Koblenz-Immendorf
Koblenz-Immendorf | |
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Basisdaten | |
Stadtteil seit: | 1970 |
Fläche: | ??? km² |
Einwohner: | ??? |
Bevölkerungsdichte: | ??? Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 56077 |
Vorwahl: | 0261 |
Kfz-Kennzeichen: | KO
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Ortsbezirk mit Arenberg | |
Ortsvorsteher: | Gerd Giefer |
Koblenz-Immendorf ist ein rechtsrheinischer Höhenstadtteil der Stadt Koblenz am Mittelrhein. Der Stadtteil ging aus der bis 1969 selbstständigen Gemeinde Immendorf hervor, die im genanntem Jahr mit dem Nachbarort Arenberg zur Gemeinde Arenberg-Immendorf fusionierte. Auf Anordnung der rheinlandpfälzischen Landesregierung vom 20. April 1970 [1] wurde die Gemeinde Arenberg-Immendorf am 07. November 1970 in die Stadt Koblenz (als Stadtteile Koblenz-Arenberg und Koblenz-Immendorf) eingegliedert. Der Name Immendorf wird erstmals als "Ibingdorf" in einer Königsurkunde, die auf den 23. März 880 in Frankfurt/Main datiert ist, urkundlich erwähnt. Dieses Dokument beurkundet einen Landtausch zwischen der Abtei Prüm mit dem Grafen Ruotger. Die Gemeinde dürfte jedoch deutlich älteren Ursprungs sein.
Zur Geschichte des Stadtteiles
Über das Alter von Koblenz-Immendorf [2] lassen sich bisher aufgrund von Boden- oder sonstigen Funden keinerlei Aussagen treffen. Eher lassen sich aus dem Namen Immendorf des heutigen Koblenzer Stadtteils Rückschlüsse auf seine Entstehung ziehen. Die Endung -dorf findet sich vielfach bei Orten im Mittelrheingebiet. Diese „-dorf-Orte“ sind im allgemeinen vor und während der Zeit der Eingliederung des Gebietes in den fränkischen Staatsverband bis zum 6. Jahrhundert entstanden. Solche -“dorf-Orte“ bildeten selbständige Wohneinheiten, „die verkehrsmäßig günstig angelegt sind und möglichst größere Höhenlagen und breite Grenzwaldungen vermeiden.“ [2]. Alle diese Kriterien erfüllt Immendorf, so dass eine Entstehung in der hier geschilderten Weise mit großer Gewissheit angenommen werden kann.
Das Fränkische Reich war in Gaue untergliedert. Immendorf gehört zum Engersgau, der sich von Unkel im Norden bis zur Lahn im Süden erstreckte und dort an den Niederlahngau grenzte. Im Jahr 790 vermachte Karl der Große der Abtei Prüm Ländereien im Engers- und im Niederlahngau. Es wird vermutet, das die Abtei Prüm um 880 Ländereien tauschte, die sie nahezu hundert Jahre zuvor von Karl dem Großen als Geschenk erhalten hatte. Im Rahmen eines solchen Landtausches, den die Abtei mit dem Grafen Ruotger unternahm, wird erstmalig der Name „Immendorf“ als „Ibingdorf“ in einem Dokument erwähnt. König Ludwig III. (876 – 882) beurkundete im Jahre 880 diesen Tausch. Die am 23. März 880 in Frankfurt / Main ausgestellte Urkunde existiert nicht mehr im Original. Aber es gibt noch eine Abschrift dieser Urkunde aus dem Liber aureus, dem goldenen Buch von Prüm, die wohl spätestens um 1100 angefertigt wurde. Diese Abschrift befindet sich heute in der Stadtbibliothek Trier und belegt die mindestens 1100-jährige Geschichte dieses Koblenzer-Stadtteils.
In den folgenden Jahrhunderten wird der Ort Immendorf (oder Eymentorff und Imendorf) in verschiedenen Urkunden erwähnt. Aus dem vorliegenden Material lässt sich aber keine durchgängige Geschichte des Ortes ableiten. [2].
In Immendorf besaßen verschiedene Herrschaften größeren Landbesitz. Neben der Abtei Prüm besaß die Abtei Herford (Westfalen), die 868 von König Ludwig dem Deutschen der Herrenhof Overanberg (Arenberg) als Schenkung erhalten hatte. Auch die Helfensteiner, die ursprünglich das Meieramt für dieses Hofgut inne hatten, treten später als Grund- und Gerichtsherren in Immendorf in Erscheinung. Auch die Koblenzer Steuerbehörde verfügte über Besitz in Immendorf. 1211/1214 hatte Immendorf an den Koblenzer Königshof, den Heinrich II. dem Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg geschenkt hatte, Sach- (Hafer, Hühner) und Dienste zu entrichten. Die Trierer Erzbischöfe waren zeitweise auch direkte Besitzer von Gütern in Immendorf. Ab 1692 hatte das Kloster Herford dem Trierer Kurfürsten die Oberhoheit über die Besitzungen verkauft. Immendorf wurde auf diese Weise kurtrierisches Lehen.
Wesentliche territoriale Änderungen brachte die Französische Revolution auch für Immendorf mit sich. Die Fürsten von Nassau-Usingen, Nassau Weilburg und Wied-Runkel mussten im Frieden von Lunéville ihre linksrheinischen Besitzungen an Frankreich abtreten. Sie wurden dafür mit rechtsrheinischen Gebieten entschädigt. So erhielt Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 den auf dem rechten Rheinufer gelegenen Teil von Kurtrier. Es wurde eine nassauische Regierung in Ehrenbreitstein eingerichtet, die auch Immendorf verwaltete.
Per Vertrag trat Nassau am 31. Mai 1815 die Gemeinden Immendorf, Neudorf (heute zu Niederberg), Arenberg, Ehrenbreitstein mit den Mühlen Arzheim, Pfaffendorf und Horchheim an Preußen ab. Nassau behielt vom Amt Ehrenbreitstein die Gemeinden Arzbach, Kadenbach, Neuhäusel, Eitelborn und Simmern, die jetzt dem Amt Montabaur zugeordnet wurden.
Ab 1815 kann von Immendorf im verwaltungsmäßigen Sinn von einer selbstständigen Gemeinde gesprochen werden. Die Selbstverwaltung übernehmen der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung unter Aufsicht der zuständigen Regierung. Der Ortsvorsteher wird als „Schöffe“ oder auch als „Vorsteher“ bezeichnet. Für die Anwendung einheitlicher Maße wird von der Gemeinde ein sogenannter „Mötter“, ein amtlicher Fruchtmesser, bestellt.
1825 wurden offiziell die lehensrechtlichen Bindungen der Immendorfer Ländereien aufgehoben. Durch sukzessiven Kauf dieser Parzellen durch Immendorfer Bürger wurden diese Ländereien in freies Eigentum überführt.
Um einer bevorstehenden Eingliederung der Gemeinde in die Stadt Koblenz aufgrund der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreorganisation [3] zu entgehen, bildete die Gemeinde Immendorf zusammen mit dem Nachbarort Arenberg am 7. Juni 1969 die gemeinsame Gemeinde Arenberg-Immendorf. Die beiden Gemeinden hatten sowieso schon lange Zeit erfolgreich in kommunalen Bereichen des Schulwesens und der Unterhaltung der Friedhofsanlage zusammengearbeitet. „Wer aber gemeint hatte, damit sei die Gemeindereform beendet, der wurde bald eines besseren belehrt.“ [4] Am 20. April 1970 [5] verfügte die Landesregierung von Rheinland-Pfalz die Eingliederung von Arenberg-Immendorf in die Stadt Koblenz. Die letzte Sitzung des Gemeinderates fand am 5. November 1970 statt, ehe die Eingliederung in die Stadt Koblenz am 7. November 1970 vollzogen wurde.
Die Eingliederung der Gemeinde Immendorf (genauer der ehemaligen Gemeinden Arenberg und Immendorf) nach Koblenz stellte keinen absoluten Bruch im Leben des Gemeinwesens dar. Das Vereinsleben und das Engagement der Bürger entwickelte sich fort. So konnte im Jahre 1980, zehn Jahre nach der Eingliederung, das 1100-jährige Geburtstag des Stadtteils Koblenz-Immendorf gefeiert werden. [6]
Feste – Feiern und Vereine in Immendorf
In Immendorf herrscht ein reges Vereinsleben, das durch die Eingemeindung nach Koblenz im Jahr 1970 in keinerlei Weise gebrochen wurde. Im Gegenteil, das Angebot der örtlichen Vereine hat den vielen zugezogenen Bürgern die Integration in das Gemeinschaftsleben erleichtert. Im Folgenden werden die Immendorfer Vereine nach ihrem Gründungsjahr aufgelistet. [7]
- 1890: Männer-Gesang-Verein „Frohsinn“ Immendorf
- 1899: Turn- und Sportverein 1899 Immendorf
- 1951: Musikverein „In Treue fest“ Immendorf
- 1958: AIV – Arbeitsgemeinschaft Immendorfer Vereine (Saisonunternehmen für die Vorbereitung und Durchführung einer Karnevalssitzung)
- 1963: Kaninchenzuchtverein Immendorf
- 1974: Anglerverein „Flotte Forelle“
- 1974: Kirmesgesellschaft Immendorf (neu gegründet unter Rückgriff auf alte Traditionen)
Anhang: Königsurkunde
Im folgenden wird die Königsurkunde, in der "Immendorf" erstmalig urkundlich erwähnt wird im lateinischen Original sowie in einer deutschen Übersetzung wiedergegeben:
"In nomine sancte et individue trinitatis. Hludouuicus divina favente gratia rex. Notum sit omnibus sancte die ecclesie fidelibus nostrisque praesentibus scilicet et futuris, qualiter quidam fidelis noster nomine Ruodkerus comes nostram precatus est celsitudinem, ut ei per nostrum consensum cum Ansbaldo venerabili abbate quoddam concambium facere liceret, quod et Balduinus patruus eisu similiter per consensum nostrum fieri alio concambio rogavit. Quorum petitionibus ob nostre mercedis augmentum assensum praebentes decrevimus ita fieri. Traditit itaque praedictus Ruodgerus de rebus proprietatis sue ad partem sancti Salvatoris ad monasterium Brumiense in pago nuncupato Enrichi in comitatu ipsius in Gambrikeromarku mansos ll; econtra acceptit ipse de rebus sancti Salvatoris in pago Engiriscgeuui in Ibingdorf mansos ll. Tradidit autem patruues eius Balduuinus ad monasterium iam dictum in praenominata Gambrikeomarku mansum i; econtra acceptit ipse in Aumenzu de rebus sancti Salvatoris similiter mansum unum. Unde huius nostre consensionis praeceptumfieri iussimus, per quod decernimus atque iubemus, ut quicquid pars alteri contulit, firmum et inviolabile deinceps maneat. Et ut hec nostre consensionis auctoritas firmior habeatur et per futura tempora a fidelibus nostris melius credatur et diligentius observetur , manu propria nostra subter eam firmavimus et anuli nostri impressione assignari iussimus."
Signum Hludouuici (M.)c serenissimi regis
Uuolfherius cancellarius advicem Liutberti archicancellari recognovi.
Data X kal. apr. anno dominici incarnationis DCCCLXXX, indictione XI, anno llllto regni Hludouuici serenissimi regis; actum Franconofurt; in die nomine feliciter amen.
