Christian Müller (Mediziner, 1921)
Kurzbiographie
Geboren am 11. August 1921 als Sohn von Max Müller und seiner Fran Gertrud Müller Adrian. Väterlicherseits stammt er aus einer alten Aertzte-und Theologenfamilie. Sein Grossvater war bereits Psychiater und sein Vater Max Müller war zuletzt Ordinarius für Psychiatrie in Bern. Sein Grossvater mütterlicherseits war Direktor der eidgenössische Münzstätte.
Schulen und ausbildung : Regel- und Sekundarschule in Münsingen bei Bern Gymnasium Bern 1940 Matura
Während des Krieges Einsatz bei Bauern im Simmental, was zu prägenden Beziehungen führt.
Medizinstudium in Genf und Bern. 1946 Staatsexamen und Doktorat 1947 Officierschule (Leutnant)
Während des Studiums mehrmonatige mobilisationsbedingte Unterbrüche des Studiums. 1947 Verlobung mit Madeleine Schaetti
Stages in Neurologie im Institut Linthout in Brüssel und an der Salpetrière in Paris
Herbst 1947 Heirat und beginn der Tätigkeit als Assistenzarzt in der Klinik Burghölzli in Zürich unter Professor M. Bleuler Abverdienen bis zum Hauptmann im Fliegerärztlichen Institut in Dübendorf, unter der Leitung von R. Kuhn. Einführung in den Rorschachtest
Tätigkeiten und Publikationen : 1949 Innere Medizin Inselspital Bern (Prof. Frey)
Erste Publikation zur psychosomatischen Problematik einer Diabetikerin
Tätigkeiten in Zürich und Dübendorf
Weitere kleine Publikationen zu fliegerärztlichen Problemen
Wechsel von der Klinik in Zürich in die Poliklinik Fortsetzung (mit F. Meerwein) der Ausbildung Beginn der eigenen Analyse bei Prof. Blum in Bern
1948 Geburt der Tochter Marie Henriette, 1949 Regine Madeleine, 1953 Sohn Jacques.
1953 Oberarzt (Médecin- adjoint) in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Lausanne unter Professor Steck. Dort intensive Beschäftigung mit der analytisch orientierten Psychotherapie von Schizophrenen (Fall Pierre). Mehrer Publikationen zum Problem der Zwangskrankreit, der Mikropsie une Makropsie (im Karger Verlag 1959). Organisation des ersten internationalen Treffens zur Psychotherapie von Psychosen. Wiederholung alle Jahre unter Teilnakme der führenden Köpfen (unter andern mit Mitscherlich, Binswanger, Benedetti, Boss, Bally, Stierlin, Bräutigam). Daraus ist ein weltweites Netzwerk von Sektionen geworden. Im Jahr 2006 wurde in Madrid das 50 jährige Bestehen zusammen mit dem Gründer (Christian Müller) gefeiert.
1957 wird er von Mbleuler als Oberartzt nach Zürich geholt. Seine Kollegen sind u.a Hans Kind und Werner Stoll. 1959 Habilitation mit der Arbeit: Über das Senium der Schizophrenen (Basel, Karger Verlag 1959) 1960 bewirbt er sich um den Lehrstuhl seines frèheren Chefs H. Steck und wird 1961 gewählt. Er reformiert die Klinik, baut die Schule für Psichiatrieschwestern und Pfleger aus, vertieft sich in die Alterspsychiatrie und führt den Bau eines getrennten alterspsyvhiatrischen Zentrums durch. Sein Lehrbuch über die Alterspsychiatrie (Deutsch, Französisch und Japanisch) ist das erste dieser Art. Er nimmt Kontakt auf mit den deutschen und französischen Kollegen, lässt sich vor allem durch die Organisation des 13. Arrondissements in Paris (Paumelle und Racamier) beeinflussen. Zahlreiche Publikationen in schweizerischen une europäischen Fachzeitschriften, teils Französisch, teils Deutsch oder Englisch. Beginnt das Prinzip der Sektorisierung im Kanton Waadt zu realisieren, was dadurch erleichtert wird, dass der Staat 2 Privatkliniken aufkauft, die dann nach seinen Vorstellungen zu regionalen Zentren werden. Freudschaft mit dem italienischen Reformer F. Basglia. Er führt ein mehrjähriges, vom Natinalfonds finanziertes, Forschungsprogramm zum Thema der Verläufe psychischer Krankheiten durch. Zusammen mit L.Ciompi kann er nachweisen, dass die bisherige Verlaufszahlen zu korrigieren sind. Die Katamnesendauer für Schizophrenie in ihren Studien ist die bisherige längste. Er wird mehrfach aufgefordet für Lehrstühle in Deutschland zu Kandidieren und nimmt 1975 einen Ruf nach Bern an, den er aber nach wenigen Tagen wegen unerfreulichen Erfahrungen mit der Gesundheitsdirektion wieder verlässt und an den bisherigen Posten in Lausanne zurückkehrt. Während mehreren Jahren ist er Mitherausgeber der „Psychiatrie der Gegenwart“ sowie der Monographierreihe im Springerverlag Heidelberg. Er wird von den Kantonsregierungen Fribourg, Solothurn, Luzern und Thurgau mit Gutachten zur Organisation ihrer psychiatrischen Institutionen beauftragt. Zur ausbildung der Assistenten organisiert er erstmal in der Schweiz einen vierjährigen Kursus mit Kollegen aus den nachbahrlichen Psychiatrieinstitutionen. Er pflegt gute Beziehungen zu seinem Chef Steck, der weiterhin in Lausanne wohnt. 1963 wird er mitgleid des Vorstandes der Schweizerischen Akademie der Medizin. Von 1978 bis 1982 ist er mitgeild des Vorstandes der internationalen Psychiatriegesellschaft und präsidiert in denselben Jahren die gemeinschaft der Schweizerischen Psychiatrischen Chefärtzte. Er hält regelmässig und häufig Vorträge, vorallem in Deutschland und Italien zum Thema der Psychotherapie, der Anstaltreform, der Katamnesen etc. Und leitet gegen 30 Dissertationen. Er mitgleid der redaktion des schweizerischen Archivs für Neurologie und Psychiatrie, ferner des „Nervenartzt“, gründet zusammen mit K. Kulenkampf die Zeitschrifft „Sozialpsychiatrie“. 1971 erhält er für seine Arbeit den Hermann Simon Preis und 1976 den Preis Theodor Nägeli. 1980 verleiht ihm die Universität Heidelberg den Titel des doktor honoris causa. Seit 1970 ist er Mitgleid der Akademie Leopoldina in Halle, deshalb wärend der DDR-Zeit zahlreiche Reise in Ostdeutschland. Er wird in den folgenden Jahren korresponierendes Mitgleid folgender Organisationen: Finnische Psychiatrievereiningung, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde, Italienische Gesellschaft für Psychiatrie.
1959 wird er ordentliches Mitgleid der Schweizerischen gesellschaft für Psychoanalyse 1986 Eremitierung in Lausanne (Nachfolger: H. Dufour).
Lässt sich am Neuenburgersee und in der Stadt Bern nieder, wo er eine Praxis eröffnet. Widmet sich seit der Emeritierung intensiv der Geschichte der Psychiatrie. Besonders interessiert ihn die Geschichte des Rorhschachtests. Zusammen mit Prof. Boschung und Frau Ammann gestalltet er das Psychiatriemuseum Waldau Bern, das von W. Böker gegründet worden war.
Von den über 150 Publikationen sollen hier nur die wichtigsten aufgeführt werden: