Triathlon
Der Triathlon ist eine Ausdauersportart, bestehend aus einem Mehrkampf der Disziplinen Schwimmen, Radrennen und Laufen mit ununterbrochener Zeitnahme.
Wie bei vielen anderen populären Sportarten gibt es auch beim Triathlon unterschiedliche Wettkampfdistanzen:
Name | Schwimmen | Radfahren | Laufen |
---|---|---|---|
"Ironman"-Langdistanz | 3,8 km | 180 km | 42,195 km |
ITU-Langdistanz | 4 km | 120 km | 30 km |
Mitteldistanz | 2 km | 80 km | 20 km |
Kurzdistanz (olympisch) | 1,5 km | 40 km | 10 km |
Sprintdistanz/Volksdistanz | 0,5 km | 20 km | 5 km |
Geschichte
Die Anfänge
Erfunden wurde der Triathlon um 1920 in Frankreich und führt die Namen „Les trois sports“, „La Course des Débrouillards“ und „La course des Touche à Tout“. Durchgeführt wird der Event jedes Jahr bei Joinville le Pont, in Meulan und Poissy. Als Hobby-Event verbleibt er aber in Anonymität, obwohl immer wieder Rennen bekannt werden, wie etwa Marseille (1927). Die Französische Zeitung L’Auto berichtet, dass seit 1920 jedes Jahr ein Rennen, genannt „Les Trois Sports“ stattfand, und aus einem 3km Lauf, 12km Radbewerb und der Überquerung des Flusses Marne bestand. Die 3 Disziplinen wurden hintereinander, ohne Pause absolviert. 1934 gibt es in Rochelle eine Ausgabe von „Les Trois Sports“, mit einer Kanalquerung (ca. 200m), einem 10km Radbewerb im Hafen von Rochelle und im Park Laleu und einem abschließenden 1200m Lauf im Stadion André-Barbeau. Aus dieser Zeit stammt die Lizenz für Monsieur Rene Taqué aus Perpignan, ausgestellt 1927. Dann wird es wieder still um den modernen Multisport bis er in Amerika erneut erwacht. Mitte der 1970er Jahre in Kalifornien (USA) wird der Ausdauerdreikampf erneut „erfunden“. Auf Hawaii findet heute noch der bekannteste und spektakulärste Wettkampf, der IRONMAN Hawaii statt. Für diesen Wettkampf muss man sich seit 1988 bei einem weltweit stattfindenden als Ironman lizenzierten Wettbewerbe durch eine schnelle Gesamtzeit in seiner Alterklasse qualifizieren.
Im September 1974 organisierte Don Shanahan den ersten Triathlon. Als 35. von 46 Startern kam John Collins ins Ziel, der vier Jahre später den Grundstein für den Ironman Hawaii legte. Der Legende nach, entstand dieser Wettbewerb aus einer Diskussion darüber, welches der härteste Ausdauerwettkampf sei: Der Waikiki Rough Water Swim über 2,4 Meilen (3,86 km), das Radrennen Ride around the island über 180 km oder aber der Honolulu-Marathon. Also machten sich 15 Starter 1978 auf, um einen König der Ausdauer in einem Nonstop-Wettbewerb aller drei Distanzen zu bestimmen. Schon zwei Jahre später übertrug die amerikanische Fernsehgesellschaft ABC das Spektakel und trug so zur weltweiten Beachtung und zum Mythos Ironman Hawaii bei. Seit 1982 findet er auf der Hawaii-Insel Big Island statt (vorher auf Oahu).
Der IRONMAN Hawaii
Das Label "Ironman" mit dem "M-Dot", dem Buchstaben M mit einem Punkt darüber ist die Marke einer kommerziellen Agentur, die alljährlich den Triathlon auf Hawaii veranstaltet sowie über Merchandising vermarketet.
Die Geschichten, die ihn zu dem machen, was er ist.
1978 lag der amerikanische Soldat John Dunbar beim Laufen in Führung vor dem Taxifahrer Gordon Haller. Doch während der letzten Disziplin ging der Versorgungscrew von Dunbar das Wasser aus und sie reichten ihrem Athleten Bier zur trinken. Mit mehr und mehr Alkohol im Blut wurde Dunbar langsamer und Haller konnte Dunbar überholen. Haller beendete den ersten IRONMAN als Erster, Dunbar wurde mit einem Rückstand von etwa 35 Minuten zweiter. Dritter wurde Dave Orlowski.
