Hildrizhausen
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Hildrizhausen ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Böblingen.
Geografie
Der Ort liegt auf der Schönbuchlichtung, 9 km südlich von Böblingen am Nordrand des Naturpark Schönbuch. Bei Hildrizhausen entspringt eine der zwei Quellen der Würm.
Geschichte

Hildrizhausen ist vermutlich aus einer chattischen Ansiedlung aus der Ära Karls des Großen entstanden (ca. 8 Jahrhundert). Die Anlage als Runddorf und die vielen alten, unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäuser lassen dies vermuten.
Bereits um die Jahrtausendwende waren die Grafen von Hildrizhausen hier ansässig. In einer Schenkungsurkunde des Klosters Reichenbach wird als Zeuge, neben dem bekannten Abt Wilhelm von Hirsau, ein Markgraf Heinrich von Hilteratshusen als Graf der Glehuntare genannt. Ein Nachkomme, Eberhard von Hilteratshusen, wurde 1097 zum Bischof von Eichstätt ernannt und 1110 geweiht.
Die Burg Hilteratshusen, war im Besitz der Kappenberger, dann der Hohenstaufener, der Welfen und später der Pfalzgrafen von Tübingen waren, fiel im Jahre 1165 der Zerstörung durch Welf VII. von Bayern zum Opfer. Der Ort wechselte noch des Öfteren den Besitzer, bis er 1382 endgültig an Württemberg fiel.
Bis vor kurzem war man der Annahme, dass die Kirche nach 1165 auf den Trümmern der zerstörten Burg erbaut wurde. Diese ehemals dreischiffige Pfeilerbasilika ist im klaren, romanischen Baustil errichtet. Anlässlich der letzten inneren Renovierung vor wenigen Jahren drängte sich den Fachleuten die Vermutung auf, dass dieses Gotteshaus wohl in der Zeit um 1000 n. Chr. entstanden sein muss und somit zu den ältesten Kirchen Süddeutschlands zu zählen ist. Erstmals wird sie 1275 erwähnt. Sie war dem heiligen Nikomedes (Märtyrer aus frühchristlicher Zeit) geweiht und galt bis 1556 als Wallfahrtskirche. Der im spätgotischen Baustil gehaltene Chor stammt aus dem Jahre 1515. Leider hat das äußere Bild der Kirche, besonders von Westen her gesehen, durch den späteren Abbruch des nördlichen Seitenschiffs stark gelitten.
Im 2. Weltkrieg wurde die Gemeinde in der Nacht vom 7./8. Oktober 1943 mit Brandbomben belegt und schwer zerstört. Über 60 Familien wurden in dieser Nacht obdachlos. Im Laufe der Löscharbeiten trat völliger Wassermangel ein, so dass viele Häuser, die man sonst vielleicht hätte retten können, völlig niederbrannten. Als das Wasser zu Ende ging, löschte man mit Gülle und Most. Die Hitze der Brände war so groß, dass das Hartgeld in der Kasse des Kirchenpflegers zu einem Klumpen zusammenschmolz.
Religionen
Hildrizhausen ist seit der Reformation evangelisch geprägt. Heute gibt es daneben auch eine katholische und eine neuapostolische Kirche. Diese stehen abseits des Ortskerns. Lediglich die evangelische Kirche aus dem zwölften Jahrhundert steht direkt im Ortskern.
Die evangelische Gemeinde gehört zum Kirchenbezirk Herrenberg und hat ca. 1700 Mitglieder. Das Pfarrhaus zur Kirche (siehe Geschichte) wurde von Heinrich Schickhardt 1606 erbaut.
Einwohnerentwicklung

Jahr | Einwohnerzahl | Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|---|---|
1940 | 852 | 1996 | 3180 |
1950 | 1024 | 1998 | 3297 |
1960 | 1450 | 2000 | 3457 |
1970 | 1956 | 2002 | 3525 |
1980 | 2897 | 2004 | 3516 |
1990 | 3061 | 2005 | 3627 |
1993 | 3171 | 2006 | 3627 |
Wappen

Das Wappen zeigt in Silber auf grünem Boden, der mit einem silbernen Pflugmesser (Sech) belegt ist, ein rotes Haus.
Das rote Haus symbolisiert das "Hilderatshaus" in Anlehnung an die Burg Hilteratshusen (siehe Geschichte). Das weiße Pflugmesser steht für die Landwirtschaft, die in und um die Gemeinde stark betrieben wird.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Hildrizhausen ist über die Bundesautobahn 81 (Abfahrt Nr. 26) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Die „Bodenseeautobahn“ führt von Würzburg nach Gottmadingen bei Singen und wurde Ende der siebziger Jahre erbaut.
Außerdem verbindet die Buslinie 752 des Verkehrsverbundes VVS die Gemeinde mit der Haltestelle Ehningen der S-Bahn Stuttgart, sowie der Schönbuchbahn in Holzgerlingen.
Wasserversorgung
Hildrizhausen bezieht sein Trinkwasser nicht, wie viele umliegenden Kommunen, aus dem Netz der Bodensee-Wasserversorgung, sondern hat selbst Quellen, mit denen es sein Wasserversorgungsnetz speist. Seit 2006 wird die Trinkwasserversorgung aus 4 Quellen gespeist.
- Heiligenquelle I: Sanierung im Jahr 2007; Entnahme bis ca. 7 l/s
- Heiligenquelle II: Ausbau 1978; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Sportplatz: Ausbau 1966/67; Entnahme bis ca. 2,0 l/s
- Betteltal: Ausbau 2005; Entnahme bis ca. 7 l/s
Das Wasser der einzelnen Brunnen wird im Zwischenbehälter "Lettenbühl" zusammengeführt und mit Hilfe einer Chlordosierungsanlage auf ein Mindestmaß gechlort. Es wird kein Wasser von anderen Wasserversorgern (z.B. Bodensee-Wasserversorgung) hinzugefügt. Vom Zwischenbehälter wird das Trinkwasser noch zum Hochbehälter "Rötelberg" (481 m ü. NN) gepumpt. Von hier aus wird das Trinkwasser in das Ortsnetz eingespeist. Der Hochbehälter soll im gesamten Gemeindegebiet einen ausreichenden Wasserdruck garantieren.
Das Mischwasser im Leitungsnetz hat bei einer gleichzeitigen Nutzung aller vier Brunnen einen Härtegrad von ca. 17,5 ° d.H. Bis zur Inbetriebnahme des Brunnens Betteltal lag der Härtegrad sogar bei rd. 21° d.H.
Mit diesem Wasser wird auch ein Quellwasser-Freibad betrieben. 1935 hoben freiwillige Bürger des Ortes mit Pickel und Schaufel eine 8 mal 4 Meter große Grube aus, und erschufen so das zweite Freibad im Kreis Böblingen, nach Herrenberg. 1960 wurde das Freibad und das Schwimmbecken renoviert. 1994 ist eine erneute Sanierung dieses Familienbades abgeschlossen worden und jährlich besuchen über 60.000 Badegäste das Freibad.
Im Jahr 1982 wurde der Brunnen "Heiligenquelle III" auf eine Tiefe von max. 51 m als Mineralbrunnen ausgebaut. Das Wasser wurde bis zum Jahr 1988 in einer kleinen Sprudelfabrik in der Quellenstraße in Flaschen abgefüllt. Derzeit wird das Mineralwasser in den Sommermonaten genutzt, um den Dorfbrunnen bei der Kirche zu versorgen.
Bildungseinrichtungen
Am Rande des Schönbuches befindet sich die Schönbuchschule. Sie ist eine Grundschule.
Ab der fünften Klasse müssen die Schüler und Schülerinnen die Hauptschule der Nachbargemeinde Altdorf besuchen. Schüler und Schülerinnen die nach der Grundschule den Weg der Mittleren Reife oder des Abitures wählen, gehen in der Regel auf die Otto-Rommel-Realschule bzw. das Schönbuch-Gymnasium in Holzgerlingen.
Die Turnhalle der Schönbuchschule wird außerdem auch als Fest und Mehrzweckhalle für Veranstaltungen genutzt.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Hr. Zimmermann (Altbürgermeister)
Söhne und Töchter der Stadt
- Michael Holder (* 1796 in Hildrizhausen; † 1861 in Stuttgart), Maler
- Adolf Heim (* in Hildrizhausen; †), Lehrer (1881 1. Reichspatent auf ein lenkbares Luftschiff)
- Eyselin (* in Hildrizhausen; †), Theologe (schrieb 1628 die Hildrizhausener Chronik)