Insel-Bücherei
Die Insel-Bücherei ist eine seit 1912 bestehende Buchreihe preiswerter und gut ausgestatteter Bücher mit anspruchsvoller Literatur sowie Kunst- und Naturdarstellungen aus dem Insel Verlag.
Vom Beginn 1912 bis zum Jahr 1913

Bereits im Jahr 1908 erschienen im Insel Verlag, der seit 1906 unter alleiniger Führung von Anton Kippenberg stand, die ersten sogenannten „2-Mark-Bücher“. 1911 folgte dann die „Bibliothek der Romane“, die zum Buchpreis vom 3 Mark in den Sortimentshandel kam. Beide Reihen wurden von Emil Rudolf Weiß ausgestattet.
Am 23. Mai 1912 trat der Verlag mit seiner sorgfältig vorbereiteten Insel-Bücherei an die Öffentlichkeit. Der erste Band war Rainer Maria Rilkes Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, dessen Verlagsrechte Kippenberg kurz zuvor von dem Verleger Axel Juncker für 400 Mark erwerben konnte, weil dieser keinen hinreichenden Absatz mit dem von ihm in 300 Exemplaren gedruckten Titel erzielen konnte. Nun wurde Rilkes Cornet in einer Startauflage von 10.000 Exemplaren gedruckt, musste sofort nachgedruckt werden und erreichte bis 2006 54 Auflagen mit über 1,14 Mio. Exemplaren. Aufgrund ihres Verkaufserfolgs bildete die Insel-Bücherei bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sogar das wirtschaftliche Rückgrat des Insel Verlags.
Das Verlagsvorhaben wurde im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel wie folgt angekündigt: „Es soll den Namen Insel-Bücherei führen und freundlich ausgestattete Bändchen umfassen, die jedes 50 Pfennig kosten. [..] Sie soll kleinere Werke - Novellen, Gedichtgruppen, Essays [..] enthalten, [..] die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind oder denen wir eine besondere aktuelle Wirkung zu geben beabsichtigen, und gelegentlich auch illustrierte Bücher.“ Kippenberg wollte mit diesem Konzept, für das Stefan Zweig als geistiger Mitschöpfer gilt, nicht in Konkurrenz zur Reclam Universal-Bibliothek oder Meyers Volksbüchern treten. Sorgfältig editierte, mit Kommentaren und Erläuterungen versehene literarische Kleinodien sollten mosaikartig ein Gesamtbild für die Leser formen.
Da die Buchreihe bei den Lesern sehr gut aufgenommen wurde, erweiterte Kippenberg zügig das Angebot an lieferbaren Titeln. So war 1913 bereits die Nummer 112 erreicht.
Die Insel-Bücherei von 1914 bis 1932
Die Buchreihe im 1. Weltkrieg
Im Jahr 1914 überschritt die Gesamtauflage aller Insel-Bändchen schon 1 Million. In diesem Jahr ließ der Verleger für die Reihe das Buch Ruth (IB 152) in einer Auflage von 10.000 Exemplaren als zweifarbigen Pressendruck in der Ernst-Ludwig-Presse Darmstadt drucken. Solche Ausgaben erscheinen sonst nur in Kleinauflagen für Bibliophile.
Nach Kriegsausbruch ließ sich allerdings auch Kippenberg von der zunächst in Deutschland allgemeinen vorherrschenden Kriegsbegeisterung anstecken und veröffentlichte eine umfangreiche Folge mit Titeln, deren Thematik in direktem Bezug zum laufenden 1. Weltkrieg stand, wie Deutsche Vaterlandslieder (IB 154), Deutsche Kriegslieder (IB 153), Arndts: Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. Die deutsche Wehrmannschaft (IB 157), Kaiser Wilhelms I. Briefe aus den Kriegsjahren 1870/1871 (IB 168), Briefe des Feldmarschalls Blücher (IB 170) oder Lieder der Landsknechte mit Holzschnitten (IB 157/1).
Ergänzend dazu erschienen Bände, die an das deutsche Nationalgefühl appellierten, wie Die deutschen Lande im Gedicht (IB 174) und Deutsche Choräle (IB 155). Der letztgenannte Titel, der von Katharina Kippenberg herausgegeben worden war, konnte sich allerdings längerfristig im Verlagsprogramm behaupten und wurde zuletzt 1953 in einer überarbeiteten Zusammenstellung im Wiesbadener Verlagshaus ediert.
Mit Ablauf der damals nur dreißigjährigen Schutzfrist wollte Kippenberg die noch bestehende Wagner-Begeisterung ausnutzen und legte 1914 eine Reihe überwiegend mit dessen Opernlibretti, wie Lohengrin, Siegfried oder Tristan und Isolde, auf. Dieser war aufgrund der preisgünstigeren Alternative durch die zur selben Zeit verfügbaren Reclam-Texte ebenso wenig ein durchschlagender wirtschaftlicher Erfolg beschieden wie der ab 1915 ausgelieferten Reihe mit flämischen Autoren, wie Ruisbroeck, Tersteegen oder Gezelle, zu der der Verleger aufgrund seines Kriegsdienstes in der Etappe der belgischen Westfront angeregt worden war.
Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs
Konservative Verlagspolitik
Der politisch konservativ eingestellte Kippenberg versuchte, den Insel Verlag und damit auch die Insel-Bücherei von den einschneidenden politischen Veränderungen, die mit Hitlers Machtergreifung einhergingen (vgl. Reichsschrifttumskammer), weitestgehend fernzuhalten. Allerdings musste auch er der nationalsozialistischen Politik seinen Tribut zollen. Am 16. Mai 1933 wurde im Börsenblatt eine „Schwarze Liste“ von 135 Autoren veröffentlicht, deren Werke aus öffentlichen Bibliotheken auszusondern waren. Hierunter war auch einer der Hauptautoren des Insel Verlages, Stefan Zweig, der in der Insel-Bücherei mit Gedichtbänden und Erzählungen sowie Übertragungen ausländischer Literatur repräsentativ vertreten war. Die Liste war zwar für die Verleger nicht bindend, aber Kippenberg wurde Ende 1933 vom Börsenverein nochmals über aus nationalen und kulturellen Gründen unerwünschte Autoren - darunter wieder Zweig - förmlich informiert. Zwar konnte Kippenberg unter Hinweis auf mögliche außenpolitische Verwicklungen 1933 beim Reichspropagandaministerium noch erreichen, dass ihm der Verkauf einzelner Titel Zweigs auf Widerruf gestattet wurde, so daß er sie in seinen Verlagsverzeichnissen noch bis 1935 führte. Nach Ablauf der Schonfrist am 1. März 1936 musste er sich jedoch von Zweig endgültig trennen.[1].
