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Galionsfigur

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Galionsfigur der 'Gorch Fock (2)' im Sommer 2001
Datei:Gallionsfigur-2005-06-12.jpg
Galionsfigur (Ausgestellt im Deutschen Museum in München
Datei:Seute deern galionsfigur.JPG
Galionsfigur der Seute Deern
Galionsfigur des Segelschiffes Christian Radich
Galionsfigur des Segelschiffes N.S. Mircea
Galionsfigur der Rickmer Rickmers, Hamburg
Datei:Galionsfigur 7810.jpg
Galionsfigur des Segelschiffs Thalassa

Eine Galionsfigur (engl. Figurehead) ist eine meist aus Holz geschnitzte Figur, etwa eine Frauenfigur, die auf Schiffen, vornehmlich Segelschiffen (Windjammer), meist unter dem Bugspriet angebracht wird. Der Begriff leitet sich vom Galion (Spanisch: Balkon) ab, dies ist ein Vorbau in Form eines Balkones, der bei einigen Segelschiffen zu finden ist. Am Galion war die Galionsfigur befestigt. Im Aberglauben von Seeleuten soll die Figur den Kurs des Schiffes beobachten und es vor Unglück bewahren.

Zur Geschichte

Die große Zeit der Galionsfiguren begann im 17. Jahrhundert, und sie dauerte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert nannte man die Galionsfigur Bild des Schiffes. Die Zahl der Galionsfiguren ist groß, und außer dem Löwen (auf holländischen Schiffen findet man immer einen Löwen, als Wappen des Landes) wurden Meerfrauen und Nixen bevorzugt, aber auch Krieger, Ritter, Fürsten, Reeder, Kaufleute im Zylinder und zarte und kraftvolle Frauengestalten. Die Galionsfigur wurde von der Mannschaft als Schutzpatron, als Talisman, angesehen. Von ihr hing das Gelingen einer Reise ab; ihre Beschädigung oder gar Zerstörung war ein böses Omen und signalisierte großes Unglück; das Schiff wurde zu einem Unglücksschiff.

Legenden

Seemannsgeschichten, so verschieden sie im einzelnen sind, geben uns eine gute Vorstellung von der seltsam realen Bedeutung, die damals Galionsfiguren für den Geist der Besatzung gehabt haben: Erregt meldete die Mannschaft der britischen Fregatte Brunswick, es sei ihrer Galionsfigur, die den Herzog von Braunschweig in schottischer Nationaltracht darstellte, der Hut vom Kopf geschossen worden. „Es schickt sich nicht“, so meinten die Seeleute „dass der edle Lord seinen Feinden barhäuptig entgegentritt“. Der Kapitän, selbst schwer verwundet, zögerte nicht lange und stellte als Ersatz seinen goldbetressten Galahut zur Verfügung. Das geschah am 1. Juni 1794. Ehe die Sonne sank, war ein entscheidender Sieg der britischen Flotte über die Franzosen erfochten.

Das Kaperschiff General Armstrong führte eine Galionsfigur von großer Portraitähnlichkeit mit dem populären Kriegshelden. Als das Schiff bei Fayal versenkt werden musste, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen, bestand die Mannschaft darauf, den alten General zu retten. Trotz heftigen Kanonenfeuers wurde die Galionsfigur abgesägt und in einem Boot an Land in Sicherheit gebracht.

Als einmal ein Segelschiff nicht so lief, wie der Kapitän es gern wollte, befahl dieser einem Matrosen, der Galionsfigur, einer rassigen Schönen, mit dem Schwapper sanft das Gesicht zu kitzeln und dabei zu sagen: "Loop, min Deern, loop to!". Nach wenigen Augenblicken kam ein günstigerer Wind auf, und das Schiff machte gute Fahrt.

Mutmaßungen über den Wahrheitsgehalt solcher Geschichten der Romantischen Seefahrt bleiben spekulativ. Zweifellos war allerdings für die alten Seeleute das Bild der Galionspopp (-puppe) die Verkörperung des Schiffes selbst, gleichsam die Seele des Schiffes, das sie trug und dem sie sich anvertrauten.

Sonstiges

Die Galionsfigur wird oft so gestaltet, dass sie einen Bezug zum Schiffsnamen hat. Häufig dient sie auch als Schutzpatron oder zur Abschreckung, wie die Drachenköpfe der Wikingerschiffe.

Eine umfangreiche Sammlung von Galionsfiguren ist im Altonaer Museum (Hamburg) und im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven zu besichtigen.

Es existieren auch die Schreibweisen „Galeonsfigur“ und „Galleonsfigur“, deren Ableitung von dem reich verzierten Segelschiffstyp Galeone herrührt.

Ebenso populär wie falsch ist auch die Schreibweise "Gallionsfigur" (wie auch die "Gallerie").

Symbolische Wortbedeutung

Im übertragenen Sinne verwendet man den Begriff „Galionsfigur“, um konkrete Personen zu bezeichnen, die ein „lebendes Aushängeschild“ eines Vereines oder einer Interessengruppe sind oder eine Führungs- oder Vorreiterfunktion innehaben.

Siehe auch

Liste seemännischer Fachwörter

Commons: Galionsfiguren – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien