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Hilde Sochor

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Hilde Sochor (* 5. Februar 1924 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin. Sie ist seit über 50 Jahren am Wiener Volkstheater tätig und ist die Doyenne des Hauses.

Leben

Hilde Sochor wuchs in Wien-Breitensee auf und studierte in Wien Theaterwissenschafen und Germanistik, und nahm gleichzeitig Schauspielunterricht bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz. Finanziert hat sie ihre Ausbildung als Kasperltheater-Spielerin an diversen Schulen. Ihre ersten Erfahrungen als Schauspielerin sammelte sie am Studio der Hochschulen. 1948 promovierte sie („Der Einfluss des Films auf die Dramatik des 20. Jahrhunderts“) und legte auch die Schauspielprüfung ab. Im selben Jahr debütierte sie an den Kammerspielen in Wien in Alexander Lernet-Holenias Parforce und erhielt auch ihre erste Rolle am Wiener Volkstheater in Ludwig Anzengrubers Der Pfarrer von Kirchfeld.

In Düsseldorf spielte sie unter der Regie von Gustav Gründgens mit Fritz Kortner in Ferdinand Raimunds Der Alpenkönig und der Menschenfeind.

1956 heiratete sie den Regisseur, Bühnenbildner und Theaterleiter Gustav Manker (gestorben 1988), unter dessen Leitung sie viele wichtige Rollen ihres Repertoires spielte und das legendäre Nestroy-Ensemble des Volkstheaters wesentlich mitprägte. Sie hat mit ihm drei Kinder: Die Schauspielerin Katharina Scholz-Manker (geb. 1956), den Schauspieler und Regisseur Paulus Manker (geb.1958) und die Ärztin Magdalena Manker (geb. 1967)

Bis 1993 leitete sie die von ihr mitbegründete Schauspielschule des Volkstheaters.

Auszeichnungen (u. a.) Nestroy-Theaterpreis, Nestroy-Ring der Stadt Wien, Karl-Skraup-Preis, Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien. Hilde Sochor ist „Kammerschauspielerin“ und „Professor“ und Doyenne des Volkstheaters.

Rollen

Seit 55 Jahren steht sie auf den Brettern, die auch ihre persönliche Welt bedeuten: als große Nestroy- und Raimund-Schauspielerin. Sie spielte in Stücken von Ludwig Anzengruber (Pfarrer von Kirchfeld, Das vierte Gebot), Bertolt Brecht (Der kaukasische Kreidekreis, Der gute Mensch von Sezuan), Ferdinand Bruckner (Verbrecher), Gerhart Hauptmann (Ratten), Henrik Ibsen (Rosmersholm), Karl Schönherr (Frau Suitner), Frank Wedekind (Der Marquis von Keith), Ödön von Horvath (Die Unbekannte aus der Seine), Friedrich Dürrenmatt (Die Physiker), Rolf Hochhuth (Die Hebamme), Ferdinand Raimund (Der Bauer als Millionär, Der Verschwender) aber auch die Amme in Romeo und Julia von William Shakespeare oder die Marthe in Goethes Faust. Eine Tragödie. – und in weit über 30 Stücken von Johann Nestroy (Haus der Temperamente mit Karl Paryla, Der Talisman mit Helmut Qualtinger, Das Gwürzkrämerkleeblatt, Lumpazivagabundus, Mann, Frau, Kind mit Fritz Muliar, Einen Jux will er sich machen, Zu ebener Erde und erster Stock).

In Joshua Sobols Weiningers Nacht stand Hilde Sochor 1988 auch zusammen mit ihrem Sohn Paulus Manker, der auch Regie führte, auf der Bühne des Volkstheaters, zuvor spielte sie mit ihrer Tochter Katharina Brechts Mutter Courage und ihre Kinder.

Zu den Rollen der jüngsten Zeit gehören ihre Maria in Peter Turrinis Josef und Maria, ihre Anna in Kerstin Spechts Amiwiesen oder ihre Großmutter in Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald. Ein großer Erfolg war auch die deutschsprachige Erstaufführung von Grace & Glorie von Tom Ziegler, sowie Späte Gegend von Lida Winiewicz.

Als Höhepunkt ihrer Alterszeit war Hilde Sochor im Rabenhof-Theater zu sehen, im Werner Schwab-Programm Seele brennt! (mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann). Über ihre späte Liebe zu Schwab sagte Sochor in einem Interview: „Je mehr ich mich mit ihm beschäftigt habe, desto mehr faszinierte er mich. Und jetzt ist er mir so richtig ans Herz gewachsen. Wegen seiner sprachlichen Virtuosität, aber auch wegen seiner Lebensgeschichte. Bei seiner Biographie jagt es einem ja kalte Schauer über den Rücken“.

Regietätigkeit

Hilde Sochor hat auch selbst Regie geführt, etwa in Johann Nestroys Das Haus der Temperamente, 1990, Bruno Franks Sturm im Wasserglas, 1992, Kerstin Spechts Lila, 1993, und Eugène Labiches Der Florentinerhut, 1995.

TV und Film

Neben dem Theater hat Hilde Sochor seit seinen Anfängen auch immer wieder für das Fernsehen gearbeitet. Als eine der ersten gehörte sie auch der legendären Sendung Familie Leitner an. Daneben wirkte sie in einer ganzen Reihe von Hörspielen mit und plauderte zehn Jahre lang in der Sendung Im Konzertcafé als Großmutter über Wien. TV-Serien - von Hallo Hotel Sacher über Familie Merian sowie in den Serien Liebe Familie und Kaisermühlen-Blues.

Das Theaterstück Weiningers Nacht wurde 1988 von ihrem Sohn Paulus Manker verfilmt, der auch die Titelrolle verkörperte. In dem Film spielte sie die Mutter des jüdischen Philosophen und Selbstmörders Otto Weininger, also die Mutter ihres eigenen Sohnes.