Selbstredend mussten schrittweise alle offensichtlich jüdischen Autoren und Titel mit einem positiven Bezug zum Judentum und zum jüdischen Leben aus dem Verlagsprogramm zurückgezogen werden. Auch der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 fielen solche Titel zum Opfer. Im Zusammenhang mit dieser soll fast die ganze 2. Auflage der Altjüdischen Legenden (IB 347/1), herausgegeben von Bin Gorion, vernichtet worden sein. Dabei wurden auch Autoren als jüdischer Herkunft eingestuft, die es tatsächlich gar nicht waren. Dies traf z.B. auf den als Übersetzer von Oscar Wilde tätigen Franz Blei zu, der Deutschland bereits 1933 als Gegner des NS-Regimes verlassen hatte, so dass Kippenberg das Impressum der noch vorhandenen Restbestände des Gespenstes von Canterville (IB 390) mit seinem Namen tilgen ließ. [2]
Gleichwohl wurde die Produktion der Insel-Bücherei mit den „erlaubten“ Autoren nach Titeln, Absatz und Ausstattung auch ab 1933 auf einem beachtlichen Niveau gehalten. Sogar während der ersten Kriegsjahre konnte die Insel-Bücherei trotz vielfältiger Materialprobleme und personeller Einschränkungen im Verlag in einem beachtlichen Umfang fortgeführt werden.
In dieser Zeit trat der Verleger unter dem Anagramm „Benno Papentrigk“ selbst mit einem Titel in der Insel-Bücherei hervor. So erschienen 1942 als Nummer 219/3 seine Schüttelreime, nachdem der Autor diese zunächst im Privatdruck und außerhalb der Reihe veröffentlicht hatte.

Kriegsvernichtete Ausgaben
Im Dezember 1943 wurden auch das Verlagshaus des Insel Verlags und das Gebäude des mit dem Vertrieb des Verlagssortiments beauftragten Kommissionärs Fleischer Opfer des Krieges und bei einem alliierten Luftangriff auf Leipzig völlig zerstört. Dabei gingen neben versandfertigen Nachauflagen, auch acht zur Auslieferung an den Buchhandel bereitliegende Erstauflagen neuer Titel, die in Pappe gebunden waren, in Flammen auf. Diese konnten zwar alsbald nachgedruckt werden und erschienen dann 1944 - allerdings nur noch broschiert - in den Buchläden.
Ein Titel aber - die Gedichte des deutschen Barock, Auswahl und Nachwort von Wolfgang Kayser (IB 313/2) - wurde bislang vom Verlag offiziell nicht wieder aufgelegt. Da nur etwa 30 Exemplare erhalten geblieben sind, die von Kippenberg an den Herausgeber, andere Verlags-Autoren, Buchkünstler, Freunde des Verlags oder zu Rezensionszwecken bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin versandt worden waren, ist IB 313/2 ein Desideratum vieler Sammler dieser Reihe. Um vor allem diesen wenigstens den Inhalt des Bändchens zu erschließen, wurde der Titel 1989 mit Genehmigung des Insel Verlages (Frankfurter Verlagshaus) von privater Seite als einmaliger, fotomechanischer Nachdruck im Broschureinband herausgegeben. Vorlage:Absatz-L
Die Insel-Bücherei nach 1945
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zur rascheren Befriedigung der Nachfrage nach Literatur und z.T. sicher aufgrund des Materialmangels Teilauflagen von Titeln der Insel-Bücherei in einer kostengünstigen einfarbigen Broschur-Ausstattung ohne Hinweis auf dieselbe gedruckt.
Verlagshaus Wiesbaden / Frankfurt am Main
Noch im April 1945 gründete Anton Kippenberg in Wiesbaden eine Zweigstelle des Insel-Verlages, in der auch die Insel-Bücherei wieder eine dominierende Rolle spielen sollte. Obwohl die Wiesbadener Zweigstelle bei der Ausstattung der Bändchen zunächst Abstriche machen musste - bis 1950 gab es nur Broschuren -, konnten bereits mit Jakob Burckhardt: Briefe (IB 331/2) 1946 und Molière: Tartuffe (IB 76/2) 1947 zwei Neuerscheinungen verbucht werden. 1948 gab es allerdings wie in Leipzig nur Nachrucke älterer Titel. Im Oktober 1960 wurde der Verlagssitz dann nach Frankfurt am Main verlegt.
In der alten Bundesrepublik fühlte sich der Insel Verlag in den fünfziger und sechziger Jahre einerseits den im nationalsozialistischen Deutschland verfemten Künstlern und Schriftstellern, hier insbesondere auch denen des deutschen Expressionismus, und andererseits modernen Autoren aus Westeuropa und Amerika verbunden. Daneben wurden auch Neuauflagen und Reprints älterer Erfolgstitel (Gedichte von Rainer Maria Rilke (IB 400 und 480), Der Opfergang von Rudolf G. Binding (IB 23), Das Marionettentheater von Heinrich von Kleist (IB 481) oder Es war einmal. Ein Bilderbuch von Ludwig Richter (IB 360) ediert.
Vor allem im Frankfurter Haus wurden in diese Reihe auch ursprünglich nicht für diese vorgesehene Insel-Verlagsausgaben, weil diese von der Ausstattung oder dem Umfang her für den gebundenen Ladenpreis zunächst zu teuer waren (IB 1027/2 - Deutsche Weihnachtslieder mit Noten und Bildern (1981; 1937 außerhalb der Reihe)) mit Folgeauflagen zur längerfristigen Einordnung in die Reihe übernommen, nachdem die Kalkulation der allmählich angestiegenen Verkaufspreise der Bändchen dies zuließ. Die Reihenübernahme traf - zur Absatzbelebung - auch auf unverkaufte Restbestände von Titeln, die aus verlegerischen Erwägungen zunächst nicht in der Insel-Bücherei erscheinen sollten (IB 292/2 - Christopher Marlowe: Doktor Faustus (1953; 1949 außerhalb der Reihe)), oder von ursprünglichen Reihentiteln zu, von denen Teilauflagen außerhalb der Reihe in einer einfacheren Ausstattung erschienen waren, die nun mit den typischen Reihenmerkmalen - Pappband mit Titel- und Rückenschild - aufgebunden wurden.
Andererseits kam es im Zuge der Absatzschwierigkeiten der Reihe in den 1970er und 1980er Jahren zur entgegengesetzten Tendenz, d.h. einer Ausgliederung vieler Titel der Reihe, die dann als broschiertes Insel-Taschenbuch (it) - häufig in erweitertem Umfang und mit einem günstigeren Ladenpreis - weiter erschienen, wie IB 891 - Irische Elfenmärchen (1966, ab 1987: it 988) und IB 1077/2 - Eliza Orzeszkowa: Blumenhochzeit (1977, ab 2000: it 2397).
Verlagshaus Leipzig
- Erteilung der Verlagslizenz
In der sowjetischen Besatzungszone wurde der Verlagsbetrieb 1947 nach Erhalt einer endgültigen Verlagslizenz am 25. Februar 1947 durch die sowjetischen Besatzungsbehörden unter großen Schwierigkeiten wieder aufgenommen. Bei der Entscheidung nahm der frühere Autor des Insel Verlags und nunmehriges Mitglied des Zentralkomitees der SED, Johannes R. Becher maßgeblichen Einfluss. Nun konnten auch wieder Insel-Bücher, bis 1949 allerdings nur Lagerbestände oder Nachdrucke älterer Titel, erscheinen. Becher selbst war übrigens gleich zu Beginn der neuen Verlagstätigkeit mit dem 1987 als IB 1079/1 in die Insel-Bücherei übernommenen Sonette-Band Wiedergeburt vertreten.
Als erste neue Titel erschienen dann 1950 Anna Seghers mit Crisanta (IB 99/4), Honoré de Balzac mit Leb wohl! El Verdugo (IB 104/3) und Jack London mit Der Mexikaner Felipe Riveras (IB 163/2), die an die Stelle anderer Vorkriegsausgaben mit dieser Bandnummer traten.
- Ausgabeschwerpunkte
Im Leipziger Verlagshaus bildeten nach dem Zweiten Weltkrieg die Werke von Dichtern und Schriftstellern des deutschen Humanismus, des sozialistischen Realismus, aus der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten den herausgeberischen Schwerpunkt.
Es wurden allerdings auch Lizenzausgaben von Autoren westlicher Länder verlegt, vor allem, wenn deren Werk als fortschrittlich im Sinne der sozialistischen Kultur- und Kunstdoktrin galt, wie dies bei den deutschsprachigen Autoren Heinrich Böll, Walter Jens oder Elias Canetti der Fall war. Von fremdsprachigen westlichen Autoren kamen so Nobelpreisträger, wie Ernest Hemingway, T.S. Eliot oder Harold Pinter (Nobelpreis erst 2005), aber auch Gertrude Stein, James Joyce oder Doris Lessing zu Wort.
Aufgrund des staatlich festgelegten Verkaufspreises von nur 1,25 Mark - ein Ladenpreis, der noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs herrührte und an dem in der DDR aufgrund der staatlichen Preisbindung festgehalten wurde - und dann später auch 2,50 Mark für Titel größeren Umfangs erfreute sich die Insel-Bücherei in der DDR eines regen Absatzes. Sie war trotz Startauflagen von in der Regel 10-20.000 Bändchen für Textbände und 20-30.000 Bändchen für Bildbände stets rasch vergriffen.
- Die vernichtete „Heartfield-Ausgabe“
Ungeachtet der in der DDR gegebenen Materialknappheit, die sich in limitierten Papierzuteilungen an die Verlage und zum Teil qualitativ minderwertigen, stark holzhaltigem Papier widerspiegelte, kam es 1979 zur Makulierung der Rohbögen einer in 25.000 Exemplaren vollständig ausgedruckten Neuerscheinung - dem als IB 1023/1 vorgesehenen Titel John Heartfield: Fotomontagen, herausgegeben von Roland März.
Hintergrund der in der Geschichte der Insel-Bücherei wohl beispiellosen Makulierungsaktion waren Beanstandungen der Witwe des Künstlers, mit der die für den Band vorgesehene Auswahl der originalen Fotomontagen in Klebetechnik aus dem Nachlass des Künstlers abgestimmt worden war. Danach fehlte die verlagsseitig zugesagte Ausstattung des Bändchens auch mit farbigen Bildtafeln, und es war durch Retuschierungen der Werkstattcharakter der geklebten Fotomontagen bei den gedruckten Tafeln nicht mehr sichtbar.
Ein ursprünglich wohl beabsichtigter, korrigierter Neudruck des Titels kam nicht mehr zustande. Lediglich einige Signalexemplare blieben erhalten, und es fanden einige wenige der für diese Ausgabe gestalteten orangefarbenen Mustereinbände mit dem diagonalen Buchstabenrapport „H-H-H“ (usw.), der Initiale des Künstlers, für 3 andere Titel der Reihe Verwendung. Die Bandnummer wurde dann erst 1982 mit Isaac Bashevis Singers Der Spinoza von der Marktstraße endgültig neu belegt.[3].
Wiedervereinigung und die Insel-Bücherei Frankfurt am Main/Leipzig
Zwar waren in der alten Bundesrepublik aufgrund der veränderten Situation auf dem Buchmarkt ab den 1960er Jahren Auflagenzahlen und Editionsumfang reduziert worden, wohingegen in der DDR die Breite des Reihenprogramms gehalten und hohe Auflagen erzielt wurden. Gleichwohl stellte die „Insel-Bücherei“ eine der Brücken über die im Ergebis der deutschen Nachkriegsentwicklung entstandenen kulturpolitischen Differenzen zwischen beiden deutschen Staaten bis 1990 hinweg dar, die den Gedanken an eine letztlich gemeinsame Literatur und ein gemeinsames Verlagswesen in Deutschland während seiner Teilung wachhielten. Aufbauend darauf konnte 1991 die Insel-Bücherei wieder als einheitliche Reihe des nunmehr wiedervereinigten Insel Verlags Frankfurt am Main/Leipzig erscheinen. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung nahm sie einen neuen Aufschwung und erscheint gegenwärtig mit etwa 12 neuen Titel jährlich - jeweils 6 im Frühjahr und im Herbst zum Preis von durchschnittlich 12 Euro -, wobei die Pflege kleinerer Werke und die Herausgabe von Werkauswahlen von Johann Wolfgang von Goethe und Rainer Maria Rilke einen editorischen Schwerpunkt bildet. Im Herbst 2007 wurde mit einer Ausgabe von Briefen der Malerin Paula Modersohn-Becker die Reihennummer 1299 erreicht. Durch die Mehrfachbelegungen vieler Nummern liegt die erreichte Titelanzahl der Reihe allerdings weit höher.
Einbandgestaltung, Ausstattung und Nummerierung
Pappeinbände mit Musterpapierbezug
Das äußere Erscheinungsbild der Reihe unterschied sich vom Beginn ihres Erscheinens an deutlich von den üblichen Buchreihen für den Massenvertrieb, die ohne besonderen typographischen Aufwand auf eher billigem Papier gedruckt und zumeist nur mit einfachen Broschureinbänden versehen wurden, wie die Reclam Universal-Bibliothek.
- Rizzi-Papiereinband mit Titelschild
Die ersten 12 Bände der Insel-Bücherei wurden dagegen auf holzfreiem Papier gedruckt und in Pappeinbände im Oktavformat (8°) gebunden, die mit farbigen Überzugspapieren nach Vorlagen der italienischen Kollektion Rizzi sowie einem aufgeklebten, typographisch gestalteten Titelschild mit Angabe der Reihennummer versehen waren. Dieses sollte stets die Angabe "Insel-Bücherei" tragen. Wohl durch ein Druckereiversehen, das bei einer ersten Binderate der Erstauflage nicht sofort bemerkt wurde, kam es zumindest bei dem Titel von Gottfried Keller: Die drei gerechten Kammmacher.Spiegel, das Kätzchen (IB 329) zum unrichtigen Eindruck "Insel-Verlag"
- Rückenschild
Ab IB 28 (für Nachauflagen generell ab 1913) kam ein Rückenschild mit Autor und Kurztitel dazu; die Reihennummer wurde auf diesem ab IB 158 angegeben. Bei den Bildbänden wurde sehr oft auf ein aus dem behandelten Thema abgeleitetes Einbandmotiv, das dann im Rapport wiederholt wurde, zurückgegriffen.

- Marmorpapier
Ende der 1920er Jahre experimentierte man bei der Auswahl von Einbandpapieren auch mit Marmorpapieren, die dann bei gut zwei Dutzend Titeln und drei Vorzugausgaben in Halbleder Verwendung fanden. Offensichtlich entsprach das erzielte optische Ergebnis aber nicht dem Reihencharakter, so dass es bei diesen einmaligen Versuchen blieb.
- Querformat
Wenn es die möglichst werkgerechte Wiedergabe von Kunstwerken erforderte, kam ausnahmsweise auch ein querformatiger Bucheinband (quer 8°) zum Zuge.
Leder- und Halbledereinbände

Schon bald nach Etablierung der Buchreihe am Markt wurden Teilauflagen (maximal jeweils ca. 200 Exemplare) von gängigen Titeln oder auch Erstauflagen von im Inselverlag erfolgreichen Autoren in Ganzleder aufgebunden und z.T. mit Schutzumschlag und Schuber ausgestattet. Der Buchblock wurde jeweils der Normalauflage entnommen, jedoch mit farbigem Vorsatzpapier versehen. Die Bändchen sind als Inselbücher nur an der Bogenzählung zu erkennen. Sie wurden etwa zum 10fachen Preis der Normalausgabe angeboten und in folgenden 2 Varianten gefertigt:
- Ganzledereinband mit goldgeprägtem Insel-Signet auf dem Vorderdeckel und ebenso eingedrucktem Titel auf dem Buchrücken (Serie LS); diese Variante erschien zwischen 1913 und 1931 bei ca. 36 Erstauflagen und etwa 120 Folgeauflagen,
- Ganzledereinband mit goldgeprägtem Fleuron und Titel auf dem Vorderdeckel sowie unbedrucktem Rücken (Serie LF); diese Variante erschien zwischen 1917 und 1928 bei 1 Erstauflage und etwa 80 Folgeauflagen.
Von zwei Titeln (IB 1 - Rilke: Cornet und IB 28 - Hugo von Hofmannsthal: Der Tor und der Tod) liegen auch Halbledereinbände vor.

Broschur-Einbände
Im I. und II. Weltkrieg waren für den Versand an Frontsoldaten Teilauflagen broschiert worden (siehe unten). Daneben wurden im II. Weltkrieg sicher aus Gründen der Materialknappheit vorhandene Restbestände von Normalausgaben in kartonierten einfarbigen Broschuren aufgebunden. Bei Bildbänden wurde auch kartoniertes illustriertes Broschurpapier aufgebunden, dessen Muster den Pappbänden der Normalausgabe entsprach.
Da die Materialknappheit in den ersten Nachkriegsjahren in allen Besatzungszonen Deutschlands fortbestand, konnten in dieser Zeit weiterhin nur papierene broschierte Ausgaben hergestellt werden. Anfang der fünfziger Jahre erhielten die Insel-Bücher dann wieder ihr gewohntes Aussehen.
Umschlagstreifen, Bildeinbände und Einsatz von Schutzumschlägen
Vorwiegend bei Erstauflagen setzte der Verlag ab 1912 bei einigen Titeln zur Verkaufsförderung Umschlagstreifen ein, mit denen auf den Inhalt des Bändchens, den Autor oder - bei Folgeauflagen - auch auf bereits erreichte Auflagenzahlen hingewiesen wird.
Die Gestaltung des Bucheinbandes rückte dann aber im Frankfurter Verlagshaus vor allem in den 1970er und 1980er Jahren von den reihentypischen Rizzi-Musterpapieren mit dem aufgeklebten (später aufgedruckten) Titel- und Rückenschild ab und näherte sich dem Erscheinungsbild der immer zahlreicher auf den Buchmarkt drängenden, mit der Insel Bücherei konkurrierenden Taschenbuchausgaben anderer Verlage an. Bereits ab 1960 wurden bei Bänden mit einem Bildteil zeitweise Schutzumschläge eingesetzt, die ein Bildmotiv aus dem Band wiederholen. 1961 wurde dann das Bildmotiv unter Verzicht auf einen gesonderten Schutzumschlag direkt auf den ansonsten weißen, grauen, braunen oder grünen Vorderdeckel gedruckt (Bildeinband).
Ab 1965 wurden die Einbände teilweise grafisch völlig frei, mitunter auch ohne Angabe des Titels auf dem Vorderdeckel, gestaltet, wodurch der Reihencharakter der Bändchen verloren ging.
- Besondere Einbandvarianten der Normalausgaben
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IB 630 Italienische Tafelbilder, Musterpapier mit Umschlagstreifen
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IB 700 Der Sankt-Annen-Altar des Wolf Huber, Musterpapier mit Schutzumschlag (einfarbige Reihenleiste)
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IB 296 Grünewalds Handzeichnungen, Bildeinband (einfarbige Reihenleiste)
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IB 949 Gershom Scholem Geheimnisse der Schöpfung, Glanzkaschierter Bildeinband nach einer Zeichnung von Athanasius Kircher
Illustrationen und Bildbände

Schon bei einem der ersten Titel, Gottfried August Bürgers Erzählungen über die Abenteuer des „Freiherrn von Münchhausen“ (IB 7/1), lockerte eine Titel-Illustration den Textteil auf. 1917 folgte dann der erste reine Bildband der Buchreihe mit einem vom erläuternden Textteil getrennten schwarzweißen Tafelteil: die historische Holzschnittfolge „Bilder des Todes“ von Hans Holbein d.J.. Von diesem Band erschienen sogar noch bis 1989 im Leipziger Verlagshaus Nachauflagen.
Ab den 1930er Jahren bereicherten im Mehrfarbdruck gedruckte Farbbildbände oder farbig illustrierte Bände die Reihe. Sie wurden zum einen von zeitgenössischen Buchkünstlern (Fritz Kredel, Willi Harwerth) ausgestattet. Hier machte den Anfang das 1933 erschienene „Kleine Blumenbuch“ (IB 281). Ihm folgten aus der Reihe mit Naturthemen u.a. „Das kleine Baumbuch“ (IB 316, 1934) und „Der kleine Goldfischteich“ (IB 216, 1935) sowie daneben der von Kredel mit Abbildungen von Soldaten in historischen Originaluniformen illustrierte Band „Wer will unter die Soldaten. Deutsche Soldatenlieder“ (IB 236, 1934)

Bei einer Anzahl von Bildbänden wurden die beigegebenen Bildtafeln auch nach älteren kolorierten Vorlagen gedruckt, wie „Das kleine Buch der Vögel und Nester“ (IB 100, 1935), Maria Sibylla Merians „Das kleine Buch der Tropenwunder“ (IB 351/2, 1935) und „Die Minnesänger in Bildern der Manessischen Handschrift“ (IB 450, 1933, Teil 1).
Sogar bis ins letzte Kriegsjahr 1945 wurde an solchen Ausgaben gearbeitet. Freilich konnte der 2. Teil der „Minnesänger“ (IB 560) erst nach Kriegsende ausgliefert werden. Die Bändchen dieser Zeit, deren Farbtafelteil zumeist von der Leipziger Druckerei H.F. Jütte hergestellt wurden, dürften in ihrer Druckqualität bis heute als unübertroffen gelten.
Als erster Band mit photographischen Aufnahmen erschien dann 1936 „Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns“ (IB 495). Diesem Band schlossen sich Titel mit Aufnahmen des Naumburger Doms (IB 505), des Freiberger Doms (IB 179) und griechischer Tempel von Paestum (IB 170) an.
Schließlich wurden ab 1939 auch zeitgenössische Maler und Bildhauer mit Schwarzweiß-Fotografien in der Insel-Bücherei vorgestellt, zunächst Georg Kolbe mit „Bildwerke“ (IB 422) - ein Ausgabeschwerpunkt, der in den 1950er und 1960er Jahren mit Titeln über Kunstwerke von Künstlern, wie Ernst Barlach - IB 600, Lyonel Feininger - IB 629, Gerhard Marcks – IB 595, Paul Klee - IB 294 und IB 800, Hans Purrmann – IB 721, Friedensreich Hundertwasser - IB 899, seinen Höhepunkt hatte. Dabei erschienen ab 1955 auch farbige Bildbände zu diesem Themenkreis.
Nummerierung
Kippenberg strebte ursprünglich an, die gesamte Buchreihe in ununterbrochener Nummernfolge lieferbar zu halten. Dementsprechend ersetzte er nicht mehr gängige Titel durch andere mit derselben Reihennummer. In den 1930er Jahren mussten dann auch die Titel der in Deutschland mit Veröffentlichungsverbot belegten Autoren ersetzt werden.
Auch das Leipziger Verlagshaus belegte nach 1945 Nummern, die mit aus seiner Sicht unerwünschten Autoren besetzt waren (Friedrich Nietzsche, Otto von Bismarck, Ernst Bertram, jeweils mit mehreren Titeln, und Werner Kortwich mit IB 447 Friesennot) neu. Im übrigen wurden neue Titel von beiden Verlagshäusern grundsätzlich fortlaufend ab IB 561 nummeriert. Um dabei Nummernkollisionen zu vermeiden, hatten sich die beiden Verlagshäuser nach dem 2. Weltkrieg bei der Vergabe neuer Nummern im Rahmen ihrer weitgehend eigenständigen Verlagsprogramme zunächst abgestimmt.
Diese Abstimmung wurde 1973/74 vom Leipziger Verlagshaus nicht mehr eingehalten, nachdem das Frankfurter Verlagshaus die Nummer 993 mit dem DDR-Autor Peter Hacks (Der Schuhu und die fliegende Prinzessin) - diese Ausgabe wurde übrigens nicht in der DDR vertrieben - belegt hatte, obwohl Leipzig seinerseits schon einen Titel mit Theodor Storm angemeldet hatte. So verwendete das Leipziger Verlagshaus ab 1974 die IB-Nummern 562 ff., die früher bereits vom Wiesbadener Verlagshaus mit Neuerscheinigungen belegt waren, erneut für Titel der sog. Erbeliteratur. Im Ergebnis dieser Unstimmigkeiten fühlte sich dann auch das Frankfurter Verlagshaus grundsätzlich nicht mehr zur Abstimmung der Nummern verpflichtet, und so gibt es ab den 1970er Jahren erneut sehr viele Reihennummern mit zwei verschiedenen Buchtiteln.
Die Neunumerierung innerhalb der Reihe führte dazu, dass es schließlich bis zu vier verschiedene Titel (IB 99) zu einer Reihennummer gibt.
- Titelschilder der 4 verschiedenen IB-Ausgaben mit der Nummer 99
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1913 - Richard Wagner: Tannhäuser
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1920 - Alexander Pope: Der Lockenraub
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1943 (1944)- Edwin Redslob: Des Jahres Lauf
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1951 - Anna Seghers: Crisanta
Typografie
Großen Wert legte Kippenberg auf die Schriftgestaltung bei jedem einzelnen Titel. Schrift und Inhalt sollten eine organische Einheit bilden. Deshalb wurden viele Titel bei Nachauflagen typografisch völlig neu gestaltet, wobei er zur Mitarbeit auch namhafte Schriftgestalter, wie Rudolf Koch oder Hermann Zapf, heranzog.
Aktuelle Ausstattung
Die zur Verkaufsförderung eingeleitete Entwicklung beim Frankfurter Verlagshaus, die der Reihe ihren unverwechselbaren Charakter und Charme zu nehmen drohte, wurde in den 1980er Jahren wieder rückgängig gemacht. So trägt gegenwärtig die Insel-Bücherei in der weit überwiegenden Anzahl der Titel wieder ihr altes Buchkleid mit Musterpapieren, bei denen jetzt häufig auf historische Vorlagen aus Musterpapiersammlungen in musealen Beständen zurückgegriffen wird (Deutsches Buch- und Schriftmuseum / Deutsche Bücherei Leipzig) mit den obligatorischen Titel- und Rückenschildern, die nunmehr allerdings aus fertigungsökonomischen Gründen nur noch eingedruckt sind.
Folgeauflagen von wenigen, bereits in der Erstauflage in der Insel-Bücherei ausschließlich im Bildeinband edierten Titeln werden aber auch bei den laufenden Folgeauflagen weiter mit diesem Einband versehen (z.B. IB 1008/2 - Polnische Liebesgedichte, IB 999/2 - Hermann Hesse: Stunden im Garten).
Sehr oft werden jetzt die Bändchen mit Buchillustrationen und Photographien direkt im Text versehen, dagegen tauchen Bändchen mit einem reinen Bild- und erläuterndem Textteil (Bildbände, siehe oben) nur noch selten bei Neueditionen auf.
Den Neuerscheinungen werden seit einigen Jahren Lesezeichen aus Karton beigegeben, die einen kurzer Verweis auf die jeweilige Bandnummer und deren Inhalt sowie rückseitig die übrigen Neuerscheinungen des Frühjahrs- oder Herbstprogramms tragen.
Sonderausstattungen der Reihe
Ausgaben im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen
- Kriegsausgaben im I. Weltkrieg
Kleinere Teilauflagen von vielen damals lieferbaren Titeln wurden zur Reduzierung des Transportgewichts in einfarbige Broschureinbände gebunden, um den Versand an die an der Front kämpfenden Soldaten des Deutschen Reichs zu erleichtern. Die Broschüren tragen auf dem Vorderumschlag das normale Titelschild, ein Rückenschild ist jedoch nicht vorhanden. Einzelne Titel tragen zusätzlich noch einen Stempelaufdruck des Hamburger Roten Kreuzes. Aufgrund der nicht sehr robusten Ausstattung und der intensiven Inanspruchnahme der Broschüren durch die Leser unter Kriegsbedingungen und in Lazaretten überdauerte schon ein Großteil der nur in kleinen Teilaufagen hergestellten Kriegsausgaben nicht den 1. Weltkrieg. Weitere Expemplare mögen wegen ihres unscheinbaren Äußeren in späteren Zeiten weggeworfen worden sein, so dass sie selten geworden sind. Vorlage:Absatz-L
- Feldpostausgaben im 2. Weltkrieg
Während des 2. Weltkrieges erschien wie bei vielen anderen Verlagen auch in der Insel-Bücherei eine größere Titelanzahl als sog. Feldpostausgabe und Frontbuchhandelsausgabe, die einen Querschnitt durch die Textbände des laufenden Verlagsprogamms boten und die als gesonderte Auflagen mit teilweise erheblichen Auflagenzahlen auf meist minderwertigem Papier gedruckt und wie die Kriegsausgaben des I. Weltkriegs aus Gewichtsgründen zum Versand an die Front fast ausschließlich mit dünnen, zumeist einfarbigen Broschureinbände versehen wurden.
Als einzige Feldpostausgabe im Pappband mit Musterpapier erschien 1944 in einer kleinen Auflage, die bereits 1943 im besetzten Dorpat (Estland) gedruckt wurde, Rilkes Cornet (IB 1) - vielleicht eine Verbeugung des Verlags vor dem Werk eines seiner Hauptautoren, der bereits 1926 verstorben war.
Restbestände der Feldpostausgaben, die neben historischen Texten, wie Das deutsche Ordensland Preußen von Treitschke (IB 182/1), Römische Charaktere von Mommsen (IB 489) oder Politisches Gespräch von Ranke, vor allem Märchen von Andersen oder Hauff sowie politisch unverfängliche Novellen, Erzählungen (Kleist, Eichendorff oder Keller) und Gedichte (Hölderlin, Rilke, Morgenstern) enthielten, wurden auch noch nach 1945 vertrieben, wobei der Hinweis auf die Feldpostausgabe durch Überkleben oder Entfernen des Vermerks meist unkenntlich gemacht wurde. Vorlage:Absatz-L
- Truppenbetreuungsausgaben im 2. Weltkrieg
Für die an der Front kämpfenden deutschen Soldaten wurden ab 1943 auf Bestellung der Wehrmacht, die auch die Verteilung an der Front und in der Etappe übernahm, vom Verlag besondere Teilauflagen von zumeist 10.000 Exemplaren gefertigt, die nicht in den Handel kamen. Überwiegend wurden diese Bändchen in speziell für diese Ausgaben hergestellte einfarbige Pappbände mit Streifenstruktur eingebunden. Das Rückenschild wurde bei einzelnen Ausgaben weggelassen. Mitunter kamen auch gemusterte Pappbände oder Broschüren als Einbandmaterial zur Verwendung. Der Druck dieser Auflagen wurde zumeist von außerhalb Leipzigs ansässigen Druckhäusern ausgeführt, die sonst nicht in die Herstellung der Inselbücherei einbezogen waren. Vorlage:Absatz-L
Vorzugsausgaben

Entsprechend der Verlagstradition wurden von Zeit zu Zeit für Bibliophile Vorzugausgaben von gängigen Titeln mit besonderen Einbänden (Verwendung von Leder, Pergament oder Leinen) und Ausstattungen (Büttenpapier, Autorensignatur, Originalgrafik-Beigaben, Schuber, Handkolorierung, größeres Buchformat) gefertigt. Mitunter wurden auch auf künstlerische Bucheinbindungen spezialisierte Buchbinder, wie Willy Pingel, Gerhard Prade und Gerd Prade, mit der Fertigung von Handeinbänden beauftragt.
In den 1990er Jahren wurde die Fertigung von Vorzugsausgaben intensiviert, so dass bis heute in der Regel jährlich eine solche mit einem Titel aus dem Novitätenprogramm der Inselbücherei auf den Markt kommt. Von den frühen Titeln der Reihe (bis etwa 1930) gibt es keine verlässliche Auflistung der tatsächlich als Vorzugsausgabe erschienen Bände. Mitunter wurden auch Buchblöcke mit Sondereinband versehen, die nicht für den Handel bestimmt waren. Solche raren Ausgaben erreichen auf dem Antiquariatsmarkt beachtliche Preise.
Jahresgaben für Freunde des Insel Verlags
Von wenigen Titeln des damals aktuellen Verlagsprogramms (z.B. IB 779, Christian von Hofmannswaldau: Sinnreiche Helden-Briefe verliebter Personen, IB 1188, Siegfried Unseld: Goethe und der Ginkgo) legte der Inselverlag sogenannte Jahresgaben in besonderer Ausstattung auf, die nicht über den Handel vertrieben wurden.
Kaufhausausgaben
In den 1970er Jahren wurden nicht abgesetzte Restbestände von Buchblöcken von Insel-Büchern der 1950er bis 1970er Jahre mit einem roten, gelben oder grünen Broschureinband versehen und als "Sonderausgabe im Insel-Verlag" zumeist über Kaufhäuser (sog. Kaufhausausgabe) vertrieben. Bei einigen Ausgaben, die bereits in einer recht geringen Auflage gedruckt worden waren, wie z.B. Nelly Sachs' Gedichtsammlung Glühende Rätsel (IB 825/1B -1968), hat dies zur Folge, dass im typischen IB-Pappband aufgebundene Bändchen selten geworden sind.
- Einbandvarianten der sog. Kaufhausgaben
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IB 389 - Plato: Ein Gastmahl, grüne Broschur
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IB 300/2 - G. W. Hegel: Einleitung in die Phänomenologie des Geistes , rote Broschur
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IB 328/1D - G. Keller: Der Schmied seines Glücks, gelbe Broschur
Sonderausgaben für Vereinigungen und Unternehmen
Verschiedentlich haben Vereinigungen, z.B.
- Deutsche Gesellschaft für Goldschmiedekunst (IB 54, Friedrich Schnack: Das kleine Buch der Edelsteine)
- Ackermann-Gemeinde München (IB 198, J. von Tepl: Der Ackermann und der Tod)
- Mansfeldische Kunstvereinigung (IB 505, Wilhelm Pinder: Bildwerke des Naumburger Doms)
- Wilhelm-Busch-Gesellschaft (IB 507, Wilhelm Busch: Hernach)
und Unternehmen z.B.
- Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse (IB 495, Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns)
- Firma Sager & Woerner (IB 726, Sophokles: König Oidipus (Übertr. Roman Woerner))
- Gilde-Versicherung in Düsseldorf (mehrere Ausgaben in Ledereinband)
vom Inselverlag kleine Teilauflagen mit zusätzlich eingebundenen Anlassseiten, Zudrucken im Impressum oder in besonderer Ausstattung fertigen lassen, um sie unter Nutzung der Popularität der Reihe an ihre Mitglieder, Beschäftigten oder an Geschäftspartner zu Repräsentationszwecken zu verteilen.
Mitunter werden auch Teilauflagen von institutionellen Interessenten angekauft und in eigener Regie mit entsprechenden Sonderausstattungen oder Zudrucken versehen, z.B.
- Firma Kessler & Co. (IB 1077/2, Eliza Orzeszkowa: Blumenhochzeit, Zudruck für die Belegschaft zum Weihnachtsfest)
- Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e.V. / FIGAWA (IB 1173, Gisela Linder: Wasser ist Leben, Eindruck der Anschrift der FIGAWA)
- Bristol-Myers Squibb, ZNS/Serotonin Forschung (IB 1006/2, Poe: Der Rabe, Zudruck und Schutzumschlag)
Ausstrahlung der Insel-Bücherei
Der Insel-Bücherei ähnliche Buchreihen
Nicht wenige in- und ausländische Verlage versuchten, die Popularität des Erscheinungsbilds der Insel-Bücherei für eigene Reihenprojekte auszunutzen und ahmten die Einbandgestaltung mit einfarbig oder bunten Pappeinbänden sowie Titel- und Rückenschildern mehr oder weniger nach. Auch ihr inhaltliches Konzept regte andere Verlage zu ähnlichen Reihen an.
Hier seien insbesondere in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens genannt:
- Der jüngste Tag (Kurt Wolff),
- die Schweizerische Bibliothek (Verlag Rascher & Co.),
- die Bibliothek der Kunstgeschichte (Verlag E.A. Seemann),
- die Bücherei des Schocken Verlags,
- die Reihe Deutsche Volkheit im Eugen Diederichs Verlag, Jena,
- Meyers illustrierte Bücher (Bibliographisches Institut),
- die Weberschiffchen-Bücherei (Verlag J.J. Weber, Leipzig),
- die King Penguin Bücher oder
- die Piper-Bücherei.
Diese Reihen deckten aber zumeist nur einzelne Felder des Editionsprogramms der Insel-Bücherei ab und konnten in keinem Falle die Universalität des Editionsprogramms, die literarische Ausstrahlung und die Beliebtheit der Insel-Bücherei erreichen, so dass sie zumeist über kurz oder lang wieder eingestellt wurden.
Ein „Insel-Buch“ als politische Tarnschrift
Die Verbreitung und politische Unverfänglichkeit der Reihe wurde zumindest in einem Fall auch für politische Zwecke ausgenutzt. In einem nicht ganz formatgerechten (etwas zu breiten) Broschureinband des IB 456 von Otto Nebelthau: „Mein Gemüsegarten“, das verlagsseitig nie in eine solche Broschurausstattung eingebunden wurde, war entgegen den Angaben auf dem Titelblatt mit dem Erscheinungsjahr 1950 ein anderer Text enthalten:
Nach wenigen Seiten Originaltext über die Pflege eines Gemüsegartens begann ab Seite 9 das Referat des Leiters des Zentralbüros der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Westdeutschland: „Der Kampf der Freien Deutschen Jugend für Frieden, Einheit und Freiheit und die Vorbereitung zum 2. Deutschlandtreffen“ von 1953 als sogenannte Tarnschrift. Das mit vielen s/w-Abbildungen versehene Referat ist in dem damals üblichen Propagandaton des Kalten Krieges gehalten und stellt im Kern die vermeintlichen Errungenschaften der jungen DDR den vorgeblich negativen politischen und wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des beginnenden „Wirtschaftswunders“ in der BRD gegenüber. Das Büchlein endet dann wieder mit einem Gartenkalender als ganz normaler Insel-Buch-Text, so dass die Textvertauschung auf den ersten Blick gar nicht auffiel.
Es ist davon auszugehen, dass diese Schrift auf dem Postweg aus dem Gebiet der DDR zu den Empfängern, zumeist sicher die Mitglieder der ab 1951 in der BRD verbotenen FDJ, gelangte. Über den genauen Auftraggeber und den Herstellungsort der Schrift liegen bislang keine Informationen vor.
Die Insel-Bücherei als Sammelobjekt
Schon bald erregte die Buchreihe auch die Aufmerksamkeit der Sammler dieser Reihe, die sich durch die optisch attraktive Gestaltung, den inhaltlichen Anspruch und die vielfältigen Varianten bei der Ausstattung der Bändchen angezogen fühlen. Die verschiedenen Ausgabevarianten der Insel-Bücherei und ihrer beiden Seitenreihen wurden bereits dreimal vom Insel Verlag anlässlich von Ausgabe- und Verlagsjubiläen in Bibliographien erfasst (Heinz Sarkowski: 1962, Kästner: 1987 und 1999), die in Format und Ausstattung der Insel-Bücherei entsprechen, jedoch ohne Bandnummer blieben.
Das breite Spektrum der verwendeten Einbandpapiere hat schließlich Helmut Jenne (1995 und, überarbeitet, 2006) nach einem ersten Versuch von Gerd Plantener (1985, Selbstverlag) in einem Katalog erfasst und mit einer fortlaufenden Nummer zumeist in der Ausgabereihenfolge versehen. Diese Nummerierung hat sich bei Sammlern und Antiquaren zur Bestimmung eines Einbandmusters weitestgehend durchgesetzt. Vorlage:Absatz-L
Seitenreihen - Österreichische Bibliothek und Reihe Pandora
Österreichische Bibliothek
1915 begann mit Grillparzers politisches Testament eine Seitenreihe zur Insel-Bücherei, die Österreichische Bibliothek. Sie entsprach in ihrer Ausstattung im wesentlichen der Insel-Bücherei, hatte jedoch einheitlich gelbe Pappeinbände. Sie wurde 1917 mangels hinreichenden Absatzes mit dem Erscheinen des 26. Bändchens eingestellt.
Reihe Pandora
Nach dem Ersten Weltkrieg (1920/1921) erschien als zweites und letztes Seitenstück zur Insel-Bücherei die Reihe Pandora mit kleineren Werken in den Originalsprachen, die den Lesern in Deutschland einen leichteren Zugang zu ausländischer Literatur verschaffen sollte, der aufgrund des inflationsbedingten Devisenmangels ab 1918 gestört war. Auch dieser, in sieben Sprachen erschienenen Reihe war kein dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg beschieden, und sie kam nicht über 52 Titel hinaus.
Von beiden Reihen wurden in den zwanziger Jahren Restbestände in die Insel-Bücherei übernommen und mit deren Ausstattung (Titel- und Rückenschild) verkauft.
Quellen
- ↑ Heinz Sarkowski: Die Insel-Bücherei unter dem Hakenkreuz, in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 22, S. 7
- ↑ Karl-Hartmut Kull: Mehr als Lesestoff: Die Auflagen von Oscar Wildes Erzählung: Das Gespenst von Canterville,in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 21, S. 62.
- ↑ Herbert Kästner: John Heartfield: Fotomontagen, in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 8, S. 37
Literatur
- o.A.: 75 Jahre Insel-Bücherei. Reden zur Eröffnung der Ausstellung im Klingspor-Museum. Insel (Verlag) Offenbach am Main
- Hans-Eugen Bühler u.a. (Hrsg.): Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1990 ff. (2007: Nr. 26), ISSN 0946-3089 (Abk.: IB.M)
- Helmut Jenne: Katalog der Sammlung Jenne. Insel-Bücherei - Die Schönste aller Buchreihen. Selbstverlag des Autors, Schriesheim 2006, 2. erweiterte Auflage
- Herbert Kästner (Hrsg.): Insel-Bücherei. Bibliographie 1912 - 1999, Frankfurt/Main, Insel Verlag 1999, 264 S., ISBN 3-458-16986-5
- Karl-Hartmut Kull (Hsg. Helmut Brade): Meine Sammlung der Insel-Bücherei. Halle 2003, ISBN 3-86019-033-4
- Friedrich Michael (Hrsg.): Die Insel Bücherei 1912 - 1937, Leipzig, Insel Verlag 1937, 78 S.
- Helmut K. Musiol: Variationen der Insel-Bücherei (Verkaufskatalog), Selbstverlag des Autors, Murnau 1989
- Gerd Plantener (Hrsg.): Die Insel-Bücherei 1912-1984. Eine Bibliographie Frankfurt/Main, Selbstverlag des Autors, 1985, 230 S., ISBN 3-458-14307-6