit waren die Bodenschätze der Insel Grundlage für ihren besonderen Reichtum und für ihre Bedeutung in der Nordägäis: Gold, Silber, Blei, Kupfer und Eisen wurden abgebaut und verhüttet. Zinkerz- und Eisenerzabbau fanden in der Neuzeit statt, die Marmorgewinnung vom sechsten Jahrhundert v. Chr. bis heute.

Der Buntmetall-, Silber- und Eisenerzbergbau fand nahezu ausschließlich im Westteil der Insel statt. Dementsprechend konzentrierte sich in dieser Region auch die Verhüttung dieser Erze mit Ausnahme der Zink- und Eisenerze im 20. Jahrhundert, die nicht auf der Insel verhüttet wurden.

Rotocker

Bergbau- und Hüttenstandorte im Westteil von Thasos

Im Südwesten der Insel, fünf Kilometer nordöstlich von Limenaria, entdeckte der deutsche Geologe Dr. Herrmann Jung im Jahre 1956 im Konzessionsbereich des Eisenerztagebaues Mavrolakka der Firma Chondrodimos S.A. die untertägigen Rotocker-Abbaue von Tzines. Kundige Einheimische führten die Archäologen zu zwei weiteren Ocker-Abbauen, denen von Vaftochili bei Kalivia/Limenaria und von Boyes bei Skala Rachoni. Der Griechische Antikendienst, die 18. Ephorie Kavala, nahm 25 Jahre später mit dem Deutschen Bergbaumuseum, Bochum, die Untersuchungen auf und veröffentliche 1988 erste Ergebnisse. Die Details liegen seit 1995 vor.

Das Bergbaurevier von Tzines weist an den Hängen des gleichnamigen Hügels etwa 20 Abbaustellen mit klaren Anzeichen des Abbaus von Hämatitausbissen in Bingen, Schürfen und Stollenmundlöchern auf. Bei Aufschluss der Mundlöcher wurden zwei unverbrochene Stollen und Abbauräume erkundet. Bei dem Abbau T1 handelt es sich um den größten und bestens untersuchten Untertageabbau, einen söhligen, geweiteten Stollenbau, sieben Meter lang, drei Meter breit und 0,7 bis einen Meter hoch, sowie einem anschließenden kurzen Stollen von 1,4 Meter Länge und einer Höhe von 0,3 bis 0,6 Metern. Ausgegraben wurden an den Streckenstößen in den Abbauen T1 und T2 etwa 500 Abbauwerkzeuge wie Geröllsteine als Schlagwerkzeuge, Flintklingen, Geweihsprossen und Knochen von Rindern und Antilopen sowie Knochenspaten.

Rotocker-Mundloch Tzines T1 im Chondrodymos-Tagebau

Die Werkzeugfunde, insbesondere die Knochenfunde, erbrachten eine Datierung in die zweite Hälfte der Altsteinzeit, in das Jungpaläolithikum (nach dem 20. Jahrtausend v. Chr.). Der Abbau T1 wurde bei klar erkennbaren Unterbrechungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt. Die späteste Datierung liegt im Altneolithikum, bei etwa 6400 v. Chr. Allerdings ist ein Abbau bis ins Mittelneolithikum nicht unwahrscheinlich. Dieser thasitische Untertage-Ockerabbau ist damit wesentlich älter als die Ockergräber-Kultur und sicher viel älter als die ältesten bekannten Untertagebergbaue in Europa, die Flintstein-Minen der Kupfer- und der Frühen Bronzezeit. Es handelt sich in Tzines demnach um den ältesten Untertage-Bergbau Europas.

Am Hang über T1 liegt die untertägige Kammer des Abbaus T2 mit drei mal vier Meter Weite, ein bis eineinhalb Meter Höhe und drei kurzen Stollenabgängen. Da hier fast ausschließlich Steinwerkzeuge gefunden wurden, ist der Betrieb dieses Abbaus einer späteren, der prähistorischen Periode zuzuordnen.

Der Stollen T3 ist im vorderen Bereich verbrochen. Der hintere Teil ist nicht erkundet. Auf der Sohle fanden sich Steinwerkzeuge in besonders großer Zahl. Am Mundloch von Stollen T6, der nicht zugänglich ist, fanden sich nur wenige Steinwerkzeuge und Schieferplatten.

Der antike Ockerbergbau Vaftochili liegt 500 Meter nördlich von Kalivia/Limenaria. Er umfasst ein weitverzweigtes Stollensystem mit einer Gesamtlänge von mehreren hundert Metern. Der Abbau erfolgte bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Dies trifft auch zu für die übertägigen Schürfbaue und das ausgedehnte Stollensystem von Boyes.[1]

Marmor

Bergbau im Ostteil von Thasos

Die prähistorische Marmorgewinnung war auf die Küstenregion von Thasos beschränkt. Die bekanntesten Steinbrüche waren Fanari, Saliara, Vathi und Pyrgos im Nordosten und Aliki und Archangelos im Südosten der Insel. Abgebaut wurden damals der weiße dolomitische Marmor in der Region Saliara und der kalzitische Marmor im Bereich Aliki.

Besonderes Interesse an den Marmorvorkommen der Insel zeigten die Parier nach ihrer Ansiedlung. Sie begannen im 7. Jahrhundert v. Chr. mit dem Abbau am Kap Fanari, Vathi und Aliki, wobei sie die Erfahrung in der Gewinnung von Marmorblöcken, die sie auf Paros gewonnen hatten, nutzen konnten. In archaischer Zeit wurden Fanari und Vathi weiter betrieben, hinzu kamen die Steinbrüche von Pyrgos und Pholia, Vathi und Saliara. In der klassischen Periode produzierten vor allem Aliki, u. a. auch Fanari und Vathi 3, in der hellenistischen wurde der neue Abbau in Marmaromandra aufgeschlossen. Die Gewinnung in römischer Zeit ist in Saliara nachgewiesen. Besonders aufgeblüht war der Marmorabbau in der byzantinischen Periode. Im Mittelalter wurde die Gewinnung stark reduziert, im 14. Jahrhundert n. Chr. wurden neue Steinbrüche eröffnet und die Produktion stieg wieder.

