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Judentum

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Unter Judentum versteht man die Gesamtheit aus Kultur, Geschichte, Religion und Tradition jüdischer Prägung.

Trotz der vergleichsweise wenigen Juden, im Vergleich zur Anzahl an Christen oder Muslimen beispielsweise, zählt das Judentum zu den Weltreligionen.Die jüdische Religion und die Geschichte des Judentums sind die historische Grundlage vor allem der Religionen des Christentums und des Islam. Man spricht hier im historischen Kontext von dem Judentum als der Mutterreligion. Nach der Entstehungsgeschichte der heute benutzten gültigen endredaktionellen religiös-traditionellen Literatur des rabbinischen Judentums, die später (ca. 100-500 n. d. Z.) als die des Christentums datiert, spricht man auch von den Schwesterreligionen Judentum und Christentum, im Kontext der derzeitigen, nachbiblischen, gelebten religiösen Tradition.

Geschichte des jüdischen Volkes

Datei:Judäa.JPG
Judäa

Der jüdischen Legende der Tora nach hatte Jakob, der seit dem Ringkampf am östlichen Ufer des Flusses Jabbok (1.Mose 32) Jisrael genannt wurde, zwölf Söhne, die zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels (Israeliten) wurden: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isaschar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naphtali, Gad, Asser und Joseph. Diese Volksstämme hatten sich ursprünglich im heutigen Palästina bzw. Israel angesiedelt. Historisch bezieht sich der Begriff "Judentum" nur auf einen dieser Stämme, den Stamm Juda, der das Königreich Juda bildete.

Die Bezeichnung "Juden" bedeutete ursprünglich "Judäer" und geht auf das Königreich Juda zurück, welches seinen Namen wiederum von den darin lebenden angehörigen des Stammes Juda hatte. Nach der babylonischen Gefangenschaft wurden alle Bewohner der Region von den umliegenden Völkern als "Judäer" bezeichnet und damit der Name "Juden" auf alle Israeliten ausgedehnt. In der Diaspora wurde der Name "Juden" dann zur Selbstbezeichnung. Die Juden bezeichnen sich selbst auch als Israeliten oder Hebräer.

Bereits in hellenistischer Zeit fanden Auswanderungsbewegungen aus Palästina statt, spätestens seit der Zerstörung des jüdischen Staates im 2. Jhd. nach Christus zerstreuten sich die Juden als regional greifbares und geschlossenes Volk endgültig, wobei jedoch die große Mehrheit im Römischen Reich siedelte. Die Anhänger des Judentums verteilten sich dann im Mittelalter auch in andere Teile Europas, besonders auch nach Osteuropa, in die islamische Welt und im Anschluss (Vertreibung aus Spanien 1492) wieder ins heutige Palästina sowie auch in die neue Welt. Die Angehörigen wurden oft verfolgt und ghettoisiert, stellenweise etablierten sie sich aber unter Beibehaltung von Glaube und Tradition als integraler Bestandteil der lokalen Gesellschaften.

Der Begriff Jude bezeichnet nach jüdischem Recht des rabbinischen Judentums, seit der modernen Zeitrechnung einen Menschen mit einer jüdischen Mutter und auch jene, die rechtmässig zum jüdischen Glauben übergetreten sind (siehe Gijur).

Das Judentum ist seit Jahrtausenden häufig Gegenstand religiöser, ideologischer und politischer Auseinandersetzungen, und dabei Pogromen und Verfolgungen ausgesetzt. Im Jahr 1934 wurden 17 Millionen jüdische Menschen auf der Welt gezählt. Sechs Millionen davon, fast ein Drittel, fielen Morden und tödlichen Greueln in der Shoa zum Opfer, während der sechs Millionen Juden (und sechs Millionen weitere Opfer verschiedener Religionen) unter der nationalsozialisten Diktatur ermordet wurden. Nach dieser "Katastrophe" kam es zur Gründung des Staates Israel, als Resultat einiger Bestrebungen des Zionismus. Der heutige demokratische, laizistische Staat Israel begründet seine territoriale Außen- und Innenpolitik staatlich-souverän, nicht religiös. Aufgrund der besonderen Geschichte und Tradition des Judentums ist das Verständnis einer gemeinsamen jüdischen, nicht notwendigerweise religiösen Identität ausgeprägt, die ein gemeisames Schicksal teilt. Viele Juden betrachten sich dennoch gleichzeitig z.B. zum britischen oder us-amerikanischen Staatsvolk zugehörig (wobei hier, z.B. Grossbritannien, die Staatszugehörigkeit von der Mutter oder dem Vater stammt).

Heute leben etwa 14 Millionen Juden in vielen Ländern der Erde, davon etwa 6 Millionen in den USA und etwa 5 Millionen in Israel. Die Mehrzahl der übrigen verteilt sich auf Kanada, Ungarn, die Ukraine, Frankreich, Argentinien und Russland.

In Deutschland entwickeln sich langsam wieder größere jüdische Gemeinden, nachdem das Judentum in Deutschland, und Osteuropa nach dem Dritten Reich durch die Greuel und Morde der Shoa und die Flucht vieler Juden marginalisiert war. Vor allem bedingt durch Zuzüge aus der ehemaligen Sowjetunion seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, leben heute wieder etwa (je nach Quelle) 120.000-140.000 Juden in Deutschland. Die Schweiz hat etwa 18.000 jüdische Bürger, Österreich etwa 10.000.

Die religiösen Strömungen des Judentums der Gegenwart

In der Gegenwart können verschiedene kategorisierende Gruppierungen der Strömungen des religiösen Judentums vorgenommen werden, dabei betreffen die Unterschiede nicht primär, aber auch, die Gottesvorstellungen und den Glauben. Beginnen wir mit der Einteilung in orthodoxe und nicht-orthodoxe jüdische Strömungen. Hierbei ist wichtig, dass für das adj. nicht-orthodox synonym auch progressiv, reform oder liberal in einem weiteren Sinne genommen wird; wohingegen konservativ mit dem Begriff konservatives Judentum belegt ist, einer der nicht-orthodoxen Strömungen!

Genau ist der grundlegende Unterschied zwischen orthodoxem Judentum und den nicht-orthodoxen Strömungen das Verständnis der Offenbarung am Berg Sinai (Mosche empfängt die Tora). Das nicht-orthodoxe Judentum versteht diese Offenbarung nicht als absolut, sondern als einen progressiven (= fortschreitenden) Prozess des Dialogs Gottes mit seinem Volk, in der Zeit und in den Kulturen. Im Kontext dieser historisch-kritischen Auslegung der Offenbarung entstanden alle nicht-orthodoxen Strömungen des Judentums. Da sie alle die Entwicklung betonen, gehören diese alle zum progressiven Judentum im weitesten Sinne. Im engeren Sinne bestimmt der Begriff progressives Judentum jedoch alle Gruppen des Reform-Judentums, die sich im Verband Weltunion für progressives Judentum zusammengeschlossen haben.

Zwei Drittel des religiös geprägten Judentums sind nicht zur Orthodoxie gehörend, ein Drittel zählt sich zum orthodoxen Judentum mit seinen verschiedenen Unterströmungen.

Alle religiösen jüdischen Strömungen der Gegenwart haben ihren Ausgang in den Impulsen der Geistesgeschichte vor allem Deutschlands und Europas ab Ende des 18. Jahrhunderts. - Der Fokus der Entwicklung des Judentums liegt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. - Aus Deutschland sind die Beiträge zur Entwicklung jüdischen Denkens und Geistesleben nach der Schoa unbedeutend. Langsam entwickelt sich dieses aber zunehmend unter der Zuwanderung jüdischer Menschen aus der ehemaligen UdSSR, aus der Diaspora Osteuropas und Asiens.

Hauptströmungen des Judentums der Gegenwart:

Orthodoxes Judentum
Liberales Judentum
Konservatives Judentum
Rekonstruktionismus

Andere, kleinere religiöse Strömungen des Judentums der Gegenwart:

Ultraorthodoxes Judentum
Neoorthodoxes Judentum
Jüdische Mystik (siehe: mittelalterliche Kabbala)
Chassidismus
Jewish Renewal, oder neo-Chassidismus

Andere laizistische Strömungen des Judentums der Gegenwart:

Säkulares Judentum
Humanistisches Judentum

Siehe auch: Strömungen des Judentums, Säkularismus

Aufsplittung in ethnische Gruppen

In der Geschichte wurden Juden in vier größere Gruppen eingeteilt:

  • die Aschkenasim, die den Syrern vom physischen Aussehen ähneln und die vorwiegend in Deutschland oder Frankreich lebten, bevor sie nach Osteuropa und teilweise später in die USA auswanderten.
  • Die Sephardim, die auf der iberischen Halbinsel (Spanien, Portugal) lebten. .
  • Orientalische Juden, die im Nahen Osten und in Nordafrika lebten und das ursprügliche Aussehen der Juden am reinsten beibehalten haben, in der Folge aber auch nach Mittel- und Südasien wanderten. Orientalische Juden werden oft auch als sephardisch bezeichnet, da ihre Traditionen weitgehend übereinstimmen.
  • Die jemenitischen Juden (Teimanim), die lange von den übrigen Juden isoliert waren, und dadurch eigene Riten entwickelten aber auch alte Traditionen länger bewahrten (Hebräische Sprache,Kabbalah).

Die sephardischen Juden flohen 1492 vor der spanischen Inquisition, und siedelten sich überwiegend im Mittelmeerraum, teilweise aber auch in Mittel- und Westeuropa an (z.B. in Hamburg und Altona). Ihre gemeinsame Sprache ist das Ladino, das unterschiedliche regionale Ausprägungen hat.

Kleinere Gruppen sind

Umstritten ist die Stellung

  • einer afghanischen Gruppe, die auf den antiken Stamm Ephraim zurückgehen soll,
  • der Lemba in Simbabwe, sowie
  • der messianischen Juden (Eigenbezeichnung) oder modernen Judenchristen – zum Christentum konvertierte Juden, die an ihrer jüdischen Identität festhalten sowie ein paar jüdische Traditionen pflegen und die hauptsächlich in den USA zu finden sind. "Messianische" Juden sind nach dem Verständnis aller anderen Strömungen des Judentums (orthodox, konservativ, liberal, reform) im religiösen Sinn keine Juden, da ihre Interpretation der Tradition christlich ist. Hier unterscheiden sich Selbstwahrnehmung und Außenwahrnehmung.

Die Samaritaner sind eine frühzeitige Abspaltung von den Juden im engeren Sinne, die dennoch gewollt oder ungewollt lange deren Schicksal teilten: Aufstände der Juden zogen oft auch die Samaritaner in das Geschehen ein, da die Römer Probleme hatten, diese zu unterscheiden. Wie es in Rom jüdische Synagogen gab, so gab es auch samaritanische. Heute gibt es nur noch sehr wenige Samaritaner.

Religiöse Führung

Jüdische Gemeinden werden spirituell und rechtlich von einem Rabbiner geleitet. Sephardische Juden sowie die Karäer bezeichnen ihren spirituellen Leiter auch als Hakham. Im Jemen bei den Teimanin ist der Begriff Mori (mein Lehrer) gebräuchlich. Die Gottesdienste werden im allgemeinen von einem Kantor, Chasan, oder allgemeiner gesagt von einem Vorbeter geleitet oder liegen in der Verantwortung eines Minjan, d.h. einer bestimmten Anzahl von Juden. Die allgemeine, weltliche Leitung einer jüdischen Gemeinde hingegen liegt bei einem Gemeindevorstand, geführt von einem Gemeindevorsitzenden.

Historische jüdische Sekten

Fast alle Juden der Neuzeit folgen dem in Mischna und Talmud enthaltenen mündlich überlieferten Gesetz; sie werden als Rabbinisches Judentum bezeichnet. Innerhalb des rabbinischen Judentums gibt es verschiedene Richtungen, wie etwa das Orthodoxe oder das Reformjudentum.

  • Die kleine Gruppe der Karäer stellt eine Abspaltung von der Mehrheit der Juden dar. Sie lehnt die in Mischna und Talmud enthaltenen Lehren ab.
  • Die Samaritern haben als heilige Schriften eine Version der Torah, die Memar Markah sowie eine eigene Liturgie, Gesetze und Auslegungsschriften. Ein Großteil des Tanach (jüdische Bibel) gilt ihnen nicht als inspiriert. Die Autorität von Mischna und Talmud lehnen sie ebenfalls ab. Es gibt nur noch wenige Anhänger der samaritischen Religion.


Jüdische Kultur

Die jüdische Kultur steht in starker Wechselwirkung zu den Kulturen, in denen die jeweilige jüdische Gemeinschaft ihr kulturelles Leben entfaltet, so dass sie kaum isoliert betrachtet werden kann. Dabei spielt die Religion eine unterschiedlich große Rolle.

Durch die Aufsplittung des Europäischen Judentums in die Aschkenasim und Sephardim, haben sich hier zwei auch durch die Sprache unterschiedene Kulturräume entwickelt.

Siehe auch: Jüdisches Brauchtum, Jüdische Feste, Jüdischer Kalender, Jüdische Küche

Jüdischer Humanismus

Die Verarbeitung von Pogromerfahrungen geben den jüdischen Einflüssen in der Kultur nicht selten eine stark humanistische und egalitäre Prägung (bzw. wird hier der jüdische Einfluss am ehesten offensichtlich). Viele Künstler bekennen sich zum (Völkischem) Judentum, begreifen sich aber gleichzeitig als Atheisten. Dies ist nach jüdischem Selbstverständnis kein Widerspruch.

Sprache

Hebräisch ist die Sprache der ältesten jüdischen Schriften und war Umgangssprache der Juden in der antiken Periode ihrer Unabhängigkeit. Es wurde als Umgangssprache nach Jahrhunderten vom Aramäischen verdrängt, blieb aber bis in unsere Tage hinein Gottesdienstsprache, z.T. auch Gelehrtensprache. Das Aramäische ist eine zum Hebräischen sehr ähnliche Sprache, die auch das schriftliche Hebräisch späterer jüdischer Schriftwerke beeinflusst hat. Einige Passagen in den Schriften des Alten Testamentes wurden schon auf aramäisch verfasst. Jesus und seine jüdischen Landsleute sprachen aramäisch. In der Diaspora nahmen die Juden die Sprachen der Länder an, in denen sie lebten. Einige Sonderfälle sind Sprachen, die jüdische Gemeinschaften aus verschiedenen Gegenden der Welt übernommen haben und aufgrund der historischen Umstände zu selbständigen Sprachen (wenn man will, zu Dialekten) weiter entwickelt haben. Siehe dazu: Jiddisch (die Sprache der Aschkenasim), Ladino (oder Sephardisch) (die Sprache der Sephardim), Judeo-Berberisch (die Sprache jüdischer Berber in Marokko), Tat (auch: Judeo-Tat, die Sprache der Bergjuden des Kaukasus (Dagestan, Aserbaidschan)). Im Alltag sprechen Juden die Sprache des Landes, in dem sie leben. Das Iwrith, welches heute in Israel gesprochen wird, stellt eine gelungene Wiederbelebung des antiken Hebräisch dar, das um einen modernen Wortschatz erweitert wurde und auch in der Grammatik einige Anpassungen erfuhr. Es entwickelt sich heute im lebendigen Gebrauch weiter, wie andere Sprachen auch.

Kritik am Judentum

Der renommierte amerikanische Psychologe Kevin B. MacDonald (California State University) führt gavierende Argumente an, die das Judentum,das er primär für eine ethnische und nicht religiöse Gemeinschaft hält, als Quelle der Zersetzung Europas und der Weißen in der westliche Welt sieht. Linke Bewegungen, die Frankfurter Schule, die Psychoanalyse und der rassenleugnende Boasianismus seien geradezu "designt" worden, um jüdische Interessen zu förden und weißen Interessen zu schaden.

Jüdischer Glaube

Siehe: Geschichte des jüdischen Volkes

Siehe auch

Literatur


minnan:Iu-thài-kàu tokipona:nasin sewi Juta