Übersetzung: Dr. Johannes Simmert
"Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Ludwig durch die Huld der göttlichen Gnade König. Bekannt sei allen unseren lebenden und zukünftigen Gläubigen der heiligen Kirche Gottes, daß der Graf Rotger, ein Gefolgsmann von uns, unsere Erhabenheit bat, ihm unsere Zustimmung zu einem Gütertausch mit dem ehrwürdigen Abt Ansbald zu erteilen. Auch sein Onkel Baldwin erbat ebenso unsere Zustimmung zu einem anderen Gütertausch. Um der Vermehrung unseres Heils willen erhörten wir ihre Bitten und beschlossen folgendes: Der erwähnte Ruotger also überträgt von seinem Eigenbesitz an das Kloster St. Salvator zu Prüm zwei Hufen, gelegen in seiner Grafschaft dem Engersgau, und zwar in der Gemarkung Gemmerich. Als Gegenleistung erhält er aus dem Güterbesitz des Salvatorklosters zwei Hufen zu Immendorf im Engersgau. Ferner überträgt sein Onkel Baldwin an das schon genannte Kloster eine Hufe in der bereits genannten Mark Gemmerich, wofür er aus den Gütern des Salvatorklosters in gleicher Weise eine Hufe zu Ems (oder Aust?) als Gegenleistung erhält. Daher haben wir angeordnet, daß das Gebot unserer Zustimmung ausgeführt werde, durch das wir entscheiden und befehlen, was auch immer ein Tauschpartner dem anderen überträgt, in Zukunft dauerhaft und unverletzlich bleiben soll. Und damit diese unsere Zustimmungsurkunde besser eingehalten, in zukünftigen Zeiten von unseren Getreuen aufrichtiger geglaubt und sorgfältiger beachtet werde, haben wir sie weiter unten mit unserer eigenen Hand vollzogen und mit dem Aufdruck unseres Ring(Gemmen-)Siegels beglaubigen lassen."
Monogramm Ludwigs, des erhabensten Königs. Ich Wolfher, der Kanzler habe anstelle der Erzkanzlers Liutbert gegengezeichnet.
Gegeben an den X. Kalenden des Aprils, im Jahre der Fleischwerdung unseres Herrn 880, in der XI. Indiktion, im 4. Jahr der Königsherrschaft Ludwigs, des erhabensten Königs. Geschehen zu Frankfurt, im Namen Gottes sei Heil, Amen.
Literatur
1.) Ortsring Immendorf (Herausgeber), Hans-Rudolf Perschbach (Redaktion) et al.: 1100 Jahre Immendorf 880 – 1980, Koblenz-Immendorf 1980, 108 Seiten
Fußnoten
- ↑ Staatsanzeiger Nr. 15, Seite 103
- ↑ a b c Schilderung nach: Hans-Rudolf Perschbach: Zur Geschichte des Stadtteils Koblenz-Immendorf, in 1.) p. 13 – 16.
- ↑ § 9 des fünften Landesgesetzes über die Verwaltungsvereinfachung vom 14. Februar 1969
- ↑ hierzu: Gerhard Voell: Immendorf verliert seine Selbstständigkeit in 1.) p. 24 -27
- ↑ Staatsanzeiger Nr. 15, Seite 103
- ↑ Dieser geschichtliche Abriss der ehemaligen Gemeinde und des jetzigen Koblenzer Stadtteiles Koblenz-Immendorf wurde verfasst nach: Hans-Rudolf Perschbach: Zur Geschichte des Stadtteils Koblenz-Immendorf, in 1.), p. 13 - 16 und Gerhard Voell: Immendorf verliert seine Selbstständigkeit, in 1.), p. 24 - 26
- ↑ Weitere Informationen zu Immendorfer Vereinen: Heinrich Giefer: Feste – Feiern – Geselligkeit – Vereine, in 1.) p. 68 – 80
- ↑ Die Königsurkunde im lateinischen Urtext und deutscher Übersetzung von Dr. Johannes Simmert, aus 1.) p. 17 – 21