Der Thasos-Marmor wurde bereits seit frühester Zeit nut teilweise auf der Insel bearbeitet, größtenteils jedoch in Blöcken exportiert. Beliefert wurden in der späten archaischen Zeit Mazedonien, die Peloponnes, Türkei, Süditalien und der Nahe Osten. Ende der hellenistischen Periode gelangte Thasos-Marmor nach ganz Italien. In römischer Zeit wurde Vathi-Marmor in großen Mengen auch in entfernte mediterrane Bereiche exportiert. Im zweiten Jahrhundert n. Chr war Italien der Hauptabsatzmarkt. Daneben wurden Süd-Griechenland, die Ägäischen Inseln, die ägäische Türkei, Jordanien, Ägypten, Tunesien und das Rhonetal in Frankreich beliefert.

Der fein- bis mittelkörnige, hellweiße Dolomit-Marmor aus Vathi wurde bevorzugt verwendet für die Fertigung von Statuen, Porträt-Büsten, Köpfe, Grabstelen, Reliefs, Türrahmen und Sarkophage. Letztere gingen u. a. vorgefertigt in großer Zahl von Vathi nach Rom. Es wird angenommen, dass die meisten von der Antike bis in die römische Zeit gefertigten Dolomitmarmor-Skulpturen aus Vathi-Marmor gefertigt worden sind.

Die ausgedehntesten und bedeutendsten Marmorbrüche wurden jedoch im Südosten der Insel, vor allem auf der Halbinsel Aliki, ab dem siebten Jahrhundert ohne große Unterbrechungen bis in die byzantinische Zeit betrieben. Hier wurde ein unverwechselbar grobkörniger und homogener Calcit-Marmor von damals hohem Wert abgebaut.

Thasos wurde mit dem Vathi-, insbesondere aber mit dem Aliki-Marmor, zu einem der bedeutenden Marmorexporteure für das antike Griechenland: Nachgewiesen wurde Aliki-Marmor im Tempel von Pergamon, im Apollo-Tempel von Didyma, im Mausoleum von Halikarnassos und im Heiligtum der Kabyren auf der Insel Samothraki.

In Zeiten des Römischen Reiches zählte der Aliki-Marmor zu den besten im Reich. Vitruvius, Seneca, Pliny und Plutarch gaben Zeugnis ab für die Bekanntheit des thasischen Marmors, der in Ephesos im vierten Jahrhundert v. Chr., in Thrakien und bei zahlreichen Bauwerken in Rom verwendet wurde.

Marmorsteinbruch auf Thasos

Der gegenwärtige Marmorabbau findet in denselben Regionen statt, in denen in prähistorischer Zeit abgebaut worden war, d.i. in den Kastania- und den Agios-Konstantinos-Bergen über der Agios-Ioannis-Bucht (Typ Saliara) und im Raum Theologos (Typ Aliki). In letzterem Bereich wurden um 1967 die ersten drei Steinbrüche wieder aufgeschlossen. Im Jahre 1995 waren im Saliara-Gebiet 17 Steinbrüche und in der Region Theologos 4 Steinbrüche in Betrieb. Die jährliche Produktion belief sich 1995 auf 60.000 m³ Dolomitmarmor und etwa 4.000 m³ Calcit-Marmor.

Die derzeit auf Thasos betriebenen modernen Großsteinbrüche, in denen Dolomitmarmor vom Vathi-Typ abgebaut wird, liegen über der Agios-Ioannis-Bucht, südlich von Limena. Gewonnen, geschnitten und weiter bearbeitet wird eine hochwertige, schneeweiße Qualität, die weltweit bekannt ist. Aber auch hell getönte Varietäten sind gefragt. Fliesen, Platten, Bad-Einrichtungen, Denkmäler und Kunstwerke werden exportiert. Große unbearbeitete Blöcke gehen vorwiegend nach China und Albanien. Blöcke von minderer Qualität werden für den Küsten- und Molenschutz vermarktet, feines Material als Schotter verschifft.

Der Marmorabbau stellt die letzte und einzig verbliebene Bergbauaktivität auf der Insel dar. Sie ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Thasos.

Blei-/Silber- und Kupfererze

Datei:Blei-Silber-Kupfer-Erzbergbau und -Verhüttung
Standorte Blei-/Silber- und Kupfer-Erzbergbau und -Verhüttung

Dem antiken Bergbau auf Blei, Zink, Silber und Kupfer im Westen und Süden der Insel kam man durch den anfangs des 20. Jahrhunderts einsetzenden Abbau von Zinkerz (Galmei) und von zinkhaltigen Halden aus der Frühzeit auf die Spur. Es konnte ermittelt werden, dass seit der Späten Bronzezeit, im 11. und 10. Jhd.v.Chr., auf der Insel Metallerzabbau und Verhüttung betrieben wurden.

Schlackenfunde im Gebiet von Kastri im Südwesten der Insel weisen auf eine sehr frühe prähistorische Verhüttung im Südwesten der Insel hin. In wissenschaftlichen Untersuchungen von gefundenen Blei-Artefakten hat sich deren heimische Herkunft bestätigt. Ein entsprechender prähistorischer Bergbau auf Blei- und Silber-Erze konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.

In der Frühen Eisenzeit (etwa 800 v.Chr.) begann im Westen und Südwesten der Insel nachweislich der Abbau von silberhaltigen Bleierzen. Er dehnte sich schließlich in einem etwa 40 km langen schmalen Gürtel von Kap Pachys im Norden bis nach Kap Salonikos im Süden aus. Vom Lagerstättentyp her handelt es sich bei der Blei-Zink-Silber-Erzführung um synsedimentäre Lagerstättenbildungen im Marmor. Überprägt durch Verkarstung wurde im Oberflächenbereich das Zink durch Lösungen in die Tiefe weggeführt und reicherte sich dort an. Es entstanden an und nahe der Oberfläche bleireiche und gering silberhaltige Erzpartien, die im Stollenbau aber auch in kleineren Tagebauen bis etwa 15 m Teufe gewonnen wurden. Von Norden nach Süden sind bisher die nachstehenden Bergbaue und Aufschlüsse bekannt und teilweise auch untersucht worden.

Antiker Bergbau wurde in Korifi bei Skala Rachoniou festgestellt. 5 Stollen-Zugänge und ein weitverzweigtes Streckensystem mit deutlichen Werkzeugspuren und Lampennischen wurden gefunden. Eine Erzlage enthält dort 37 % Blei und 100 mg/g Silber.

Die Erzgruben in Sotiros aus der Frühen Eisenzeit liegen im Westen der Insel etwa 2,5 km landeinwärts. Die alten Baue sind durch den Galmei-Bergbau im 20. Jahrhundert größtenteils zerstört. Der Silbergehalt der Erze dürfte bei etwa 280 mg/g gelegen haben. Die beträchtliche Förderung von Blei-Silbererzen in Sotiros könnte etwa der des größten Bergwerks von Vouves entsprochen haben. In Sotiros waren untertage auch Sklaven beschäftigt, was der Fund eines Fußskeletts mit Resten von Fußketten beweist.

Im Altertum und in römischer Zeit fand in Sellas und Agios Elephterios unbedeutender Abbau von Blei-, Zink-, Silber- und wahrscheinlich auch Kupfererzen statt.

Die Funde von Scherben in den großen Schlackenhalden von Skoridia bei Kalirachi und Skres, in der Nähe eines antiken Turms zeigen, dass auch der Blei- / Silberbergbau im Südwesten der Insel in Blüte stand. Die in der Nähe befindlichen antiken Türme dieser Zeit werden mit der Erzverhüttung in Zusammenhang gebracht

Im Vorkommen Padia konnten 4 Schächte und in einem Einschnitt 3 einfallende Stollen mit einer größeren Abbaukammer festgestellt werden. Gewonnen wurden hier etwa 100 t Bleigalmei. In der Blei-Silber-Gewinnung der Antike hatte dieser Bergbau nur geringe Bedeutung gegenüber dem bedeutenden Schmelzplatz von Padia. Dies gilt auch für Aermola, wo ein Tagebaueinschnitt und Stollenmundlöcher in die byzantinische Zeit um 710 n.Chr. datieren, sowie für den Verhüttungsplatz Agios Anagiri.

Der bedeutendste antike Kupferbergbau auf Thasos ist der von Makrirachi südöstlich von Kalirachi. 5 Stollen und ein 300 m langes Streckensystem mit großen Weitungen wurden aufgefahren. Außer Kupfersulfiden fanden sich in dieser Lagerstätte Eisen-Mangan-Erze, Galmei und Antimon-Fahlerz. Gefäßfunde, die möglicherweise mit dem Bergbau in Verbindung stehen, weisen auf das 3. Jhd.v.Chr. hin. Weiterer Abbau auf Kupfer fand statt in Koumaria ( 2.Hälfe 4.- Anfang 3.Jhd.v.Chr. und Wende zum 2. Jhd.v.Chr.), in Koupanada (bisher nicht untersuchte Stollen und Weitungen), in Agios Elephterios (archaisch), in Marlou (byzantinisch), und am Westhang des Akropolisberges in Limena, an dem noch Cu-Fe-Halden aus dem 6. Jhd. festgestellt wurden.

In Aplokada wurde in wenigen Meter Stollen ein Erzgang verfolgt, der ein unbedeutendes Kupferkies-Vorkommen aufwies.

Der Erzbezirk von Marlou – Kourlou hat eine Ausdehnung von etwa 3 km und durchquert in südöstlicher Richtung den Ais Mathis-Bergrücken von Kalirachi bis in das Maries-Tal. Beide Gruben gelten als das am besten erhaltene untertägige Blei-Silber-Abbaurevier auf Thasos. In Marlou mit über 20 bisher erkundeten Stollen, Stollensystemen, zahlreichen Weitungen und Blindschächten wurden ab dem 4. Jhd.v.Chr. bis ins 6. Jhd.n.Chr. relativ reiche Blei-Silber-Erze gewonnen. Der Silbergehalt dürfte bis zu 1.510 mg/g betragen haben, nach J. Speidel bis zu 6.000 g/t. Der Lagerstättentyp von Marlou weicht von dem der meisten anderen Erzvorkommen ab. Die sehr reiche Vererzung tritt auf einer NW-SO-Verwerfungszone in einem gangartigen, quarzhaltigen Gestein auf. In Tagebauen und bisher erkundeten 3 Stollen mit großen Weitungen, Kammern und Nebenstrecken blieb der alte Bergbau in Kourlou von jüngeren Aktivitäten unberührt. Eine Bleiglanzprobe enthielt 890 mg/g Silber. Es werden weitere Grubenbaue vermutet.

Die Blei-Zink-Abbaue von Koumaria liegen etwa 3 km nördlich von Kalivia / Limenaria am südlichen Ais Mathis-Hang. Es handelt sich vorwiegend um Streckenbaue mit unregelmäßigen Weitungen. Die Silbergehalte lagen bei etwa 560 mg/g, die Silbergewinnung wird auf insgesamt weniger als 1 Tonne geschätzt . Eine Grabung in einem Erzstollen bei Koumaria erbrachte Keramikscherben und Ziegelbruchstücke aus dem Ende des 4. / Anfang des 3.Jahrhunderts v.Chr.. Innerhalb des Stollens dieses Bergwerks wurden zahlreiche Scherben von großen Vorratsgefäßen gefunden, aber auch Bruchstücke von thasischen Spitzamphoren und kleiner unbemalter Gefäße, die nach typologischen Kriterien gegen das Ende des 3. bis zum Beginn des 2.Jahrhunderts v.Chr. datiert werden können. Gleiche Werte ergeben auch die Thermoluminiszenzmessungen. Ein zerstörtes antikes Gebäude unmittelbar östlich des Stollens wird gegen das Ende des 4.und Anfang des 3.Jhd.v.Chr. datiert.

Mehrere antike Tagebaue, Pingen und Untertagebaue in Kokkini Petra, im Revier Mavrolako, nahe den Schlackenhalden von Skres, dürften Bleigehalte von 9,5 % und Silbergehalte von 90 mg/g erbracht haben.

Die alten Stollenbaue in Vouves, 2 km nordöstlich von Limenaria, von denen heute einige noch in den Stößen des großen Tagebaus von 1903 – 1914 zu erkennen sind, dürften ab etwa 800 v.Chr. bis etwa 1000 n.Chr. bei einer Gesamtfördermenge von etwa 150.000 t und Bleigehalten von 1 – 8 % außer etwa 5.000 t Blei einige Tonnen Silber gebracht haben. Erst in Byzantinischer Zeit kam die Förderung in Vouves wegen Erschöpfung der damals gewinn- und verarbeitbaren Blei-Silber-Erze zum Erliegen. Julius Speidel beschreibt diesen Bergbau als die „antiken Baue auf Bleierz“ oder als den „Bergbau im Altertum“ mit „großen Aushöhlungen und Pingen an der Tagesoberfläche, dann unterirdischem Betrieb“.

Gold-/Silbererze

Herodot (484 – 426 v.Chr.) hat Thasos bereist und berichtet über einen Goldbergbau auf Thasos (VI, 47): Ich habe diese Bergwerke selbst gesehen. Bei weitem das merkwürdigste darunter war das, welches die Phoiniker entdeckt haben, die sich mit Thasos auf dieser Insel niederließen, die dann von diesem Phoiniker Thasos ihren Namen erhielt. Dies phoinikische Bergwerk liegt auf Thasos zwischen Ainyra und Koinyra, Samothrake gegenüber, wo beim Schürfen ein ganzer Berg über die Halde gestürzt ist. Herodot äußert sich auch über die jährlichen Einkünfte der Thasier aus dem Goldbergbau (VI, 46): Diese ihre Einkünfte bezogen sie vom Festlande und aus Bergwerken. Die Einkünfte von den Goldbergwerken in Skapte Hyle allein betrugen in der Regel jährlich achtzig Talente und die von den Bergwerken auf Thasos selbst nur etwas weniger, so dass die Thasier.....von dem Festlande und den Bergwerken im ganzen alle Jahre zweihundert, in guten Jahren wohl gar dreihundert Talente bezogen. Das alte griechische Talent, ursprünglich eine Gewichtsbezeichnung, entspricht 26,196 kg oder 5.000 Goldmark.

Doch dieser antike Edelmetallbergbau im Osten der Insel blieb Jahrhunderte unbeachtet und im Verborgenen. Die Gold-Schürfe, Stollenmundlöcher und Schächte zum Untertageabbau wurden von den zahlreichen, vor allem in den 50er Jahren auf der Insel tätigen Geologen nicht ausgemacht bzw. als solche nicht wahrgenommen. Die Einwohner von Limena kannten das südliche Mundloch (M 1), den Zugang zum Goldbergwerk Akropolis und die dahinter liegende Weitung als Grotte. In Paläochori wurde die Grube TG 80 B Höhle des Eremiten genannt. Bis zur Entdeckung und Erkundung wurde der Goldreichtum der Insel erklärt mit ihrem Einkommen aus den bekannten Pangaion-Goldgruben, die in klassischer Zeit im Besitz der Thasiten war. Die im südlichen Teil der Insel 1905 – 1914 tätige Firma Friedrich Speidel hat die Akropolis-Baue erstmals erkundet und stellenweise bergmännisch aufwändig untersucht, ohne zu erkennen, dass es sich um eines der antiken Goldbergwerk gehandelt hat. Vermutet wurde ein früher Abbau von Kupfer. Julius Speidel stellte 20 Jahre später, 1929, fest: Trotz eingehender Prospektierung dieses Gebietes konnten hier bisher keinerlei Spuren eines alten Goldbergbaus festgestellt werden, sodass diese Angaben Herodots jedenfalls als fraglich bezeichnet werden muss.

Die Entdeckung und Erkundung des ausgedehnten untertägigen Akropolis-Goldbergbaus gelang erst in den Jahren 1965-1979 durch die Archäologische Gesellschaft Ecole Francaise d’Athenes (EfA). Das Bergwerk wurde in mehreren Etappen im Detail untersucht. Zahlreiche Veröffentlichungen liegen vor. Aus lizenztechnischen Gründen können an dieser Stelle die verfügbaren, sehr anschaulichen Darstellungen und Bilder nicht präsentiert werden. Die Entdeckung der noch älteren, im Gebiet nordwestlich von Kinyra liegenden Untertage-Goldbergwerke von Klisidi und Paläochori erfolgte im Jahre 1979. Dem Max-Plank-Institut Heidelberg (MPI) und dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) standen 1981 nur wenige Tage zur Erkundung und örtlichen Dokumentierung zur Verfügung, die nicht ausreichten um die georteten Grubengebäude in ihrer ganzen Ausdehnung erfassen und erforderliche Grabungen in den Bauen durchführen zu können. Es wird vermutet, dass die begangenen und erkundeten Baue nur etwa 10% der wirklich im Umkreis von Paläochori, Platanos und Klisidi vorhandenen darstellen. Alle erstellten Klisidi- und Paläochori-Grubenpläne sind veröffentlicht und stehen zur Verfügung.

Gruben-Revier Klisidi-Paläochori

Die bergbauliche Geschichte des thasitischen Goldbergbaus stellt sich nach den Untersuchungen von 1981 wie folgt dar: Bereits im Übergang vom 7. zum 6. Jhd.v.Chr. wurde zwischen den Orten Kinyra (das Koinyra Herodots) und Potamia (Ainyra) am Gipfel und SO-Hang des Klisidi-Berges bis zur ehemaligen Ortschaft von Paläochori, der über- und untertägige Abbau von Gold-/Silbererzen betrieben. Die nebenstehende Karte zeigt die Lage der bisher dort erkundeten Aufschlüsse, Anhauen und Untertagegruben. Der Abbau wurde wahrscheinlich noch von den Thrakern, möglicherweise von Phöniziern, begonnen, dann von den etwa 680 v.Chr. zugewanderten Pariern stark ausgeweitet und zu höchster Blüte gebracht. Die Hautphase des Bergbaus auf Gold und Silber fiel in das 5. und 4. Jhd.v.Chr.. Auch unter den Makedonen, den Römern und den Byzantinern wurde der Edelmetallbergbau weiterbetrieben bzw. wiederaufgenommen und bis etwa in das 14. Jhd. n.Chr. fortgeführt. Die Wiederaufnahme der Goldbergbaus durch die Byzantiner erfolgte möglicherweise infolge der neuen Kenntnis der Amalgamierung, d.i. die Goldgewinnung aus einem Erz, in welchem das Gold wegen seiner Feinheit nur noch schwer erkennbar war.

Die Abbaue in der Kinyra-Potamia-Serie folgen vor allem dem Kontakt von Schiefer/Gneis zu Marmor, vor allem aber auch den steil stehenden Störungen und Klüften, in denen die verfestigten goldführenden Sedimente eingelagert sind. Bei diesen Karstfüllungen handelt es sich um verfestigte Brekzien, Konglomerate oder lockere, gerundete Sedimente. Diese setzten sich vorwiegend aus Bruchstücken der Nebengesteine Dolomitmarmor und Schiefer/Gneis, aus Einzelmineralien aus diesen Gesteinen, aus Erzfragmenten und einer kalkig-limonitischen Matrix zusammen. Fe-, Mn-, Cu-, Ag- und As-Mineralien konnten bestimmt werden. Das Gold liegt vorwiegend gediegen in Form von Plättchen (10 bis 810 mm lang) und Körnern (120 – 810 mm lang und 100 – 460 mm breit) vor. Letztere erscheinen mechanisch gerundet oder unregelmäßig geformt, zuweilen mit Pyrit, Quarz oder Brauneisen verwachsen. Das Gewicht der Goldkörner und –Plättchen beträgt zwischen 0,0065 und 0,1143 mg. sie beinhalten 0,3 bis 19 % Silber und bestehen Im Durchschnitt aus etwa 94 % Gold und 6 % Silber. Der aus dem Bergbau gewonnene mittlere Goldgehalte dürfte 2 – 5 mg/g betragen haben, die Silbergehalte 1,3 mg/g. Im Kinyra-Revier treten auch goldführende hydrothermale Quarzgänge mit Goldgehalten von durchschnittlich 1,2 mg/g auf.

Datei:Top. Karte Klisidi-Gramenos V1.jpg
Lageplan Goldbergbau-Revier Klisidi-Paläochori / Kinyra

Am unteren Hang des Klisidi, am Fuße einer 5 m hohen Felswand befindet sich das Stollenmundloch der Grube ’’’TG 80 A / K 1’’’ auf einer Höhe von 309,6 m NN. Im Bereich des Stollenmundlochs ist bereits die Bedeutung und das Ausmaß dieser Grube erkennbar: Es finden sich die Reste mehrerer Schutz- und Stützmauern sowie die Ruine eines byzantinischen Gebäudes. Vom extrem niedrigen Stollenmundloch führt die Hauptstrecke leicht ansteigend mit etwa 15 0 nach NNW rund 51 m weit in den Berg. Sie steigt in ihrem Verlauf in fünf verschiedene erzführende Kontakthorizonte und erreicht mit dem letzten Vortrieb 316 m NN. Etwa 40 Prospektions- und Abbauörter und –Aufhauen sind von der Hauptstrecke aus angesetzt. Mehrere Abbauweitungen mit Abmessungen von bis zu 10 m Länge und 5 m Breite sind aufgefahren. Sie reichen im Maximum bis zu 25 m von der Hauptvortriebsrichtung nach W. Zahlreiche durchquerte, O-W verlaufende, steilstehende Klüfte sind ausgeerzt. Sie konnten bis auf 6 m über Stollensohle nach oben verfolgt werden und sind zur Teufe hin mit Versatz verfüllt. In den oft in einer 2. Abbauperiode geweiteten Strecken und in den großen Weitungen finden sich zahlreiche Versatzmauern und Versatzpfeiler, häufig auch Sohlenversatz. Die Gesteinsgröße und Art der Schichtung dieses Versatzes lassen darauf schließen, dass hier eine antike und eine byzantinische Abbauperiode vorliegt. Es konnten keinerlei Geräte für eine Erzanreicherung gefunden werden. Das Untertage versetzte und auf den Halden verstürzte Bergematerial zeigt, dass zum Ausklauben der Erzminerale und des Freigolds das Zerkleinern mittels Hammer wohl ausreichend war. Die verbliebenen Abbauhohlräume und Karsthöhlen sind stark versintert. An etwa 80 % der Abbaustöße und –Firsten sind antike Abbauspuren, d.i. Eisen- und Schlägelarbeit, erkennbar. Es finden sich 18 Lampennischen sowie etwa 35 Fundstellen von Keramik, Kienfackeln und Holzkohle. Das Labor der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat bei den Keramiken ein Alter zwischen 7.Jhd. vor Chr. und 14. Jhd. nach Chr. und für Holzkohle vom 7.Jhd. nach Chr. – 14. Jhd. nach Chr. festgestellt. Haldenkeramik weist ein Alter von etwa 100 vor Chr. bis 1400 nach Chr. auf. Diese Altersbestimmungen können jedoch auch auf gelegentliche Begehungen des Bergwerks zurückzuführen sein. Stratigraphisch einortbare Proben haben nicht vorgelegen, da keine Grabungen stattgefunden haben. Unter Hinzunahme der montanarchäologischen Befunde ergibt sich jedoch klar, dass TG 80 A / K 1 in archaischer und klassisch griechischer Zeit betreiben worden ist und eine spätbyzantinische Wiederaufnahme des Abbaus stattgefunden hat.

