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Schwarzes Moor

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Aussichtsturm am Rand des Moores
Zentrale Moorfläche

Das Schwarze Moor liegt im Bereich der Bayerischen Rhön am Dreiländereck von Hessen, Thüringen und Bayern. Mit 66,4 Hektar ist das Feuchtgebiet das größte Hochmoor im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Es befindet sich an der Hochrhönstraße BischofsheimFladungen in 770 bis 782 m ü. NN.

Das Schwarze Moor stellt mit der Wasserscheide zwischen dem Main (Streu) und der Weser (Ulster) eine Besonderheit dar. Seit dem 20. Juli 2007 gehört das Moor zu den 100 schönsten Geotope in Bayern.[1]

Geschichte

Der Moorpfad

Im Schwarzen Moor wurde von 1770 bis 1939 Torf abgebaut, es lieferte aber nur geringe Mengen. Das Gebiet steht bereits seit 6. Januar 1939 unter Naturschutz. Danach durfte kein Torf mehr abgebaut werden. Das 66 Hektar große und teilweise über acht Meter mächtige Hochmoor kann noch heute beinahe in seinem ursprünglichen Zustand bestaunt werden, da es nur ehemalige kleine Torfstiche, wie am Wasserloch, gibt.

Im Mai 1987 wurde der erste Moorlehrpfad in Bayern mit einem 2,2 Kilometer langen Bohlensteg durch das Moor eröffnet. Der Weg ist für Fahrräder gesperrt. Auf 23 Informationstafeln wird die Tier- und Pflanzenwelt des Moores vorgestellt. In den vergangenen Jahren wurde der Lehrpfad erweitert und ist jetzt 2,7 Kilometer lang. Im Jahr 2007 wurde am Rand des Moores, direkt am Bohlensteg, ein 17 Meter hoher Aussichtsturm, mit einer 56 Quadratmeter großen Plattform, errichtet.[2]Die Kosten dafür betragen 225 000 Euro.

Geografie und Natur

Randzone: Fichtenwald und Niedermoor mit Kleinseggenried
Kernzone: Hochmoor mit Moorauge

Das Schwarze Moor ist ein Hangmoor, in dem folgende Vegetationszonen – von außen nach innen – vorkommen:

  • Am Rand ein Fichtenforst, eine artifizielle RAD-Altlast, die nach den Plänen des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e. V. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Umweltministerium nach und nach auf natürliche Weichlaubwaldvegetation zurückgeführt werden soll;
  • Niedermoor mit charakteristischer Grasvegetation der Kleinseggenriede (Wollgras, Grau-Segge, Hunds-Straußgras, Sumpfblutauge, Fieberklee);
  • Moor-Randgehänge mit kleinwüchsigen Bäumen und Sträuchern (Moorbirke, Moorkiefer, Rauschbeere, Besenheide, Krähenbeere, Moosbeere) und
  • im Zentrum das Hochmoor, die Heimat der Torfmoose auf stark saurem, nährstoffarmem und wassergesättigtem Boden. Von 30 Torfmoosarten, die es in mitteleuropäischen Breiten gibt, kommen elf im Schwarzen Moor vor. Die Torfschicht erreicht in ihrer Kernzone acht Meter Dicke. Mooraugen von bis zu 2,5 Meter Tiefe und Schlenken ziehen sich durch das Torfgebiet. Verlandende Wasserflächen sind zu Schwingrasen mutiert; seit 2000 sind Wiederbewässerungsmaßnahmen im Gange. Ehemalige Entwässerungsgräben wurden zu diesem Zweck durch kleine Stauwehre verschlossen, um das Wasser zu halten.

Das Schwarze Moor ist relativ arm an Tieren. Birkhuhn, Bekassine, Baumpieper, Kreuzotter und Gemeine Binsenjungfer kommen vor, verhalten sich allerdings scheu und zeigen sich tagsüber dem Besucher selten.

Sage über das versunkene Dorf

Eine Sage über das Moor, erzählt von Max Mölter:

„Das versunkene Dorf
Vor langer Zeit versank am Schwarzen Moor eine Ortschaft, ob es eine Stadt oder ein Dorf war, weiß niemand zu sagen. Die Bewohner wollten von ihrem sündhaften Leben nicht lassen. An die Stelle des Ortes trat ein unergründlich tiefer, schwarzer See, der nach und nach von einer schwarzen Moordecke überzogen wurde. Davon hat auch das Schwarze Moor seinen Namen. In der Tiefe ist aber das Leben des Dorfes noch nicht erstorben. Die Versunkenen gehen jetzt oft in ihre Kirche und bitten Gott reuevoll um ihre Erlösung. An solchen Tagen kann man aus der Tiefe ein Rauschen, Brausen und Orgelklang vernehmen. Dann brodelt und kocht es im Schwarzen Moor, und schlammiges Wasser gärt aus den Mooraugen. Manche, die sich am Rande des Moores hinlegten, konnten das Läuten der Glocken, das Schlagen der Turmuhr und das Krähen der Hähne aus der Tiefe des untergegangenen Dorfes hören.“[3]

RAD-Lager

Eingang zum ehemaligen Reichsarbeitsdienstlager am „Schwarzen Moor“

Ein steinernes Tor im Eingangsbereich erinnert als Mahnmal daran, dass auf diesem Areal das RAD-Lager Hochrhön, auch Dr. Hellmuth-Lager genannt, bestanden hat. Es war als Doppellager angelegt, wurde zwischen August 1934 und Frühjahr 1936 errichtet und beherbergte etwa 300 Personen. Mainfrankens Gauleiter Dr. Otto Hellmuth wollte mit seinem Rhönaufbauplan die wirtschaftlich schwache Region restrukturieren und für die Landwirtschaft öffnen (so genannter Dr-Hellmuth-Plan zur Neuordnung des Gaues Mainfranken). Die Rhön war als Notstandsgebiet, aus der ein Wohlstandsgebiet werden sollte, definiert. Dieses Wirtschaftsprogramm beinhaltete eine deutlich NS-propagandistische und rassistische Komponente; ohne den Plan sei die Bevölkerung dem „wirtschaftlichen und seelischen Verkommen ausgesetzt” und es sei „damit zu rechnen, dass der kranke Teil der Bevölkerung den gesunden vernichte.” Aufgaben des RAD waren Drainagen, Entfernung von Steinen, Fichtenanpflanzungen und Kartoffelanbau. Die Maßnahmen brachten nicht das gewünschte Ergebnis. 1945 wurde das Lager aufgegeben und bis auf die Fundamente abgetragen.

Tourismus

Das Schwarze Moor ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Rhön. Jährlich wird es von 100.000 bis 150.000 Personen besucht und liegt damit hinter dem Kreuzberg an zweiter Stelle in der bayerischen Rhön.[4] Direkt am Parkplatz zum Moor befindet sich das 2005 neu erbaute Haus zum Schwarzen Moor, unter anderem Sitz des Informationszentrums zum Moor.

Quellen

  1. Pressemeldung vom 20. Juli 2007
  2. rhoentourist.de
  3. Zitat stammt aus dem Buch Die Hochrhön. von Heribert Kramm, Seite 25.
  4. Umweltbildungseinrichtung Schwarzes Moor

Literatur

  • Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. 2003.
  • Zweckverband Naturpark Bayerische Rhön (Hrsg.): Naturlehrpfad Schwarzes Moor. Rötter Druck und Verlag GmbH, Bad Neustadt.
  • Willy Kiefer: Die Moore der Rhön. Verlag Parzeller GmbH & Co. KG, Fulda 1996, ISBN 3-7900-0269-0.
  • Hohmann, Joachim s.: Landvolk unterm Hakenkreuz. Agrar- und Rassenpolitik in der Rhön. Ein Beitrag zur Landesgeschichte Bayerns, Hessens und Thüringens, Frankfurt/M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, 1992, ISBN 978-3-631-45093-2

Siehe auch

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