Oswald Kroh
Oswald Kroh' (* 15. Dezember 1887 in Beddelhausen <heute zu Bad Berleburg>; † 11. September 1955 in Berlin) war ein deutscher Pädagoge und Psychologe.
Leben
Kroh stammte aus einer Lehrerfamilie. Nach der Volksschule besuchte er das Präparandenseminar und arbeitete fünf Jahre als Volksschullehrer, bevor er 1913 das Abitur nachholte. Kroh absolvierte in München und Marburg ein mathematisch-naturwissenschaftliches Studium für das höhere Lehramt, unter Einschluss von Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Zu seinen Lehrern in diesen Fächern gehören Aloys Fischer, Oswald Külpe (München), Paul Natorp und Erich R. Jaensch (Marburg). Er legte in Marburg 1918 beide Dienstprüfungen für das höhere Lehramt ab und promovierte bei Jaensch 1919 ("Farbenkonstanz und Farbentransformation"), eine Untersuchung des Phänomens der Eidetik. Kroh wurde Assistent von Georg Elias Müller an der Universität Göttingen und erwarb dort die Venia legendi 1921 mit der Studie "Subjektive Anschauungsbilder bei Jugendlichen". 1922 erfolgte die Berufung auf die neu geschaffene außerordentliche Professur für Philosphie, Psychologie und Pädagogik an der Technischen Hochschule Braunschweig, 1923 folgte er einem Ruf an die Universität Tübingen als Professor für Erziehungswissenschaften. 1938 führte sein Weg an die Universität München, wo er Ordinarius für Pädagogik und Psychologie (unter besoderer Berücksichtigung der Heerespsychoogie) wurde. Ab 1942 war Kroh an der Friedrich-Wilhelms-Universität o. Professor für Psychologie. 1945 wegen NSDAP-Mitgliedschaft als Hochschullehrer entlassen, erhielt Kroh 1948 an der neu gegründeten Freien Universität Berlin einen Lehrauftrag. 1950 wurde er zum Ordinarius für Psychologie ernannt. Er starb fünf Jahre später.
Wissenschaftliche Bedeutung
Kroh war mit seiner "Phasenlehre der Jugendentwicklung" ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre von bedeutendem Einfluss auf die Lehrerbildung. Aus der Zusammenarbeit mit Ernst Kretschmer gingen 1928 Arbeiten zur psychologischen Typenlehre hervor. Im "Dritten Reich" machte Kroh keinen Hehl aus seiner Unterstützung des Nationalsozialismus. Das bewahrte ihn nicht vor Konflikten - unter anderem mit seinem Lehrer Jaensch. Nach Jaenschs Tod 1940 übernahm Kroh die kommissarische Leitung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Er kann als der einflussreichste Universitätspsychologe im Deutschen Reich während des Zweiten Weltkrieges gelten. Auf ihn geht die 1941 in Kraft gesetzte Diplom-Prüfung für Diplompsychologen zurück. Kroh wurde 1940 Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle/S., 1942 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Kroh hatte zahlreiche Schüler, darunter Heinrich Roth.
Werke
- Entwicklungspsychologie des Grundschulkindes. 13.-22. Aufl. Langensalza 1944, (Erstaufl. 1928)
- Psychologie der Oberstufe. 7.-10. Aufl. Langensalza 1944. (Erstaufl. 1932)
- Revision der Erziehung. 7. Aufl. Heidelberg 1966 (Erstaufl. 1952)
Literatur
- Hein Retter: Die Pädagogik Oswald Krohs. Oberursel 1969
- Ulfried Geuter: Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus. Frankfurt/M. 1984.
- Gudrun Storm: Oswald Kroh und die nationalsozialistische Ideologisierung seiner Pädagogik. Braunschweig 1998.
- Hein Retter: Oswald Kroh und der Nationalsozialismus. Rekonstruktion und Dokumentation einer verdrängten Beziehung. Weinheim 2001.
- Lothar Sprung, Wolfgang Schönpflug (Hrsg.): Zur Geschichte der Psychologie in Berlin. 2. Aufl. Frankfurt/M. 2003.
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