Der Ansatz des Untersuchungsstollens ’’’TG 80 C / K 3(?)’’’ liegt nur 6,5 m westlich von TG 80 A in der Kontaktzone Marmor-Gneis. Er wird ebenfalls als antik eingestuft obwohl man am Mundloch eine kupferne byzantinische Münze des Kaisers Alexios III. Angelos (1195-1203 n.Chr.)entdeckte. Bei 410m NN, etwa 100 m höher im Klisidi-Hang liegt Grube ’’’TG 80 B / K 2’’’. Es zeigt sich hinter dem Mundloch ein 5 m tiefer Schacht, davon ausgehend eine größere Weitung mit 3 aus ihr angesetzten Strecken. In einer dieser Strecken entdeckte man ein aus Schieferplatten gesetztes Becken, das möglicherweise ein Grab darstellt. Eine weitere Erkundung war wegen Verbruch der Strecken nicht möglich. Bei ’’’TG 80 D / K 6’’’ handelt es sich um Vertiefungen und Pingen beiderseits der Straße zwischen Keramida und Gramenos, vermutlich entstanden durch Kluftausräumungen oder verbrochene Schachtansätze.[2]

Untertageabbau Akropolis / Limena [3]

Im 5. Jhd.v.Chr. kam der Goldabbau im Akropolis-Berg hinzu. Erzführung und Abbau sind hier an den stark gestörten Kontaktbereich Schiefer/Marmor gebunden, der mit 30 Grad Neigung dem Schichteinfallen folgt. Es handelt sich um eine mehrere Meter mächtige Zone mit Wechsellagerung von Schiefern, Sulfidlagen und karbonatischen bis marmornen Partien. Im ungestörten Kontaktbereich tritt eine 0,3 cm mächtige Sulfidlage auf. Das Gold fand sich in Taschen, Brekzien, Spalt- und Kluftfüllungen in Form von 1 – 30 mm großen Körnern. Die höchsten Goldgehalte betrugen 27 mg/g, die Durchschnittsgehalte 4 mg/g Au und 5,4 mg/g Ag.

Der Zugang zu den Untertagebauen im Akropolis-Berg erfolgte über 2 Stollemundlöcher, dem südlichen Hauptzugang M 1 in 117 m NN und einem westlichen Zugang M 11 in 138 m NN. Die Lagerstätte ist aufgeschlossen durch eine tonnlägige Hauptstrecke, die in nördlicher Richtung etwa 230 m bis in eine Tiefe von etwa 10 m NN reicht. Zahlreiche Querstrecken, Parallelstrecken, Weitungen und Aufhauen sind von der Hauptstrecke aus angesetzt. Die Strecken weisen den klassischen rechteckigen Querschnitt auf mit einer durchschnittlichen Höhe von 0,90 m und einer Breite von 0,6 – 0,8 m. Vermessen wurden über 850 m Strecken. Die größten Erzmengen wurden im Weitungsbau gewonnen. Die Weitungen im Zugangsbereich M 1 erreichen eine Ausdehnung von 35 x 15 m. Es finden sich zahlreiche Spuren, die das Hereintreiben des harten Gesteins mittels Schlägel und Eisen nachweisen.

Die Hauptphase des Bergbaus auf Gold und Silber hielt bis ins 4. Jhd.v.Chr. an. Auch unter den Makedonen, den Römern und den Byzantinern wurde der Edelmetall-Abbau fortgeführt bzw. wieder aufgenommen.

Da es die Alten verstanden, die erzführenden Schichten und Gänge aufzufinden und das verwertbare Erz abzubauen, ist heute mangels wirtschaftlich gewinnbarer Vorräte an einen weiteren Abbau nicht mehr zu denken.

Zink-/Silbererze

Tagebau Vouves, Blick nach W (1956)

Im Jahre 1904 wurde der Bergbau auf der Insel wieder aufgenommen. Die deutsche Minengesellschaft Friedrich Speidel, Thasos-Pforzheim, baute die vom bisherigen Bergbau unberücksichtigt gebliebenen Galmeierze in Vouves/Limenaria, in Sotiros, Sellada, Kallirachi, Koumaria und Astris über- und untertage ab. Die Erze wurden im Zentralbetrieb östlich von Limenaria gewaschen und kalziniert. Insgesamt wurden von 1904 bis Juli 1914 155.857 Tonnen Roherz abgebaut. Verschifft wurden in diesem Zeitraum 18.357 Tonnen Rohgalmei sowie 98.238 Tonnen kalzinierter Galmei. Im August 1914 musste der Bergbau stillgelegt werden. Die Anlagen wurden geplündert und teilweise zerstört.

1925 ersteigerte G. Bogeret, Liège/Belgien, für 40 Jahre die 13 Konzessionen für den Abbau und die Verarbeitung von Zink-, Blei-, Silber-, Eisen- und Kupfererzen im Namen der belgischen Bergbau-Gesellschaft Vieille Montagne. Die SAMM (Société Anonyme Hellenique Metallurgique et Minière) wurde gegründet. Die Speidel'schen Anlagen wurden wieder aufgebaut, die Kalzinierung modernisiert, fünf stählerne Wälzöfen der Firma Krupp errichtet, und der Betrieb mit Erzen aus den obengenannten Abbaubetrieben und mit Haldenmaterial versorgt. Vermutlich 1930 wurde der Betrieb wegen Schwierigkeiten bei der Erzaufbereitung und Verarbeitung sowie wegen Verfalls des Zinkpreises wieder eingestellt.

Eisen- und Manganerze

Auf Thasos finden sich zahlreiche Eisen-Mangan-Vorkommen. Bereits im Altertum (11.– 7. Jahrhundert v. Chr.) wurden Eisenerze in Elia im Süden der Insel und am Akropolisberg in Limena abgebaut. Ein weiterer untertägiger Abbau aus römischer Zeit wurde in Metamorphosis bei Kalirachi mit weitverzweigten, unregelmäßigen Abbauorten festgestellt. Die Strecken weisen meist nur eine Höhe von 0,6 Meter auf und konnten bis auf eine Länge von 40 Meter erkundet werden. Auch größere Weitungen sind vorhanden. Gewonnen wurden wahrscheinlich tonige hämatitische und limonitische Erze mit Pyrit, Kupferkies und Gold (2,5 mg/g Au). Der Eisen- und Manganerzabbau großen Stils begann in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