1982 Die in Führung liegende Julie Moss kollabierte wegen Dehydrierung (Flüssigkeitsmangel) kurz vor der Ziellinie. Die an zweiter Stelle liegende Kathleen McCartney konnte sie überholen und wurde Erste. Moss raffte sich auf und bewegte sich auf allen Vieren in Richtung Ziel. Am Ende wurde sie noch Zweite vor Lyn Brooks, die mit derselben Zeit finishte wie Sally Edwards.
1989 The „IRONWAR“ Die beiden Triathlon-Legenden, Dave Scott und Mark Allen (die einzigen beiden, die 6-mal die Ziellinie beim IRONMAN Hawaii als Erste durchliefen) lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen während des gesamten Wettkampfes. Am Ende konnte sich The Grip (so der Spitzname von Mark Allen) an einem leichten Anstieg von The Man (Dave Scotts Spitzname) absetzen und das Duell für sich entscheiden.
Deutsche IRONMAN Hawaii-Sieger
- 1997 Thomas Hellriegel in 8:33,01 h
- 2004 Norman Stadler in 8:33,30 h
Berühmte Langdistanz-Triathleten
Mark Allen (USA, Spitzname: "The Grip"): gewann Hawaii 6-mal (1989, 1990, 1991, 1992, 1993, 1995). Er siegte 10-mal hintereinander beim Nizza-Triathlon. Seinen Spitznamen erhielt er von seinen Trainingskameraden, die kaum folgen konnten, wenn Allen an den Radunterlenker griff, um das Tempo zu verschärfen.
Dave Scott (USA, Spitzname: "The Man"): gewann ebenfalls 6-mal Hawaii (1980, 1982, 1983, 1984, 1986, 1987).
Paula Newby-Fraser (USA, Spitzname: "Queen of Kona") ist die erfolgreichste Frau im Langdistanztriathlon. Sie gewann das Rennen auf Hawaii insgesamt achtmal (1986, 1988, 1989, 1991-1994, 1996). Ausserdem hält sie mit 08:50:53 aufgestellt 1994 beim Ironman Europe in Roth die Weltbestzeit für Frauen über die Langdistanz.
Die Schweizerin Natascha Badmann konnte den Ironman Hawaii bislang fünfmal für sich entscheiden (2004, 2002-2000 und 1998).
Luc van Lierde (BEL) war bei seinem ersten Auftritt auf Hawaii siegreich (1996) und gewann noch einmal in 1999. 1997 siegte er beim schnellsten Rennen (Ironman Europe in Roth) das es je gab in der noch heute bestehenden Weltbestzeit von 7:50,27 h. Dabei lief er den abschließenden Marathon in 2:35 h. Er hält außerdem auf Hawaii und in Malaysia die Streckenrekorde.
Der deutsche Lothar Leder war der erste Mensch, der die Ironman-Distanz in unter acht Stunden bewältigte (Ironman Europe in Roth: 1996 in 7:57,02 h).
Thomas Hellriegel (Spitzname: "Hell on Wheels") konnte 1997 als erster Deutscher den IRONMAN Hawaii mit einer Zeit von 8:33,01 h für sich entscheiden. Er hält noch immer die Rekorde vieler Ironman-Radkurse.
Ironman Europe
Der Langdistanz-Triathlon Ironman Europe fand von 1984 bis 2001 im fränkischen Roth organisiert von Manuel Debus und Detlef Kühnel statt. Die Veranstaltung zog mehr als 100.000 Zuschauer und bis zu 2.700 Teilnehmer, dadrunter die besten Athleten der Welt, an. Von daher ist es verständlich, dass der Anteil der deutschen Teilnehmer beim Ironman Hawaii (nach den US-Amerikanern) der größte ist, Länder wie Frankreich oder Spanien aber bis dato so gut wie kein Interesse an dem Wettkampf auf Hawaii zeigen.
Seit 2002 heißt der Triathlon in Roth, bei dem seither die Deutschen Meisterschaften über die Langdistanz ausgetragen werden, Quelle Challenge Roth und ist unverändert das Langdistanzrennen mit der stärksten Besetzung in Europa (2 Sub-8h-Finisher und 23 Sub-9h-Finisher in 2004) sowie der weltweit größten Teilnehmerzahl (2004: 2100 Einzelstarter und 500 Staffeln).
Die offizielle Qualifikation für den Ironman Hawaii kann jetzt in Europa in Frankfurt am Main (Ironman Germany), Klagenfurt (Ironman Austria), Nizza (2002-2003 Gérardmèr bei Straßburg) (Ironman France), Zürich (Ironman Switzerland), Kanarische Inseln (Ironman Lanzarote) sowie Sherborne Castle (Ironman UK, bis 2004 Half-Ironman, ab 2005 volle Distanz) erworben werden. Weltweit finden zur Qualifikation für den Wettbewerb in Hawaii jährlich 25 Ironman-Rennen statt (einige über die halbe Distanz).
Olympia
Seit dem Jahr 2000 gehört der Triathlon zum Programm der Olympischen Spiele. Dabei wird die Kurzdistanz über 1,5 km Schwimmen, 40 km Rad fahren und 10 km Laufen absolviert. Die hohe Leistungsdichte erforderte eine Freigabe des ansonsten gegebenen Windschattenfahrverbots. Die Abkehr von der ursprünglichen Triathlonidee als Individualsport findet bei den meisten Aktiven keinen Zuspruch: Taktik, Kräfte für das Laufen schonen und ein Bedeutungszuwachs der Wechsel machen das Rennen unkalkulierbar. Erste Olympiasieger wurden der Kanadier Simon Whitfield und die Schweizerin Brigitte McMahon. Der Deutsche Stephan Vuckovic aus Witten errang in Sydney 2000 überraschend die Silbermedaille. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewannen Hamish Carter aus Neuseeland und die Österreicherin Kate Allen.
Regelungen
Die drei Wettkampfstrecken werden in ununterbrochener Folge absolviert, die Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren und vom Radfahren zum Laufen gehören zum Wettkampf. Bei niedrigen Wassertemperaturen kann das Schwimmen in kälteschützenden Neoprenanzügen absolviert werden. Das regelkonforme Material zum Radfahren ist weniger streng regelemtiert als im klassischen Radsport, deswegen haben sich spezielle Triathlonfahrräder entwickelt, u.a. mit kleineren, 26-zölligen Laufrädern und Lenkeraufsätzen, die zu einer aerodynamisch günstigen Sitzposition beitragen. Zu erwähnen ist weiterhin die strikte Helmpflicht sowie das Verbot des Windschattenfahrens beim Radfahren. Bei Meisterschaften und internationalen Rennen über die "Olympische Distanz" wird das Windschattenverbot ausgesetzt. Für diese Facette des Sports hat sich das Kunstwort Draftathlon etabliert, alteingesessene Langdistanzanhänger sehen die "Draftathleten" oft als Menschen zweiter Klasse an. Die Aufhebung des Verbots ist im deutschen Raum in den späten 1990er Jahren und 2004 heftig diskutiert worden. In einer Online-Petition aus dem Jahre 2004 wurden durch den nationalen Verband vorgenommene Regeländerungen (Aufhebung des Windschattenverbotes für den Breitensport) auf Druck der sportlichen Basis in einer Quasi-Volksabstimmung gekippt.
Verwandte Sportarten, Extrem-Varianten
Eine Variante ohne die Disziplin Schwimmen ist der Duathlon ausgetragen über Lang-, Mittel- und Kurzdistanzen in der Abfolge Laufen, Radfahren und abschliessendem Laufen. Im Winter-Triathlon wird das Schwimmen durch Skilanglauf ersetzt. Es werden auch Wettbewerbe mit den klassischen Disziplinen ausgetragen, in denen das Radfahren ganz oder teilweise mit dem Mountainbike bestritten wird. Wettbewerbe, in denen sich das Laufen direkt der Schwimmdistanz anschliesst heissen Ambathlon, Aquathlon oder Swim&Run. Wird eine vierte Disziplin (etwa Kajakfahren oder Inlineskaten) hinzugefügt, werden diese Wetbewereb als Quadrathlon bezeichnet.
Die Suche nach Grenzen ist es wohl, die zu immer drastischeren Varianten des Triathlon führt. Die Distanzen des Ironman zu verdoppeln oder zu verdreifachen (sog. "Ultra Triathlons") war nur der Anfang dieser Ausuferung. Mittlerweile können sich Athleten auf der 15-fachen Ironmandistanz (57 km Schwimmen, 2700 km Radeln und 633 km Laufen) messen. Die Distanzen werden in der ursprünglichen Reihenfolge am Stück, eventuell unterbrochen durch kurze Pause, bei denen aber die Zeitnahme nicht angehalten wird, absolviert. Außergewöhnliche Erfolge in diesem Extrembereich verbuchte die Bergisch-Gladbacherin Astrid Benöhr, die über die 5-fach und 10-fach Ironmandistanz aktuell die absoluten Weltrekorde hält (74:01:02 sec, bzw. 187:18:37), also auch alle Männer hinter sich gelassen hat.