Der Kaufmann Georgos Apostolopoulos, Kavala, war vermutlich seit 1944 Eigentümer der 1925 gegründeten SAMM (Société Anonyme Hellénique Metallurgique & Minière) mit einem etwa 42 km² umfassenden Konzessionsgebiet im West- und Südteil der Insel. Dort betätigte sich ab etwa 1951 der Unternehmer Aristides Chondrodymos, Athen, an verschiedenen Orten mit bergbaulichen Aufschlüssen und förderte ab 1952 Eisenerz im südlichen Teil der Konzession Nr. 3 der SAMM. Erst im April 1954 schloss er nachträglich mit der SAMM einen Unterpachtvertrag ab. Chondrodymos betrieb schließlich den größten Eisenerztagebau der Insel, Mavrolako. Das für Thasos reiche, auf dem internationalen Erzmarkt mittelgrädige hämatitisch-limonitische Erz aus diesem Tagebau wurde über Skala Maries vorwiegend an die Georgsmarienhütte der Klöckner-Werke AG und an die Vereinigten Österreichischen Stahlwerke verschifft. Die Erzqualität lag im Durchschnitt bei 48 % Fe, 2 % Mn, 0,2 % Cu und 10 % SiO2. Das Unternehmen wurde von Klöckner finanziell unterstützt und beraten. Der Geologe der Firma Klöckner-Industrieanlagen Duisburg, Dr. Hermann Jung, war über einige Jahre in Limenaria stationiert. Weitere Beratung erfuhr Chondrodymos durch Professor Dr. G. Dorstewitz von der Bergakademie Clausthal. Nach einer Gesamtförderung von vermutlich 1,6 Millionen. Tonnen und der Erschöpfung der wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte, die bereits gegen Ende 1958 durch mächtige Schiefer- und Marmor-Überdeckungen begrenzt waren, wurde der Betrieb 1962 eingestellt. Zu dieser Zeit wies der Tagebau eine Ausdehnung von etwa 450 Meter Länge, 75 bis 150 Meter Breite und eine Höhe von bis zu 60 Meter auf. Eisenerz wurde von Chondrodimos auch in Kokkoti westlich von Theologos (1955), auf dem Ais-Matis-Berg über Limenaria (1956 bis Juli 1957); Manganerze wurden in Sellada bei Kalirachi (1953) und in Vathos in jeweils geringen Mengen abgebaut.

Im Mai 1954 begann die Firma Fried. Krupp, Essen/Deutschland, mit einer ersten Begutachtung der Blei-Zinkerz-Lagerstätten innerhalb des Konzessionsgebietes der SAMM und im Juli 1955 mit ersten Untersuchungsarbeiten in den alten Abbauen und auf den Halden.

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Untersuchungsarbeiten Koumaria-Anhöhe von NO

Trotz der Tatsache, dass die Firma Speidel 1914 nicht wegen Erschöpfung der Lagerstätten, sondern wegen des Kriegsausbruches aufgeben musste, zeigte sich, dass die noch anstehenden Erze und das vorhandene Haldenmaterial keine wirtschaftliche Gewinnung und Aufbereitung ermöglichten. Das ursprüngliche Vorhaben der Wiederaufnahme eines Buntmetall-Bergbaus konnte nicht realisiert werden. So wurden die Untersuchungen schließlich auf die Eisenerzvorkommen innerhalb des Konzessionsgebietes ausgedehnt. Nach ersten Aufschlüssen in Koumaria und Koupanada fand eine Probeverschiffung zu Beginn des Jahres 1956 statt. Nachfolgende Verkaufsabschlüsse führten 1957 zum Erwerb von 100 Prozent der SAMM-Aktien und damit der Konzessionen durch die Fried. Krupp, Essen. Damit verbunden war die Nutzung der staatseigenen Gebäude, Anlagen und Einrichtungen. Als Betriebsleiter fungierte Dr.-Ing. Hans Schmid, als Chefgeologe Dr. Erich Haberfelner, beide von der Firma Fried. Krupp GmbH Rohstoffe, Essen.

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Tagebau Koumaria 4 von Ost(1958)

Von der SAMM wurden am Südhang des Ais-Matis-Berges limonitische Eisenerze in den Tagebauen Koumaria (12 Aufschlüsse), Platania, Mersini und Apideli und limonitisch-hämatitische Erze im Maries-Tal im Tagebau Koupanada abgebaut. Außer mechanisierter Bohr- und Ladearbeit war ein beträchtlicher Aufwand von Klaubearbeit zur Scheidung und Anreicherung der Erze, insbesondere zur Aushaltung von Schwerspat und Marmor, erforderlich. Das gewonnene, handgeschiedene Erz wurde auf Schrägsieben unter Ausnutzung der Schwerkraft in Stückerz (etwa 45 % Anteil) und Feinerz (etwa 55 % Anteil) getrennt und durch lokale Unternehmer über fünf und acht Kilometer mittels LKW zum Stapelplatz an der Verladestelle in die Bucht östlich von Limenaria – heute Metalliabucht - transportiert. Die Erzqualität betrug im Durchschnitt aller Erzabbaue 45–49 % Fe, 2,5–3,1 % Mn, 0,43–0,77 % BaO, 0,01–0,12 % Cu, 6–12 % SiO2. Die Gesamtleistung pro Mann und Schicht belief sich auf etwa zehn Tonnen in der Roherzförderung und drei Tonnen für das Versanderz (Werte von 1960).

Stapelplatz und Verladestelle Metalliabucht (1956)

Die Erzverladung erfolgte anfangs von den Erzhalden des unteren Stapelplatzes über von Hand geladene Grubenwagen der Firma Speidel auf Grubengleisen zu den Ladeschurren an den beiden Anlegestellen der Verlademole. Nach der Errichtung eines 75-Tonnen-Bunkers mit Ladeschurre, der mittels Ladegerät und Lastkraftwagen sowohl von der Halde des oberen als auch des unteren Stapelplatzes beschickt wurde, konnte die Ladeleistung wesentlich erhöht werden. Aus den Schurren wurde das Erz in die Mahonen (Leichter) abgezogen. Die vier eigenen Mahonen wurden von zwei gecharterten Kaikis zu den auf Reede liegenden Erzfrachtern geschleppt. Dort musste das Erz anfangs in Ladenetze geschaufelt werden. Der große Zeitaufwand hierfür entfiel, als man die Leichter schließlich mit selbst angefertigten Ladekübeln mit einem Fassungsvermögen von zwei Tonnen bestückte. Die erzgefüllten Netze und Kübel wurden mittels Ladegeschirr von den Winden der Erzfrachter aufgenommen, in die Laderäume gehievt und entleert.

Eisenerzverladung in der Metalliabucht (1957)

Die Ladeleistung betrug 2500–3000 Tonnen im 24-Stunden-Betrieb. Insgesamt kamen 1956 bis 1963 etwa 530.000 Tonnen Fein- und Stückerze zur Verschiffung. Das Eisenerz wurde größtenteils nach Österreich an die VOEST, aber auch nach Deutschland an den Bochumer Verein, an das Krupp-Hüttenwerk in Rheinhausen und die Thyssenhütte in Duisburg exportiert. Der Gesamtbetrieb beschäftigte bis zu 300 Arbeiter und Angestellte (Januar 1958). Die beantragte Verlängerung des 1963 ablaufenden Konzessionsvertrages wurde griechischerseits an die Bedingung geknüpft, eine Aufbereitungs- und Agglomerationsanlage zu errichten, um das griechische Stahlwerk Chalywourgiki in Eleusis mit Pellets zu versorgen. Bei den auf den Lagerstätten verbliebenen mittelgrädigen Erzen, deren Gewinnung in einem größeren Tagebau die Bewältigung eines hohen Anteils von Unhaltigem erfordert hätte, sowie bei unvermeidlich hohen Investitionen für eine Erzanreicherung, war ein wirtschaftlicher Betrieb in Frage gestellt.

Datei:SS Estrella, Nikos Palasakis, Synergiou.jpg
S/S Estrella, Nikos Palasakis, Synergiou (1958)

Zudem drängten vergleichsweise kostengünstige, reiche Erze auf den internationalen Markt. Der SAMM-Betrieb wurde im September 1963 geschlossen und die Konzession aufgegeben. Die Liquidierung der SAMM erfolgte 1969. Die Organisation für die Industrielle Entwicklung Griechenlands (OWA) hatte bereits 1960 beschlossen, die Eisenerzvorkommen auf der Insel Thasos eingehend zu untersuchen. Mit französischer Finanzierung nahm 1962 das Bureau de Recherche Géologique et Minière (BRGM), Orléans, mit dem Institute of Geology and Mineral Exploration (IGME), Xanthi, diesbezügliche Untersuchungen auf. Die verschiedenen Vorkommensbereiche wurden nochmals prospektiert und mit etwa 2200 Meter Bohrungen, davon 1700 in Mavrolako, untersucht.

Eisen- und Manganerz-Vorräte Thasos (1984)

Gleichzeitig mit den Untersuchungen vor Ort wurde vom BRGM eine Planung für die Anreicherung der Erze für den Einsatz im Hüttenwerk durchgeführt. Die Einsichtnahme in die Gesamtstudie ist nicht möglich. Das Ergebnis ist mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ ausgefallen. Im Jahre 1964 wurde von Chondrodimos ein erneuter Versuch unternommen, gemeinsam mit der Griechischen Bank für die Industrielle Entwicklung (ETBA) den Eisenerzbergbau auf Thasos wiederum zu aktivieren und eine Pelletieranlage zu errichten. In diesem Zusammenhang zeigte damals auch Bulgarien gewisses Interesse. Es sind jedoch bis heute keine neuen Vorhaben für den Aufschluss der verbliebenen Eisenerz-Vorräte auf Thasos erkennbar.

Industriepark und Museum [4]

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Palati Limenaria (1959)

Seit Juli 2002 untersucht die IGME die wirtschaftliche Durchführbarkeit eines Industriekultur-Projektes für die Darstellung des Galmeigewinnungs-, Verarbeitungs- und Verschiffungsbetriebes der Firma Speidel der Jahre 1903 bis 1914. Als erstes sichtbares Ergebnis wird an der Wiederherstellung des Speidel'schen Direktionsgebäudes, dem Palati in Limenaria, gearbeitet. Dieses Gebäude soll als Museum für das Gesamtprojekt dienen. Das Vorhaben wird von der Europäischen Union finanziert. Das Machbarkeitsergebnis soll Mitte 2008 vorliegen.

Quellenangaben

  1. Ch.Koukouli-Chrysanthanki, G.Weisgerber: Actes du Colloque International, Limenaria/Thasos, 26-29/9/1995,S.129-144, ISBN 2-86958-141-6
  2. M. Vavelidis, E. Pernicka, G. Wagner: DER ANSCHNITT, Beiheft 6, S.113-124 (Geologie); W.Lieder, J. Heckes S.125-130 (Vermessung); G. Weisgerber, A. Wagner S.131-172 (Bergbau); Ch. Koukouli-Chrysantaki S.173-179 (Archäologie)
  3. T. Kozelj, A. Muller: DER ANSCHNITT, Beiheft 6, S. 180 - 197
  4. IGME, Xanthi: Prospektmaterial anlässlich der Projektvorstellung am 16. September 2005 in Limenaria

Literatur

  • Julius Speidel: Beiträge zur Kenntnis der Geologie und Lagerstätten der Insel Thasos. Dissertation Freiberg 1928.
  • Günther A.Wagner, Gerd Weisgerber: Antike Edel- und Buntmetallgewinnung auf Thasos. Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 1988. ISBN 3-921533-40-6
  • C. Perissoratis und D. Mitropoulos, Institute of Geology and Mineral Exploration, Athen: Late Quaternary Evolution of the Northern Aegean Shelf, Quaternary Research 32, p.36–50, 1989. This paper received in the year 1987 the annual award of the best geological paper in Greece, by the Athens Academy of Science.
  • Andreas Peterek:Geomorphologische und bruchtektonische Entwicklung der Insel Thassos (Nordgriechenland). Dissertation Universität Erlangen-Nürnberg 1992.
  • Chaido Koukouli-Chrysanthaki, Gerhard Weissgerber: Prehistoric Ochre Mines on Thasos. in: To archaiologiko ergo st¯e Makedonia kai Thrak¯e. (Archaeological research in Macedonia and Thrace.) Thessaloniki 7.1993, S.541–58 (griechisch). ISSN 1106-5311
  • Chaido Koukouli-Chrysanthaki, Arthur Muller, Stratis Papadopoulos: Actes du Colloque International,26–29/9/1995, Limenaria, Thasos, ISBN 2-86958-141-6, Herausgeber: Ecole francaise d’Athenes, Paris, et Ephorie des Antiquites prehistoriques et classiques, Kavala, 1999
  • Thomas Cramer: Multivariate Herkunftsanalyse von Marmor auf petrographischer und geochemischer Basis. Dissertation, Berlin 2004. (pdf)